«1. Jahrgang.

Auflage 2600.

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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger» ichn lLO im Bezirks, und 10 Lm-Berlehr I.2S im übrigen Württemberg 1LS RonatSabvnnemeutS nach BerhältuiS.

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JevnfpvecHer Wr. 29.

Ilernsprecher Av. 29.

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Mit dem Plauderftübch« und

Gchwäb. Lanidwirt.

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Yagold, Mittwoch dm 18. Sextemöer

19M

WoMische HleSersicht.

Der Entwurf eines Reichsvereinsgesetze- wird, wie dieKöln. Ztg." aus bester Quelle erfahren haben will, dem Reichstag alsbald nach seinem Zusammentritt zugehen. Durch das Gesetz soll den Frauen unbeschränkter Zutritt zu Vereinen und Versammlungen eingeräumt werden, sowie die Vorschrift der Vorlegung der Mitgliederverzeichnifse und vermutlich auch die Beschränkung der Vereinszugehörigkeit und der Zutritt zu Versammlungen durch eine Altersgrenze in Wegfall kommen. DieKöln. Ztg." sagt, es sei selbst­verständlich anzunehmen, daß sich im Reichsvereinsgesetz auch für ein Präventivverbot von Versammlungen kein Raum finde.

zu bemächtigen. Nach dem frauzöfischen Grenzort Lalla Marnia wurden der frühere, sowie der gegenwärtige Scheik von Udschda nebst zwei anderen Marokkanern gefesselt einge­bracht. Sie werden beschuldigt, bei dem Stamm in der Umgegend, den Beni Suafsen, gegen die Franzosen Stimm­ung gemacht zu haben. Wie aus Mazagan unter dem 3. d. M. gemeldet wird, wurde ein dort lebender englischer Untertan nachts von einer Bande von Dieben angefallen, die aber von dem Wachtposten verjagt wurden. Ein Dieb wurde getötet und einer verwundet. Der scherifische Kriegsminister hat es übernommen, binnen kurzem die nach der Algecirasakte für Tanger vorgesehene Polizei zu organisieren. _

Die Enzyklika des Papstes.

Die Verhandlungen über eine Mädchenfchnl- reform haben durch den Wechsel im preußischen Kultus­ministerium notgedrungenerweise eine Verzögerung erfahren. Wie nun verschiedene Blätter melden, ist trotz dieser Ver­zögerung anzunehmen, daß die Mädchenschulreform noch in diesem Jahr in der bisher beabsichtigten Gestalt den beiden gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt werden wird.

Einige japanische Staatsmänner, die sich um das Zustandekommen der neuen russisch- und französisch- japanischen Verträge in hervorragendem Maß verdient ge­macht haben, find zum Dank hierfür vom Mikado mitStandes- erhöhnngen bedacht worden. Vicomte Hayashi hat den Grafen-, die Botschafter Kurino nnd Motono in Paris und St. Petersburg haben den Baronstitel erhalten.

Ueber die Wiedertrauung von Ehebrecher» hat kürzlich das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium im Königreich Sachsen eine Generalverordnung erlassen, wonach die Wiedertrauung eines wegen Ehebruchs Geschie­denen zu versagen ist, wenn nach den besonderen Umständen des Falles die Mitwirkung der Kirche bei der Eheschließung als eine Entwürdigung des begehrten göttlichen Segens erscheinen müßte und insbesondere zum öffentlichen Aerger- nis gereichen würde. Diese letztere Wirkung brauche aber nicht im einzelnen Fall erst nachgewiesen zu werden, sie sei vielmehr ohne weiteres anzunehmen, sofern nicht das Gegen­teil dargetan sei.

