Sonntag die Rückreise nach Deutschland an. Die königl. JachtViktoria und Albert" führt die hohen Herrschaften von Port Viktoria nach Vlijfingen. England will seine Wehrkraft verstärken, es sollen neue Schlachtschiffe und eine beträchtliche Anzahl Kreuzer gebaut werden.

Fcrges-Wsrrigkeiten.

Stuttgart, 19. Febr. Dem Staatsanz. wird aus Nizza ge­meldet -Seine Majestät der König, Höchstwelcher abgesehen von nervösen Beschwerden und von Störung de« nächtlichen Schlafes sich bisher körperlich leidlich wohl befunden hatte, leidet seit einigen Tagen an frischer katarrhalischer Erkrankung der oberen Luftwege, verbunden mit Heiserkeit und heftigen Hustenansällen. Der Zustand Seiner Majestät ist aber glück­licherweise bis jetzt derart geblieben, daß Höchstdieselben sich nicht genötigt sahen, in der bisherigen täglichen Lebensweise eine Aenderung eintreten zu lassen. Nachdem der kalte Wind sich seit einigen Tagen gelegt und die Lufttemperatur sich wieder gehoben hat, ist anzunehmen, daß die akute katarr­halische Erkrankung einen normalen Verlauf nehmen wird.

(Strafkammer.) Stuttgart, 19. Febr. Wegen fahrlässiger Körperverletzung hatte sich gestern der 24jähr. Fuhrknecht Karl Kübler von Oberfischbach, OA. Backnang, vor der 1. Str.K. zu verant­worten. Er hatte am 28. Sept. v. I. leere Bierfässer vom Volksfest in Cannstatt nach Böblingen zu fahren und war in Heslach ins Wirtshaus gegangen, weshalb er nachher um so schneller fahren mußte. In gestrecktem Galopp fuhr er am Ende Heslachs 2 andern Wägen vor, hinter welchen ein Knabe ging, der durch das rasche Fahren des Kübler erschreckt, auf den Fuß­steig gehen wollte, aber von den Pferden des Kübler'schen Fuhrwerks um­geworfen wurde. Der Wagen ging über den Leib des Knaben hinweg. Derselbe erlitt einen Knochenbruch im Oberschenkel und eine Hüstverletzung, welche weiter die Zerreißung der Harnröhre mit sich führte. Daran lag der Knabe 3 Monate im Olgafpital. Jetzt ist er ziemlich hergestellt, aber er wird im Verlauf von 6 Monaten nochmals in die Kur genommen werden müssen, und es läßt sich nicht ermessen, ob in späterer Zukunft nicht noch weitere Folgen eintreten werden. Das Gericht erkannte zwar an, daß der Knabe unvorsichtig war, allein das Unglück hätte doch nicht eintreten können, wenn der Angekl. nicht so schnell gefahren wäre. Er wurde zu Imonatlicher Gefängnisstrafe verurteilt.

Zu dem Landesscharfrichteramt haben sich zwei Be­werber gesunden. Wie der Heuberger Bote erfährt, soll dasselbe dem Klee­meister in Laupheim übertragen worden sein.

Reutlingen. 18. Febr. Wie durch ein Wunder entging Gemeinde­rat Votteler der Todesgefahr. Derselbe wurde heute nachmittag in einer Droschke zu einer Hochzeit abgeholt. Ehe der Kutscher seinen Platz hatte einnehmen können, jagten die scheu gewordenen Pferde in rasender Eile davon und rannten mit dem Gefährt durch eine Reihe schmaler Seitengäßchen, die kaum die Breite des Wagens hatten. In der Nähe des Gartenthors zerschellten die Räder der Droschke an einem Eckstein, wodurch die Pferde in ihrem wilden Lauf aufgehalten und der Insasse au» seiner bedrohlichen Lage, ohne Schaden genommen zu haben, befreit wurde.

Vom oberen Neckar, 20. Febr. Wirklich ein ungemütlicher, abscheulicher Patron, dieser Februar! Nichts als Schnee, Sturm, Regen, ein Witterungsumschlag um den anderen! Seit der letzten Woche herrscht eine Temperatur, zu kalt, um mit den ungeheuren Schneemassen aufzuräumen, zu warm aber auch, um die wünschenswerte Konsistenz derselben herbeizusühren. Straßen und Wege sind mit einem halbfußtiefen Morast bedeckt, der den Verkehr zu Fuß fast unmöglich macht. Unter solchen Umständen lassen be­greiflicherweise auch die Gesundheitsverhältnisse bei Alt und Jung sehr viel zu wünschen übrig. Ueberall hört man von Lungenkrankheiten, Diphtheritis

viel mehr Vorrechte und Freiheiten als die Frauen, aber in gewissem Sinne sind sie auch gebunden. Nehmen wir, zum Beispiel, an, ein armer, junger Mann wäre in ein reiches Mädchen verliebt. Ich wette Zehn gegen Eins, daß er sich von einem falschen Ehrgefühl davon abhalten ließe, ihr seine Liebe zu gestehen."

