81. Jahrgang.
Auflage 2600.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis viertrljährlich hier 1 mit Träger« lvhn 1.20 ^t,im Bezirks« und 10 Kw-Brrkehr 1 LS im übrige» Württemberg 1LS »lonatSabonnemeut» »ach Verhältnis.
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Jevnspvecher Wv. 29.
Jernfprecher Nr. 29.
Anzeigen-Vebühr s. d. Ispalt. Zeile au» gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 zj, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübch» und
«chwäb. LandMtrt.
S39
AeNliche».
Die Ortsschulbehörde» und die Gemeinderäte des Bezirks
werden dringend gebeten, im Interesse der Förderung der Fortbildung und des Wissens ihrer Gemeindeangehörigen, insbesondere auf dem Gebiete der Landwirtschaft auch in diesem Winter wieder landwirtschaftliche Abendversammlungen Erwachsener, sog Lese-Abende in ihren Gemeinden zu veranstalten, in welchen an der Hand guter Bücher und Schriften, z. B. „des Landmanns Winterabende" u. s. f., geeignete Vorträge über wichtige Gegenstände auf den Gebieten der Viehzucht, des Ackerbaus, der Düngeclehre, des Obstbaus, des Versicherungswesens u. s. s. von den Herren Geistliche«, Ortsvorsteher« und Lehrern gehalten werden.
Die Erfahrung in den letzten Jahren hick gezeigt, daß dieselben vielleicht zweckmäßiger in geeigneten Wirtschaften abgehalten werden und daß die Teilnehmer auch durch bildende unterhaltende Stoffe an die gewiß zweckdienlichen Veranstaltungen gefesselt werden müssen.
Bemerkt wird weiter, daß die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft Beiträge z« den Abendversammlnnge« bis zu 1 ^ für den Abend gibt und auf Ansuchen wertvolle Schriften, insbes. landwirtschaftlichen Inhalts unentgeltlich verwilligt.
In der Sache wird auch die in Nr. 85 und 36 der Blätter für das Armenwesen vom Jahr 1905 erschienenen Ausführungen über „Anleitung zur Veranstaltung von Volksabenden in kleinen Gemeinden" sowie auch auf die frühere Aufforderung über die Ergänzung der Ortslesebibliotheken durch Bestellung von Büchern — vcrgl. das jeder Gemeinde zugestellte Bücherverzeichnis — in Erinnerung gebracht.
Die Herren Ortsvorsteher wollen über die Veranstaltung von Leseabenden binnen 14 Tage» anher Bericht erstatten.
Nagold, den 8. Okt. 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Die Lchnltheiffenäruter
wollen, sofern dies nicht schon geschehen ist, die auf 1. d. Mts. fälligen Protokolle über die Visitation derjenigen Etters- und Nachbarschastsstratzeu, die
nicht in Verwaltung der Amtskörperschaft sich befinden, mit Nachweis der Erledigung der erteilten Defekte alsbald anher vorlegen.
Nagold, den 8. Ott. 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Abendteuer
des Kntfpekter Wrcrestg
von Fritz Reuter.
(Fortsetzung.)
, Moses sagte weiter zu dem Herrn Entspekter: „Sie könne auch ms Medizinische geh'«. Sie können sich die Monstrum besehn u. die verschrienen menschlichen Krankheiten in Spiritu ^ en Trinkgeld; Sie können auch in die Natm geschrchte gehn, m den zoologischen Garten, was enthäi Affen und Baren und Kameele in ihrer natürlichen Will heit — kost't vier Groschen; Sie können auch in dte Kuw gehn — kost't auch vier Groschen; — in's Aegypti che, w allens eingebalsemiert ist, Schafböcke und Götzen und allen beschrieben ist mit ägyptische Hämorrhoiden; Sie könne auch gehn in's Griechische und können sich besehn die Wand gemälde, die an die Wand find gemalt von en große Künstler, alles aus freier Hand mit en bloßen Pinsel; dl können Sic die Auswanderern sehn von den Babylonische Turm, wie sie reiten auf die Pferde und wie sie reiten au Ochsen und die Blumen aus Griechenland, wie sie schwimme Kahn und singen auf der Zither und die grausam Schlacht, was gesuchten haben die Römers in die freie Luft ü- können Sie sehn Kaiser Karl den Großen, wie e tue Welt regiert, in der einen Hand die Weltkugel, in de andern den blanken Degen. — Sehn Sie, so fitzt er!" - Und nun, denken Sie sich! setzt sich dieser vermisquemtl »^n v?il H"^njungen in einen vorhandener Lehnstuhl, nimmt in die eine Hand eine runde Wafierpot b * andere einen aufgewickelten Regenschirm gibt sich 'ne vornehme Ehre und will mich so Kaiser Karl den Großen vormachen Na, ich muß laut auflachen unt VA er steht, daß unch lächerlich ist, springt er auf und sagt- „Es freut mich, Herr Entspekter, daß Sie wieder find iv 'uer Stimmung Md ich muß in's Geschäft; aber einen Gefallen tun Sie mir, es kann sonst ein Unglück geben, zieh» Sie die Vatermörder länger 'raus, denn so lange Sie find
Hlagotd, Areitag den 11. Hktoöer
1907
Die Schultheißenämter
wollen die Ortsfenerscha« alsbald vornehmen lassen, damit die Defekte noch vor Eintrittt des Winters erledigt werden können.
