Auflage 2600.
«1. Jahrgang.
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Bekanntmachung
betr. Mastregel« znr Vertilgung der Feldmäuse.
Da in verschiedenen Teilen des Bezirks ein ungewöhnlich starkes Anstrete« von Feldmäusen wahrgenommen wird, werden die Schultheißenämter angewiesen, sofort zu erheben, ob auf ihren Gemeindemarkungen die Feldmäuse in ungewöhnlichem Maß überhand nehmen und zutreffenden Falls unverzüglich unter Beachtung der Bestimmungen des Ministerial-Erlaffes vom 13. Sept. 1903 (Amtsbl. S. 477) eine nachdrückliche Bekämpfung der Feldmäuse einzuleite«.
Ueber das Auftreten der Feldmäuse und die angeordneten Maßregeln wollen die Schultheißenämter bis S. Septbr. d. Js. anher Bericht erstarren.
Nagold, 29. Aug. 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Bek«tmtm«ch»r«G
Die Abhaltung der Biehmärkte in Pforzheim betr.
Der auf Montag, den 2. September ds. Js. fallende Biehmarkt wird unter folgenden Bedingungen gestattet:
1. Aus verseuchten Gemeinden darf überhaupt kein Vieh ausgetrieben werden.
2. Für das aus württembergischen Oberämtern aufzuführende Vieh müssen die Führer gemäß § 64 der V.-O. vom 19. XII. 1895 im Besitze tierärztlicher Zengniffe über den Gesundheilszustand der Tiere sein, in welchen bezeugt ist, daß die betr. Tiere sich mindestens seit fünf Tagen in seuchenfreiem Zustande in der Gemarkung befinden, iu der die Untersuchung erfolgt ist.
3. Für Rindviehstücke, welche von Viehhändlern aufgetrieben werden, müssen gemäß 8 33 der gen. V.-O., bezirkstierärztliche Zeugnisse vorgewiesen werden.
4. Am Marktlage dürfen Tiere bis zum Schluffe des Marktes außerhalb des Vichmarktplatzes nur feilgehalten werden, wenn dieselben vorher bezirkstierärztlich besichtigt und für unbeanstandet erklärt worden sind.
Rindvtehstücke, welche ohne die vorgefchriebenen Zeugnisse
Magold, Areitag dm 30. August
zu Markt gebracht werden, werden unnachsichtlich zurückgewiesen, auch haben Zuwiderhandelnde strenge Bestrafung zu gewärtigen.
Die Bürgermeisterämter des Bezirkes haben dies sofort in ihren Gemeinden bekannt zu machen und bekannte Interessenten besonders zu belehren.
Pforzheim, den 23. August 1907.
Grosth. Bezirksamt.
_ Roth.
Die Ortsbehörde«
wollen die Ortsangehörigen auf Vorstehendes aufmerksam machen.
Nagold, den 29. Aug. 1907.
K. Oberamt.
. Mayer, Reg.-Aff.
»m 28. Aug. ist v»n jd«r Evansrlischrn Oberschulbthörb« dt» vchulstelle i» Rots»ld«u d,m Uutirlehrer Rintschler in W»il»r, »»»trkS Aich übrrg (Sch»rnd»rf), üb»rtra,en wordrn.
WoMifche MebersichL.
Der Kaiser hat bei der Paradetafel in Hannover folgenden Trinkspruch ausgebracht: „Euer Exzellenz spreche ich von ganzem Herzen meinen Glückwunsch zu dem heutigen Tag aus. Das X. Korps haben Sie mir in einer vorzüglichen Verfassung auf dem Paradefeld gezeigt, und aus den Gesichtern der Leute leuchtete die Freude an dem Tag und an dem militärischen Handwerk. Ich brauche nur hinzu- deuten auf die Art und Weise, wie die Kolonnen ihr „Guten Morgen" herausstießen. Darin saß ein so energischer, forscher Zug, daß ich mich darüber gefreut habe. Ich begrüße die schöne Haltung und die tadellose Ausrüstung der Truppen. Ich bitte Euer Exzellenz, diesen meinen Dank auszusprechen
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und zu gleicher Zeit meiner felsenfesten Ueberzeugung Ausdruck zu geben, daß die guten Eigenschaften, die die Truppen auf dem Paradeplatz gezeigt haben, auch von ihnen im Manöver und im Ernstfall gezeigt werden, wie ich es von ihnen erwarte. Dann werden sie auch zu jeder Zeit meiner Zufriedenheit sicher sein können. Ich trinke auf das X. Armeekorps. Hurra! Hurra! Hurra!" — Der Kaiser hat den Regenten von Braunschweig, Herzog Johann Albrecht, zum Chef des Braunschweigischen Husaren-Regiments Nr. 17 und den Prinzen Albert von Belgien zum Chef des Lüneburger Dragoner-Regiments N. 16 ernannt. Dem Oberpräfidenten Dr. Wentzel ist der erbliche Adel verliehen worden. — Am Mittwoch hat der Kaiser in Hannover die Garnisonkirche und die neue M-rkuskirche besichtigt. Auf der Fahrt durch die Stadt wurde er überall aufs freudigste begrüßt. Mittags folgte der Kaiser einer Einladung des kommandierenden Generals von Stünzner zum Frühstück.
