Breslau, 2. August. Unter den oberschlesischen Berg­arbeitern der fiskalischen Kohlengruben ist eine gefahrdroh­ende Lohnbewegung ausgebrochen. Auf dem Marineschacht der Königsgrube ist am Donnerstag ein größerer Teil der Belegschaft, heute die ganze Belegschaft in den Streik ein­getreten. Auf dem Bahnschacht sind von 525 Mann nur 72 angefahren. Der Betrieb dieser beiden Schächte ist eingestellt. Auf den anderen Feldern der Königsgrube ist niemand ausständig. Bergwerksdirektor Wiester unterhan­delt mit den Streikenden. Auf der Königin-Luisegrube Ostfeld find heute nachmittag von 600 Arbeitern 350 in den Ausstand getreten.

Breslau, 3. Aug. Infolge des Aus st and es aus der Königsgrube ruht der Betrieb des Bahnschachts, des Krugschachts und des Bismarckschachts mit 6000 Mann Be­legschaft vollständig; die anderen Schächte arbeiten. Die Königin Luisegrube ist vom Streik unberührt, die anders­lautenden früheren Nachrichten sind irrig. Auf dem Krug­schacht demonstrierten abends die Bergleute und verweigerten die Räumung des Grubenplatzes. Die Polizei wurde mit Steinwürfen empfangen und mußte blankziehen, wobei viele verwundet wurden. Drei Bergleute wurden verhaftet, einer von ihnen mußte ins Lazarett überführt werden.

Ausland.

Aus Südtirol werden inzwischenneue Gewalttaten gemeldet. Ein Mann, der die nach Persen entlehnten Fahnen in österreichischen und tirolischen Farben zurückbringen sollte, wurde von einer Horde von Italienern überfallen und der Fahnen beraubt. Ein anderer Deutscher der nach Persen fuhr, wurde angehalten; man fiel dem Pferd in die Zügel und Zwang den Wagen zur Umkehr. Der Reisende wurde insultiert, auch suchte man ihm das Volksbundzeichen und das Alpenvereinszeichen zu entreißen. Unter den Demonstranten befanden sich lt. Frkft. Ztg. angesehene Bürger von Trient.

Wie«, 5. August. Hier verübte ein aus Berlin ein­getroffener Mann ein unsittliches Attentat auf ein 6- jähriges Mädchen. Er flüchtete, als er sich entdeckt sah. Die Polizei stellt Erhebungen an, ob der Betreffende nicht etwa mit dem Mädchenmörder in Berlin identisch ist.

Mailand, 3. Aug. Die auf die jüngsten Skandale gefolgte antiklerikale Bewegung scheint etwas abzu­flauen, da es sich herausstellte, daß mehrmals Kinder mit perverser; Phantasie falsche Beschuldigungen erhoben haben; insbesondere erscheinen die Geistlichen des Salesianer-Konvikts in Varazze, die beschuldigt waren, mit Zöglingen und fremden Nonnen schwarze Messen gefeiert zu haben, unschul­dig zu sein. Die klerikale Welt wehrt energisch die Ver­leumdungen sowie die tätlichen Angriffe auf geistliche Per­sonen und auf Kirchen ab. In Rom wurden auf der Polizei in den letzten Tagen 200 Waffenscheine von Geist­lichen gefordert. Auch dcr Vatikan denkt an energische Aktion durch einen Protest bei den auswärtigen Mächten.

Ei« Gaunerstreich. Durch einen raffinierten Gauner­streich sind in Stockholm zwei Lebensversicherungen um die Versicherungssumme geprellt worden. Im April ließ sich in der Nähe von Boras im Wernersdorser Lehn ein Stuben­maler Lindström mit seiner Wirsch afterin Jda Rehn nieder. Bald wurde Jda Rehn anscheinend sehr krank; ein Geist­licher wurde geholt, um ihr das Abendmahl zu reichen und kurze Zeit darauf meldete Lindström, daß sie gestorben sei und ließ sich vom Geistlichen zwei Totenscheine geben. Nicht lange nach dem Begräbnis, zu dem einige Nachbarn geladen waren, zog Lindström fort. Als jetzt neben dem

Grabe der Jda Rehn eine neue Beerdigung stattfinden sollte, öffnete der Totengräber den Sarg der Rehn und fand darin zu seiner Ueberraschung einen mit Sand gefüllten Sack. Gleichzeitig stellte sich heraus, daß die Rehn bei zwei Gesellschaften mit 10 000 Kronen und 6000 Kronen versichert gewesen war und Lindsiröm diese Beträge erhoben hatte. Beide Personen sind spurlos verschwunden und wahr­scheinlich ins Ausland gereist.