Nagold, den 8. Oktober 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Verfehlungen gegen vorstehende Vorschriften werden
auf Grund des § 366 Ziff. 10 des R.-St.-G.-B. mit Geldstrafe bis zu 60 oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
Nagold, 8. Oktober 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Bekanntmachung,
betr. die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht.
Die Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 16. Sept. 1888, betr. die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht, wird hiemit in Erinnerung gebracht. Nach derselben muß znr Nachtzeit, d. h. vom Eintritt der Dunkelheit des Abends bis znm Beginn der Morgendämmerung, wenn die Nacht nicht vollständig mondhell ist, jedes auf öffentlicher Straße sich befindliche Fuhrwerk mit Ausnahme der mit Geläute oder Schelle fahrenden Schlitten und bloßer Handfuhrwcrke vorschriftsmäßig beleuchtet werden. Die Beleuchtung hat zu geschehen:
1) bei Fuhrwerken, welche vorzugsweise zur Personenbeförderung bestimmt find, durch eine oben am Verdeck in zweckentsprechender Weise angebrachte Laterne, oder durch zwei Laternen, welche an den Seiten so weit wie möglich nach vorn anzubringen sind.
2) bei andern Fuhrwerken durch eine in der Mitte der Vorderseite des Fuhrwerks, wo dies aber vermöge der Beschaffenheit oder der Ladung des Fuhrwerks nicht ausführbar ist, durch eine an den Zugtieren, der Deichsel, oder einer sonst geeigneten Stelle in der Weise anzubringenden Laterne, daß das Licht derselben möglichst ungehindert nach vorn fällt.
3) Jedes in Fahrt befindliche Belociped muß mit einer leicht zu handhabenden, helltönenden Signalglocke und zur Nachtzeit mit einer hellleuchtende» Laterne versehen sein.
Der Radfahrer hat die von ihm eingeholten und zur Nachtzeit auch die ihm begegnenden Fußgänger, Reiter, Radfahrer, Viehtransporte u. dgl. durch laute Glockenstgnale und, wenn diese unwirksam bleiben, durch lautes Anrufen auf seine Annäherung aufmerksam zu machen. Auch an Straßenwendungen und Straßenkreuzungen ist rechtzeitig ein Glockenstgnal abzugeben.
Die Laternen müssen in gutem Zustande und mit hellleuchtendem Licht versehen sein. Die Verwendung rot oder grün geblendeter Laternen ist durch Verfügung des Ministeriums des Innern vom 29. September 1893 verboten worden.
Bekanntmachung.
Die Maul- «ud Klauenseuche betr.
Unsere Bekanntmachung vom 13. August 1907 No. 83577 betr. das Inkrafttreten des 8 33 der Verordnung Gr. Ministeriums des Innern vom 19. Dezember 1895 wird hiermit außer Kraft gesetzt.
Die Bürgermeister haben diese Verfügung alsbad ortsüblich bekannt zu machen und werden angewiesen, streng aus ihren Vollzug zu achten. Innerhalb einer Woche ist Nachweis über die Bekanntgabe vorzulegen.
Pforzheim, den 28. Sept. 1907.
Grotzh. Bezirksamt:
Höchstetter.
Vorstehendes wird mit dem Ansügen zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die erwähnte Bekanntmachung in No. 193 des Gesellschafters abgedruckt ist.
Nagold, den 10. Oktober 1907.
K. Oberamt. Mayer, Reg.-Aff.
UoMifche Hleberficht.
Der dänische Finauzminister legte dem Landsting das Zollgesetz nebst den zugehörigen Kompensationsgesetzen in der in der vorigen Session vom Folketing angenommenen Gestalt vor. Er erklärte hierzu, die jetzige Beratung des Gesetzes sei als Fortsetzung der vorjährigen anzusehen.
Die bulgarische Regierung hat jetzt auf die russisch-österreichische Note betreffend Mazedonien geantwortet. Sie erklärt sich einverstanden mit der Auslegung des Artikels 3 des Mürzsteger Programms, denn tatsächlich sei eine nationale Teilung Mazedoniens praktisch unmöglich und eine Teilung nach Einflußsphären politisch gefährlich. Daneben erachtet die Regierung für eine wirksame Durchführung der Reformen folgendes als unumgänglich: Wirksame Kontrolle nationaler und kirchlicher Streitfälle, Unterstellung der Gendarmerie und des Gerichtswesens unter Europäer, neue Abgrenzung des Reformrayons sowie deren administrative Neueinteilung.
in Berlin, müssen Sie passieren for einen von unsre Leut' und paffen Sie Achtung, die geheime Polizei wird hinter Ihnen her sein, ob's auch stimmt mit Levi Josephi aus Prenzlau." Und damit gung er.
