81 . Jahrgang.

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Mit dem

Plauderstübch'«

und

Gchwäb. Landvi't,

^ 246

Kagokd, Samstag den 19 . Hktoöer

1907

Vekattttlmachttttg.

Da gegenwärtig das Wasserreservoir in Aichelberg mit Jnertol angestrichen wird, so kann nur eine Kammer desselben benützt werden, eS muß daher bei dem Wasser­verbrauch größte Sparsamkeit beobachtet werden.

Die Ortsbehörden der 'Gemeinden der Schwarz­waldwasserversorgung haben den Feuerwehrkommandanten alsbald zu eröffnen, daß bis aus Weiteres keine Feuer­wehrproben unter Verwendung von Wasser vorgenommen werden dürfen.

Nagold, 18. Oktober 1807.

K. Oderamt.

I. V. Mayer, Reg.-Ass.

-UolMsche KeSerstcht.

Dev Baudesrat wird in seiner nächsten Sitzung über die Abhaltung einer Viehzählung am 2. Dezember 1907 Beschluß fassen. Bekanntlich sollten diese Zählungen zunächst nur alle fünf Jahre stattfinden, und zwar ab­wechselnd eine große und eine kleine. Mit Rücksicht aber auf die höchst bedeutenden Interessen, welche mit der rich­tigen Beurteilung der Entwicklung unseres Viehstandes und unserer Fleischversorgung verknüpft sind, soll diesmal wiederum eine große Viehzählung stattfinden, obwohl nach der letzten regelmäßigen von 1900 noch eine außerordentliche Vieh­zählung 1904 eingeschoben war.

Zur Unterstützung des niedere» landwirtschaft­lichen Unterrichtswesens werden im kommenden preuß. Staarshaushaltsetat die betreffenden Fonds verstärkt wer­den, um diesen Zweig noch mehr als bisher zu fördern.

Mit der Drucklegung des Reichshanshalts- etats für LS08 ist nun begonnen worden; es find dem Kundesrat bereits einige Spezialetats zugegangen. Die Beratungen über den Etat sollen im Bundesrat tu der nächsten Woche beginnen und so gefördert werden, daß es möglich sem wird, den gesamten Etat dem Reichstag gleich bei seinem Wiederzusammentritt vorzulcgen.

Der schwedische Kriegsmiuister erklärte gegenüber Gerüchten von militärischen Maßnahmen Schwedens gegen Norwegen, daß Schweden keine Befestigungsanlagen an der norwegischen Grenze plane, und daß der schwedische Heeres­etat keine Forderungen enthalte, die nicht schon lange be­kannt seien.

Eine türkische Bande griff bei Poptschewo (Kasa Stumitza) bulgarische Landleute an und lötete vier Bauern. Hinzueilendcs Militär wurde von der Bande, die durch Dorfbewohner verstärkt wurde, zurückgetrieben. Eine bul­garische Bande brachte bei Nadovischte zwei Kutzowallachen und zwei Frauen um.

