81. Jahrgang.

Auflage 2600.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger» lohn 1.20 im BezirtS- «nd 10 km Verkehr 125 ^ im übrigen Württemberg 1.38 MonatSabonnementS nach Verhältnis.

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Mit dem Plauderstübchen und

vchwäb. Landwirt.

187

Nagold, Montag dm 12. August

1S07

Amtliches.

Bekanntmachung des Mediziualkolleginms, Tier­ärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung eines Unterrichtskurses für Fleischbeschaner in Heilbronn.

Auf die Bekanntmachung vom 20. Dezember v. Js. (Staatsanzeiger Nr. 301) ist bis jetzt für den in Heil­bronn mit Beginn am 20. August d. Js. in Aussicht genommenen Unterrichtskurs für Fleischbeschaner nicht die genügende Zahl von Anmeldungen eingekommen. Der Meldetermin wird daher bis zum 17. d. Mts. verlängert. Die Anmeldungen sind an den Unterrichtsleiter, Stadttier­arzt Hohl in Heilbronn zu richten. Im übrigen wird auf die eingangs erwähnte Bekanntmachung verwiesen.

Stuttgart, den 6. August 1907.

Nestle.

Zeugnisse über den Gesundheitszustand der'Tiere sein

müssen, in welchen bezeugt ist, daß nach dem Ergebnisse der von dem Tierarzte eingezogenen Erkundigungen und der Besichtigung der zu transportierenden Tiere, die seit min­destens 5 Tagen in seuchenfreiem Zustand in der Gemar­kung isich befanden, in welcher ihre Untersuchung erfolgte, und daß in dieser Gemarkung keine an Maul- und Klauen­seuche erkrankten Tiere find.

Pforzheim, den 7. August 1907.

Grotzh. Bezirksamt.

Roth.

Vorstehendes, welches sich auch auf die in Enzberg OA. Maulbronn ausgebrochene Maul- und Klauenseuche bezieht, wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold, 10. August 1907. K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Afl.

konischen Gewässern bis zur Ankunft des KreuzersJeanne

d'Arc" zu kreuzen. Der französische Torpedokreuzer Casstne , der auf der Reede von Tanger lag, wurde Donnerstag morgen um 5 Uhr auf die hohe See nach Kap Sparte! geschickt. Das spanische TorpedobootDestruktor" ist m Tanger angekommen und hat sich zur Verfügung der spani­schen Gesandtschaft gestellt. - Der französische Geschäfts­träger in Tanger, Graf Saint-Aulair, hat dem Vertreter des Sultans mitgeteilt, daß die marokkanischen Behörden für die geringsten Angriffe gegen die französischen Staats­angehörigen in Tanger verantwortlich gemacht werden würden. Der Geschäftsträger hat ferner eine entschiedene Note an Ben Sliman nach Fez gerichtet. Darin wird der Machsen aufgefordert 1. den marokkanischen Behörden von Casablanca dringend den Auftrag zu erteilen, sich unter den Befehl des Kommandanten der französischen Landungs­truppen zu stellen und demselben ihren Beistand zu leihen, damit er die notwendigen Strafmaßnahmen treffen könne; 2. in wirksamer Weise über die Sicherheit der Franzosen in Fez und im Innern des Landes zu wachen; 3. die Er­füllung der anläßlich der Ermordung des Dr. Mauchamp versprochenen Genugtuung zu beschleunigen; 4. die notwen­digen Maßnahmen zu treffen, um die Anwendung der durch die Algecirasakte vorgesehenen Reformen zu sichern. Der französische Geschäftsträger hat ferner einige Franzosen, welche in Elksar ansässig find, aufgefordert, sich vorsichts­halber nach Larasch zu begeben. Nach einer Meldung derAgence Havas" entfalten nun die scherifischen Behör­den infolge der energischen Vorstellungen der französischen Gesandtschaft Mne eifrige Tätigkeit, um Ordnung Md Sicherheit ausrecht zu erhalten; in Tanger wurden mehrere Eingeborene, die wegen ihrer ausgesprochenen franzosen­feindlichen Gesinnungen bekannt find, verhaftet und eingekerkert. Diese Maßregel macht Ms die verschiedenen ausländischen Kreise in Tanger einen günstigen Eindruck.

