«1. Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Lonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger« lohn 1.20 im BezirkS- und 10 Km-Berkehr 1.2S ^>k, im übrigen Württemberg 1.3S VlouatSabonnrmeutS »ach Verhältnis.

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L«ls- md LPkipM ftr itt Wm«ts-SkD Wld.

IserrrsprecHev Wr. 29.

Jernspvecher Av. 29.

Auflage 2600.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift od« deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabats

Mit dem

Plauderstübch:»

und

Gchwäb. Landwirt

^ 226

Hlagold, Donnerstag dm 26. Septemöer

ISO?

Mezugs-Kinkadung.

Mit dem 1. Hktoöer 1907 beginnt im Bezug des

Gesellschafter"

ersuchen wir unsere verehrlichen Abonnenten, schon jetzt die Erneuerung ihres Abonnements bei den Postanstalten, Brief­trägem und Postboten bewerkstelligen zu wollen.

Zugleich laden wir zu recht zahlreiche« «e«e« Be­stellungen für das 4. Vierteljahr 1907 ergebenst ei«.

Vertag ües Desellschafiers.

das 4. Vierteljahr dieses Jahrgangs.

Brachten schon dessen Sommermonate eine außerge­wöhnliche Fülle des Lesestoffes in politischer, sozialer, wirt­schaftlicher und sensationeller Hinsicht, so wird der Winter mit der Wiedereröffnung der Parlamente, dem Weitergang der marokkanischen und russischen Wirren, der Ventilierung der im Vordergrund des politischen Interesses stehenden Fragen der Handels- und Verkehrspolitik, der Mittelstands­politik, der Förderung des Schulwesens rc. rc., ferner auch mit der Wiederaufnahme des Hauprozefles und der Verhandlung anderer interessanter Kriminalfälle manche Ueberraschnng bringen. Im gesamten öffentlichen Leben gilt es die Augen offen zu halten, die aus irgend einem Vorkommnis fich ergebenden Widersprüche objektiv und bündig zu besprechen. Dies wirdDer Gesellschafter" in der liberalen Weise tun, welche auf nationaler Gesinnung beruhend, das Beste des Volkes, Landes und Reiches will.

Der Gesellschafter"

hat in Gemeindeangelegenheiten immer der Stadtverwaltung, wie auch der öffentlichen Meinung gedient und die Interessen der Stadt und Bürgerschaft vertreten. Mit regstem Jntereffe hat er die Maßnahmen gefördert, die der Hebung und dem Ansehen des Gemeinwesens bezw. der Stadt nach innen und außen galten.

Der Unterhaltungsteil des

Gesellschafters"

wird nach wie vor den guten Lesestoff bieten, der auf Ver­tiefung von Geist und Gemüt von Einfluß ist; auch wird er den aktuellen Vorgängen auf den Gebieten der Länder- und Völkerkunde, der Naturkunde, der Technik rc. durch Ver­öffentlichung von Abhandlungen aus neuen Büchern besondere Aufmerksamkeil widmen.

»Zer Gesellschafter" wird wie seither bestrebt sein, die Leser durch schnelle und präzise Berichterstattung zu­friedenzustellen.

Dazu bringtDer Gesellschafter" zwei wertvolle Bei­lage«:Das Plauderftübchen", das sich durch gute Romane und Erzählungen und sonstige belehrende und unter­haltende Aufsätze viele Freunde erworben hat, und den Schwäbische» Landwirt", der in Land- und Haus­wirtschaft unentbehrlich geworden ist.

Der Aöormemeutspreis ist ein außerordentlich billiger.

JUM" Inserate haben bei der großen Leserzaht des Gesellschafters besten Erfolg.

Um die erfahrungsgemäß beim Quartalswechsel ein­tretenden Störungen im Bezug unseres Blattes zu vermeiden,

VoMisHe HleSerstcht.

Der kommandierende General des 2. säch­sische» (IS.) Armeekorps G. d. I. Graf Vitzthum v. Eckstädt wird im Monat November mit Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit in den Ruhestand treten. Nach Abhaltung der Manöverkritik gab Graf Vitzthum von Eck­städt dem versammelten Offizierkorps selbst von seinem Rücktritt Kenntnis. Nachdem sodann der Erbprinz von Sachsen-Meiningen als Armeeinspekteur seine Anerkennung über die Tüchtigkeit des Armeekorps ausgesprochen hatte, sprach der König von Sachsen unter Bedauern über das Scheiden des Generals diesem seinen Dank aus für die stets hervorragenden Dienste, die er während einer mehr als vierzigjährigen Dienstzeit vier Königen in Krieg und Frieden geleistet habe. Graf Vitzthum von Eckstädt, der der be­kannten, aus Thüringen stammenden Adelsfamilie angehört, deren Mitglieder zu allen Zeiten in hohen Stellungen dem Vaterland ihre Dienste gewidmet haben, wurde im Jahre 1846 in Fantaifie bei Bayreuth geboren.