Wäre das ein falsches Ehrgefühl?" fragte Hugh gedankenvoll.Ein Mann würde als Abenteurer verurteilt werden, wenn er selbst arm ist und um ein reiches Mädchen werben wollte, und ich muß gestehen, daß ich selbst geneigt wäre, ihn für einen solchen zu halten."

Und dennoch könnte er ein Held sein, indem er seine beschränkten Ehrbegriffe der Liebe zum Opfer bringt. Ich sympathisiere in solch einem Falle mit dem Manne; denn wenn er anders handeln würde, würde er zwei Leben vernichten, es sei denn, die Frau ergriffe die Initiative und würde selbst um ihn werben."

Solche Dinge sind schon vorgekommen."

Ja, und sie werden auch noch wieder Vorkommen," sagte sie, während dunkle Röte ihre Wangen überzog und ihre langen Wimpern sich senkten.Bor der schrankenlosen Macht einer Alles überwältigenden Liebe schweigen alle Rücksichten. Allerdings giebt es nicht viele Frauen, die im Stande sind, so etwas zu thun; aber immerhin giebt cs doch derartige Frauen!"

Cleveland errötete und rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her, währ­end ihre Augen zu ihm aufschauten. Es lag ein Ausdruck in denselben, den er nie zuvor darin bemerkt hatte, und blitzschnell zuckte das Verständnis für den Sinn ihrer Worte in ihm auf und diese plötzliche Eröffnung wirkte wie lähmend auf ihn. Er fühlte sich verwirrt, betäubt, wie traumumfangen, aber er vermochte seinen Blick nicht von ihrem Gesicht abzuwenden.

Ihre Hand legte sie leicht auf die seine und sie drückte die Finger zwischen die seinen.

Wozu so lange auf den Strauch klopfen, wenn es für uns Beide so viel besser ist, sofort zur Sache zu kommen?" sagte sie leise, im Flüsterton.Ich bin reich, aber ich würde meinen Reichtum wie einen Fluch bettachten, wenn ich ihn zwischen mich und den Mann meines Herzens treten ließe. Es giebt auch ein fal­

lt. s. f. Die Sterblichkeit ist eine sehr große. Eine Besserung der Witterung wäre dringendes Bedürfnis. Hoffentlich bedeutet die schon jetzt beobachtete allgemeine Wiederkehr der Staare, die heute in ganzen Schwärmen gesehen wurden, einen baldigen Eintritt guten Wetters. W. Ldztg.

Wevrnifchtes.

Warnung. An die Adresse der deutschen Dienstmädchen richtet ein deutsch-brasilanisches Blatt folgende Warnung vor der Auswanderung nach Brasilien. DieSociedade de Jmmigrcyao" (Gesellschaft für Auswander­ung") in St. Paulo hat beschlossen, 2000 unverehelichte Dienstmädchen und zwar 1000 italienische und 1000 deutsche einzuführen. Die Sache mag ja recht nett sein, aber wir warnen ausdrücklich vor jedem Kontraktschluß mit den Agenten der Gesellschaft. Mögen sie die Mädchen herholen von wo sie wollen, nur nicht aus Deutschland! Ohne hier auf nähere Umstände einzu­gehen, warnen wir aufs entschiedenste vor dieser Auswanderung kontraktlich gebundener junger Mädchen nach St. Paulo und überhaupt nach Brasilien. Lasse sich kein Mädchen durch die anscheinend hohen Löhne von 40, 50 und mehr Reichsmark monatlich verführen; damit können sie hier kaum die Haupt­bedürfnisse des Lebens decken (so teuer ist alles), und was sonst ihrer in den meisten Fällen wartet, darüber schweigt am besten des Sängers Höflichkeit.

