gehenden Plätze ist beschränkt. Der Gerichtshof ist folgendermaßen zusammengesetzt: Als Präsident fungiert Senats- Präsident Dr. Menge, Referenten in der Prozeßsache sind die ReichsgerichtSräte Dietz und von Pelargus, Mitglieder des Gerichtshofes sind die Reichsgerichtsräte Lö d el, Behringer, Dr. Schmidt Md Ottenberg. Als Vertreter der Anklagebehörde fungiert Reichsanwalt Freiherr Eberz von Radenstein. Schon um ^.9 Uhr erscheint Rechtsanwalt Dietz als Vertreter des Angeklagten Karl Hau, der nach der Strafprozeßordnung keinen Anspruch hat, der Verhandlungpersönlich beizuwohnen, weil er jsich zurzeit in Untersuchungshaft befindet.
Mit militärischer Pünklichkeit betritt um 9 Uhr der Gerichtshof den Sitzungssaal. Es macht einen imposanten Eindruck, als die Richter in ihren roten Talaren mit den großen weißen Schleifen langsam eintreten, an ihrer Spitze der greise'Präsident Dr. Menge. Im Halbkreis nehmen sie am Rtchtertisch Platz; dann beginnt der Vorsitzende die Verhandlung mit folgender Einleitungsrede:
„Herr Verteidiger, Sie haben eine sehr ausführliche Revisionsbegründung eingereicht, die in zwei Teile zerfällt und mit einermoralischen Rechtfertigung beginnt. Nach dem Inhalt dieser moralischen Rechtfertigung nehme ich an, daß Sie dadurch Ihre Stellung iu der ersten Instanz rechtfertigen wollen. Das würde das Revifions- gericht in keiner Weise interessieren. Wenn Sie beabsichtigen, dadurch nach außen hin zu wirken, so werde ich nicht zulassen, daß irgend etwas von dieser moralischen Rechtfertigung hier vor diesem Gerichtshof zur Erörterung gelangt."
Rechtsanwalt Dietz bestätigt dem Vorsitzenden, daß er den ersten Teil seiner Revisionsschrift nicht zum Vortrag bringen werde. — Der Präsident erklärt darauf weiter: „Es sind 44 Rcvisionsgründe angegeben. Um eine einheitliche Disposition zu schaffen, schlage ich vor, in einer bestimmten Reihenfolge vorzugehen, und zwar entsprechend dem Vortrage des berichterstattenden Reichsgerichtsrat." Der Verteidiger nimmt diesen Vorschlag an, worauf mit der Berichterstattung begonnen wird.
Die Rügen des Verteidigers.
Reichsgerichtsrat Dietz trägt zunächst die materiellen Rügen der Revistonsschrift vor und geht dann über zu den Vorgängen außerhalb der Hauptverhandlung, um darauf die allgemeine Bemängelung des Sitzungsprotokolls zu behandeln. Dann bespricht er die Vorgänge in der Verhandlung und die Rügen, betreffend die Verlesung der auswärtigen Sitzungsprotokolle in London, Paris und Newyork. Der Referent berichtet weiter über die Beschwerden, betr. die Verlesung des Protokolls des Angeklagten, ferner des Testaments der Frau Hau, und geht dann ein auf die Rügen bei Aufnahme des Zeugen- und des Sachverständigen- beweises vor dem Schwurgericht. Für das große Publikum haben alle diese rein juristischen Darlegungen wenig Interesse, da sie lediglich Bemängelungen rechtlicher Natur enthalten, und, wie vorauszusehen war, macht sich bei den Zuhörern, unter denen sich auch vereinzelte Damen befinden, bald eine gewisse Ermüdung geltend, zumal auch der Verteidiger Dr.DietzinseinernunfolgendenRevistonsbegründungs- rede streng auf dem Boden des rein formalen Rechts bleibt, ohne
Nagold.
