r. Bo« Bodensee, 18. Ott. Zum Mord in Güttingen. In der Untersuchung gegen den -»geblichen Zahnarzt Meter und seine Konkubine Josefine Zapf in Tettnang find nun schwerwiegende Beweise für die Schuld der beiden in Zürich gesunden worden. Beim schweizerischen Bankverein in Zürich konnten sechs Obligationen der thur- gauischen Hypothekenbank beschlagnahmt werden, die nach­weisbar Eigentum des ermordeten Rätzer waren und am Tage nach dessen Ermordung vermutlich von der Mittäter!« Josefine Zapf verkauft würden. Der ermordete Rätzer hinter-- lieg ein Vermögen von rund 306600 dar in drei Grundstücken im Wert von ca 200 000 und im übrigen in Wertpapieren und Bargeld bestand. Die Räuber leerten den Kaffenfchrayk,.Völlig. Die Zapf gibt zu., am Tage nach dem Mord die verschwundenen sechs turgaüischen Obliga­tionen verkauft zu haben und zwar will sie dies im Auf­träge eines Herrn, der sich Müller nannte, getan haben. Auch gibt sie an, daß sie von einem fremden Herrn für ein kleines, ihr gehöriges Gemälde 3000 Frs. erhielt. Parallel mit der Untersuchung wegen des Göttinger Mords führt das Bezirksamt Uuterrheintal eine Untersuchung gegen Meier wegen Ermordung seines früheren Dieners Rosstet in Tigelberg bei Rheineck. Gegen die Josefine Zapf wird von der zärichischen Bezirksavwaltschaft eine Spezialunter­suchung wegen Diebstahls durchgeführt. Die Zapf soll als Haushälterin eines Arztes in Zürich wertvolle Ringe und andere Schmuckgegenstände gestohlen haben. Man ist gegen­wärtig daran, auch diese verbrecherische Tätigkeit der Zapf gründlicher aufzuklären. Meier soll in den letzten Tagen ein Geständnis abgelegt haben.

Deutsches Reich.

Ei» Antomobilerlebnis der Kaiserin.

Berlin, 18. Oktbr. Die Kaiserin ist gestern mit knapper Not einer folgenschweren Automobil-Kollision entgangen. Die hohe Frau fuhr kurz nach 3 Uhr nach­mittags mit dem Prinzen Joachim in einer offenen Hof-Equi- page von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche her die Tauentzinstraße herab. An der Nürnbergerstraße bog dar kaiserliche Gefährt nach Norden um und hatte gerade den nach dem Zoologischen Garten zu belegenrn Damm erreicht, als mit rasender Geschwindigkeit die Autodroschke 9314 von Osten kommend heransauste. Die Kaiserin erhob abwehrend die Arme, Prinz Joachim sprang im Wagen auf und beugte sich über seine kaiserliche Mutter. Im letzten Augenblick gelang es dem Automobilführer, sein Automobil zum Stehen zu bringen, so daß nur das rechte Trittbrett des Wagens der Kaiserin beschädigt wurde, die hierauf ihre Fahrt nach dem Schloß Bellevue fortsetzte.

Ei» unglückliches Erlebnis de- Reichskanzlers.

Kleiu-Flottbek, 17. Ott. AIS Reichskanzler Fürst Bülow sich heute vormittag von Klein-Flottbek nach Ham­burg begeben wollte, um dem ersten Bürgermeister Dr. Slawpmann einen Besuch abzustatten, benutzte er für die Fahrt von Klein-Flottbek bis zum Rathaus eine vor dem Parkhotel in Flottbek stationierte geschloffene Automobil­droschke der Ledag-Gesellschaft. In der Nähe von Ottensen hatte die Droschke das Unglück, eine bejahrte Frau zu überfahren, die unmittelbar vor ihr die Chaussee kreuzte. Der Reichskanzler ließ sofort halten und verweilte, an der Unglücksstätte, bis ärztliche Hilfe eingetroffen war, die leider nur den sofort eingetretenen Tod konstatieren konnte. Der Reichskanzler ließ durch einen in der Nähe befindlichen Polizeibcamten die Nummer der Droschke und den Namen des Führers feststellen, den übrigens keine Schuld zu treffen scheint. Der Reichskanzler setzte später die Fahrt nach Hamburg mit der elektr. Straßenbahn fort.

