81. Jahrgang.

Auflage 2600.

«rscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger« lohn 1.20 ^t,im BeztrlS» und 10 Icm Berlehr 1L8 im übrige« Württemberg 1L8 MonatSabonuementS »ach Verhältnis.

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Fernsprecher Wr. 29.

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Mit dem Plauderstübch« und

»chwäb. Landwirt.

^ 208

Iuv geff. WecrcHtung!

Im nächsten Planderstübchen beginnen wir mit dem Abdruck zweier prächtiger Erzählungen von

Friedrich Gerstäcker:

Der Schiffszimmermann.

Das Wrack.

Bestellungen für den Monat September tonnen fortwährend bei alle» Postämtern «ud Landpostboten sowie bei der Exped. ds. Bl. gemacht werden.

UoMische Meöerficht.

Der Kaiser hat am Montag in Berlin auf dem

Lempeihofer Feld in Gegenwart der Kronprinzessin, der Prinzessin Eitel Friedrich und der Prinzessin Albert zu Holstein-Glücksburg die von General von Kessel befehligte große Hcrbstparade des Gardekorps abgenommen. Unler den Zuschauern befanden sich die Mitglieder der abesfinischeu Gesandtschaft in ihrer Nationaltracht, die englischen und die amerikanischen Offiziere, die den Manövern beiwohnen, eine Abordnung des russischen Dragoner-Regiments in Narwa und eine brasilianische Offiziersdeputation. Auf dem Rück­weg zum Schloß wurde der Kaiser von einem zahlreichen Publikum begeistert begrüßt.

Der bayrische Landtag ist auf den 27. d. M. ein- berufen worden.

Auf der Haager Friedenskonferenz haben die Präsidenten und Ehrenpräsidenten aller Kommissionen in einer besonderen Versammlung beschlossen, an sämtliche Regierungen den Wunsch zu richten, für die neue Friedens­konferenz alle Anträge durch ein engeres, aus neun Mit­gliedern bestehendes Komitee vorbereiten zu lassen und ein detailliertes Programm aufzustellen. In der Schieds­gerichtskommisston hat der italienische Delegierte Tornielli erklärt, seine Regierung habe zwar stets in vorderster Reihe für die Einführung des obligatorischen Schiedsgerichts ge­standen, er habe aber allerdings von Anfang an den Vor­behalt gemacht, daß womöglich eine Uebereinstimmung der Ansichten in dieser Frage herbeigeführt werden müsse. Er -alte es im Interesse dieser Einigung für notwendig, sich »erzeit auf die Erklärung zu beschränken, daß ein obliga- orisches Schiedsverfahren für juristische Fragen, besonders ür die Auslegung internationaler Verträge anwendbar er- cheine, daß aber die Regierungen aufzufordern seien, nach orgsältiger Prüfung Vorschläge über die praktische An­wendung dieses Grundsatzes zu machen und untereinander zu vereinbaren. In diesem Sinn behalte er sich vor, einen Antrag zu stellen. Der erste österreich-ungarische Delegierte

Wenn ich wegzieh' . . "

(Schluß.)

So führt die große Reise im Herbst eine ungeheure Menge von Vögeln zusammen. Die meisten reisen wie die Schwalben in Gesellschaften; aber nicht nur Artgenoffen oder nahe Verwandte vereinigen sich, sondern die verschieden­artigsten Vögel finden sich bisweilen zusammen. So ziehen Drosseln, mancherlei Finkenvögel, Bachstelzen, Lerchen oft­mals gemeinschaftlich. Der große Brachvogel wird vom Goldregenpseifer begleitet; die Kiebitze haben die verschiedenen Strandläufer zu Retsegenoffen; Kraniche und Reiher, Gänse, Säger, Enten u. a. wandern friedlich zusammen. Andere wieder reisen in kleineren Trupps oder auch einzeln, wie die Waldschnepfen, die meisten Falken, die Nachtigall, der Kuckuck, der Pirol, der Gelbspötter, die Grasmücken u. a.