Ueber das Fiasko der Wünschelrute in Süd­westafrika bringt dieDeutsche Südwestafrik. Zeitung" folgende weiteren Mitteilungen: Unter anderen soll in Otjt- warongo die Bohrung an dem von Herrn v. Uslar ange­gebenen Platze ganz ergebnislos gewesen sein, die Tech­niker hatten hier von vornherein auch das Auffinden von Wasser für ausgeschloffen erklärt. Gleichwohl wurde auf das Anraten des Herrn v. Uslar gebohrt, aber die Tech­niker behielten Recht. Nun würden einzelne Mißerfolge gegenüber einer großen Zahl von Erfolgen gewiß nichts zu bedeuten haben, ebensowenig wie aus einzelnen Erfolgen ein gün­stiger Schluß auf die Brauchbarkeit der Wünschelrute gezogen werden kann. Um sich ein richtiges Urteil zu verschaffen, muß man eine genaue Statistik über das Verhältnis der erfolgreichen Bohrungen zu den Fehlbohrungen haben. Unsere wiederholle Bitte an die Regierung um die Veröffentlichung eines amtlichen Berichtes über die von Herrn v. Uslar erzielten Resultate ist bisher vergeblich gewesen. Wir erneuern daher diese Bitte nochmals. Es läßt sich nicht verschweigen, daß di weiten Kreisen der Bevölkerung das Vertrauen auf etwaige Erfolge des Herrn v. Uslar bereits völlig geschwunden ist. Soll dieses Vertrauen wiederkehren, so kann dies nur

Bekairnirnachrmg«

Die Maul- «nd Klauenseuche betr.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche im Oberamts­bezirk Calw ausgebrochen ist, werden in Anwendung der 88 33 und 64 der Verordnung Gr. Ministeriums des In­nern vom 19. Dezember 1895, betr. die Abwehr und Unter­drückung von Viehseuchen, §8 18 ff., 66 Ziff. 4 des Reichs­seuchengesetzes die von Händlern zum Zwecke des Verkaufs ausgestellten Riudviehstücke und Schweine, die ans dem Oberamtsbezirk Calw eiügeführt werde«, einer verschärften veterinärpolizeiliche» Aufsicht unterstellt, indem die Händler und in ihrer Vertretung die Besitzer von Gast- und Privatstallungen verpflichtet werden, von der Einstellung von Tieren der bezeichnten Art späte­stens im Verlaufe von 12 Stunden vor der Einstellung an Anzeige zu erstatten.

Die Ortspolizeibehörde hat hierüber eine Bescheinigung auszustellen und dem Bezirkstierarzt an dem Tag der Ein­stellung der Tiere unter Angabe der Zahl, des Alters, der Farbe und des Geschlechts schriftlich Mitteilung zu machen.

Am 5. Tage nach erfolgter Einstellung nimmt der Be­zirkstierarzt die Untersuchung der Tiere vor. Ehe diese stattgefunden hat, und die Tiere für seuchenfrei erklärt worden sind, dürfen dieselben nur zum Zwecke sofortiger am Aufstellungsorte zu bewirkender Schlachtung aus dem Stall entfernt werden.

Sind während der Dauer der Beobachtung weitere der Beobachtung unterliegende Tiere in deu Stall eingestellt worden, so dürfen auch die früher eingestellten, abgesehen von dem Falle des vorhergehenden Absatzes, aus dem Stall nicht entfernt werden, bevor nicht die Beobachtungsfrist der später eingestellten Tiere umlaufen ist.

Nach Ablauf der fünftägigen Frist ist eine gründliche Reinigung der von den zusammengebrachten Tieren jeweils benützten Stallungen, Buchten usw. anzuordnen.

