81 « Jahrgang.
Erscheint täglich mit Ausnahme der vonn- und Festtage.
PreiS vierteljährlich hier I mit Träger- lohn 1.20 ^,im Bezirks- und 10 äw-Berkehr, . 1.26 tm übrige» Württemberg 1.SS »«. «onatSabonurmentS nach Verhältnis.
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Jevnsprecher Wr. 29.
IsevrrfprelHer Wv. 29.
Auflage 2600 .
Anzeigen-Tebühr f. d. Ispalt. Zeile a«S gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Planderstübchn» und
Gchwäb. Landwirt.
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N»Üiche«.
Bekauutmachnug des Ministeriums des Inner», betr. das Erlösche« der Manl- «nd Klauenseuche in Württemberg.
Die Maul- und Klauenseuche in den Oberämtern Calw und Maulbronn ist erloschen. Die aus Anlaß der Verseuchung dieser Oberämter angeordneten Schutzmaßregeln zzu vergl. die Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 29. August 1907, Staatsanzeiger Nr. 203), werden hiemit aufgehoben.
Württemberg ist nunmehr wieder frei von Maul- und Klauenseuche.
Stuttgart, den 18. September 1907.
Für den Staatsmiuister:
Scheurlen.
Verfügung des Ministeriums des Innern, betr. die Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh und Ziegen aus der Schweiz.
Mit Rücksicht auf den gegenwärtigen günstigen Stand der Maul- und Klauenseuche in der Schweiz wird das unterm dem 10. Februar ds. Js. erlassene Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh und Ziegen aus der Schweiz (Staatsanzeiger Nr. 35 und Reg.-Bl. S. 43) aufgehoben und die Einfuhr und Durchfuhr solcher Tiere aus der Schweiz Landwirten und Züchtern für den eigenen Bedarf, sowie solchen Händlern, welche entsprechende Einzelaufträge von Landwirten oder Züchtern Nachweisen, unter Einhaltung der Bedingungen der Ziffern 1, 2, 4, 5, 6 und 8 der Verfügung des Ministeriums des Innern vom 6. Juli 1893, betreffend die Einfuhr und Durchfuhr von Tieren auS der Schweiz (Reg.-Bl. S. 233), wieder gestattet.
Stuttgart, den 18. September 1907.
Für den Staatsminister:
Scheurlen.
Bekanntmachung des Ministeriums des Inner«, betreffend Maßregel« gegen die Manl- und Klauenseuche.
Nachdem die Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh uud Ziegen aus der Schweiz in dem in der Verfügung des Ministeriums des Innern vom heutigen Tag. betreffend die Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh und Ziegen aus der Schweiz, bezeichneten Umfang wieder gestattet worden ist, werden die mit der Bekanntmachung des Ministerinms des Innern vom 6. Juli ds. Js. gegen Rindviehrransporte aus Baden und Elsaß-Lothringen angeordneten seuchenpoli- zeilichcn Maßregeln (Staatsanzeiger Nr. 157) aufgehoben.
Stuttgart, den 18. September 1907.
Für den Staatsminister:
—^ ^ _ S ch enrlen .
Bekanntmachung des K. Ministeriums des Inner«, betreffend den Verkehr mit Kraftfahrzeuge».
Als Sachverständiger für die Prüfung der Führer von Krafträdern ist gemäß § 14 5er Verfügung der
Kriegsgefangen.
Erzählung aus dem deutsch-französischen Kriege von Fr. Milt.
(Vchluh.) (Nachdr. verb.)