An der Hand eines überreichen Materials sucht Gätke, der erfahreneVogelwärter von Helgoland", nachzuweisen, daß mtt einer einzigen, leicht zu erklärenden Ausnahme, nämlich oer des Kuckucks, die jungen Vögel den Herbstzug eröffnen und daß die Eltern erst nach Wochen ihnen folgen. Wir wollen dasFür" undWider" dieser Ansicht hier nicht erörtern; sie muß uns ja aus dem Grunde so unglaub- lich'erscheinen, weil wir nicht einsehen können, wie die Jung­vögel ohne Hilfe der erfahrenen Alten den Weg nach dem Süden finden sollen. Aber was sehen wir schließlich ein, was begreifen wir von all den Problemen, die der Vogel­zug dem Forscher bietet! Die meisten Vögel ziehen des Nachts, wenn Flußtäler und Meeresküsten, Gebirge und

Nagold, Donnerstag dm 5. Septewöer

Mercy, sowie der erste deutsche Delegierte Freiherr v. Mar­schall und der erste schweizerische Delegierte Carlin erklärten hieraus, daß sie auf dem Boden der von Tornielli ent­wickelten Anschauung eine Einigung für möglich erachteten.

Die aus Konstantinopel stammenden Nachrichten, daß dort Erregung herrsche, weil die Friedenskonferenz die Türkei nicht mehr als Großmacht ersten Ranges anerkennen wolle, find im Haag vollkommen unverständlich. Die Kon­ferenz hat sich niemals mit der Rangstellung der Türkei beschäftigt, auch liegt kein Antrag vor, welcher direkt oder indirekt den Schluß zuließe, daß von irgend einer Macht die Aufwerfung dieser Frage beabsichtigt werde.

A«s Casablanca wird berichtet: Ein Eingeborener, der aus Mzab zurückkehrte, gab an, die Stämme im Innern des Landes würden gegen ihren Willen von fanatisch ge­sinnten Eingeborenen, die sich durch frühere Ankäufe mit Waffen- und MunitionsVorräten versehen hätten, gezwungen, die Waffen zu ergreifen. Es mache sich aber bereits Mangel an Kriegsmaterial bemerkbar, da die Zufuhr infolge der Ueberwachung durch die Kreuzer erschwert sei. Muleh Hafid fordert in einer Kundgebung die Eingeborenen auf, die Franzosen in Casablanca nicht anzugreifen, außer wenn fie in das Innere des Landes eindringen, empfiehlt ihnen, Mannschaften auszurüsten und verspricht, jedem Kavalleristen einen Sold von einem halben Duro und jedem Infanteristen einen solchen von einem viertel Duro zu geben. Admiral Philibert hat am Sonntag nach Paris telegraphiert: In den Küstenstädten ist nichts von Bedeutung vorgekommen. Eine Abteilung, die südwärts von Casablanca eine Rekog­noszierung unternahm, stieß auf eine starke marokkanische Reiterabtetlung und trieb sie in die Flucht. Wie der Temps" aus Tanger meldet, hatte die niedere Bevölkerung von Fez noch am Morgen des 30. Aug. von der Proklamierung Muley Hafids zum Sultan keine Kenntnis. Die übrigen Klaffen der Bevölkerung bewahren völliges Stillschweigen über diese Tatsache. DemEcho de Parts" wird aus Fez gemeldet, daß Vorbereitungen zur Reise des Sultans nach Rabat getroffen werden. Die Staatsbank gewährte dem Sultan einen Vorschuß von 500 000 Piastern und wird ihm ebensoviel bei seiner Ankunft in Rabat anweisen.

Nach einer Meldung desDaily Telegraph" aus Ma- zagan ist Si Omar Ben Meched von Mulcy Hafid auser­wählt worden, um mit Noten, die der neue Sultan an die Regierungen von England, Frankreich und Spanien richtet, nach Europa zu gehen.