Nach Meldungen aus Marokko soll der Mara- but Bu Djehad Jui, der sich dem General Drude zur Ver­fügung stellte, mit diesem zusammen Vorgehen, um die noch unbotmäßigen Schaujastämme zu unterwerfen und die bereits unterworfenen gegen die Angriffe jener zu schützen. Die von Buchda ben Bagdadi nach Cedalla geführte Mahalla des Sultans Abdul Asts besteht aus 3000 Mann Fußvolk und 50 Rettern, die nur zu zwei Dritteln bewaffnet sind, aber einige Kanonen mit sich führen. Buchda ben Bagdadi hat eine Geldsumme erhalten, die genügen dürste, die Truppen 20 Tage lang zu besolden. Man hält einen Zu­sammenstoß der Mahalla mit dem nach den letzten Nach­richten nur noch einen Tagesmarsch von Casablanca ent­fernt stehenden Heereshaufen Mulay Haftds für möglich. Diese Mahalla soll sehr schlecht bewaffnet, aber an Gesamt­zahl den Truppen Buchda ben Bagdadis um das Doppelte überlegen sein. Die Garnison von Mogador soll vom Wachsen durch 430 Mann unter einem eingeborenen Führer, der von der französischen Milttärmisficn ausgebildet ist, AAarkt werden. Dm beiden Abgesandten Muley Ha- stds, die in Berlin eingetroffen sind, ist dort dasselbe Los zuteil geworden, wie in London, sie wurden nicht empfangen. Als die beiden gestern ihren Dolmetscher mit der Bitte um eine Audienz m das Auswärtige Amt sandten, wurde dem Manu die Antwort zuteil, daß die Abgesandten nicht emp- fangeu werden könnten. Mehr Glück haben die Abgesandten des Sultans Abdul Asis in Paris; denn wie von dort gemeldet wird, sind die Verhandlungen zwischen der marok­kanischen Staatsbank und den Abgesandten schon ziemlich weit gediehen. Der Sultan wünsche ein Darlehn von 5 Millionen Frank. Nach Berichten aus Tanger sind die Guter der nach Europa entsandten Vertreter Mulay Hafids im Auftrag des Sultans Abdul Asis eingezogen worden.

Hages-Meuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 19. Oktober

Telephonsache. In den nächsten Tagen gelangt im hiesigen Bahnhofgebäude ein Fernsprechautomat zur Aufstellung, der zum Verkehr innerhalb der 10 ^-Zoue dient. Gebrauchsanweisung ist am Apparat angebracht.

-p- Gündrirrge«, 17. Oktbr. DerSt.-A." bringt Lie Nachricht, daß vom Bischof von Rottenburg die Pfarr­stelle Hosen bet Cannstatt unserm Pfarrverweser Adis verliehen wurde. Nur ungern steht die Gemeinde den Herrn scheiden, der es in kurzer Zeit verstand, sich die Liebe und HochaMrmg der Pfarrangehörigen zu sichern. Die Hopfen unseres Tales find abgesetzt. Die Preise spielten zwischen 30 und 50 Es dürfte auch an dieser Stelle der Rat nicht unangebracht sein, die Hopfenkulturan den Nagel zu hängen", da sie sich bet diese» Preisen doch nicht rentiert. Die betr. Grundstücke könnten sicher nutzbringen­der angebaut werden.

Herreuberg, 18. Okt. (Korr.) Ein junger Maler­meister aus Stuttgart, der an der neusrbauten Villa des Oöerbaurats Kapp in Gültstcin beschäftigt war, stürzte von einem Gesims im I. Stock ab und erlitt Verletzungen, welche seine Ueberführung ins Krankenhaus notwendig machten.

r. Stamuchei« b. Calw, 18. Okt. Die hiesige Ge­meinde, die teilweise seit 1871 eine Wasserleitung mit natür­lichem Druck besitzt, beabsichtigt nun für alle Einwohner die Wohltat einer solchen Hauswafferleitung zu beschaffen. Der staatliche Techniker ist bereits mir der Ausarbeitung eines Planes beauftragt. Wasser ist genügend vorhanden; doch muß es mittelst eines Motors in die hochgelegenen Häuser gepumpt werden.

Zu dem Bannnglück auf dem Platz der Legions­kaserne. Vorgestern nachmittag wurde die gerichtliche Sektion der bei dem Einstuz getöteten Italiener im Leichen- haus des Pragsriedhofs vorgenommen, nachdem die Staats­anwaltschaft den Zusammentritt einer Sachverständigen­kommission veranlaßt, der die Professoren der Baugewerkschule, Baurat Groß und Gunzenhauser, angehören. Die Arbeiten an der Unglücksstelle find natürlich wegen dieser Untersuchung an Ort und Stelle bis auf weiteres eingestellt. Wie man hört hat die Berliner Unternehmerfirma Krüger und Lauer­mann die Bauausführungen des der Rheinischen Kreditbank in Mannheim noch gehörenden Areals um 2 Millionen übernommen und damit die Kostenberechnung der Stuttgarter Firma Bihl u. Woltz um eine halbe Million unterboten. Eine Stuttgarter Firma ist bei der ganzen Ausführung nicht beteiligt, wobei bemerkt werden muß, daß das große Areal an der Marien- und Königstraße, auf dem ein Hotel erbaut werden soll, aus dem übrigen Block aus­scheidet. Die Erbauung dieses Teils wird im Auftrag einer besonderen Gesellschaft durch die Architektenfirma Heim u. Früh erfolgen.