In Rußland will man endlich mehr Bildung unter das Volk bringen. Das Kultusministerium hat die Eröff­nung von 600 Elementarschulen im Lehrbezirk des Gouverne­ments Wilna angeordnet Md zur Unterhaltung derselben 300 000 Rubel jährlich angewiesen. Im Ministerium des Auswärtigen hat am Montag die Auswechslung der Rati­fikation des zwischen Rußland und England getroffenen Ab­kommens über Persien, Afghanistan und Tibet stattgefunden.

Die Lage in Persien hat sich feit, der Ermordung des Großwefirs sichtlich verschlimmert. Es gewinnt den Anschein, als wenn die provinziellen Parlamente alle Macht an sich reißen wollten, indem sie sich in alle Verwaltungs­zweige einmischen. Vor einigen Tagen hat sich die Be­völkerung in einer Moschee offen gegen die Regierung des Schahs ausgesprochen.

In Sache« der mazedonische» Jnstizreform

beriet am Sonntag eine Botschafterversammlung über die Maßnahmen der Pforte. Da das türkische Projekt keine Kontrolle zuläßt und daher keinen Wert für die Mächte hat, kam man zu dem Beschluß, den Regierungen die Lage auseinander zu setzen und Instruktionen für den nächsten Schritt bei der Pforte zu verlangen. Die Pforte und das Palais sind mehr als je entschlossen, den Ansichten der Mächte entschiedenen Widerstand zu leisten.

Amtliche Depesche« ans Marokko besage», daß die Stämme, die in den letzten Tagen die Absicht kund- getan hätten, sich zu unterwerfen, jetzt darauf verzichteten,

weil man ihnen vorgeredet hätte, daß Muley Hafid mit

einer starken Mahalla heranziehe und entschlossen sei, fich mit ihnen gegen die Franzosen zu verbinden. Wie die Agence Havas" mitteilt, besitzt aber nach den, dem fran­zösischen Gesandten in Tanger zugegangenen Informationen Muley Hafid weder Truppen noch Geld. DemMatm zufolge sollen die Operationen bei Casablanca nachdrücklich weiter fortgesetzt werden. General Drude meldet, daß Sonntag nachmittag Abgesandte der Stämme Uladzeyan, Zenata und Zyaida im französischen Konsulat in Casablanca erschienen, um in Unterhandlungen einzutreten. Die Ver­handlungen mit den Schaujas wegen der Forderung be­dingungsloser Mederlegung der Waffen dauern noch an. In einem Schreiben an die Vertreter der Machte er­klärte Muley Hafid, er habe seinem Minister des Aeußern, Siab del Kibir, den Auftrag erteilt, Schritte zu tun, um seine Anerkennung als Sultan seitens der europäischen Mächte zu erreichen. Er sei von dm heiligen Rechtsgelehrten Südmarokkos zum Sultan ausgerufen worden auf Grund der Bestimmungen des Korans, in welchem der Fall dm Unfähigkeit des Sultans vorgesehen sei. Für den Fall, daß die Mächte es ablehnen sollten, mit ihm in Beziehungen zu treten, bittet sie Muley Hafid, zu warten, bis er von dem ganzem Land Besitz ergriffen. habe oder sämtliche Stämme zu ihm übergegangen seien. Er verspricht für die völlige Sicherheit der Europäer in den Gebieten, die ihn anerkannt haben, ebenso wie auch für unbeschränkte Freiheit des'Handels sorgen zu wollen. Der Sultan Abdul Afis ist Montag früh in Rabat eingetroffen.

Der Kaiser von Japan hat das Abschiedsgesuch deS Botschafters in Berlin Jnouye bewilligt. Zum Nach­folger Jnouyes wurde der erste Delegierte zur Friedens­konferenz im Haag Kairoku Tsudzuki bestimmt. In nach­träglicher Anerkennung für hervorragende Verdienste im letzten Krieg find zahlreiche neue Standeserhöhungen erfolgt. So wurden Marquis Jto und die Marschälle Jamagata und Oyama in dm Fürstenstand erhoben, Staatsrat Gras Jnouye, sowie der frühere Ministerpräsident Graf Matsu- kata Katsura wurden zu Marquis und Admiral Togo zum Grafen ernannt. Ferner erhielten den Grafentitel: Komura, Aamamoto, Vicomte Jto, Kuroki, Oku und Nogi, Marquis wurde Nodzu. Die Generale Dishi und Terauchi wurden Vicomts. Zu Baronen find ernannt die Admirale Katao, Saito, Jjuin und General Fukushima.

Die Unabhängigkeits-Bewegung in Aegypten gewinnt neues Leben durch die Gründung einerVolks­partei". Gründer find 116 Notable, unter denen sich auch der Vizepräsident des gesetzgebenden Rats befindet. Man einigte sich auf das folgende Programm, um auf geeignetem Weg die Autonomie Md, wenn möglich, die Unabhängigkeit des Landes zu erreichen: Ausbau der bestehenden repräsen­tativen Einrichtungen, Reform des gegenwärtigen Erziehuugs- systems, Erweiterung der Gesellschaft für Ackerbau, Ver­mehrung der Industrieschulen und Förderung des Handels und Gewerbes. Die Aussichten dieser Partei dürften nicht gar zu glänzend sein; und das ist gewiß recht gut, da ein unabhängiges Aegyptm wahrscheinlich bald die ge-

Zur Entstehung des Hereroaufstaudes

wird eingangs des in etwa 8 Tagen im BuchverlagDer Hilfe" erscheinenden Buchs von Dr. Paul Rohrbach, deutsche Kolonialwirtschaft 1. Bd. folgender Brief Samuel Maha- reros veröffentlicht:

Am 6. März 1904 schickte Samuel aus seinem Lager bei Otjisonjati folgenden Brief an den Gouverneur:

An den großen Gesandten des Kaisers Gouverneur Leutwein.