Daß die gute Meinung der türkischen Regie­rung vom Abflauen des Bandenunwesens in Mazedonien auf einem schweren Irrtum beruhte, zeigt sich immer deutlicher. Wie aus Wranja gemeldet wird, ist die Hal­tung der Albanesen längs der serbischen Grenze sehr beun­ruhigend. Bewaffnete Arnautenbanden schleichen unablässig im Grenzgebiet und erspähen eine passende Gelegenheit, um serbische Dörfer zu überfallen. Vor einigen Tagen drang eine solche Bande in das serbische Dorf Mala Brajna, ermordete einen Bauern und versuchte, das Vieh wegzu­treiben, wurde aber daran durch die Grenzwache gehindert. Bei Bratowitza im Wilajet Monastir wurden 10 bulgarische Bauern durch eine griechische Bande getötet.

Die französische Offensive in Marokko schein in der Tat von durchschlagendem Erfolg gewesen zu sein Die Umgebung von Casablanca ist von Arabern gesäubert nur in größerer Entfernung befinden sich noch drei klein Lager, gegen die sich demnächst ein zweiter Vorstoß richte, dürfte. Eine Reihe von Stämmen hat von neuem uu Friedensunterhandlungen nachgesucht. General Drude be willigte einen Waffenstillstand bis Sonntag mittag. Au Sonnabend nachmittag hat der Gouverneur von Casablanca Muley Lamin, dem General Drude einen Höflichkeits besuch abgeftattet. Im Laus des Gespächs sagte Drude er wolle den Frieden wieder Herstellen und bedauere, das er sich dazu habe der Kanonen bedienen müssen. Du Gouverneur erwiderte, er habe dem Sultan und Moham­med el Torres von der erfolgreichen Intervention dei französischen Armee Mitteilung gemacht. Daß man ir Spanien von dem französischen Vorgehen nicht sonderlich erbaut ist, spricht sich auch in der folgenden offiziösen Aus­lastung der MadriderEpoca" aus:Es handelt sich in Marokko um zwei voneinander getrennte Aktionen, nämlich emma. um eine Vergeltungsmaßregel, die nur Frankreich angeht, und ferner um die Einrichtung der Polizei, die Frankreich und Spanien vereint obliegt. Spanien wird sich bei seiner Intervention nur auf die letztere beschränken? Al der Tat ist der Befehl zur Entsendung einer spanischer Brigade aus Algeciras nach Marokko widerrufen worden. Des weiteren wird aus Marokko noch gemeldet: Sultan Abdul Asis hat am 12. d. Mts. die Reise nach Rabat angetreten. Aber auch Muley Hafid rüstet zu einem Marsch nach Rabat, auf dem er von 30000 Mann be­gleitet sein wird. Anhänger von ihm suchen sich in Rabat mit Gewalt der noch dort lagernde« Waffen und Munition

Rom, 16. Sept. Die Enzyklika, welche derOsser- vatore Romano" heute abend veröffentlicht, stellt fest, daß der Modernismus eine schwere Gefahr für die Kirche bedeutet und daß es Pflicht des Papstes sei, gegen ihn vorzugehen. Die Enzyklika geht auf den Modernismus ein und zieht den Schluß, derselbe sei eine Zusammensetzung von Ketzerei und führe zur Gottesableugnung.

Der Papst ordnet au, den Unterricht in scholastischer Philosophie Md Theologie an allen Scminarien und ka­tholischen Universitäten mit Studiengängen auf positiver Theologie in aufrichtigem katholischen Geiste zu errichten. Die Moderatsten müßten von der Leitung der Scminarien und katholischen Universitäten entfernt werden.

Die Bischöfe wie die Delegierten des hl. Stuhles haben die Pflicht der Feruhaltung des Klerus und der Gläubigen vom Modernismus. In jeder Diözese ist ein Zensorenrat zu errichten zur Prüfung der katholischen Veröffentlichungen.

Haldane über seine Armeereform.

