81. Irchraan.Z.

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Mit dem Plauderstübch.'

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«chwäb. Landwirt

222

Magold, Samstag dm 21 Septemöer

1907

Für die ordentlichen Sitzungen der Schwurgerichte deS IV. BierteljahrS 1907 wurde bei dem Schwurgericht in Tübingen der Landgerichtsrat Dr. Kapfs zum Vorsitzenden ernannt. Die ordentlichen SchwurgerichtSfitznngen daselbst werden am Montag den 29. Oktober, vormittags 9 Uhr eröffnet werden.

WoLMl'che HlebersichL.

Das bayrische Justizministerium veröffentlicht im Justizministerialblatt zwei bemerkenswerte Bekanntmach­ungen. Die erste betrifft die Entlastung der Richter von Schreibarbeit, die zweite die Abfassung der Urteile in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Strafsachen. Mil Bezug hierauf wird gesagt, zahlreiche Wahrnehmungen hätten ergeben, daß die Art, wie in bürgerlichen Rechts- streitigkeüen die auf Grund kontradiktorischer Hauptverhand- lung und in Strafsachen die auf Grand der Hauptversamm­lung ergehenden Urteile schriftlich abgefaßt werden, dem Sinn des Gesetzes und dem Zweck der Urteilsabsaffung sehr häufig nichr entspricht.

Der Abbruch der österreich-ungarische» Ans- gleichsverhandlnngen hat in der Beurteilung der Situa­tion große Verwirrung angerichtet. Während die einen behaupten, die Fortsetzung der Verhandlungen werde in nächster Zeit in Budapest erfolgen, sprechen andere davon, daß die Verstimmung derartig ist, daß an eine Wiederauf­nahme der Beratungen im Augenblick auf keiner Seite gedacht wird. Im übrigen wird bemerkt, daß die auswärtigen Han­delsverträge bis zum Jahr 1917 unberührt bleiden, neue Handelsverträge mir den Balkanstaaten jedoch vor Ordnung des Verhältnisses zwischen Ungarn und Oesterreich kaum ge­schloffen werden können.

Die neueste« Meldungen aus Marokko stellen die Lage in Tanger und Rabü! als ruhig dar. 160 Ein­geborene find nach Casablanca zurückgekehrt. Sie berichten, daß unter den L-tämmeu Gerüchte von der Wiederherstell­ung des Friedens sich hartnäckig erhalten. Der französische Gesandte empfing in Casablanca die dort ansässigen fran­zösischen Kcmfteuie, deren Sprecher den Wunsch ansdrückte, daß die französische Regierung dem Beispiel der deutschen folgen möchre, die den in Casablanca zu Schaden -gekom­menen Handelsleuten deutscher Nationalität einen Teil ihrer Verluste sofort bar v rgiuet habe. Rcguoult forderte die Kaufleute aus, ihre Wünsche durch das Konsulat der fran­zösischen Regierung zu unterbreiten. Ferner empfing Reg- nault den Besuch Mulch Amius, des Onkels des Sultans, der seine Mithilfe zur Widerherstcllung des Friedens zu­sagte. Wie weiter gemeldet wird, Hut der Prätendent Mulch Hafid seine Stellung bei den südlichen Stämmen durch eine Heirat befestigt, rüdem er die Tochter des Gou­verneurs der Provinz Sus zur Fran nahm. Nach einer Meldung aus Tanger wurden bei Ben Daud, dem Ver­walter der Staatsdomänen und Templgürer, Briefe ge­funden, die er na-b Marrakc-sch bringen sollte. Es sollte dadurch eine Bcrschwmuig gegen den Sultan Abdul Asts avgezettelt werden. Beu Daud ist am Freitag abend im Lager des Sultans Abdul Asts verhaftet worden. Offen­bar in Verbindung hiermit erteilte der Sultan Abdul Asts auch dem Großwesir Gharit den Abschied. An dessen Stelle tritt Ben BliMau. El Mokri, der Delegierte auf der Konferenz von Algcciras, tritt an die Stelle Ben SlimanS als Minister des Auswärtigen.