Hamburg, 18. Okt. Die gestern von de« Automo­bil, in welchem der Reichskanzler saß, überfahrene Frau Schichtmann, eine 80jährige Rentiere, hatte die Straßen­

bahn besteigen wollen, war aber wegen Ueberföllung abge­wiesen worden und wpllie nun kurz vor dem Automobil die Straße überschreiten. Die, Frau wurde, von,dem in rascher Fahrt daherkommenden Automobil umgeriffen und über­fahren. Die Müder gingen der Unglücklichen über Brust und Hals. Der Reichskanzler ließ sofort halten und ver- anlaßte, daß die schwer verletzte Frau in ein nahe gelegenes Haus geschafft wurde. Eine Sanitätskolonne der Feuer- , wehr übernahm den Transport der Verunglückten ins - Krankenhaus.. Auf de« Wege dorthin ist die: Frau ge- -storben. Der Reichskanzler zog in der Leichenhalle persön­lich Erkundigungen über die Verhältnisse und die Ange­hörigen der Verunglückten ein.

Berlin, 18. Ott. Heute vorm. 11 Uhr fand in der Kapelle des K. Schlosses die Einsegnung des Prinzen Joachim von Preußen statt, der zwischen dem Kaiser und der Kaiserin die Kapelle betrat. Der Kronprinz führte die Herzogin Wera von Württemberg. Prinz Joachim nahm dem Altar gegenüber Platz. Hinter ihm der Kaiser und die Kaiserin und hinter diesen die Fürstlichkeiten und Prin­zessin Viktoria Luise. Die Feier eröffnest der Domchor mit dem Gesang:Gott heiliger Geist, erfülle die Herzen". Dann hielt Oberhofprediger Dr. Dryander die Konfirmations­rede. Nach einem Gesang des Domchors verlas der Prinz das von ihm verfaßte Glaubensbekenntnis. Es folgte dann die Einsegnung durch den Oberhofprediger. Mit Gebet, Vater unser und Segen schloß die Feier. Die kaiserliche Familie blieb zurück und nahm das heil. Abendmahl.

Berlin, 18. Ott. Aus Mailand meldet dieVoss. Ztg." vom 17. d. M.: Die hiesigen Eisenbahner haben heute nachmittag den Beschluß des Eisenbahnrats, die Teil­nehmer am letzten Geueralausstand zu bestrafen, vernom­men und sofort mit dem passiven Widerstand begonnen. Wie ein Mitglied des Vorstands des Eisenbahnerbunds einem hiesigen Journalisten aufs bestimmteste erklärt hat, wird heute nacht*in ganz Italien der Generalausstand sämtlicher Eisenbahner anfangen, auch wenn die Militäri- sation angewendet werden würde. Dieser Ausstand würde so lange dauern, bis jene Gesetzesbestimmung, welche den Streik der Eisenbahner als Verbrechen erklärt, abgeschafft wäre. Dabei würde die Unterstützung des gesamten italie­nischen Proletariats als selbstverständlich erwartet.

Straßburg, 18. Ott. Am 16. Ott. nachmittags 3.20 Uhr, registrierten die Instrumente der kaiserlichen Hauptstation für Erdbebenforschnng in Straßburg ein starkes Fernbeben, dessen Herd 9 bis 10000 Kilometer ent­fernt liegt. Die Aufzeichnungen dauerten etwa 2 Stunden. Das Maximum der ausgezeichneten Bewegung liegt gegen 4 Uhr.

