8!. Icrhrgnns.

Lrjchsiul täglich mir Aus^mhme der Bour.- und Festragc.

PrcrS vierieljährUch hier 1 mir Träger­lohn 1.20 ^e.tm BezntS- und 10 Lm-Brrkehr i. im übrigsrr Württemberg 1.W UtüuatsabonireMeittS nach Verhältnis.

Ms- mi> A«M-ÄÄ fll dm AkMls-öchk AiPld.

JerrrsprecHev Mv. LS.

Zsevnsprechen Hkv. LS.

Anzeigen-Gebuh- s. d. Ispait. Zeile au) gewöhnl. Schrift od-r- deren Raum bei Ima!. Einrückung 10 Z, bei mehrmaliger entsprechend Rarart.

Mit dem Plauderstübche» und

vchwäb. Landwirt.

182

Uagotd, Dienstag den 6. August

ISO?

Amtliches.

Floßsperre, z

Nach Mitteilung des Großh. Bezirksamts Pforzheim ist wegen Ausführung wasserpolizcrlicher Ardeiten für die Zeit vom LS. August bis mit 14. September d. Js. Floßsperre auf den badischen Strecken der Enz und Nagold angeordnet worden.

Nagold, den 3. Aug. 1907. K. Oberamt.

_ Mayer, Reg.-Asf.

An der diesjährigen Vorprüfung zur Bauwerkmeisterprüfung haben sich u. a, nachstehende Kandidaten mit Erfolg beteiligt: Gauß, Friedrich von Oberweiler: Vetter, Eugen von Altingen; Walz Joel von Mtenstetg; Wein, Friedrich von BaierSbronn; Weiß, Wilhelm von Freudenstadt.

Seine Königliche Majestät haben am S. August d. Js. aller­gnädigst geruht, den stellvertretenden Amtsgerichtsschreiber Griesin­ger, in Geislingen zum AmtSgerichtSfekretär in Herrenberg; den HilfsgertchtSschreiber Kaupp bei dem Amtsgericht Welzheim zum Amtsgerichtssekretär daselbst; den stellvertretenden AmtSgerichtS- schrriber Hirth in Vaihingen zum Amtsgerichtssekretär in Gmünd z« ernennen.

Kaiseröegegnung in Swinemünde.

' Swiuemünde, 4. Aug. Heute vormittag um 10'/i Uhr hielt Kaiser Wilhelm, wie allsonntäglich, eine Muster­ung über die Mannschaften derHohenzollern" ab.

Swiuemünde, 5. Aug. Nach dem gestrigen Diner aus der Deutschland verweilten beide Majestäten mit den Herren der Umgebung und den geladenen Gästen längere Zeit auf Deck. Kaiser Nikolaus schenkte der Osfiziersmesse der Deutschland eine prachtvolle silberne Bowle. Der Flottenchef Prinz Heinrich sprach im Namen des Offiziers­korps den Dank dafür aus. Der Kommandant der Deutsch­land, Kapitän z. L>. v. Krosigk, brachte ein dreifaches Hurrah aus den Kaiser von Rußland ans. Später wurden kinematographlsche Ausnahmen vorgeführt. Gegen 11s 2 Uhr verließen die Monarchen unter Salut Sie Deutschland. Heute vormittag 10 Uhr begav sich Kaiser Wilhelm im VerkehrsbootHulda" nach dem Standart und fuhr von hier aus mit Kaiser Nikolaus an Bord der Deutschland, die alsbald die Großadmiralsflagge emporzog und die beiden Kaistrstandarren rm Großlopp hißte. Die Majestäten waren von den Herren des Gefolges ans Armee und Ma­rine begleitet. Um. 10 /« Uhr lichtete die gesamte Flotte, die Anker, woraus ein Exerzieren der Flotte aus hoher See folgte. Das Wetter ist sehr schön.

Petersburg, 5. August. Die Begegnung der beiden Kaiser in Swmemünde trug einen äußerst herzlichen, ver­wandtschaftlichen Charakter. Die Besprechungen zwischen Bülow und Jswolski, die seit langem in besten per­sönlichen Beziehungen zu einander stehen berührten die ver­schiedenartigsten gegenwärtigen Fragen, verfolgten aber keinen speziellen Zweck. Beiderseitig wurde konstatiert, daß weder in Europa noch in Asien der Friede be­droht sei. Die letzten Ereignisse in Marokko geben keinen Anlaß zur Beunruhigung. Es wurde anerkannt, daß die Konvention zwischen Rußland und Japan und

das Uebereinkommen Rußlands mit England nur

höchst förderlich für den allgemeinen Frieden seien. Die Begegnung der beiden Kaiser, der Meinungsaustausch der Minister können keineswegs die einzelnen Beziehungen Deutschlands und Rußlands zu anderen Mächten ändern und tragen zur Befestigung der traditionellen, gutnachbar­lichen Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland bei.