I« der Kapkolouie ist eine Parlameutskrifis ausgebrocheo. Infolge des vollständigen Stillstands der Verhandlungen zwischen dem gesetzgebenden Rat und der gesetzgebenden Versammlung, da der gesetzgebende Rat die Bewilligung von Geldmitteln verhindert, hat Premier­minister Jameson dem Gouverneur geraten, das Parlament aufzulösen. Diescr Rat ist inzwischen befolgt worden. Von den Neuwahlen erwartet man einen Sieg der Boeren- Partei, die alsdann auch in der Kapkolonie wieder Ober­wasser bekäme.

Neue Postkarte».

^ Reichsdruckeret ist, wie die Berliner Politische Nachrichten mitteilcn, gegenwärtig mit der Herstellung de neuen Postkarten beschäftigt, die in absehbarer Zeit zu Ausgabe gelangen werden. Mit der Abänderung de Formulare trägt die Reichspostverwaltung einem Beschluss Rechnung, dem der Weltpostkongreß in Rom seine Zustiw mung gegeben har. Dieser Beschluß ging dahin, daß er Teil der Ausfchristseite der Postkarte, dem Absender Mitteilungen beliebiger Art zur Verfügung stehen soll Diese Praxis war bekanntlich in gewissem Umfange bereit versuchsweise zugelassen und hat zu irgend welchen Bedenkei kaum Anlaß gegeben. Die neue Postkarte, soweit sie den inländischen Verkehr berechnet ist, wird sich also voi

der gegenwärtig im Gebrauch stehenden dadurch unterschei­

den, daß die Vorderseite in einen für den Namen Md Wohnort des Empfängers und eine für schriftliche Mittei­lungen, Aufdrucke, Reklamen uswOestimmten Raum zerfällt. Demgemäß kommen mit Ausnahme des WortesPostkarte", das seinen Platz in der linken obern Ecke der Vorderseite behält, alle andern vorgedruckten Aufschriften in Fortfall, so daß also die richtige Anordnung der Adresse dem Ab­sender überlaffen bleibt. Auch die für den Weltpostverkehr bestimmte Postkarte trägt in Zukunft nur noch den Vordruck Postkarte". Ebenso ist für die Postkarte mit der Auf­schriftdie angebogene Karte ist für die Antwort bestimmt" die einfachere BezeichnungPostkarte mit Antwort" gewählt. Es wäre dringend zu wünschen, daß die privaten Firmen, die sich mit der Herstellung von Postkartenkartons, haupt­sächlich für die Aufnahme von Ansichten und Photographien, befassen, diesem Vorgänge Folge leisten und den Vordruck Postkarte" oderBriefkarte", der gewöhnlich in 510, nicht selten in 15 und 20 verschiedenen Sprachen erscheint, auf das im geschäftlichen Interesse unumgänglich nötige Maß beschränken. Dem Gedanken, daß ein möglichst großer Raum der Vorderseite für Mitteilungen usw. frei bleiben soll, schlägt ein Vordruck, der vier bis fünf Zeilen in An­spruch nimmt und in solcher Ausdehnung durchaus über- flüsst g ist, geradezu in Gesicht. _

Hages-Meuigkeiten.