Weiter erfährt der Schw. M., daß nunmehr gegen den bau­ausführenden Architekten Voruntersuchung wegen fahrlässiger Tötung eröffnet ist. Die Untersuchung wird von Landrichter Albus geführt, als Sachverständige find Baurat Schmtd-Obertürkheim und Profcssor Nill-Stutt- gart tätig. Sobald die nötigen Schutzmaßregeln getroffen sind, wird mit dem Abbruch der stehen gebliebenen Teile, soweit deren Entfernung aus Sicherheitsgründen erforder­lich ist, sowie mit der Aufräumung der Trümmer begonnen werden. Die Aufräumung wird unter.'sachverständiger Aufsicht und Leitung vor sich gehen. Die Maße wesent­licher Bruchstücke, so insbesondere der eisernen Träger, wer­den sofort an Ort und Stelle festgestellt. Hiedurch, sowie durch wiederholte mit der Aufräumung Hand in Hand gehende photographische Aufnahmen der Trümmer soll die Möglichkeit einer zuverlässigen ideellen Rekonstruktion des eingestürzten Gebäudeteils und damit der Weg zur Auffindung der bet seiner Errichtung vorgekommenen Bau­fehler geschaffen werden.

Stuttgart, 17. Okt. Die Stuttgarter Friedeus- gesellschaft hielt letzten Dienstag ihre Generalversammlung ab. Stadtpfarrer Umfrid sprach überPatriotismus und Menschheitsliebe" unter großem Beifall. Er stellte 10 Thesen auf, über die sich eine lebhafte Debatte entspann. Der Hauptgedanke, den der Redner vertrat, war etwaZfolgen- der: Die Vaterlandsliebe ist an sich keine Tugend, sondern ein Naturtrieb, der wie andere Triebe zum Fehler wie zur Tugend werden kann. Fehlerhaft ist der Patriotismus, wenn er in Vergötterung, Umschmeichelung, Selbstbereicherung

des eigenen Volkes Md in den Haß der fremden Lander auSartet. Tugendhaft wenn er sich in selbstloser Unter­ordnung des JndividiumS gegen das Ganze, in treuer Pflicht­erfüllung und Opserwilligkeit zeigt. Derjenige, der daS Leben hochschätzt Md dennoch bereit ist, es, wenn es sein muß, fürs Vaterland hinzugeben, bringt ein größeres Opfer als derjenige, der es verachtet. Ebenso natürlich me die Vaterlandsliebe ist die Menschheitsliebe. Jeder einzelne ist nicht blos Angehöriger einer bestimmten Nation, sondern er ist vor allem Mensch, ja man kann sagen: Er ist 2000 mal Mensch, bis er einmal Deutscher, Spanier oder Wg- länder ist. Das dm Menschen Gemeinsame überwiegt das Trennende ebensosehr wie der Erddurchmesser die Unter­schiede in dm Erhebungm der Erdoberfläche. Mitleid und Hilfsbereitschaft find Natmanlagm, die nicht an der Grenze des Heimatlandes Halt machen, sondern universell sind. Konflikte zwischen Patriotismus und Menschheitsliebe find heute noch möglich, beweisen aber einen ungesunden Zustand. Sobald MM lernt, daß nur die Menschheit der höchste Selbstzweck sein kann, daß auch das höchststehmde Volk nichts anders ist als ein Teil der Menschheit und daß der Teil am besten gedeiht, wenn für die Wohlfahrt des Ganzm gesorgt wird, so werden die Konflikte verschwinden. An der Debatte beteiligten sich die Herren Oberlehrer Grammer, Kirchenrat Dr. Kroner, Professor Hoffmarm, Oberlehrer Köhler, Dr. Höltzel, W. Hartmunn, Gemeinderat Reif und Professor Christaller. Nach dem Kassenbericht betragen die Einnahmen 1846 ^ und die Ausgaben 1584 Die Mitgliederzahl ist gleich geblieben. Schluß V»12 Uhr.

