8?- Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Hsnn- und Festlage.

Preis vierteljährlich vier 1 mit Träger. !k>hn 1.20 .Ä,tm Bezirkt- und 10 stm-Aerkehr t.2S.M, !rn übrige» -ÄSrttkNberg 1.W ^k. NonatSabonnements nach «erhält«;-.

Aernfp^erHev Z7r. 29.

M AizÄ.

Jevnspvechev Hlr. SV.

Auflage 260V.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnt. Schrift »der deren Raum bei Imal. Einrückung 10 <, bei mehrmaliger entsprechend Rabat'..

Mit dem Plauderstübchrs und

«chwäb. 8and«d»r.

^ 24 Z

Kagokd, Dienstag den 15. Oktoöer

1907

AmMchrS

Bekauntmachttttg.

Seit dem Monat Juli d. Js. sind in den verschieden­sten Städten Deutschlands falsche Reichslassenscheine von 1882 über 20 verbreitet worden, deren Verfertiger und Verbreiter bisher nicht ermittelt werden konnten. Die Scheine sind auf lithographischem Wege hergestellt und leicht an dem dunkleren Druck namentlich auf der Rück­seite als Falschstücke zu erkennen.

Wir sichern demjenigen, welcher einen Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter dieser Falschstücke zuerst ermittelt und der Polizei- oder Gerichtsbehörde dergestalt nachweist, daß der Verbrecher zur Untersuchung und Strafe gezogen werden kann, eine Belohnung von

1000

zu.

Berlin, den 13. Septbr. 1907.

Reichsschuldenverwaltung, v. Bitter.

Die Sammlungen im K. Landesgewerbemuseum.

Während des Winters sind geöffnet

die gewerblichen und kunstgewerblichen Sammlungen an den Wochentagen von 10-12'/- und 24 Uhr, an den Sonntagen von 113 Uhr, außerdem (vom 1. November bis 31. März) an den Dienstagen und Freitagen abends von 8-9 /- Uhr,

die Sammlung der Gipsabgüsse an den Wochentagen von 10-12'/- Uhr, an den Sonntagen von 113 Uhr, die Bibliothek mit Lesesaal, Zeichcnsaal und Zeitschriften- zimmer an den Wochentagen von 1012 und 26 Uhr (Samstags bis 5 Uhr), außerdem Dienstags und Freitags von 810 Uhr abends, an den Sonntagen von 111 Uhr.

An den höchsten Festtagen (Neujahrsfest, Erscheinungs­fest, Palmsonntag, Karfreitag, Osterfest, Weihnachtsfest) bleiben die Sammlungen geschlossen. Am Gcburtsfest Seiner Majestät des Königs sind dieselben unter Beschränk­ung auf die sonntäglichen Besuchsstunden geöffnet.

Der Eintritt in sämtliche Sammlungen ist jedermann unentgeltlich gestattet.

Die Patentauslegestelle mit den deutschen Patentschriften und sonstigen Veröffentlichungen des Reichspatentamts über Patent-, Muster- und Zeichenwesen, ferner die Sammlung ausländischer Patentbeschreibungen usw., und die Samm­lungen von Adreßbüchern, Ausstellungskatalogen, Preislisten und ähnlichem Nachschlagmaterial sind während der Kanzlei­stunden der Museumsverwaltung (an Wochentagen von 8 bis 12 und 26 Uhr) zur Benützung zugänglich (Bureau der Museumsverwaltung, rechts vom Haupteingang).

Ausgeliehen werden innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder der Bibliothek sowie (auf kurze Zeit) Patent­schriften, ferner auch Gegenstände aus den übrigen Samm­

lungen, soweit nicht bei einzelnen derselben aus besonderen Gründen abweichende Bestimmung getroffen ist.

Motoren und Maschinen werden auf Wunsch in Betrieb

Größere Gruppen von Besuchern können, sofern ein Beamter frei ist, auf dem Bureau des Museums einen Führer erhalten.

Stuttgart, den 2. Oktober 1907.

_"_Mosthaf._

Bekauntrrmchnug.

Mannschaften, aller Waffengattungen der Reserve, die zum Dienst in Südwestafrika bereit sind, können sich bis einschl. 2». Oktober d. Js. Wochenvormittags s Uhr beim Unterzeichneten Vezirkskommando melden.

Bezirkskouuuando Calw.

politische HteSersicht.

Der neueste Personenwechsel in der deutschen Diplomatie findet eine Ergänzung durch die Ernennung des Gesandten in München Grafen Pourtalss zum Bot­schafter in St. Petersburg an Stelle des jetzigen Staats­sekretärs von Schön. Die Verhandlungen mit St. Peters­burg haben bereits zu einer Zustimmung der Krone Ruß­lands geführt. Graf Pourtalss war ursprünglich Offizier bei den Bonner Königshusaren, wo er bereits den jetzigen Reichskanzler kennen lernte, und ging als Oberleutnant zur Diplomatie über. In St. Petersburg war er nur kurze Zeit im Jahr 1889 als Botschaftssekretär, ferner 10 Jahre lang als Vortragender Rat im Auswärtigen Amt in Berlin, in der letzten Zeit schon unter Bülow, der ihn 1899 als Gesandten für den Haag empfahl. In der folgenden, sehr schwierigen Zeit des Burenkriegcs gab man in Berlin viel auf Pourtalös Informationen. Seine Versetzung nach München galt als Beförderung.