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auf den Tatbestand als solchen und den tragischen Fall des Rechtsanwalts Hau selbst einzugehcn. Er bemängelt insbesondere die Form der Fragestellung; diese laut le: Ist der Angeklagte Karl Hau aus Groß-Lüttgen schuldig, am 6. Nov. 1906 abends kurz nach 6 Uhr in Baden-Baden auf der Kaiser-Wtlhelmstraße seine Schwiegermutter, die verwitwete Medizinalrat Molitor vorsätzlich getötet zu haben? Antwort: Ja. Im Falle der Bejahung von Frage eins. 2. Ist der Angeklagte Karl Hau schuldig, die Tötung mit Ueberlegung ausgeführt zu haben? Antwort: Ja. Der Verteidiger meint, daß entsprechend der Vorschrift des § 211 St.-G.-B nur eine Frage Hätte gestellt werden dürfen, und untersucht, wie die Abstimmung vor sich gegangen wäre, wenn ihr diese eine Frage zugrunde gelegen hätte. Weiter rügt der Verteidiger zwei Voroänge, die nicht in der Hauptverhandlung vorgekommen sind. Der eine betrifft den Vorsitzenden. Dieser hat am letzten Verhandlungstag unmittelbar vor der Sitzung dem Angeklagten auf dessen Wunsch eine Unterredung gewährt. Die Revision ist der Ansicht, daß dadurch eine Reihe von Bestimmungen der Strafprozeßordnung verletzt seien. Sie meint allerdings, es sei wohl nicht anzunehmen, daß diese Unterredung aus den Vorsitzenden irgend einen Einfluß ausgeübt habe. Aber sie kommt trotzdem zu der Ansicht, daß diese Unterredung gerügt werden müsse. Der zweite Vorgang betrifft die Stellung des
Staatsanwalts zur Presse.
Es ist einige Zeit vor der Verhandlung eine Berichtigung des Staatsanwalts in der Presse erschienen, die, wie es scheint, die Antwort war aus verschiedene vorausgegangene Preßvcröffentlichungen.
Nach dem Vortrag des Verteidigers erhob sich der Reichsanwalt Freiherr Eberz von Rabenstein und plädierte nach eingehender Kommentierung der Revisionsanträge auf Verwerfung der Revision. Hierauf tritt eine Mittagspause ein.
Nach der Pause wird noch einmal sowohl von seiten der Verteidigung wie von der ReichsanwaUschafl eine große Reihe von Revtstonsanträgen der Erörterung unterzogen. Es entspinnt sich ciue mehr als zweistündige Kontroverse, die mit dem erneuten Anträge der Reichsanwaltschaft auf Verwerfung der Revision gegen V-3 Uhr nachmittags ihr Ende findet.
Die Entscheidung des Revisionsgerichtshofes wird am nächsten Dienstag den 15. ds. Mts. 1 Uhr nachmittags verkündet. (Lok.-Anz.)
Hochverratsprozetz gegen Dr. Liebknecht.
8. ll.n. Leipzig, 12. Oktbr. Das Urteil lautet: Der Angeklagte Dr. Liebknecht wird wegen Vorbereitung zum Hochverrat im Sinne der Anklage zu I V- Jahr Festung und den Kosten des Verfahrens verurteilt.
Ausland.
Wien, 11. Okt. Aus Schönbrunn wird heute abend über das Befinden des Kaisers mitgeteilt: „Der Zustand ist unverändert, der Husten ist geringer, der Katarrh hat nicht zugenommen. _
Nagold.
Ev. Vereinshaus
Die große naturgeschichtl.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
r. Stuttgart, 12. Okt. (Vom Wochenmarkt.) Stark» Zu- iund rege Kauflust war dar Zeichen de- heutigen Markts. Auf dem «rohmarkt gab- reichlich Aepfel zu 8-20 4 per Pfund. Für Birnen verlangte man je nach der Qualität 10—25 Zwetschgen kosteten 10—12 Pfirsiche bei reichlicher Zufuhr 8 - 20 Quitten 10—14 Trauben 24—28 Nüsse 1b—20 A Angeboten wurden einige Rrstchrn Himbeeren zu 80 daS Pfd. Der vemüsemarkt verzeichnet, Blumenkohl zu 20—40 Blau- und Weihkraut zu 20—25 Rosenkohl zu 15—20^. Auf dem Wildbret-und Geflügelmarkt kosteten Rehschlegel 4 50-b.bO Rehztemer 6-8^,, Hasen 2.50 bis 3.bk> Gänse 4—S
r. Stuttgart, 12. Okt. »artoffrlgrohmarkt auf dem Leon- hardSplatz Zufuhr 450 Ztr. Preis 2.50-4^ per Ztr. - Kraut- markt auf dem Marktplatz. Zufuhr 1000 St. Preis 12—15 per 100 Stück.