Paris, 5. Aug. Ein furchtbares Eisenbahn­unglück ereignete sich gestern mittag um ^«12 Uhr auf der Bahnstrecke Angers-Poitier. Der um 11.29 Uhr in Angers in der Richtung nach Poitier abgehende Zug ist am Ein­gang, der von Angers 6 Klm. entfernten Brücke ab gestürzt. Der Zug durchbrach die Brückenwehr, die Lokomotive, Ten­der und die darauffolgenden Wagen fielen in den Fluß. Nach beiläufigen Schätzungen dürften die Wagen ca. 50 Passagiere enthalten haben, von denen nicht einer ge­rettet werden konnte. Bis jetzt sind 13 furchtbar ver­stümmelten Leichen geborgen, der Zugführer und der Heizer konnten ihr Leben durch Schwimmen retten. Die ganze Stadt ist in Aufregung, da viele um das Schicksal ihrer An­gehörigen besorgt sind und die Organe der Stadtverwaltung nur unvollständige Listen der Verunglückten ausgeben können. Den neuesten Nachrichten zufolge sind bei der Katastrophe außer den schon gemeldeten 13 Personen noch 30 weitere verunglückt. Die Bergung mußte infolge der eingetre­tenen Dunkelheit eingestellt werden. Ob das Unglück durch eine Verschiebung der Brücke entstand, ließ sich noch nicht feststellen.

London, 8. Aug. Der König und die Königin hielten eine Parade über 188 Kriegsschiffe aller Klassen in der Meerenge von Solent ab. Die Schiffe bedeckten einen Raum von 21 Seemeilen. Auch das schwedische Geschwader nahm an der Parade teil.

Casablanca, 5. Aug. Andauernd gehen Schiffe mit Flüchtigen nach Tanger ab. Die Marokkaner meutern fortwährend und zerstörten eine Kornkammer, aus der sie Waren und Getreide in großem Werte fortführten. Die Truppen, welche überall Wache halten, erschossen 7 Meu­terer. Im Geheimen sympathisieren sie jedoch mit den Rebellen. Es herrscht völlige Anarchie.

Vermischtes.

Wer die Bögel verfolgt, schädigt das Gesamt­wohl. Es gibt nützliche und schädliche Vögel. Jedoch diese Einteilung darf uns nicht irre machen über das, was wir zu tun haben. Selbst gegen schädliche Tiere darf sich kein guter Mensch eine Grausamkeit erlauben; es sind lebende und fühlende Wesen wie wir, und sie haben es nicht ver­schuldet, daß sie so sind wie sie sind. Aber erst recht muß jeder gute Mensch auf den Schutz seiner Freunde, der nütz­lichen Vögel, bedacht sein. Die kleinen Singvögel sind allesamt nützlich. Sie vertilgen entweder das ganze Jahr hindurch oder doch während der Brutzeit Millionen und aber Millionen von Raupen, Fliegen, Mücken, Käfern, Blatt­läusen, Würmern, Maden, Larven und Jnsekteneiern. Einige Vögel suchen mehr diese, andere jene Arten von Ungeziefer; einige vertilgen dasselbe vorzugsweise an diesen, andere an jenen Orten; einige sind befähigt es von den Blättern, Blüten und Zweigen abzusuchm, anderes aus den Ritzen der Baumrinde herauszuholcu, und wieder' andere, es in der Luft abzufangen oder aus dem Boden zu scharren. Für den Feld- und Gartenbau, desgleichen für die Waldkultur sind also unsere munteren Waldvögel geradezu unersetzlich.