Das denlsch-siidwestafrikanische Gouvernement teilt mit, daß in dem Wiederauftauchen Simon Coppers ein Grund zur Beunruhigung nicht liegt. Dis Begleitung Simon Coppers wird an amtlicher Stelle auf etwa 200 Mann geschätzt. Es ist nicht unmöglich, daß sich zersprengte Hereros und anderes Grenzgesindel bei Simon Copper befinden. Im übrigen herrscht jedoch im Hereroland sowohl, wie an der Nordgrenze bei den Ovambos vollkommene Ruhe. Die Wiederaufnahme eines geregelten Betriebes des Gestütswesens in Deutsch-Südwestafrika betrachtet das Gouvernement als seine wichtigste Aufgabe auf dem Gebiet der Pferdezucht. Das Gestüt Nauchas, das durch die Auf­stände stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, ist nach Eintritt ruhigerer Verhältnisse rekonstruiert und mit selbständiger Beamtenschaft versehen worden. Das Haupt­gestüt und das Gestütdepot Areb haben jetzt zwei Gestüts­hofaufseher und vier Gestütswärter, Futtermeister und Bereiter erhalten.

Abenötsusr

des Krrtfpektev Wvcrefig von Fritz Reuter.

(Fortfetznng.)

Es ist wahr, vor 'ein paar Jahren wollte ich mich for insolent erklären, aber, Unkel Bräsig, die Ideen! Ich habe immer Ideen, wenn die eine alle geworden ist, Hab' ich 'ne neue! Ich verfiel in meiner Verlegenheit auf drei neue Ideen, auf eine großartige Bienenzucht, auf eine groß artige englische Hühnerzucht und auf eine großartige Karpfen­zucht, denn ich habe hinter meinem Garten einen kleinen Teich mit ausgesuchtes Karpfenwasser. Mit diese drei Züchtungen bezahl' ich meine Pacht und was die Wirtschaft extra noch einträgt, ist reiner Ueberschuß und wird in den Sekretähr gelegt."Na, lüg' du und der Deuwell"" denk' ich; aber wegen meiner Verlegenheit und seiner Gut­mütigkeit wollte ich ihm eine Anpumpung nicht abschlagen und sage:Ja, wenn ich so'u sechs Luggerdohr . . . Weiter nichts?"" sagt er.Sollen Sie haben. - Morgen "" Somit sageich ihm denn wohlschlafende Nacht und gehe in mein Lofchih, was neben ihm an befindlich war.

Es wäre nun schon sehr spät und müde wäre ich auch, ich denk' also, sollst man gleich m Bette gehn und suche mich den Stiewelknecht. Dieser Stiewelknecht war ein dop­pelter, er hatte auf jedem Ende eine Klemme. Ich hatte eine solche Erfindung noch nicht gesehen und denke so bei mir: was sie in den großenMsthöfe doch all for Bequem­lichkeiten haben! Hier kannst du dir die beiden Stiewel mit einmal ausziehen.

Ich klemm mir also den einen Hacken ein und mit Umstände auch den andern im will r.u ziehen; Göttin den hohen Himmel! ich saß in einen spanischen Buck, ich hatte mir in Fußangeln geiegt. Ich will mir n« losma­chen, aber wenn ich mir bückte, verlor ick. ümmer die Blausterung und kein Stuhl war in meiner Nachbarschaft, knapp daß ich mich an die Wand halten konnte. Da stand ich nu mit auswärtsige Beine un was nu? Not kennt kein Gebot; ich kioppe also an die Wand nach Treboniussen und ruf ihm um Hilfe."

Er kommt denn auch; aber als er mich da an die Wand genagelt stehen sieht und die natürliche Ursache an meinen Füßen gewahr wird, fangt dieses Uudüt aus vollem Hals' an zu lachen und lacht sich aus aller Contenanß. Dummheit lacht," sage ich,machen Sie mir lieber aus diesem Verhältnisse los!" Er aber läuft hin und holt die andern Oekorwmiker, und da stehen sie nu um meiner Per­sou herum in den Hemden und in kurzen Z<uge und lachen und amüsieren sich mit meinem Anblick.Nu haben wir en ollen Voß gefangen," sagt Trebonius, und ich denk': Komm mir bloß en Bitschen ueger!"" -Herr Levt Joscphi," sagt Pistorius, wollen Sie die Wand umliegen?" Er wärmt sich an ihr," sagt Prätorius, und so machen sie ihre Witze und dauzen und jökeln um mich herum, jeder mit en Licht in der Hand, aber in Armweite, denn sie mußten cs mir woll ansehen, daß ich in einen gefährlichen Zustand übergegangen war. Endlich bückte sich Livonius, was der Gutmütigste von der Bande war, und machte mir aus die Angeln los; aber so draht ich los war, brach auch bei mir die Wut aus, und indem die andern weggelaufen waren, gab ich Livoniussen ein paar nachdrückliche Maul-

