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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtag«.
Preis viert,ljähüich hier 1 » 6 » mit Träger» loh» 1.20 ^k,im Bezirks» «,d io tm-Perüehr 1.28 « 6 , im übrige» Württemberg 1 L 8 MonatSabonnementS »ach BerhältniS.
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Kevnfprechev Wv. 29.
KernfpvecHer Wr. 29.
Auflage 2600 .
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Mit dem
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Zum Tode des Großherzogs von Baden.
r. Karlsruhe, 30. Sept. Sämtliche Blätter bringen lange Nachrufe zum Tode des Großherzogs Friedrich. Die meisten Zeitungen erschienen in Trauerrand. Gestern morgen ist die Proklamation erschienen, womit Großherzog Friedrich II seine Thronbesteigung anzeigt.
Karlsruhe, 30. Sept. Die Beisetzung der Leiche des Großherzogs findet am Montag vormittag um 11 Uhr statt.
Maina«, 30. Sept. Seit heute morgen halten Offiziere des Konstanzer Regiments Nr. 114 die Ehrenwache beim Katafalk in der Schloßkapelle. Die Leiche wird am Mittwoch vom Schloß nach dem Dampfboot durch Unteroffiziere getragen, desgleichen in Konstanz vom Schiss nach dem Bahnhof. Prinzessin Therese von Bayern stattete heute im Schloß einen Kondolenzbesuch ab.
Stuttgart, 30. Sept. Der König von Württemberg, der sich persönlich an der Beisetznngsfeier in Karlsruhe beteiligen wird, hat ein Beileidstelegramm nach der Mainau gesandt. Gleichzeitig hat der König auch dem Kaiser sein Beileid ausgesprochen. Weiter hat der König angeorduct, daß die Offiziere des württ. Armeekorps vom 28. Sept. an auf 7 Tage Trauer anlegen, bei dem in Straßburg garnisonierenden 8. Infanterie-Regiment 126, dessen Chef der verstorbene Großherzog war, dauert die Trauer 14 Tage. Eine Abordnung dieses Regiments mit dem Regimentskommandeur an der Spitze nimmt auch an den Beisetzungs- feierlichkeiten teil. Die württ. Regierung hat durch den Gesandten am badischen Hofe der großherzoglichen Regierung das aufrichtige Beileid anläßlich des Hinscheidens des Großherzogs aussprechen lassen.
München, 30. Sept. Der Prinzregent hat für den Großherzog von Baden eine lOtägige Hoftrauer angeordnet.
Berlin, 28. Sept. Der Reichsanzeiger schreibt zu der Nachricht von dem Hinscheiden des Großherzogs
Kagold, Dienstag den 1. Mtoöer
von Baden: Die Schatten wehmütiger Trauer senken sich mit dieser Todesbotschaft auf Deutschland herab. Was der Großherzog Friedrich seinem badischen Lande und dem Deutschen Reiche gewesen ist, haben ihm die Kundgebungen dankbarer Liebe und Verehrung bezeugt, als er am 24. Juli 1902 das 50jähr. Jubiläum seiner mit Erfolgen reich gesegneten Regierung und am 9. Sept. 1906 die Feier seines 80. Geburtstages und noch in demselben Monat das Fest der goldenen Hochzeit beging. Diese Kundgebungen, die sich mit dem Tode des edlen Entschlafenen erneuern, gelten nicht bloß Badens Großherzog, der sein Land aus trüben Zeiten zu blühender Wohlfahrt geleitete, nicht bloß dem ritterlichen Feldherrn, den das deutsche Heer als Generaloberst der Kavallerie und als Armeeinspektor mit Stolz den Seinigen nannte, dem sinnigen Förderer der Werke des Friedens, der Künste und Wissenschaften, sie huldigten vor allem dem hochverdienten Bundessürsten, der als einer der letzten aus der Heldenzeit des jungen Reiches, als Eidam des ersten großen Kaisers, als Schwager Kaiser Friedrichs, als Mitstreiter und Mitarbeiter für Deutschlands politische Einigung allen Patrioten ans Herz gewachsen ist. Den getreuen Ekkehard unseres Volkes hat man ihn genannt, weil er nicht müde wurde, dem jüngeren Geschlecht die Mahnungen einer großen Vergangenheit lebendig zu erhalten, durch seine Worte und durch sein Walten und durch seine ehrwürdige Hcrrscher- gestalt. So lebt er im Herzen seiner Badener, die ihren Großherzog Friedrich nicht vergessen werden, und in dem Gedächtnis der ganzen Nation. Möge es in ernsten Stunden dem deutschen Volke nie an Fürsten von der Hingebung an der nationalen Sache und von der Treue, Tatkraft und Weisheit fehlen, als deren Verkörperung Friedrich von Baden in unserer Geschichte lebt.
Die Proklamation des neue« Großherzogs.