Die Kolonialverwaltung bemüht sich neuerdings, die Unterrichtsverwaltungen der einzelnen Bundesstaaten mehr dafür zu interessieren, daß in den Unterrichtsanstalten dem Verständnis für unsere Kolonien größere Sorgfalt gewidmet wird. Laut Mitteilung der „Berl. N. Nachr." sucht daher
auch die Kolonialverwaltung die einzelnen Staaten zu veranlassen, größere Mittel auszuwerfen zu Reisen für Universttäts-und Gymnasiallehrer in die Kolonien. Die Kolonialwirtschaft sei zwar Sache des Reichs, wirke aber in solchem Maß auf die Bundesstaaten ein, daß man sich m den letzteren der Teilnahme an den Aufgaben des Reiches nicht länger werde entziehen können.
Dem BnndeSrat ist der Entwurf eines Gesetzes betreffend Abänderung der Gewerbeordnung zugegangen. Er enthält insbesondere Bestimmungen zur Ausführung der Berner Konvention über die Nachtruhe der gewerblichen Arbeiterinnen und Vorschriften über die Herabsetzung der elfstündigen Höchstarbeitszeit der Fabrikarbeiterinnm aus eine zehnstündige Dauer. Ferner werden in ihm Bestimmungen zur Regelung der Hausarbeit getroffen.
Der preußische Kultusminister Dr. Holle hat am Montag die Abordnung der wirtschaftlichen Vereinigung der Lehrer im rheinisch-westfälischen Jndustriebezirk empfangen. Die Abordnung hatte in einer 1'/.ständigen Unterredung Gelegenheit, die in Frage kommenden Verhältnisse nach allen Seiten gründlich zu beleuchten und fand beim Minister wohlwollendes Verständnis für die Bedürfnisse der Schule und des Lehrerstandes. Die Abordnung schied mit dem Gefühl unbedingten Vertrauens zu dem neuen Leiter deS preußischen Unterrichtswesens.
Das englische Oberhaus hat mit 118 gegen 31 Stimmen den von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf abgelehnt, welcher ein neues System der Abschätzung von Grundbesitz in Schottland vorsteht. — Im Unterhaus erklärte Premierminister Campell-Bannerman in Erwiderung einer Anfrage, daß die die Haager Konferenz betr. Akten nach Abschluß der Konferenz veröffentlicht werden würden. Es werde dann zu ersehen sein, daß die britischen Delegierten sich ihrer Aufgabe in einer für sie selbst rühmlichen Weise und zum Vorteil des Landes entledigt haben. Das irische Parlamentsmitglied Farrel und vierzig andere Personen sind in Langford verhaftet worden; die Verhaftungen stehen im Zusammenhang mit den irischen Landunruhen. Das Amtsblatt in Dublin veröffentlicht eine Proklamation, die den Bizekönig ermächtigt, eine Grafschaft oder einen Distrikt für im Aufruhr befindlich zu erklären und Verstärkungen an Polizeimannschaften dorthin zu senden. — Das englische Linienschiff „Commonwealth" ist in Davonport mit einem schweren Leck eingetroffen. Das Schiff war beim Einlaufen in den Hafen von Lamlash aus Grund geraten; die Bodenplatten find in beträchtlichem Umfang eingedrückt.
Der portugiesische Ttaatsrat ist am Montag zusammengetreten, um über die Begnadigung der Studenten von Coimbra Beschluß zu fassen. Es ist dies die erste verfassungsmäßige Versammlung des Staatsrats, seitdem das Kabinett Franco die Diktatur ausübt. Alle Mitglieder der Versammlung äußerten dem König gegenüber den Wunsch, daß zu normalen konstitutionellen Verhältnissen zurückgekehrt werde. Franco führte auf Befragen aus, auch nach seiner Meinung müßten jetzt wieder normale Verhältnisse eintreteu. Das Mitglied deS Staatsrats Luciano de
Bei der Grnte.*)
Es gibt ein hartes Wort in der Bibel, das heißt: „Du schneidest, wo du nicht gesäet hast, und sammelst, da du nicht gestreuet hast." Wollen wir'? auf die Tierwelt übertragen, so paßt es für niemand besser, als für den Hamster, dessen unersättliche Habsucht geradezu sprichwörtlich geworden und allen bekannt ist. Das Tier selbst werden freilich nur wenige meiner Leser aus eigener Anschauung kennen, habe doch auch ich, obwohl am Lande ausgewachsen, den Hamster nur ganz ausnahmsweise zu Gesicht bekommen.