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Nagold, 20. September

* Die Fahne auf dem Schloßbergtur« steht wieder hochaufgerichtet, die ganze Gegend beherrschend. So soll es auch sein; aufsehen müssen wir zum Symbol der deutschen Einigkeit, immer eingedenk der schweren Kämpfe, die darum geführt wurden. Aber nicht nur in diesem Sinne aufsehen, auch in praktischer Hinsicht hat dieser Aufblick für unsere landwirtschafttreibende Einwohnerschaft große Be­deutung. Das eiste wenn der Landwirt morgens aufsteht ist der Ausguck nach dem Stand der Fahne; sie zeigt ihm fast noch bestimmter als der meteorologische Wetterbericht des Lokalblattes, wie sich das Wetter des Tages gestalten wird. Darnach beginnt er sein Tagewerk und richtet die die Geschäfte schon frühmorgens zurecht. Aber auch der Tourist und Ausflügler richtet des Sonntag morgens früh sein Auge Ms die Wetterfahne; hochbefriedigt kehrt er sich ad, wenn sie gute Prognose stellt, schnell seine Aus­rüstung zur Wanderung vollendend; mißvergnügt, wenn sie schlechte Windrichtung zeigt. Ja die gute Fahne in ihrem schönen neuen Kleide hat viel auf sich zu nehmen Md doch ist sie nicht schuld an all ihrem wetterwendischen Tun; sie ist ja nur das willenlose Werkzeug des herrschenden Windes. Ungerecht find deshalb auch die Menschen unter­einander, wenn einer den andern alsWetterfahne" be­zeichnet jedem wird doch wieder das eigene Mäntelchen nach irgend einer Windrichtung genommen. Dock zurück zu unserer deutschen Reichssahne aus dem Schloßüerg; lange stehe sie aufrecht über unserem schönen freundlichen Städt­chen, nütze dem Landwirt, erfreue den Touristen und be­glücke den Wrederkehrenden!

Das Verbot des Handels mit Geflügel im Umherziehen ist mit Wirkung vom 16. Sept. d. I. an auf­gehoben. _

t. Walddorf, 20. Sept. Gestern Var Bauin- spektor Riekertvon Reutlingen hier, um mit den bürgerlichen Kollegien zu verhandeln wegen eines Straßenprojekts von hier nach Ebhausen, d. h. soweit die zu erbauende Straße auf Watddorfer Markung zu erstellen wäre. Von Ebhausen aus führt feit 1897 eine neue, gut fahrbare Straße mit mäßiger Steigung den Stuhlberg hinauf bis nahe an die Walddorfer Markungsgrenze. Schon damals handelte es sich um die Frage, ob die hiesige Gemeinde nicht auch zugleich auf ihrer Markung die Korrektion der Straße ^vornehmen sollte. Well aber der Straßenbau nach Rohrdorf als not­wendiger erschien, so wurde letzteres Projekt zuerst aus­geführt Md die Ausbesserung der Straße bis zur Ebhauser MarkungSgreme bis jetzt aufgeschoben. Die bürgerlichen Kollegien stimmten nun gestern einhellig dem Vorschlag von H. Riekert zu. Mit dem Bau der Straße, durch die nament­lich auch die Steigung im Ort Ebhausen und Rohrdorf zu bester ausgeglichen werden wird, soll diesen Herbst noch begonnen werden.

Tchietinge«, 21. Sept. Privatier Walz von hier, Veteran von 1870/71, wurde gestern im Bezirkskrankeuhaus ein Kugelsplitter aus dem Rücken herausgeschnitten. Die Kugel erhielt der Operierte in der Schlacht bei Champigny; sie war in der Schultergegend eingedrungen.

* Unterjettiugeu, 21. Septbr. Gestern nachmittag 3 Uhr brach in dem von zwei Familien bewohnten Haus des Schuhmacher Walz ein Brand aus. Das Feuer zerstörte das Wohnhaus um teilweise, während die ange- bautc Scheuer bis auf den Grund niederbrannte. Die Be­wohner waren auf dem Felde und hatten die Kinder zurück­gelaffen; es wird deshalb vermutet, daß letztere das Feuer durch Zündeln verursacht haben könnten.

r. Herreuberg, 20. Septbr. In der vergangenen Nacht brannten im nahen Nufringen zwei Scheuern und zwei Wohnhäuser vollständig nieder. Während die Familie Werner noch einige Möbel retten konnte, kam die , Familie Kaupp nur mit dem nackten Leben davon. Brand­stiftung wird vermutet.

r. Schwenningen, 19. Sept. Die Festfeier aus Au- ! laß der Erhebung der Gemeinde zur Stadt wird am 1. und 2. Dezember begangen werden mit FestgotteSdrenst, Festessen und Festbankett. Durch eine aus freiwilligen Bei­trägen aufgebrachte Stiftung soll der Neckarurspruug ver­schönert werden. ^ ^ ^

r. Nordhei«, 20. Sept. Der 10jährige Sohn des Taglöbners Merz am Sonntag unreife Aepfel und trank darauf' Wasser. Er erkrankte in der Nacht an Rhur und ist am Dienstag seinen Leiden erlegen. Die Meldung des Schwäbischen Merkur", daß der Knabe infolge Verschluckens eines größeren Geldstücks erstickte, ist unrichtig.