Ich war aber gar nicht in 'ner Stimmung und die letzte Bemerkung ärgerte mich. Nun hatte ich mir aber heute schon so viel geärgert, daß ich einen bedeutenden appetitlichen Hunger verspürte, denn ich kriege immer Hunger nach einem Aerger und als Moses weg war, denke ich, sollst 'runtergehn und sollst en Bischen was essen: zu dem war's Vesperbrotzeit, was meine Hauptnahrungszeit ist.
Ich geh' also 'runter und sage zu dem jungen, liebenswürdigen Menschen mit der grünen Schürze: „Haben Sie die Güte und bringen Sie mir ein Bischen was zu essen."
— „„Was befehlen Sie?"" fragt er. — „Oh," sag' ich, „so'n Bischen allerhand." — Na, er bringt auch ein Schnib- belken von dies und en Schnibbelken von das und ich setze mir hin und sage: „Bringen Sie mich auch eine Pottelje Wein." - „„Was for 'ne Art befehlen Sie?"" fragt er und gibt mich einen Zettel in die Hand. — „Langkork," sag' ich.
— „„Langkork?"" fragt er Md sieht aus, als wären ihm seine Schafe in den Weizen gelaufen. — „Ja," sag' ich.
— „„Den haben wir nicht,"" sagt er. — „Na, denn man feinen Medoc," sag' ich. - Ich krieg' ihm und wie ich gerade anfangen will, was zu mir zu nehmen und auf ein paar Stücke schönen Schinken eingehen will, setzt sich ein Herr meiner grade gegenüber und kuckt mir immer an. Halt! sage ich zu mir, das könnte einer von das geheime Observatiouschor sein, von dem Moses gesagt hat und laß den Schinken liegen Md begnüge mir mit kalten Kalbsbraten. Aber er kuckt mir immer zu an. Na, ich ärgere mir und will ihm schon mit ausgezeichnete Höflichkeit bedienen, da fängt er an: „Um Vergebung zu fragen, Sie gehören gewiß unserm geheimen Post- und Eiserbahn-Verein an?" —
„„Was for en Ding?"" frag' ich.-„Geheimer Post-
und Eiserbahn-Verein," sagt er. „Ich sah's an der Art, wie Sie Messer Md Gabel zusammenlegten Md wie Sie das GlaS ansteßen." — „„Was for edle Bewmdnis hat
! es mit diesem Verein?"" frage ich. — „Es ist," sagt er, ; „wie alle Vereine, 'ne edle Anstalt zur Erleichterung der ! menschlichen Beschwerden. Dieser z. B. erlaubt sich das Vergnügen, den Publikum von Post- und Eiserbahn-Geld frei zu machen." — „„Und kann da jeder als praktives Mitglied eintreten"" fragte ich, indem mir das durch den Kopp schoß, daß ich vermöge dieses Vereins for umsonst aus Moseffen seine Hände und aus dem Judenonkelschwindel heraus kommen könnte. — „Ja wohl," sagt er, „wenn er in die geheime Zeichensprache eingeweiht ist." — „„Und Sie können das?"" frage ich. — „Aufzuwarten," sagt er. „Es ist meine Pflicht, jeden achtbaren Herrn über 25 Jahre aufzunehmen, denn ich bin Meister vom Postwagen in Osten und Westen und bin Ritter mit der roten Jeder von der Eiserb ahn dritter Klaffe." „„Kellnöhr,"" rufe ich also auf Berlinisch, „,,en Teller und en Glas for diesen Herrn!"" und nötige ihn mit Höflichkeit, was er denn auch mit freimütigen Zulangen erwidert. „Na," denke ich so bei mir, „dies trifft sich noch glücklich und wenn du nun nach Kräften dich satt issest, denn kannst du bis Bramborg aushalten und brauchst bei freie Passage keinen Schilling." Ich esse also demgemäß in dieser Voraussetzung; er war mich aber über. Wie eine lebendige Verheerungsmaschine hauscte er mang die Virtualitäten und auch den Rotspohn, obgleich for feinen Medoc höllischen sauer, sprach er so zu. daß ich in beiden Artikeln immer nachbestellen mußte. Endlich hatte es sich bei ihm gestoppt und er fragte mich: „Um Vergebung, Sie find wohl ein Mecklenbürger?" — „„Ja,"" sag' ich, „„en rechten Nationalen."" — „Na," sagt er, „daS paßt sich schön, die Stettiner Eiserbahn geht in 'ne Viertelstunde ab und da können Sie Probe fahren." Wir gehn also und ich sage noch zu dem Markür: „„Wenn Herr Moses Löwenthal kommt, denn grüßen Sie chm und ob er auch was zu Hause zu bestellen hat;"" und lache dabei von Herzen. _ (Fortsetzung folgt.)
Berlocken d Heiratsvermittler: , . > . Und dann ist di* Dame am WeihnachtStag geboren; fie würden ihr als» nur einmal im Jahre »in »«schenk zu geben brauchen!"