Es war zur Erntezeit; da weilte ich als 12jähriger Junge während der Ferien bei einem Onkel von mir in der Leipziger Gegend. Die letzten Weizengarben waren eben geborgen worden in der Scheune des Pfarrhofs, und der Knecht pflügte schon wieder das abgeerntete Feld, als ich, aus Mäuse fahndend, mitten im Stoppelacker einen Hamsterbau bemerkte; er hatte nur eine einzige Einfahrt. Ich ver- standrgte den Knecht, daß er den Acker rings um den Bau abpflugen diesen aber zunächst verschonen sollte, während ich, mit einem Stocke bewaffnet, am Eingang Wache hielt.
Noch war der Pflug einige Meter vom Bau entfernt, als mir ein unterirdisches Fauchen und Pusten verriet, daß ich mich nicht getäuscht hatte; aber ehe ich recht nachgedacht über die seltsamen Laute, schoß mir auch schon etwas
') Mit »enihmigun, d»S »ürer.vund», mtnom««, au» d W»rki: Martin Braiß, Tier« unsr« Hrimat, Brrlaa von E,ora ». E»ll««y, Pr,i» 3 *
Lebendiges in hohem Sprunge nach dem Gesicht. Von einem wohlgezielten Schlage getroffen, lag es am Boden: ein Hamster Weibchen, das selbst im Tode noch immer eines seiner winzigen, nackten Jungen im zugespitzten Schnäuzchen hielt.
Mit einem Grabscheit öffneten wir nun den Bau. Der eigentliche Wohnraum, ein rundes, geglättetes Lager, in welchem noch 5 oder 6 Junge ruhten — es war der zweite Wurf, der erste erfolgt im Mai — lag nur wenig Fuß unter der Oberfläche; mit ihm aber waren noch zwei größere Höhlungen durch Gänge verbunden, Speicher, welche eine Menge der saubersten Weizenkörner bargen. Wir schaufelten sie in einen Getreidesacl, den wir wohl bis zur Hälfte damit füllten.
Der Sommer ist die Arbeitszeit dieser Feldbewohner; auf den Hinterbeinen hockend, biegen sie die Roggen- oder Wetzenhalme mit ihren Vorderpfötchcn nieder, beißen die Aehren ab und beginnen nun, diese gewissermaßen auszu- dreschen, indem die Vorderpfoten sie hin und her wenden, flink und geschickt. Die auSgehülsten Körner werden dann in den Backentaschen, die in die Mundhöhle münden, nach der Wohnung gebracht und hier für die rauhe Jahreszeit aufgehäuft, wenn Schmalhans Küchenmeister ist draußen auf der Flur; denn einen eigentlichen Winterschlaf halten die Hamster nicht.
Ihr Familienleben ist nicht weit her. Wenn die Jungen, die allerdings schnell heranwachsen, zwei oder drei Wochen alt find, da werden sie von der anfangs so zärtlichen Mutter zum Bau hinassgestoßen, und läuft das Nesthäckchen Nagend auch noch einmal zurück, so wird es von der Mama mit
so kräftigen Schlägen traktiert, daß es die Heimkehr vergißt — eine Entwöhnung, etwas barbarisch zwar, aber von durchschlagendem Erfolg in deS Wortes eigentlichster Bedeutung. Und der Papa? Bon Pädagogik ist er kein Freund, ja er lebt sogar getrennt von feiner Frau und führt seine eigene Wirtschaft, ein rechter Einsiedler und Griesgram.
Was ein „Hamsterkasten" ist, das weiß wohl jede meiner Leserinnen. Ich hatte das Wort von den Freundinnen meiner älteren Schwester gehört und wandte eS nun auf meinen Schubkasten in der Kommode an, der alle möglichen naturhistorischen Raritäten barg: Schneckenhäuser und Muscheln, eine Schlangenhaut, ein Wespennest, Schneidezähne vom Pferd, ein paar Vogelschädel und hundert andere Dinge, in denen ein rechtes Jungenherz kostbare Schätze sieht, die ihm nicht feil find um vieles Geld. Der Hamster ward also abgezogen, die Haut gut gereinigt vom Fett, mit Pfeffer und Salz fest eingerieben, auf ein Brettchen gespannt und an der Luft getrocknet. Und dann kam es auch in den Hamsterkasten, das Hamsterfellchen, es sah allerliebst aus, der Rücken rostgelb, mit graubraunen Haaren gemischt, die Augen- und Ohrengegend bräunlich-rot, daS Schnäuzchen und die Füße weiß, der kleine Schwanz gelblich-braun und die Setten, welche den ausgeschnittenen Bauch repräsentierten, tiefschwarz. Ich würde waS drum geben, wenn ich diesen Schatz meiner Kindheit noch besäße; doch er ist den Flammen überliefert worden, und ich weiß auch, durch wen. Die Mutter hat mirs einmal erzählt, als sie sich einst über die Motten in unfern Polstermöbeln wieder so ärgerte.