Elefantennerven. In der Barnum'schen Menagerie, welche in Bridgeport (Connecticut) überwintert, wurden mit verschiedenen Tieren elektrische Versuche gemacht. Das Katzengeschlecht zeigte sich am empfindlichsten für die Wirkungen der Elektrizität, wogegen Seelöwen und Flußpferde den Strom ohne Zeichen der Aufregung durch ihren Körper durchgehen ließen. Affen und Wölfe begannen zu wimmern. Nur den Elefanten bereiten die Versuche ungeheuren Spaß. Als 42 Leclanchö-Zellm in Anwendung gebracht wurden, rieben sie sich vor Vergnügen die Beine und liebkosten ihre Wärter.

Handels- K Gewerbekammcr Calw.

Hcffcntkche Sitzung

Mittwoch, den 27. Jebruar, vormittags 9 Uhr. Tagesordnung r

1) Fortdauer des Notenprivilegiums der Württemb. Notenbank.

2) Beratung des Etats pro 1889.

3) Feststellung des allgemeinen Teils des Jahresberichts pro 1888.

4) Antrag auf Ermäßigung der Einheitssätze im Güterverkehr für alle

Tarifklassen.

Dev Wovftcrnö.

Standesamt tzakw.

Geboren:

8. Febr. Heinrich Wilhelm, Sohn des August Dollinger, Kaufmanns.

9. Bertha Friedrike, Tochter des Friedrich Widmann, Maschinenstrickers.

15. Christian Gotthold, Sohn des Christian Zahn, Schuhmachermeisters.

16. Hermann Adolf, Sohn des Heinrich Giebenrath, Bäckermeisters.

Gestorben:

15. Febr. Emil Christian Heldmaier, 4 Wochen alt, Sohn des Gg. Heldmaier, Pflasterers.

19. Jakob Friedrich Schmälzte, Tuchmacher, 67 Jahre alt.

Gottesdienste am Sonntag, den 24. Februar 1889. ^

Vom Turm - 285. Vormittagspredigt - Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christen­lehre mit den Töchtern. 5 Uhr Abendpredigt: Herr Helfer Eytel. (Das Opfer ist für die Kirchenheizung bestimmt.)

Gotteräitnste in 4er Metlwäistenüoxekke am Sonntag, den 24. Februar 1889 morgens r /»10 Uhr, abends 5 Uhr.

sches Zartgefühl und dasselbe hat schon manches Lebensglück vernichtet; aber eS soll das unsere nicht zerstören, Hugh!"

Sie sprach seinen Namen voller Innigkeit aus und lehnte ihren Kopf gegen seine Schultern.

Ich weiß, daß Sie hochsinnig genug sind, um mich und meine Beweggründe nicht falsch zu beurteilen, und in dieser Erkenntnis enthülle ich meiriHerz vor Ihnen und erkläre Sie als dessen König und unumschränkten Gebieter!"

Sekundenlang war der junge Künstler fast sprachlos vor Erstaunen, ein hef­tiger Aufruhr tobte in seinem Innern, während tausend Gedanken und Erwägungen blitzesgleich sein Gehirn durchzuckten.

Die Versuchung, nachzugeben, war eine gar zu mächtige. Erstens war er von Jsabella's selbstloser Neigung für ihn tief gerührt, und wenn es ihm auch sonderbar erschien, daß sie sich weniger stolz und würdevoll benommen hatte, so durste er sie deshalb doch gewiß nicht tadeln, well dies ja einzig seinethalben geschehen war. Wie verschieden war diese Liebe von derjenigen des Mädchens, daß ihn verlassen hatte, das nicht im Stande gewesen war, das Los der Armut, in der sie als seine Frau hätte leben müssen, zu ertragen.

Warum sollte er Das nicht nehmen, was ihm jetzt dargeboten wurde? Warum sollte er sich zu einem einsamen, liebeleeren Leben verdammen, weil Diejenige, der sein ganzes Herz gehörte, nie die Seine werden konnte?

Jsabella war jung, hochbegabt, reizend, reich und mehr als das, sie liebte ihn und sie war auch seiner Meinung nach ganz dazu geschaffen, einen Mann glücklich zu machen.

Nimm sie," flüsterte die Stimme des Versuchers in seiner Brust,bedenke, welchen Triumph Du über Natalie Egerton feiern würdest; bedenke, wie angenehm es wäre, Herr eines stattlichen Hauses zu sein, Pferde, Wagen, Diener, Geld in Hülle und Fülle und überdies noch eine reizende Frau zu haben! Das Glück bietet Dir einenen glänzmden Preis und Du wärest Schlimmeres, als ein Thor, wolltest Du ihn zurückweisen!"

(Fortsetzung folgt.)