Da sich mit Geld alles machen läßt, so fiel eS Herrn v. Bourdon nicht schwer, sich ein Paar flotte Reitpferde zu mieten. Mit einer hohen Pfandsumme verpflichtete er sich, die Pferde in einem vereinbarten Stalle in Geislingen im Laufe des 10. Oktober einzustellen. Ein guter Anfang zur Rettung war gemacht, dennoch klopfte das besorgte Vater- Herz stürmisch, schwankend zwischen Hoffnung und Furcht. Hatte auch der Sohn richtig uud rechtzeitig jenen Brief erhalten, wird es ihm gelingen, seine Wächter zu täuschen, über die hohe Mauer sich hinab zu lassen und über den breiten und tiefen Festungsgraben in daS ihm bezeichnete Wäldchen zu fliehen? — Solche und ähnliche Fragen beschäftigten Herrn v. Bourdon auf Schritt und Tritt.
In der verabredeten Nacht nahte sich Vater de Bourdon von Jungingen her behutsam dem Wäldchen bei der Wilhelmsburg. Ein Bedienter des Leihstallbefitzers hielt die Pferde auf der Landstraße, während der alte Franzose möglichst nahe an den Festung? graben durch des Wäldchens Deckung heranzuschleichen sich bemühte. In wenigen Minuten muß es 2 Uhr schlagen. Atemlos pürscht Herr v. Bourdon durch das halbhohe Gehölz; er hörte beinahe das Hämmern seines in freudiger Erregung überquellenden
Hlagold, Areitag dm 20 Septernöer
1907
Ministerien des Innern und der Finanzen, betreffend den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, vom 13. Jul: 1906 (Reg.-Bl. S. 221) in widerruflicher Weise weiterhin (zu vergl. die Bekanntmachungen vom 29. August 1906 und vom 25. Juui ds. Js. Staatsanzeiger 1906 Nr. 202, 1907 Nr. 149 und Amtsblatt des Ministeriums des Innern 1906 S. 253 und 1907 S. 281) der Mechaniker Jakob Ktlgus in Ravensburg bestellt worden.
Bezüglich der Gebühren des Sachverständigen für die Ausstellungen von Führerzeugnissen gelten die Bestimmungen der oben erwähnten Bekanntmachung vom 29. August 1906.
Stuttgart, den 17. September 1907.
Für den Staatsmiuister:
Scheurlen.
Bek«»urmachnug.
In Otteubronn, Oberawts Calw, ist die Maul- und Klauenseuche erloschen und find die Schutzmaßregeln aufgehoben worden.
Nagold, den 19. Sept. 1907.
K. Oberamt. Ritter.
UoMifche Hleberficht.
Die Bevollmächtigte« zum Bundesrat treffen jetzt allmählich wieder in Berlin ein. In der zweiten Hälfte dieses Monats finden schon verschiedene Ausschußfitzungen statt. Die erste Plenarsitzung ist, wie üblich, auf den ersten Donnerstag im Oktober anberaumt worden. Neben der Beschlußfassung über den Reichshaushaltsetat werden besonders die Vorlagen zum Vereins- und zum Börsengesetz den Bundesrat gleich anfangs beschäftigen, damit der Reichstag bei seinem Wiederzusammentritt die Entwürfe bereits vorfindet.
Die deutsche Mittelstandsvereinigung hielt vor einigen Tagen in Straßburg ihre vierte Generalversammlung ab. Man beschäftigte sich u. a. mit der Frage der Stellung der Mittelstandsvereinigung und nahm folgendes Programm an: „1. Die deutsche Mittelstandsvereinigung ist eine rein wirtschaftliche berufliche Organisation zur Förderung der Standesinteressen des gesamten Mittelstands, eine Organisation zur Durchführung der Selbsthilfe und zur Anregung der Staatshilfe. 2. Parteipolitische und konfessionelle Bestrebungen sind grundsätzlich ausgeschlossen. Die Mittelstandsvereinigung erwartet bestimmt, daß die bürgerlichen Parteien ihre Interessen vertreten. 3. Dies schließe jedoch nicht aus, daß die Vereinigung durch ihre den verschiedenen Parteien angehörigen Mitglieder systematisch und ständig aus die Parteien einwirkt, um so letztere zu einer energischen Vertretung der Mittelstands-Interessen >zu veranlassen. 4. Die Vereinigung steht auf dem Standpunkt, daß ihre nächste Aufgabe darin bestehen muß, sämtliche Glieder des Mittelstands bis auf den letzten Mann für die Vereinigung zu gewinnen. Nur auf der Grundlage einer > lückenlosen Organisation läßt sich etwas Ersprießliches für j den Mittelstand erzielen. 5. Zur Durchführung ihrer Auf- !