Ueber die französische Fremdenlegion".

Berlin, 4. Sept. DerGermania" macht man in einem Schreiben aus Metz folgende beherzigenswerte Mit­teilung über die französische Fremdenlegion:

Die Interessen Frankreichs und die französische Waffenehre werden zur Zeit in Casablanca durch Sol­daten deutscher Herkunft wahrgenommen, denn es ist ausschließlich die Fremdenlegion, welche dort ihre Tätigkeit entfaltet hat, und diese setzt sich fast ausschließ­lich aus Deutschen zusammen. Zu diesen Deutschen liefern

Wälder selbst einem scharfen Vogelauge kaum in schwachen Umriffen sich zeigen werden. Sollen dies die Wegweiser sein für den hoch in den Lüften segelnden Wanderer? Kann der Vogel seinem Gedächtnis alles so fest einprägen, daß er, nachdem er'S ein-, zwei- oder dreimal flüchtig gesehen, nun auch selbständig seinen Weg findet?

Doch wozu solche Etnzelfragen, die schon so vielen Forschern den Kopf heiß gemacht haben! Der Vogelzug an sich, d. h, die Erscheinung als Ganzes genommen, ist ja etwas so Wunderbares, ein so gewaltiges Ereignis in dem Leben der kleinen Geschöpfe, daß wir kaum den Anfang ge­macht haben, einzudringen in das tiefe Geheimnis. Man denke z. B. an unsere kleinen Erdsänger, die Nachtigall, das Rot- und Blaukehlchen oder an die verschiedenen Laub- vogelarteu. Im Wald und Busch sind sie seßhaft, wo ste im dichten Unterholz umherhüpfen oder auf der Erde nach Kerfen suchen. Das Nest steht auf oder dicht über dem Boden, selbst in Höhlungen, die es halb verdecken; es bildet für das Vogeldasein den Mittelpunkt, in dessen Nähe sich die Gatten monatelang aufhalten. Tagsüber unternehmen fie nur kleine Ausflüge, und die Nacht verträumen ste im oder am Nest, das Köpfchen versteckt unter dem wärmenden Flügel, kleine, hilflose Geschöpfe. Und nun kommt der Tag der Abreise, ein Tag wie die andern alle; über die Flur senkt sich der warme Hochsommerabend, oder graue Nebel schleier steigen aus am Waldesrand in die klare Herbstluft. Wer sagt es unserem Freunde, daß er jetzt wandern muß? Aber unbesorgt und scheinbar zielbewußt lüftet das Vöglein die Schwingen, mit aufgerichteter Brust fliegt es empor.

1907

leider hauptsächlich die reichsländischen Familien so über­

aus zahlreiche Opfer, die nach Afrika gehen und dort an Leben und Seele zu Grunde gehen. Englische Blätter haben berichtet, daß sich die Fremdenlegionäre bei der Be­schießung und Besetzung Casablancas die schrecklichsten Un­taten zu schulden kommen ließen. Es ist bedauerlich, daß sich gerade im gegenwärtigen Augenblick deutsche Federn finden, die durch unrichtige Angaben die Anwerbung für die Fremden­legion zu begünstigen suchen. Gerade die Reichsländer haben das größte Interesse daran, daß die heillosen Zu­stände in der Fremdenlegion bekannt werden. Es ist von deutschen Blättern geradezu gewiffe'nlos, die Behauptung aufzustellen, Mißhandlungen in der Fremdenlegion seien aus­geschloffen; im Gegenteil: ste find an der Tagesordnung und tragen vielfach einen geradezu scheußlichen Charakter, während die Offiziere ganz gleichgültig zuschauen. Die viel­gerühmte Pension nach 15 Jahren ist nur eine lockende Vor­spiegelung. Den wenigsten gelingt es, bei den unerhörten Strapazen auszuharren Noch schlechter ist es mit der Aussicht, Offizier zu werden; für einen Deutschen ist das letztere insbesondere, wie die Tatsachen lehren, vollständig ausgeschlossen. (Mpst.)