Karlsruhe, 28. Sept. Die „Karlsruher Zeitung" veröffentlicht in einer Sonderausgabe folgende Proklamation
Wir, Friedrich II., von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen, tun hiermit öffentlich kund: Dem Allmächtigen hat es gefallen, unseren teuren, innigst geliebten Vater, Seine königliche Hoheit den Durchlauchtigsten Großherzog Friedrich von Baden, Herzog von Zähringen, nach einer 55jährigen, reich gesegneten Regierung aus seinem Leben abzurufen. Hierdurch find wir, das großherzogliche Hans und das ganze badische Volk, das dem für alle Zeit unvergeßlichen Heimgegangenen zu unauslöschlicher Dankbarkeit verpflichtet ist, in tiefste Trauer versetzt. Kraft der Grundgesetze unseres Hauses und Landes ist die Regierung auf uns übergegangen. Wir treten sie an, in vollem Vertrauen auf die erprobte Treue unseres Volkes, und geben die Versicherung, daß wir die Verfassung fest und unverbrüchlich halten und des Landes Wohlfahrt mit allen Kräften fördern werden. Dem hehren Vorbilde unseres in Gott ruhenden Vaters folgend, wollen wir die Regierung führen, in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich, um dessen Wiedererstehung der nun Vollendete sich unvergängliche Verdienste erworben hat.
1907
Großherzog Friedrich von Baden
im Jahre j870/?l.
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Der Großherzog sorgte indessen aufs eifrigste für den politischen Ertrag des nationalen Krieges. Mit ungemeiner Klarheit stellten schon in den Tagen vor und nach der Schlacht bei Sedan, wo sonst nur mündlich oder in der Presse davon die Rede war, badische Staatsschriften — Instruktionen an den Gesandten in München, sowie eine Denkschrift für den norddeutschen Bundeskanzler selbst — fast genau die später wirklich erreichten Ziele ans. Durch den Eintritt der süddeutschen Staaten sollte der norddeutsche Bund zu einem allgemeinen deutschen erweitert werden, für den auf der einen Seite, bei strenger Festhaltung der inneren Selbständigkeit der Einzelstaaten, doch in diplomatischen und militärischen Beziehungen eine Stärkung der Zentralgewalt für wünschenswert erklärt wird, während auf der anderen einzelnen Gliedern, wie namentlich Bayern, ausnahmsweise besondere politische Ehrenrechte zugestanden werden könnten. Die Wiederherstellung der Katserwürde wird dabet hier zum erstenmal offiziell, als volkstümlich aber auch sonst Politisch von Wert, der näheren Erwägung anempfohlen. Nach außen gelte es Sicherung Deutschlands gegen künftige französische Bedrohung durch Erwerb des Elsasses und eines Teiles von Lothringen und zwar zuhanden der Krone Preußen, sei es als deren Provinz, oder als unmittelbares Gebiet des Bundes. Für sich selbst wies
Baden ausdrücklich den Gedanken an Gebietserwerb ab; Verteilung der eroberten Lande, verbunden mit Austausch anderer Stücke, wie wohl vorgeschlagen sei, entspräche den modernen Staatsanschauungen nicht.
Nicht selten hat man damals im norddeutschen Publikum dem Staate Großherzog Friedrichs als nationalen Tugendpreis das heutige Reichsland zugedacht und von einem Königreich Baden geträumt, das zu beiden Seiten des Oberrheins in Gestalt etwa eines Schmetterlings seine Flügel ansgebreitet hätte. Der solide Geist des Großherzogs war von so luftigen Ideen himmelweit entfernt. Und wenn man sogar in politischen Kreisen, besonders auf bayerischer Seite, mit ähnlichen Lockungen umging, dabet jedoch wiederum lüsterne Blicke auf die badische Pfalz warf, so erfüllten ihn derartige Rückfälle in die Zeiten des Reichsdeputationshauptschluffes und des Rheinbundes geradezu mit Abscheu. Karl Friedrich hatte sich die Ausbildung seines Gebiets auf solche Weise mit Recht gefallen lassen; der Enkel fühlte sich mit dem Lande, wie er es überkommen, im ganzen wie im einzelnen innerlich verwachsen. Er wollte sich und ihm nichts anderes erobern, als einen Platz im neuen Deutschen Reich, aber auch nichts anderes abtreten als Herrscherrechte, die er gerade zum Helle Badens beim Reiche besser geborgen wußte. Hierin freilich ging seine Selbstverleugnung so weit, daß er den größeren Mittelstaaten, um das Einigungswerk überhaupt zustande zu bringen, Vorzüge oder Vorbehalte gönnte, die er für sich und die Seinen nicht in Anspruch nahm. Aus demselben gemeinnützigen Grunde wünschte sich die badische Regierung
Gegeben unter unserer Unterschrift und unter vorge» drucktem StaatSfiegel auf Schloß Mainau den 28. Sept.
Friedrich, v. Dusch.
WoMische Kebersicht.