Wochenbericht der ZeutralvermittluugSftrll« für Obst- verwerttmg i« Stuttgart.
Ausgegeben am 12. Okt. 1807.
Diese Woche find eingegangen:
Angebote in Tafeläpfrln auS dem Oberamt Nagold au» Walddorf, Nagold, Rotselden, Spiklberg, Rohrdorf, teilweise größere Mengen besonders günstige EinkaufSgelrgenheit für Händler und Vereine, ferner au» Böttingen, Brötzingen, Vreitenstein, Hemmingen, Backnang, NeuseS, Breitenbrrg, Ruit, Böblingen, Wetlderstadt, in Birnen auS Hegnach, in Quitten auS Nuhdorf, ManShaupten, Reutlingen, Süßen, Gerlingen, Eningen, tu Rüste» au» Schäfrrhof b. Tettnang. Süßen. ^
Nachfragen in Zwetschgen au» «tuttgart, RavenSburg, in Birnen au» Stuttgart, in Tafeläpsel» au» Ostheim, Cannstatt, Stuttgart, Erlangen Düsseldorf, Bitz, Degerloch, Solingen, Wolfegg, Bietigheim, Nürtingen, Kloperreichenbach. Heidenheim, Tübingen, Rottenburg, in Mostodst aus Lackmdors, Maulbronn.
Die Vermittlung geschieht kostenlos. Vorschriften und Formulare sofort und franko erhältlich.
Reutltugr«, 13. Okt. Lebhafter Verkehr herrschte auf dem Tüterbahnhof, wo 3b Wagen ausländisches Mopobst zum «erkauf standen und zu 7 ^ per Ztr. raschen Absatz fanden. — Tafelobst wurde zu 15—17 pro Ztr. ang,boten. — Kartoffeln kosteten bet großer Zufuhr 2 20—2 60 — Da» Hundert Kilderkraut 13—14 ^
r. Vom Bodeusee, 11 Okt. In der vodenseegegend hat es Heuer nicht viel Obst gegeben. Die großen iund kleineren Händler gehen meist auch nicht auf die dortigen Marktzentren Beim Ueber- linger Obstmarkt geschah nun dieser Lage da- Auffällige, daß von dem zugeführten Obst. ca. 700 Ztr, ein großer Teil unverkauft blieb, auch die erwartete Preissteigerung trat nicht ein, da zuwenig Käufer am Platze waren, Tafelobst galt durchschnittlich 12—13 ^ per Ztr., Mostobst 6 ^
Hopf- ».
—t. Nugold, 14 Okt. Sämtlicher hier noch vorhandener Hopfen wurde am letzten Samstag «ach Nürnberg um 40—45 ^ per Ztr. verkauft.
Wei«
Besigheim, 10. Okt. Käufe zu 155. 160, und 175 pro 3 Hl. Weinmost kann vom Sonntag an gefaßt werden.
Brackenheim, 11 Okt. Einige Käufe zu 154 und 155 Mostgechicht 78—80 Grad.
Kleinbottwar, 11. Okt. Die Lrf, des Frühzewächses hat begonnen. Da Heuer auch hier dir guten Lagen einen Ertrag abwerfen, so ist bet dem überaus schönen Stand unserer Weinberge ein vorzügliches Erzeugnis zu erwarten Noch kein fester Prri».
welche avf den Markt Bezug haben, bitten wir baldmöglichst «»MM»«.« «»WM»»», aufzugebe«.
Witterungsvorhersage. Dienstag den t5. Oktbr.
Meist trüb und neblig, etwas regnerisch, mild.
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Der Fruchtmarkt vom Samstag de« IS. d. Mts. wird auf den am
Donnerstag -e« 17. d. Mts.
stattfinden
Krämer«. Biehmarkt
verlegt.
Den 12. Okt. 1907.
Stadtsch.-Amt:
Brodbeck.
des Mineralogen M. Mende ist nur kurze Zeit und zwar täglich vo« morgens 1« bis S Uhr abends geöffnet. Eintritt die
Person 40 iZ. Um recht zahlreichen Besuch wird gebeten.
Nagold.
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Bis Dienstag abend abgegebene Sachen werden bestimmt Samstag gut und billig geliefert.
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