Gages-Weuigüeiten.

An« Gtadl und Land.

Nagold, V. September.

* Vom Rathaus. Die Neuaufrichtung der Schloß­bergfahne wird an Werkmeister H. Benz zum Preis von 400 ^ vergeben, ein billigeres Offert war nicht zv erlangen. Bezüglich -eines Baugesuchs der Kettenfabrik Fr. Speidel wegen Erstellung eines Nebengebäudes, in welches eine Wassergasanlage kommen soll, wird K. Oberamt berichtet, daß der Gemetnderat nichts einzuwenden habe, sofern in Beziehung auf lästige Gerüche und Explosionsgefahr nichts zu fürchten sei, was sich seiner Beurteilung entziehe. Verlesen und unterzeichnet werden die Bestimmungen, unter welchen das K. Postamt die Einlegung einer Entwäffer- ungsdohle in der Leonhardsstraße vornehmen kann. Ver­geben wird die Eisenlteferung zu den Brückengeländern an die Firma Berg L Schmtd. Die Schlofferarbetten an die vereinigten Schloffermeister. Beschlossen wird behufs Vertilgung der Feldmäuse eine Prämie von 1 Pfg. pro eingeliefertes Tier auszusetzen. Die im Jahr 1903 von der Stadt angeschafften hölzernen Mausfallen werden leih- ungsweise abgegeben. Diese Abgabe und die Empfangnahme der gefangenen Mäuse besorgt Spitalmetster Gauß. Damit ist die öffentliche Sitzung geschloffen.

Bondorf, 5. Septbr. Gestern abend brannte hier die Hopfendarre von Seifensieder Rapp ab. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr und das gute Funktio­nieren der neuen Wasserleitung wurde weiteres Umsich­greifen des Feuers verhindert.

Nenweiler, 5. Sept. Entgegen einer kürzlich von verschiedenen Blättern verbretteten Notiz, wonach Nagolder

Die Heimat, die bekannte, mtt Baum und Strauch, mtt Fels und Wasser verschwindet im Abenddunkel, und bald umgibt unfern Freund in der kalten Höhe die tiefe Nacht... Da verkündet im Osten die matte Dämmerung den neuen Morgen; vielleicht am Ufer des BodenseeS, vielleicht am Gestade des Mittelmeeres begrüßen die ersten goldenen Sonnenstrahlen den Wanderer, der jetzt rastet vom nächt­lichen Flug, sein Gefieder ordnet oder eifrig nach Nahrung sucht. Erst die Abenddämmerung mahnt zu erneutem Fluge. Er weiß nicht, wie wett die Wasserfläche sich dehne, wie fern das Ufer sei, welches neue Rast ihm gewähren würde; kein Merkzeichen ist ihm gesteckt, kein Leuchtfeuer, nachdem er den Pfad zu lenken vermöchte, dennoch aber breitet er unverdrossen seine Flügel und erst in den niegeseheneu Palmen des glühenden Afrika erkennt der Jungvogel das endliche Asyl der Ruhe."

Wie die Zeit der Ankunft, so ist auch der Termin der Abreise bei den verschiedenen Zugvögeln recht verschieden, dazu in den einzelnen Jahren durchaus nicht gleich. Im allgemeinen verlassen uns diejenigen am frühesten, die spät bei uns eintreffen; doch gibt eS Ausnahmen genug, der Storch z. B., der schon im März seine alte Wohnstätte aufsucht und bereits im August wieder gen Süden zieht, wo von Kälte oder Nahrungsmangel nicht die Rede sein kann. Recht pünktliche Reisende find die Mauersegler, die uns mit ziemlicher Regelmäßigkeit schon um den 1. August verlassen, nachdem fie am 1. Mai oder doch nur einige Tage früher oder später bei uns eingetroffen find. DaS schönste, wärmste Sommerwetter kann den reiselustigen Vogel,