Jedes einzelne Vögelchen ist in der freien Natur ein Schatz. So z. B. beläuft sich die Zahl der Mücken, Fliegen usw., welche eine einzige Schwalbe an einem Tage im Fluge er­hascht, sich auf tausende. Eine einzige Meise verzehrt an einem Tage über 3000 Eier des gefährlichen Kiefernprozes­sionsspinners. Ein kleines Vogelpaar braucht für sich und 6 Junge in einem Tage neben anderen Insekten durchschnitt­lich allein 300 Raupen. Während der Aetzungszeit, die 10 Tage dauert, werden 3000 Raupen vernichtet, die sonst noch lange gefressen und wenigstens 45 000 Blätter zu ihrer eigenen Ernährung nötig gehabt hätten. Und wieviel Blüten und Früchte wären durch sie verdorben worden! Darum ist es nicht nur grausam, sondern auch töricht, die nützlichen Vögel zu stören, zu schießen oder einzusperren. Vielmehr sollte man die Singvögel als liebe Freunde hegen und jede Gefahr von ihnen abwenden. Je weniger Früchte gedeihen, um so teurer stehen sie im Preise.

Die Rückwanderung über Hamburg hat im Jahr 1906 eine erhebliche Steigerung gegen die Rückwanderung des Jahres 1905 erfahren. Nach dem letzten Bericht des Reichskommissars für das Auswandererwesen kamen diesmal 30 711 Rückwanderer gegen 17 476 im vorhergehenden Jahr in Hamburg an. Vergleicht man die Zahl der Rückwan­derer mit der Zahl der Auswanderer über deu gleichen Hafen, so ergibt sich, daß jetzt bereits fast ein Fünftel der Aus­wanderung durch gleichzeitige Rückwanderung wieder wett­gemacht wird. Die Auswanderung über Hamburg betrug im Jahr 1906 insgesamt 143121 Personen. Von dm Rückwanderern sind billigerweise 3097 Personen in Abzug zu bringen, die teils aus verschiedenen Gründen in den überseeischen Ländern zur Landung nicht zugeiaffen wurden, teils als mittellose Auswanderer öffentliche oder private Hilfe zur Rückkehr in ihre Heimat in Anspruch nehmen mußten. Die meisten Rückwanderer kamen aus dem Land, das den größten Teil der Auswanderer anzieht, aus den Vereinigten Staaten von Amerika, und zwar wurden ge­zählt: 30118 Personen aus Newyork, 41 aus England, 58 aus Frankreich, 47 Ms Spanien und Portugal, 168 aus Westindien und Mexiko, 43 aus Ostafien und 246 aus südamerikanisch en Ländern. _

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Oeschrlbrou«, 3. Aug. Die diesjährige Reps er nt», dir gut ausfirl, und auch einen besseren Preis als sonst erzielte, wurde dieser Tag» abgesetzt. ES wurden etwa 700-800 Zentner verkauft und für den Doppelzentner SS ^ erlöst.

Stuttgart. 8. Aug. Tchlachtviehmarkt. Zugetriebe» wurden: 23 Ochsen, 63 Bullen, 93 Kalbrln und Kühe, 99 Kälber, 444 Schweine. Verkauft: 38 Ochsen, 81 Bullen, 48 Kalb ein und Kühe, S9 Kälber, 410 Schweine. Erlös auS -/, Schlachtgewicht: Ochsen: I Qualität: a) auSgemästete bis Bullen kFarren) I Qualität: a) vollfleischige von 7173 II Qua­lität b) ältere und weniger fleischige von 7071A Stiere und Jungvieh: I. Qualität: ») aulgemästetr 8384 II. Qualität: b) fleischige 8081 IN. Qualität o) geringere 7880 -s. Kühe:

I II. Qualität: b) ältere gemästete 6171 III. Qualität: o) ge­ringere 4252 ^s. KÄber I. Qualität: a) beste Saugkälber 84-86 -f, II. Qualität b) gut» 80-83 A III. Qualität °) ,»- ringere 76 bis 79 ^ Schwein«: I. Qualität a) junge fleischige 69 biS 71 II. Qualität: b) schwere fette 6468 ^s, III. Qualität: o) geringere (Sauen) 59 biS 61 A Verlauf der Markte»: mäßig belebt. _

Auswärtige Todesfälle.