Die de«1sch-amerika«ische Entente, die der ameri­

kanische Zeitungsverleger Hearst ins Leben zu rufen bemüht ist, soll nach Meldungen der Herrn Hearst nahestehenden amerikanischen Bläter auf breitester Grundlage orgarfisiert werden. Die ganzen Unkosten der Delegierten, die im nächsten Frühjahr nach Deutschland gehen sollen, werde Hearst tragm einschließlich von Repräsentationskosten in Berlin. Es solle ein großes Gebäude für das Germanische Museum der Harvard-Universität errichtet und auch eine deutsche Kunst­ausstellung veranstaltet werden. An den deutschen Kaiser Md Präsident Roosevelt seien Eingaben zur Empfehlt»- des beabsichtigten Zusammenschluffes gewacht worden.

Die Lage i» Marokko stellt sich in den Augen des französtschen MirüsterscheS Aeußern, Pichon, alsaus­gezeichnet" dar. Die Zusammenkunft des französtschen Ge­sandten mit dem Sultan Abdul Afis in Rabat habe äußerst günstige Bedingungen geschaffen und gestatte, mit vollem Vertrauen in die Zukunft zu blicken. Sollte sich Herr Pichon nicht zu sehr von Augenblickserfolgen blenden lasten? Admiral Aube erhielt gemäß dem Beschluß der Regier­ung den Befehl, die marokkanischen Gewässer zu verlassen und nach Frankreich zurückzukehren.

Bismarck als Zensor.

Als Eude des Jahres 1878 das BuchGraf Bismarck und seine Leute" von Dr. Moritz Busch erschien, war man empört über die unverantwortliche Indiskretion, die sich ! Busch habe zu schulden kommen lassen. 21 Jahre später deckte Busch in dem dreibändigen WerkeTagebuchblatter" den weiteren Sachverhalt auf, indem er erklärte, daß das BuchGraf Bismarck und seine Leute" nicht nur mit der vollen Zustimmung Bismarcks erschienen war, sondern daß er sogar die Korrekturbogen dazu gelesen hätte. Aber auch damals wurde begreiflicherweise wieder gegen das Buch gekämpft. Nun kommt der Verleger Fr. W. Grunow in Leipzig nach weiteren sieben Jahren wieder mit einem Buch Bismarck als Zensor." Darin bringt er aus dem Nachlaß Büschs die vom Fürsten in dem Werke gemachten ein­händigen Korrekturen, Zusätze und Streichungen in den Revistonsbogen und zwar in Faksimile-Drucken. Das soll nach des Verlegers Meinung ein weiterer Beitrag sein zur Rundung des Charakterbildes des Fürsten. Wir meinen hingegen es geschehe in unserer Zeit allzuviel in dem Be- Bestreben, das Charakterbild unserer großen Männer mit kleinlichem Bemühen abzurunden. _

Hages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 18. Oktober.

Seminar Nagold. Mit dem Wintersemester hat beim jüngsten Kurs ein Unterrichtskurs in Gabelsberger Stenographie begonnen.

schellen. Was mich nachher sehr leid war, indem es einen undankbaren Schein auf mich lud, worin ich mir aber in dem Augenblick nicht helfen konnte.

Den andern Morgen exkusierten sie sich bei mir sehr wegen der Lächerlichkeit, und ich bei Livoniussen wegen der Maulschellen, und daß ich ihn nicht damit hätte beleidigen wollen, was auch genügend angenommen wurde, und Tre­bonius gab mir das verabredete Geld.

Es kam mir aber so vor, als wenn es nicht aus Tre­boniussen seine Tasche allein stamme, denn als dieser es mich gab, standen die andern Lateiner um mich rum un gaben mich gute Lehren: wo ich hingehen sollte, was ich dafor besehen und kaufen sollte, wo ich es verstecken sollte, und daß ich es mich jo nich stehlen lasse oder es verlieren sollte, gerade wie es die Wohltätigkeit bei die Snurrers macht.

Dies kam mich schon dunnmals hellschen allmohsen- mäßig vor; aber wenn ich dazumalen wüßte, was ich nu weiß, nämlich daß Trebonius for mich, als verschämten Armen, mit einem Töller bei die andern 'rumgegangen war, und sie sich for mich subscribiert hatten, so hätte ich da­gegen prostituiert und hätte ihnen das Geld for die Füße geworfen; aber meine Seele hatte keine Idee davon, und ich war in Hinsicht dessen unschüllig wie ein Aulamm, in­dem daß ich schon wegen der Abtragung dieser Vorstreckung meinen Ueberschlag machte. (Fortsetzung folgt.)

A«s de« Meggeudorfer-Blätter«. Boshafte Frage.

Wie hoch kommt Deine Jagd zu stehen?"Jährlich auf fünfhundert Mark."Mit oder ohne Schmerzensgelder?" Nach­hilfe. Gast:Ich bin noch so müde, daß ich fast die Augen nickt aufbringe!" Oberkellner:O, ich bringe Ihnen gleich die Rrchnxng!"