Stuttgart, 18. Okt. Die Vereidigung sämtlicher im Oktober eingestellten Rekruten, Einjahrig-Freiwilligen usw. des Standorts Stuttgart und Cannstatt findet am Mittwoch dm 23. ds. in der evangel. Garnisonkirche um 10 Uhr, in der kathol. Eberhardskirche um 10 Uhr 45 Min., vormittag, statt. Die Fahnmkompauie stellt das Infanterie­regiment Kaiser Friedrich Nr. 125. In der evangel Kirche spielt das Mustkkorps deS Grenadierregiments Königin Olga Nr. 119, in der katholischen das Trompeterkorps des Dra­gonerregiments König Nr. 26.

Nach einer Bekanntmachung der K. Regierung deS Schwarzwaldkreises werden die Stadtgemeinden Reutlingen, Tübingen und Tuttlingen, sowie die Gemeinde Schwen­ningen aus Gmnd des Art. 7 Abs. 1 und 2 der Ge- meindeordnung vom 28. Juli 1906 mit Wirkung vom 1. Dezember 1907 an in dieKlasse der mittleren Städte eingeteilt.

Lndwigsbnrg, 18. Okt. Wie wir hören, hat die Heilanstalt Winnental über den früheren JrrenanstaltSbe- sttzer Hermann Kraus in Ludwigsburg, der am 8. Sept. den Anlagenportier Dambach dortselbs! absichtlich erschossen hat, ihr Gutachten dahin abgegeben, daß Kraus zurzett der Tat sich in einem Zustand krankhafter Störung der Geister­tätigkeit befunden habe, durch den seine freie Willensbeftim- mung ausgeschlossen war. Bus Grund dieses Gutachtens dürste Kraus außer Verfolgung gesetzt, jedoch als gemein­gefährlicher Geisteskranker dauernd in eine Irrenanstalt eingewtesen werden.

r. Metzingen, 17. Okt. Zu dem Selbstmord des 11jährigen Schulknaben Wick von Sondelfingen wird bekannt, daß die amtlichen Erhebungen eine unangcmeffme, strenge Behandlung und Züchtigung des Knaben seitens seiner Ettern seit längerer Zeit ergaben. Diese letzte Nachricht ergänzt unsere Mitteilung, daß der Knabe infolge eines Zerwürfnisses mit seinen Ettern zu diesem Schritte ge­kommen sein soll.

r. Ul«, 18. Ost. Gestern ist das zur Bemalung der Südseite des Rathauses dienende Gerüst entfernt worden, nachdem die Maler ihre Arbett schon vor einigen Wochen beendigt hatten und in den letzten Tagen auch die Fixier­ung der in Krimscher Manier ausgeführten Bilder und Ornamente zu Ende gebracht worden ist. Während die Westseite und die dieser zunächst gelegene Hälfte der Ostseite nur einfache farbige Umrahmungen um die Fenster erhalten hat, ist die an die Ostseite grenzende Hälfte der Südsette reicher gehalten und paßt sich damit den schon in den Vor­jahren fertiggestellten Nord- Md Ostsetten an. Das Haupt­stück der neuen Bildnismalerei ist die von Professor Wid- mann in München gezeichnete Md kolorierte Darstellung des Einzuges der lllmischen Streiter, nachdem sie 1376 Kaiser Karl IV. bei Elchlingen besiegt hatten. Dieses Bild nimmt die ganze Breite unter den drei gotischen Ratssaal­fenstern der Südseite ein. Im Giebelfelds befindet sich eine Ulmer Schachtel abgebildet Md rings um sie zieht sich ein Kranz von Wappen jener Staaten md Städte, mit welchen die freie Reichsstadt im Mittelalter in Handelsverbindung gestanden ist. Das Rathaus ist nun aus allen Setten bemalt.

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