Die Reinigung ist nach Angabe des Gr. Bezirkstier- arzteS unter polizeilicher Ueberwachung zu bewirken.

Ferner wird angeordnet, daß die Führer von Vieh (Rindvieh, Schafen, Schweinen, Ziegen), das aus verseuchten Bezirken eingeführt werden soll, im Besitze tierärztlicher

UokMchs Hleöerstcht.

Ei» ans Casablanca am Donnerstag in Tanger augekommener Dampfer meldet, daß bei seiner Ab­fahrt das Bombardement noch sortgedauert habe. Die Franzosen hätten 2000 Mann gelandet. Da man an Bord der Schiffe auf der Reede ununterbrochen Tag und Nacht Schüsse höre, werde offenbar noch in den Straßen gekämpft. Das jüdische Stadtviertel sei von den Mauren geplündert und viele Juden seien getötet worden. Die Europäer seien alle in Sicherheit; die Mehrzahl von ihnen befinde sich an Bord der Dampfer, andere in den von französischen und spanischen Matrosen bewachten Konsulaten. Ein Augenzeuge erklärt weiter, daß die spanischen Marinetruppen eine glän­zende Haltung zeigten. Die Stadt stehe in Flammen oder sei zerstört. Die Landbatterien hätten auf die Schiffe ge­feuert, seien aber sofort zerstört worden. Die Granaten seien ununterbrochen in Gruppen von Kabylen am Strand und auf dem umgebenden Gelände eingeschlagen. Ferner wird berichtet, fünf französische Kriegsschiffe und ein spanisches lägen aus der Höhe von Casablanca, drei andere hätten Tanger passiert und seien weiter nach Süden gedampft. Die Straßen sollen voll toter Marokkaner sein, alle Läden seien geschloffen, die Armen litten großen Mangel, die Konsuln hätten Anweisung gegeben, alle Läden wieder zu öffnen, und Preise für Nahrungsmittel festgesetzt. Nachrichten aus Rabat zufolge haben die dortigen Kabylen dem Gouverneur 15 Tage Frist gegeben, innerhalb deren der französische Zollkontrolleur entfernt werden soll. Im Fall, daß es nicht geschähe, würden sie die Stadt angreifen. Augen­blicklich sei dort alles ruhig. Der in Tanger aus Casa­blanca eingetroffene Dampfer ist derGibel Tank", der Mittwoch abend Casablanca zu der Zeit verließ, als die französischen Spahis und Schützen auSgeschifft wurden; er meldete weiter, daß die französische Fahne über dem Fort der Stadt wehe. Drei Panzerschiffe des französischen Nordgeschwaders sind auf der Fahrt nach Brest Donners­tag früh 7 Uhr bei Tanger vorbeigekommen; die französische Gesandtschaft übermittelte ihnen den Befehl, an den marok-

Das Testament de« Vankier«.

Kriminalroman von N. M. Barbvnr.

Antortfirel. Nachdrucks verboten. lS'rtsetz»»,.)

Als Herr Rosenbaum an diesem Abend im Bette lag war sein letzter Gedanke:Er wird mit seinen Edelsteinen herausrüüen nun helfe mir der Himmel, daß der andere nicht wieder plötzlich erscheint und mir den Burschen von neuem vertreibt!"

Die nächsten zwei Tage war Rosenbanm zu jedem an- rommeuden Zuge auf dem Bahnhofe und beobachtete alle jA "ach der Stadt begebenden Reisenden. Trotz seiner Wachsamkeit entging ihm doch am Abend des zweiten Tages «n einfacher, schlicht aussehender Mann, der im Windsor- °Eaf und stch dort alsA. I. Johnson, Chicago" emschrieb. Dieser machte noch an demselben Abend eine kleine Orientlerungsreise durch mehrere Gasthöfe und be- suchte auch dabei das Clifton-Hotel. Er schien ein gemüt­licher, gesprächiger Mann zu sein, und bald wußte im Lokal jeder, der es hören wollte, daß er nach dem Westen ge­kommen sei, um an guter Stelle eine Kapitalsanlage in Bergwerken zu machen. Das hörte man in der Stadt gern und mehrere der um ihn fitzenden Bürger erbotw sich gleich' ihn am nächsten Tage mit den namhaftesten Minenbesttzern «nd Spekulanten bekannt zu machen. Diese Gefälligkeit schlug er indessen vorläufig schlau lächelnd aus. da er sich zuerst selbst einmal unter der Hand einzelne Betriebe an-