Nach amtliche« Meldungen ans Marekk» ist
zwischen General Drude und den Abgesandten der wer Stämme der Qulad Zeyan, die alle ihnen gestellten Bedingungen annahmen, ein Uebereinkommen zur Wiederherstellung der Ruhe getroffen worden. Zehn Stamme haben noch keinen Vertrag abgeschlossen. Es verlautet nichts von Ansammlungen aus dem Gebiet dieser Stämme, soweit em Kreis von 50 Kilometern um Casablanca in Betracht kommt. Mehr als 400 Personen find nach Casablanca zurückgekehrt. E« herrscht in der Gegend ein Sandsturm. Weiter telegraphiert Admiral Philibert, daß die Abgesandten der vier Stämme der Uladsejan, nämlich die Mnlin-ed-Drux, Ma- draka, Mediuna und Ulad Haris, für ihre Unterwerfung dieselben Bedingungen angenommen haben, wie bereits vorher die drei Stämme der Schaujas. Gleichzeitig mit Abgesandten einiger Stämme, die über die Friedensbedingungen unterhandeln wollen, ist in Casablanca der Kaid Sidi Lärm, früher! Gouverneur von Casablanca, als Abgesandter deS Sultans Abdul Asis eingetroffen, um mit den französischen Behörden zu verhandeln. Es heißt, daß der Sultan die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ruhe im Schaujagebiet zu übernehmen wünsche. Wie noch von anderer Seite aus Casablanca gemeldet wird, wird die Ma- halla des Sultans Abdul Asis eine Expedition im Umkreis von 100 Kilometern rund um Casablanca unternehmen. — Kriegsminister Gebbas hat im Namen des Sultans den Wunsch geäußert, daß der Gesandte Regnault einwillige, sich zu Abdul Afis nach Rabat zu begeben. Regnault hat zu diesem Schritt die Ermächtigung seiner Regierung erhalten. — Der spanische Gesandte in Tanger suchte den Vertreter des Sultans für auswärtige Angelegenheiten Mohammed el Torres und den Kriegsminister Gebbas auf und machte sie auf den Ernst der Lage in Tetuan aufmerksam, der durch die Entlassungen bei den scherifischen Truppen und durch die Nichtzahlung des Soldes entstanden ist. Weiter wies er auf die Verantwortlichkeit der marokkanischen Regierung htti für den Fall, daß beklagenswerte Ereignisse eintreten sollten. El Torres und Gebbas versprachen, die nötigen Maßnahmen zu treffen.
Die türkische Regierung erhielt die Mitteilung, daß die Botschafter den türkischen Reformplan für die Justiz in Mazedonien einstimmig gebilligt, sich aber gemäß den Mürzsteger Abmachungen das Recht der Ueberwachung der Durchführung des Planes Vorbehalten hätten. — Die Pforte hat die diplomatischen Vertretungen von dem Erlaß eines Verbots der Getreideausfuhr aus den Provinzen Adrianopel, Saloniki, UeSküb, Monastir, Smyrna, Jsmid mittelst Zirkularnote in Kenntnis gesetzt. Die Getreideeinfuhr nach Konstantinopel ist einstweilen zollfrei und der Zoll für Mehl auf 6°/° herabgesetzt. Die Maßregel ist,
in jenem'Moment auch formell in keiner Weise vorzudrängen; ohne jede Eifersucht erklärte sie es offen für das beste, wenn eines der Königreiche zu den Verhandlungen mit Preußen über die deutsche Frage die Initiative ergreife.
Erst Ms die Eröffnung des preußischen Gesandten hin, daß ein Antrag Badens auf Eintritt in den norddeutschen Bund nunmehr willkommen sei und auf die Entschließungen Bayerns und Württembergs günstigen Einfluß äußern könne, dann aber auch umgehend stellte Baden am 3 Okt. 1870 wirklich diesen Antrag und erklärte sich zu näheren Verhandlungen bereit. Graf Bismarck erblickte darin einen neuen Beweis der hohen nationalen Gesinnung, von welcher die deutsche Politik der großherzoglichen Regierung in den letzten Jahren ununterbrochen geleitet gewesen sei. Am 23. Oktober trafen Jolly und Freydorf im Hauptquartier zu Versailles ein, am 5. November der Großherzog persönlich. Jolly, der Bismarck als Geschenk eines Pforzheimer Fabrikanten eine prachtvolle goldene, mit Diamanten geschmückte Feder zur Unterzeichnung des Friedens überbrachte, hatte im Spezialaustrag des Großherzogs schon am 30. Oktober mit dem Kanzler auch über den Kaisertitel und mit Roon über eine über die Bundesverfassung hinausgehende Militärkonvention zu verhandeln. Die Vereinbarung über den Eintritt Badens — und gleichzeitig Darmstadts — in den deutschen Bund ward am 15. November unterzeichnet. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der auf der Durchreise vorm Kriege in Karlsruhe für diese Gelegenheit „den freisinnigen Ausbau" der Bundesverfassung angeregt, bedauerte jetzt, daß nichts in dieser Richtung geschah; Baden gehorchte ein-