Tuttlingen, 20. Sept. Im Alter von 75 Jahren ist heute hier Stadtschultheiß a. D. Christian Storz ge­storben. Derselbe vertrat den Bezirk Tuttlingen von 1868 -1876 im Landtag. Die Stelle als Stadtschultheiß bekleidete er von 18771903.

Friedrichshafen, 19. Sept. In den nächsten Tagen nimmt Graf Zeppelin mit seinem allen Ballon, an dessen Hinterer Höhensteuerung und Ausrüstung des Schiffes kleine Verbesserungen vorgenommen worden sind, die Versuchs­fahrten wieder auf. Nach einigen kleineren Uebungstouren ' soll die schon seit lange geplante ausgedehnte Dauerfahrt unternommen werden, die sich Berlin als Ziel gesteckt hat.

SerichtSfaal.

r. Stuttgart, 20. Sept. (Strafkammer.) Auf Grund nicht öffentlicher Verhandlung wurde eine Wtrtsfrau von hier wegen versuchten Verbrechens gegen das keimende Leben zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, unter An­rechnung von einem Monat fünfzehn Tagen für Untersuch­ungshaft. Ihr von ihr getrennt lebender Mann erhielt s

wegen Beihilfe einen Monat Gefängnis. Es ist dies der !

vierte Fall in der Angelegenheit des Wundarzts Pfizen- maier.

Dtttjch- «eiH

Berlin, 19. Sept. DasMllitärwochenblatt" be­richtet kurz über die Versuche mit dem lenkbaren Luftschiffe, die unter Anwesenheit bezw. Teilnahme des Chefs des Generalstabes und des Kriegsmiuisters am 14. September auf dem Schießplätze Tegel bei Berlin stattfanden. Der Bericht betont die vollständige Lenkbarkeit des Luftschiffes und die bewundernswerte Genauigkeit bei der jedesmaligen Landung und sagt schließlich, über die Brauchbarkeit und Verwendbarkeit des Parsevalschen unstarren Systems könnten Zweifel nicht mehr bestehen.

Karlsruhe, 20. Sept. Der Großherzog hatte keine gute Nacht; eine Besserung ist bis jetzt nicht einge- treten. Die Lage ist besorgniserregend.

Karlsruhe, 20. Sept. Die Nachrichten über das ' Befinden des Großherzogs lauten heute ungünstig. Es scheint, daß die Kräfte sehr nachgelassen haben und der Großhcrzog die Zeit meist schlafend verbringt. Ernste Besürchtnngen sind nicht abzuweisen. DieNachrichlen verbreiten eine ernste Stimmung.

Konstanz, 20. Sept. Nachm. 2 Uhr. Der Konst.

Ztg. ging folgendes Bulletin zu:

Maina«, 20. Sept. 11 Uhr vorm.: Nach Mitter­nacht hat sich bei Sr. Kgl. Hoh. dem Großherzog ein )

erquickender Schlaf eingestellt, der bis 7 Uhr morgens anhiell. -

Zu dieser Zeit betrug die Temperatur 37,6, der Puls war ruhiger und kräftiger, als am vorhergehenden Abend. Se.

K. Hoheit fühlt sich etwas wohler. gez. Dr. Dreßler.

Dr. Fleiner.

r. Born Bodensee, 20. Sept. Der Mörder von Güttingen ist nach Frauenseld eingeltefert worden. AuS der Untersuchung wird nachträglich bekannt, daß die Joseftne Zapf dem Meyer, bevor er nach Güttingen reisen konnte, von dort aus durch telegraphische Geldanweisung 25 Fr. nach Ncuenburg geschickt hat. Ferner ist nun erwiesen, daß die tödlichen Verletzungen Rächer mit einem Dachziegel