sehen und die Ankunft von Freunden abwarten wollte, mit denen er eine Zusammenkunft hier verabredet hätte. Uebrigens," flocht er beiläufig ein,ist einem von Ihnen vielleicht ein Herr Mannering bekannt, der hier draußen an Mienen beteiligt sein soll?"

Mannering? Warten Sie mal," antwortete einer, einen Augenblick nachstnnend.Jawohl, den Namen habe ich in letzter Zeit öfter nennen hören, ob er aber gerade an Minen beteiligt ist, weiß ich nicht. Ich habe nur davon sprechen hören, daß er viel Geld haben soll."

Na, dann könnte es wohl der Mann sei», den ich meine. Wissen Sie, wie er aussieht?"

,Mr vom Hörmsagen. Er wurde beschrieben als ein große;, ältlicher, schon ziemlich grau angehauchter Mann, der eine blaue Brille trägt, nur für sich lebt und fast nie ein Wort spricht; kurz, er soll ein wunderlicher Kauz sein."

^Stimmt," nickte Herr Johnson, während ein anderer Gast ries:

Ach der! den habe ich erst neulich abends im Cafe Royal gesehen. Da saß er mit dem kleinen deutschen Diamantenhändler, der hier im Hause wohnt, beisammen."

So, so," sagte Herr Johnson. Dann fragte er den Wirt:Der Diamanten-Deutsche ist Ihr Gast?"

Ja. Ein Herr Rosenbaum. Kennen Sie ihn?"

Nein, aber ich denke, ich bin dem Herrn auf meinen Reisen begegnet. Als» doch im Juwelengeschäft! Er ist mir dadurch aufgefalleu, daß er sein Geschäftsschild vorn im Hemd und an den Fingern trägt."

Die Rede kam auf andere Dinge, und als Herr John-

sohn den Heimweg einschlug, sprach er zu sich: Herrlich! Könnte da zwei Vögel in einer Schlinge fangen. Auf meiner ganzen Reise habe ich nie den einen aufgespürt, ohne den andern zu sehm oder von ihm zu hören. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn das nicht zwei Kumpane find, die zusammen arbeiten. Das säubere Pärchen gleichzeitig zu ergreifen, würde sich wahrhaftig lohnen."

Am folgenden Abend saß Herr Johnson am Fenster einer Lesehalle, die dem Cafe Royal gegenüber lag, und beobachtete die dort Ein- und Ausgehenden. Er hatte schon am Vormittag das Cafe besucht und gesehen, daß sich in dem einen Teil des großen Saales numerierte, durch Vor­hänge abgeschloffene kleine Abteilungen befanden zur Auf­nahme von Gästen, die allein zu bleiben wünschten. Diese Einrichtung hatte er mit großem Wohlgefallen betrachtet; sie konnte möglicherweise seinem Vorhaben sehr dienlich werden. Er hatte noch nicht lange gesessen, als er Herr« Mannering und gleich darauf Rosenbaum bemerkte, die vor dem Cafe zusammentrafen und nach einer freundlichen Be­grüßung miteinander eintraten. Wenige Augenblicke später brach er auf und begab sich ebenfalls in das Lokal. Hier erkundigte er sich bei dem Oberkellner, ob noch eine der ge­schloffenen Abteilungen frei sei, da er Freunde erwarte, mit denen er allein sein wolle.

Soeben find zwei Herren gekommen, die Nummer 3 nahmen," erwiderte der Gefragte.Vielleicht find das die Herren, die Sie erwarten?"

Nein, die kommen erst später. Kann ich nicht Nr. 4 haben ?"^