Kassel, 18. Okt. Ein mysteriöser Fund wurde unweit des Karl Auenparkes gemacht. Man fand am Fulda- Ufer einen Reisekoffer, dem Studenten der Philosophie Emst Besserer auS Göttingen gehörend, gebürtig aus Duis­burg. Laut Niederschrift in einem Vorgefundenen Notizbuch hat er Selbstmord durch Ertrinken geübt. Die Leiche ist jedoch bis jetzt noch nicht aufgefunden worden.

Benthe» (Oberschlrfien), 17. Ott. Heute früh wurden die Roßschlächter Lteberka und der Gehilfe Kioltyka, die die beiden Arbeiter Brunner und Brander ermordet und die Leichen in bestialischer Weise zerstümmelt hatten, i« hiesigen Gefängnishof hingerichtet.

Montignos» Toselli.

Dresden, 18. Okt. Die Verhandlungen mit Frau Toselli wegen Herausgabe der Prinzessin Anna Pia Monika wurden, wie ministeriell mitgeteilt wird, definitiv abge­brochen, da Frau Toselli solche Anforderungen stellte, welche vom Dresdener Hofe schlankweg abgelehnt werden mußten.

Die Zivilklage auf Herausgabe der kleinen Prinzessin wurde infolgedessen vom deutschen Konsul in Florenz bei dem dortigen Zivilgericht überreicht und stützt sich auf den

im Borjahre zwischen der Gräfin Montkgnoso und dem Könige von Sachse» abgeschlossenen Vertrag.

Ausland.

Wie», 18. Okt. Die Mitteilungen über das Be- ftnjden des Kaisers find heute nicht so rosig. Im Laufe der Nacht stellte sich mehrmals Hustenreiz mit Hustenan­fällen ein. Infolgedessen schlief der Kaiser nur wenig. Die Temperatur erhöhte sich nicht. Die Aerzte haben heute eine leichte Verschlimmerung der katarrhalischen Er­scheinungen festgestellt und finden den Zustand weniger be­friedigend als gestern. Infolge der gestörten Nachtruhe ist auch der Kräftezustand nicht so günstig, doch ist der Ap­petit gut.

Lodz, 17. Ott. Heute, um 11V» Uhr vormittags, überfielen etwa 30 Banditen den Kassierer der Fabrik Hewel, der Geld für die Handelsbank mit sich führte. Sie raubten 22 054 Rubel. Eine Privatperson, die in einer Droschke folgte wurde gleichfalls beraubt und zwar um 400 Rubel. Während deS Kugelwechsels wurde das Pferd ge­tötet und ein Polizist verwundet. In der Verwirrung wurde ein Bandit von seinen Mischuldigen erschossen. Die übrige» entkamen mit dem Gelde.

Winnipeg, 17. Okt. Marconis drahtlose Telegraphie wurde zwischen Glace Bay (Neuschottland) und Clifden (Irland) heute für geschäftliche Zwecke eröffnet.

Zur Hebung des Hufbeschlags.

Es wird uns geschrieben:

In dem Artikel in Nr. 244 d. Blts. wird ausgesührt, daß es sich beim Hufbeschlag nicht bloß um ein Gewerbe, sondern um eine Kunst handle, daß der Hufschmied sehr tüchtig sein müsse und daß er zudem haftpflichtig sei für etwaige Schäden, welche aus fehlerhaftem Beschläge ent­stünden. Ich frage nun, ob es bei alledem nicht geboten wäre, daß die Behörde einen einheitlichen und lohnenden Preis für ein Hufeisen festsetzen würde; dann könnte man­chem Pferde, daS der Billigkeit wegen bisher schlechten Beschlag erhielt, auch zu einem gut sitzenden Eisen geholfen w erden. __

Landwirtschaft, Handel and Verkehr

,r. Stuttgart, IS. Oktober. Gchlachtviehmarkt

Ochsen. Bullen. Kalbein «. Küh«. Kälber. Schweine. Zugetrieben: 25 153 I9S 482 8S3

Verkauf':

2» 1l6

120

419

765

Srlö» au» '/, Schlachtgewicht.