Deinen Brief habe ich erhalten, und ich habe gut verstanden, was Du mir und meinen Großleuten geschrieben hast. Ich und meine Großleute antworten folgender­maßen: Der Anfang des Krieges ist nicht jetzt in die­sem Jahr durch mich begonnen worden, sondern er ist begonnen worden von den Weißen; wie Du weißt, wie Hieras durch die weißen Leute, besonders Händler, mit Gewehren und in Gefängnissen getötet sind. Und immer, wenn ich diese Sache nach Wind­huk brachte, immer kostete das Blut meiner Leute einige (Stück*) Kleinvieh, nämlich fünfzig oder fünfzehn. Die Händler vermehrten die Not noch in der Weise daß sie aus sich selbst meinen Leuten auf Borg gaben! Nachdem sie so getan, raubten sie sie aus, bis sie soweit gingen, si ch bezahlen zu lassen, indem sie für ein Pfund

*) Die eingellammerte» Worte find zum Berständni» der Zu- sammenhanzS in der Uebrrsetzung ergänzt.

(Sterling) Schuld zwei oder drei Rinder gewaltsam Wegnahmen. Diese Dinge find es, die den Krieg in diesem Lande erweckt haben.

Und jetzt in diesen Tagen, da die Weißen sahen, daß Du, der Du Frieden mit uns Md Liebe zu uns hast, (nicht da warst), da begannen sie uns Zusagen: Der Gouverneur, der euch lieb hat, ist in einen schweren Krieg gezogen, er ist tot, und weil er tot ist, werdet ihr auch sterben. Sie gingen so­weit, daß sie zwei Herero des Häuptlings Tjetjo töteten, bis Leutnant N.*) anftng, meine Leute im Gefängnis zu töten. Es starben zehn, und es hieß, ste seien an Krankheit gestorben, aber sie starben durch die Arbeitsaufseher und durch die Knüttel. Zu­letzt fing Leutnant N. an, auch mich schlecht zu behan­deln und eine Ursache zu suchen, wegen deren er mich töten könne, indem er sagte:Die Leute von Kamba- sembi und Uanja machen Krieg. Da rief er mich, mich zu befragen. Ich antwortete wahrheitsgemäß, nämlich nein". Aber er glaubte nicht. Zuletzt setzte und ver­barg er in der Schanze (Feste) Soldaten in Kisten **). Und er rief mich, damit wenn ich käme, er mich er­schieße. Ich ging nicht hin; ich merkte (die Absicht), und deshalb entfloh ich. Darauf schickte Leutnant N. Leute mit Gewehren, mich zu erschießen. Darüber

*) Distriktchef in Okahandja vor de« Krieg».

Bezieht fich wahrscheinlich auf die dev HereroS zunächst un­erklärliche Verwandlung vieler Zivilisten in Eoldaten durch dir mlli« tärische Einziehung.

wurde ich zornig Md sagte:Jetzt muß ich die Weißen töten, (sei es selbst, daß) ich sterbe." Deun daß ich sterben sollte, habeich gehört von einem Weißen, mit Namen L. . . .

Das find meine Worte. Ich bin der Häuptling Samuel Maharero. (Forts, folgt.)

Die «ene Versuchsfahrt des Zeppeliuscheu Luftschiffes.

Friedrichshofen, 24. Sept. Der weitere Verlauf der Fahrt war in jeder Beziehung glanzvoll. Von Meersburg aus nahm das Luftschiff seinen Kurs auf Kon­stanz und umfuhr dann, den Konturen des Sees folgend, fast den ganzen See, ebenso wie im Oktober vorigen Jahres. In der Schweiz ging es in dichtem Nebel wett in das Land hinein und fand mit Hilfe des Kompasses wieder seinen Weg auf den See zurück. Gegen eine auf­gekommene Brise von etwa vier Metern in der Sekunde fuhr es sodann zu seiner Aufstiegstelle zurück, die es nach dreistündiger Fahrt erreichte. Vor der Ballonhalle, übte das Luftschiff »M etwa eine Stunde lang Auf- und Nieder­steigen vermöge der Höhensteueruug, Uebungen, dieDhne jegliche Ballastabgabe wunderbar sicher gelangen. Nach einer Gesamtfahrzeit von reichlich vier Stunden ging das Fahrzeug schließlich mit sinkender Sonne auf den See nieder und wurde schnell und leicht nunmehr in seine neue Halle überführt. Mit einer Fahrzett von 4 Stunden hat das Zeppelinsche Luftschiff einen glänzenden Rekord gemacht,