Herr Haldane, der englische Kriegsministcr, hat seinen unzähligen Reden über die Armee-Reform jetzt eine weitere hinzugefügt und darin näher auseinandergesetzt, wie die militärische Organisation Englands künftig beschaffen sein wird. Er führte, wie der Telegraph meldet, aus:

Die militärischen Streitkräfte der Krone sollen in zwei Linien eingeteilt werden, nämlich in eine Expeditionstruppe, die vorgeschobene Posten in den ferneren Teilen des Reiches, ihren Kern aber in den regulären Truppen des Vereinigten Königreichs hat, und zweitens in eine Territorialtruppe, deren Hauptaufgabe in der Verteidigung des Vaterlandes beruht. Die freiwilligen Truppen sollen den regulären Truppen soweit als möglich gleich gemacht werden, und zwar, ohne daß ihnen lästige Bedingungen auferlegt werden. Auf der jüngst abgehaltenen Kolonialkonferenz übernahmen es die Premierminister, lokale Streitkräfte derart zu organi­sieren, daß eine große zweite Verteidigungslinie hinter der der regulären Streitkräfte des Vereinigten Königreiches ge­schaffen wird. Tiefe Linie würde sich im Bedarfsfälle bei einer großen Reichsangelegenheit verschmelzen, wie sie es im Jahre 1900 (Burenkrieg) getan habe, und sie würde der Welt zeigen, daß das britische Reich, obwohl es ein fried­fertiges sei, unermeßliche militärische Machtmittel hat. Neben den Divisionen regulärer Truppen sollen 14 Terri- torialdivifionen geschaffen werden, zwei davon in Schottland. Die Gebirgsbatterien sollen wieder ins Leben gerufen wer­den, und die Jnfanteriebataillone sollen 1000 Mann zählen. Zwischen der Friedens- und Kriegsstärke soll kein Unter­schied gemacht werden; sie soll bei der Kavallerie, Yeomanry und Artillerie die gleiche sein. In einer Besprechung mit den Lord-Leutnants hätten diese ihre Freude darüber aus­gesprochen, nunmehr an die Formierung der Grafschafts­vereine gehen zu können, die am 31. März ins Leben ge­treten seien. Großbritannien werde in sechs große Terri- torialkommaudos eingeteilt werden. Er schlage vor, daß für die Territorialtruppen 60 Millionen Mark ausgegeben werden, waS mehr sei, als was in der Vergangenheit für die Volunteers ausgegeben wurde. Er hoffe, daß Volk und Heer sich enger zusammenschließen werden, als es jemals der Fall gewesen sei. Der neue Heeresplan werde vielleicht mit einem beträchtlichen Fehlbetrag an Mannschaften beginnen, aber er vertraue darauf, daß der Gemeinsinn seiner Landsleute ihn doch erfolgreich gestalte.

Die Lage iu Derttsch-Südwestasrika.

Kapstadt, 16. Sept. Zuverlässigen Nachrichten zu­folge, welche heute direkt von der Grenze eiugetroffen find, scheint der Friede von Deutsch-Südwestafrika durchaus nicht gesichert und eine sorgfältige Ueber- wachung Morengas notwendig zu sein. Zahlreiche Einge­borene diesseits der Grenze sind ihren Herren entlaufen

und haben teilweise eine Anzahl Kleinvieh mitgenommen.

Ein bekannter Transportunternehmer ist heute zu Pferde von Warmbad in Uppington angelangt. Seine Mitteilungen lauten bedenklich. Die eingeborenen Wagentreiber lassen ihre Herren im Stich, um Morenga zuzulaufen. Die gtmze Hottentottenbevölkeruug ist auf den Wiederbeginn des Krieges begierig. Bei Hasuur ist alles ruhig, und bis der Regen im November fällt, ist nichts zu befürchten. Die Bastards diesseits der Grenze leisten den Hottentotten Vor­schub, und die Kappolizei ist zu schwach, um kräftig dagegen wirken zu können. _ (Mpst.)

Pages-MeuigKeiten.

A»e Ctitt >»d L«ch.

Das Amtsblatt des Ministeriums des Inner«

(Nr. 19. vom 13. Septbr.) enthält eine Verfügung dieses Ministerums, betr. die Feststellung der pensions- berechttgten Dienstzeit.