Pfenni,

Pfennig

Ochsen

von bi»

Kühe

von

61 bi» 70

- -

42 . 52

Bulle»

. 69 . 70

Kälber

*

82 . 84

. 87 . 68

79 . 81

Stiere und

75 . 78

Jungrinder

. Sl . 83

Schweine

64 , 65

. 78 . 80

E

63 . 63

. 78 . 77

W . 59

Verlauf des Markte»: langsam, r. Ul«, 18. Okt. Dir Mostobstpreise find hier im Fallen b«,rissen. Für den Ztr werden 8.907.30 für den Wagen 1320-1370 bezahlt. ».»nische» Obst kostet 6 ^ pro Ztr. iA

Berzeichms der Märkte i« der Umgegend.

Vom 21.-26. Okt.

Ergen,ingen: 21. Okt. Krämer- und Biehmarkt.

Neubulach: 21. , ,

Simmir-feld: 22. , , , .

Neuweilrr: 24. » » » »

Magenleidende« SLVLL

-"_»ti»» nun»,» Z».

in (Württ) mit, wie er ans einfach» Weis«

von feinem lau»»« und qualvolle» Magenlridrn befreit wurde.

Witterungsvorhersage. Sonntag den 20. Oktbr. Vorwiegend heiter, trocken und mild, morgens neblig.

Druck und Verla» der ». W. Zaiser'sche« Buchdruckrrei (Gmi! jjaiser) Nogow. Für dir Stedoktio» verantwortlich K Pa x r.

Bekanntmachung.

Die K. Post- und Telegraphenverwaltung beabsichtigt, entlang der Körperschaftsstraße Böfiugen-Pfalzarafenweiler bis zu ihrer Kreuzung mit der Körperschaftsstraße Nagold-Pfalzgrafenweiler ein Fernsprechgestäng zu erstellen.

Der Plan ist in Gemäßheit des 8 7 des Telegraphen-Wege-Ge- setzes vom 18. Dezember 1899 bei dem K. Postamt Nagold auf die Dauer von 4 Wochen öffentlich ausgelegt.

Tübingen» den 17. Oktober 1907.

K. Telegraphen lnspektion:

Mößinger.

Markt-Amkiae.

Am Kirchweihmorttckg 21 . Okt. A.

findet hier der

Kramer-, Vieh- u. Schweiuemarkt

statt, wozu einlader.

Neabnlach, den 16 Oktober 1907.

Gemeinberat.

Nagold.

Von der Amtskorporation werden

M Ui.

zu 4"/. und halbjähr. Verzinsung,

a»fz«neh«e» gesucht. Oberamtspsleger: Rapp.

Die Gemeinde sucht einen ca 2 Jahre alten

Simmenthaler-

Farre«

zu kaufen.

Offerte wollen innerhalb 8 Tagen unter Alter und Preisangabe ge­richtet werden an das Schultheißen­amt.

«ltensteig-Dorf, d. 19. Ott. 1907.

_ Gememderat.

Uuterschwaudorf.

Wegen Verheiratung des jetzigen, suche ans Martini einen tüchtigen

Pferdeknecht.

Gotspiichter Könekamp.

Nagold.

Wmiec ttiMmMilk

der Töchter.

Es beginnt der Unterricht für die L4jährigen Töchter a« Dienstag den SS., für die ISjährige» am Mittwoch de« SS. Okt., je nachmittags 1'/' Uhr. Die Eltern und Dienstherren werden ersucht, die Pflichtigen Töchter zu pünkilichem und regelmäßigem Besuch der Schule anzuhalten.

Den 19. Oktober 1907. ^ ^

Kgl. Ortsschulinspektorat:

Remppis, Stadtpfarrver».

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