' Herzens. Zwei Uhr tönt es in Hellen Klängen von der ? ! Kasernenuhr, da — paff! ein Schuß, dem das laute: „Wer ! : da!" des Postens folgt. Von plötzlichem Schrecken starr ' fällt Herr v. Bourdon lautlos zu Boden. Er muß sich sagen: Alles verloren! Mein armer Sohn bei seinem Flucht- ! ! versuch entdeckt, niedergeschossen! Und ich allein bin schuld an seinem Verderben! -
Während so der trostlose Vater, namenlos unglücklich, langsam den Rückweg zu den Pferden sucht und dann sofort den Reitknecht mit den unruhig gewordenen Tieren unter Verabreichung eines splendiden Trinkgeldes entläßt, wälzt sich Henri schlaflos auf dem Lager seiner Zelle hin und her. Sein Fluchtversuch war vollständig mißlungen. Vorsichtig hatte er den Militärvosten auf seine Wachsamkeit geprüft. Mit einem Teil des Inhalts seiner Matratze hatte er seine zweite Uniform ausgestopft und so einen Strohmann gemacht, aus Stücken, die er aus der Matratze geschnitten, und aus seinen Hosenträgern und Schuhrtemen! ein Seil verfertigt, an dem er den Strohmann durch das Fenster seiner Zelle in den Festungsgraben hinabließ. Aber der Posten hatte Ohren wie ein Hund, Augen wie ein Luchs gehabt! Genau an der Stelle des Herzens war der Schuß durch den Oberkörper der Strohfigur gegangen. — Des andern Tages saß Herr v. Bourdon, von Kummer und Gram gebeugt, an dem Schreibtisch seines Hotelzimmers und schrieb an den Kommandanten der Festung, den Platzmajor Hüber auf der Wilhelmsburg einen jammervollen Brief, in dem er über das Ereignis des gestrigen Abends berichtete und flehentlich um die Herausgabe der Leiche seines Sohnes bat.
gaben hält die Mittelstandsvereinigung einen engen Zusammenschluß aller auf dem Boden der vorstehenden Leitsätze stehenden Mittelstandsvereinigungen zu einem Gesamtverband für unerläßlich." Hoffentlich kommt dieses Programm zur strikten Durchführung. Bisher ist nicht immer nach solchen Grundsätzen gehandelt worden, mit denen sich auch neuerdings das Vorgehen in Reuß j. L. nur wenig deckt.
Der z« Ende gegangene Parteitag der Freifinnige« Volkspartei findet in der den Blockparteien nahestehenden Presse, ja sogar in freikonservativen Blättern im allgemeinen eine beifällige Besprechung. Man erkennt insbesondere die Sachlichkeit an, mit der die einzelnen im Brennpunkt des politischen Interesses stehenden Fragen behandelt wurden, und erblickt in dieser Sachlichkeit das ernstliche Bemühen der Parteiführer, das ihrige zu einer glücklichen Lösung jener Fragen beizutragen. Für die nationalliberale Partei ergebe sich, wie die „Nat.-Ztg." meint, aus den Verhandlungen immerhin eine wichtige Lehre: Es geht mit der Einigung nicht so rasch, wie man wünschen möchte. Das gesündeste ist jedenfalls, es bleibt jeder für sich, und alle suchen, redlich bemüht, wo es irgend geht, die Verständigung von Fall zu Fall.