Anna Egeler, geb Tchaberle, Tailfingen

Witter,rngsvorhersage. Mittwoch den 7. August.

> Vorwiegend bewölkt, Regenfälle, Abkühlung.

Druck und Verlag der S. W Zaifer'scheu Buchdruckerei (Emil Zatsers Nagold. Kür die Redaktion veranrwortltch: K. Pnvr.

Jselshansen.

Das Sammeln von

Meeren

jeder Art ist für Auswärtige in den hiesigen Gemeindewaldungen

bei Strafe verboten.

Schultheistenamt:

Kloz.

Nagold.

MmuMel

z« verpachte«.

Die von meinem Bruder gekaufte Scheuer mit sehr gutem Keller suche einzeln oder im Ganzen zu verpachten.

Christian Schwarz.

vss Lvstv kür sedvacds Lagvll llllä klisäsr (besonder- wenn nach dem Bade« damit gewaschen) ist daS seit 1825 weltberühmte ärztlich empfohlene

kölnische Aasrer

von 3ob. 6vr. kovdteuberxer in Hellbraun Lieferant fürstlicher Häuser. Feinste- «. billigstes Parfüm. In Flasche« L 40, 60 u. 100 Pfg. WM- Alleinverkauf für Nagold Hvl». Konditorei.

vttttg und gesund ist der bewübrle

wohl­

schmeckende

aus ganz einfache Weise bereite! mit

I Liter 56 ^

Tlfmeitrei-b KunztmortLudztanren

l Fl. Extrakt sllr 150 Liter,^! 3 Kein Rosinenwein! Bestandteile nur aus Früchten.

Vorgürl raset», scvmecirt u»ie guter Qbstmost.

Um sich von der besonderen Güte dieses Kunstmostes zu überzeugen, verlange man ausdrücklich 0r, Ichweitzerr INostsubstanzen und weise andere Präparate zurück. Wo nicht erhältlich, bestelle man direkt beim

«Fs»

DZ.- 3 « »

3

8Z8 3 L83 L

Volles

! 5 >>al'- 5 eifeWlvel'I

tiocfi fsiri .

bestes«billigstes

IVMlinMel öe? kleureik!

I ^

jfäoLtemäitzoVörbr-acb.eA - k-k^QQl-Q. -- > riutrbmngonck!

EisenbahN'Paketadreffen

2 Stück für 1 Pfg. sind zu haben bei

GA. HH .

Die längstbewährten

Nene holl.

flisgsnlsngsr"

sind und bleiben die besten. Empfehle dieselben per St. 10 Wieder­verkäufer Engrospreise.

N«>«ld. Hol», l.nnx.

Hofgut Dürrenhardt.

Nepsfiroh

hat zu verkaufen gegen Barzahlung.

Gutspächter.

MeWmm-

Gesuch.

Tüchtiger selbständiger Möbel­schreiner findet auf moderne Eichen­möbel dauernde Beschäftigung. Ver­heirateter bevorzugt.

Zu erfragen bei der Exped. d. Bl.

prüde Damen-

Hände, rauhe und aufgesprungene Ha«t, sowie Gefichtsröle wird unde- dingt beseitigt durch Bergmarms

Aseptin-Cream

von Bergmau« <L Co., Radebrul.

4 Tube 50 Pf. bei: Otto Drikner Ww. >

sind eingetroffen bei

Nagold. UvI».

Nagold.

Die Unterzeichnete verkauft oder verpachtet je ein Stück

Winterweize», Gerste «.Haber.

Frau C. Louis Kapp, Wwe.

Schietingen.

Eine

Kalbin

(Hellgelbscheck), 39 Wochen nächtig, fetzt, weil über­zählig, sofort dem Verkauf aus.

Chr. Raufchenberger,

Bauer.

Oeschelbronn.

Der Unterzeichnete setzt ein schönes starkes 4 Monate altes

Hengst-

Fohlen

(Braun) vom K. Landbesch. Crousoe abst. dem Verkauf aus.

Johs. Katz.