DasKontrollbureau derK. Oberrechnungs­kammer hat für die Staatsbeamten ein besonderes For­mular herausgegeben, auf welchem die Einrechnung weiterer Dienstjahre in die pensionsberechtigte Dienstzeit binnen der Aus­schlußfrist von 90 Tagen angemeldet werden kann. Das neue Beamtengesetz hat nämlich den Vorteil gebracht, daß jede unständige Verwendung im Staats- oder öffentlichen Schuldienst und ebenso die Vorbereitungszeit (Referendär- zeit) nach vollendetem 23. Lebensjahr in die penfionsberech­tigte Dienstzeit eingerechnet werden kann, wenn dieselbe rechtzeitig zur Anmeldung gebracht wird.

r. Neuenbürg, 17. Sept. In der Nacht vom Sonn­tag auf Montag brannte es in kurzer Zeit in Arnbach zum 4. Male. Diesmal wurde der Brand in einer großen Scheune, die vollständig gefüllt war u. dem G. Wolfinger u. I. Fratz gehörte, gelegt. Die Scheune brannte vollständig ab und ist den Eigentümern ein Schaden von ca. 7000 ^ erwachsen. Die Feuerwehr mußte die Wohnhäuser, die angebaut find, hauptsächlich schützen. _

Vom Manöver. Der Stab des Generalkommandos wurde gestern mit der Bahn in das Manövergelände be­fördert. Als Korpshauptquartier ist für 17. bis 19. Sept. vormittags Ochsenhausen, Oberamt Biberach, bestimmt. Der kommandierende General von Fallois, der General­stabschef und 2 Offiziere des Stabes trafen heute, im Auto­mobil von Ravensburg kommend, in Ochsenhausen eiu.

r. Tübingen, 14. Sept. Nachdem die Bauten der neuen Augenklinik bis aus die innere Ausführung, bezw. Ausstattung fertig gestellt find, so steht für das kommende Jahr der Bau ausgedehnterer Gebäulichkeiten bevor. Für die Universitätsbibliothek find 970 000 für die Erweiter­ung der Frauenklinik mit klinischem Hörsaal 130000 ^ ausgeworfen. Den Bauhandwerkskretse« winkt daraus eine reiche Quelle von Arbeit und Verdienst. Dem Besitzer der hiesigen Großbrauerei, Hoflieferant Marquardt, ist Neuerdings von Sr. Majestät dem König die Berechtigung zuteilgeworden, sein GebräuTafelgetränk Sr. Maj. des Königs von Württemberg" benennen zu dürfen.

r. Lndwigsburg, 17. Sept. Der Mörder des Portiers Dambach, Hermann Krauß, ist nunmehr in die Irrenanstalt Winnental überführt worden. Besondere Sicherheitsmaßregeln scheinen nicht für nötig befunden worden zu sein, denn es war von einer Bedeckung Abstand genommen worden. Krauß war nur von seiner Frau und einigen Freunden begleitet. Er hatte sich in der seitherigen Haft vollkommen ruhig verhalten. Im benachbarten Oßweil brach vorgestern nachmittag, kurz nachdem das Bezirks­missionsfest begonnen hatte, Feuer in der Scheune des Bauern Gottlieb Maier aus. Das mit Erntevorräten dicht gefüllte Gebäude war nicht mehr zu retten, das Wohnhaus aber blieb dank dm nachdrücklichen Bemühungen der Feuer­wehr verschont. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt.

r. Aale«, 16. Sept. In Anwesenheit von Vertretern der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel sowie der hiesigen staatlichen und städtischen Behörden und zahlreicher Mitglieder des Gewerbevereins fand gestern voruuuag die Eröffnung der von der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe Md Handel im Zusammenwirken mit der Stadtverwaltung Md dem Gewerbeverein in der Turnhalle veranstalteten baugewerblichen Wanderausstellung statt. In seiner Eröffnungsansprache betonte Etadtschultheiß Schwarz die Ausgaben der Beratungsstelle die auch für die Stadt von großer Wichtigkeit seim. Vorstand Pahl vom Ge­werbeverein brachte der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe Md