Eine in Rußland znru erstenmal gestaltete Synodalznsammenkunft protestantischer Pastoren findet am 29. d. M. in Moskau statt. — Odessa hat neulich einen neuen Stadthauptmann erhalten, dessen erste Amtshandlung eine sehr verständige war. Er ordnete die schärfsten Maßregeln zur Verhinderung weiterer Pogroms und zur Aufrechterhaltung der Ordnung überhaupt an Md ging den Judentötern insofern mit gutem Beispiel voran, als er die jüdischen Hospitale besuchte, tu denen die Opfer des letzten Pogroms untergebracht waren. Tatsächlich gelang es ihm, auf diese Weise für einige Zeit Beruhigung zu erzeugen, die indessen nur von kurzer Dauer sein sollte. Am Montag kam es bereits wieder, und zwar aus Anlaß der Beerdigung eines ermordeten Polizeioffiziers, zu Judenverfolgungen durch Mitglieder des „Verbandes echt russischer Leute". Zwei Juden wurden ermordet, viele verwundet. — Wie die Zeitung „Rctsch" aus St. Petersburg meldet, find alle an den PogromS im Herbst 1905 Beteiligten von den gerichtlich über sie verhängten Strafen befreit worden. Kürzlich hatte der „Verband des russischen Volks" darum nachgesucht.
Nach Meldungen ans Marokko hat General Drude einen Streifzug in das Gebiet der Nedi Unas unternommen, um die Annahme seiner Bedingungen seitens jener Stämme zu erzwingen, die keine Vertreter nach Casablanca entsenden wollen. — Der französische Gesandte Regnault empfing am Montag in Casablanca das Konsularkorps und stellte in Aussicht, daß der Friede binnen kurzem wieder hergestellt und die Beziehungen zu den Arabern im Innern wieder ausgenommen werden würden. Es kommen noch fortgesetzt Stammesbevollmächtigte in die Stadt, die um Frieden bitten.
Präsident Roosevelt trägt sich, wie von halbamtlicher Seite in Washington mitgeteilt wird, mit dem Gedanken, zur Rechtfertigung seiner Antitrustpolitik gegenüber
Umgehend erhielt er die Antwort, er könne am 12. Okt. nachmittags 3 Uhr den Leichnam abholen. —
Platzmajor Hüber ließ aus einigen alten Brettern einen fargähnlichen Kasten anfertigen und diesen mit einem schwarzen Tuch behängt in das Mannschaftszimmer stellen, in dem er den Herrn v. Bourdon empfangen wollte. Dieser wankte mehr als er ging hinauf zur Wilhelmsburg, wo er zur festgesetzten Stunde in tiefer Trauer um Einlaß bat, um den Herrn Platzmajor Hüber zu sprechen. Man hätte Herrn v. Bourdon nicht wieder erkannt; die zwei letzten Tage hatten ihn zum gebrochenen Mann gemuckt. Auf der Burg ward er alsbald in das Zimmer geführt, in dem der schwarz behängte Kasten sich befand. Man werde ihn gleich zur Leiche seines Sohnes führen, ward ihm bedeutet. Schluchzend warf sich Herr v. Bourdon vor dem Sarge, in dem er die letzten Ueberreste seines einzigen heißgeliebten Sohnes wählte, auf die Knice und ries ein Mal ums andere mit herzzerreißender Stimme: „Mein teurer armer Sohn! Was habe ich getan? Nun wirst du nicht mehr lebend in das Schloß deiner Väter zurückkehren! Wer vermag die entsetzliche niederschmetternde Botschaft deiner Mutter und deiner Schwester zu vermelden!" — Indessen war der Kommandant der Festung unbemerkt hinter den wehklagenden Vater getreten. Er hatte alle Mühe, sich des Lachens zu erwehren. Bald erfaßte ihn jedoch herzliches Mitleid; rasch öffnete er die Türe zum Nebengemache, aus dem nach wenigen Sekunden der Gefangene, Henri de Bourdon, in vollkommener Gesundheit heraustrat. Die freudige Bestürzung des Vaters, seinen totgeglaubten Sohn noch am