(Mpst.)

UoMstchs MsSsrfichi

Der deutsche Kaiser hat einem Wunsch des Sultans entsprechend zum Oberschiedsrichter in dem Streit zwischen der türkischen Regierung und den orientalischen Bahnen den spanischen Staatsminister Sigismund Moret ernannt.

Staatssekretär Dernburg ist vorgestern früh mit dem Dampfer Feldmarschall in Dar-es-Salaam eingetroffen und wurde mit Salut empfangen. Staatssekretär Dern­burg nahm zunächst Meldungen an Bord entgegen und begab sich dann an Land. Dort schritt er zunächst die Front der von der Schutztruppe gestellten Ehrenkompanie ab, wo­rauf er deren Parademarsch abnahm. Hieraus nahm er Meldungen im Gouvernementsgebäude entgegen. Das Früh­stück wurde beim Gouverneur Frhrn. v. Rechenberg einge­nommen. Der Staatssekretär wurde von dem zahlreich erschienenen Publikum lebhaft begrüßt.

Wege» der sexuelle» Ausklärung der Kinder in den Schulen hat der preußische Kultusminister einen Erlaß an die königlichen Regierungen herausgegeben, in dem er Berichte über den gegenwärtigen Stand der An­gelegenheit einfordert. Insbesondere wünscht der Minister zu wissen, in welchen Schulen der einzelnen Bezirke und in welcher Weise die Aufklärung bereits gegeben wird.

Der Antrag der SS »ordschleswigscheu Geist­lichen auf Einführung von zwei fakultativen dänischen Sprachstunden in denjenigen Schulen Nordschleswigs, in welchen dänischer Religionsunterricht erteilt wird, ist mittels folgender, an den Kirchenprobst Gotsriedsen in Groß-Nnstrup adressierten Verfügung des Oberpräfidemen von Bülow ab- gelehm worden:Auf das gefällige Schreiben vom 23. Juli d. I. gestatte ich mir Euer Hochwürden zu erwidern, daß ich die wohlgemeinten Absichten, von welchen Euer Hochwürden und die anderen 68 Geistlichen, welche die an mich gelichtete Eingabe vom 8. Juli unterschrieben haben, sich bei dem Vorschlag der Widereinführung von wöchentlich zwei fakultativen dänischen Sprachstunden haben leiten lassen, zwar nicht verkenne. Nachdem aber die hierüber auch im Schoß der königlichen Staatsregicrungwiederholt stattgehabten Erwägungen stets zu dem gleichen Ergebnis geführt haben, die Sprachenanweisung vom 18. Dezember 1888 in der von Ihnen gewünschten Richtung nicht abzuändern, ersuche ich Sie, sich Nunmehr darin zu finden, daß die Abschaffung des dänischen Sprachunterrichts in der Volksschule eine Tatsache ist, welche einer Aenderung nicht mehr unterworfen werden wird."

Die Haager Friedenskonferenz.

Wie man dem Verl. L.-A. aus dem Haag telegra­phiert, überwies die zweite Unterkommission der zweiten Kommission der Friedenskonferenz gestern dem Prüfungs­ausschuß den deutschen Vorschlag wegen der Behandlung der Neutralen auf dem Gebiete der kriegführenden Par­teien nebst allen auf ihn bezüglichen Abänderungsantragen. Man verhandelte über Requisitionen sowie militärische und andere Dienstleistungen, welche eine Verpflichtung zur Schadenersatzleistung oder Schadloshaltung begründen, sowie ferner über Kontributionen. Zwei Systeme wurden ver­treten: Das französische, welches die Gewährung jeder be­sonderen Vergünstigung ausschlietzt, und das deutsche, nach dem die Neutralen auf eine besondere Behandlung Anspruch haben sollen. Ferner wurde in der Nachmittagssttzung der vierten Kommission die Blockadefrage einer Versprechung unterzogen. Der Prüfungskommission wurde eine Anzahl Vorschläge überwiesen, die sich aus folgende Punkte er­strecken: 1. Abschaffung der Berechtigung, die Besatzungen neutraler Handelsfahrzeuge zu Gefangenen zu machen (eng­lischer Vorschlag), ebenso derjenigen Handelsfahrzeuge, die im Besitze der feindlichen Nation sind (belgischer Zusatz). 2. Unverletzlichkeit der Postkorrespondenz (deutscher Vor­schlag). 3. Unverletzlichkeit von Fischereifahrzeugen (bel­gischer Vorschlag). Ueber den letzten Punkt fand em Meinungsaustausch statt._

Gages-WenigksiLen.

Nu- GLM Md Lslld

Nagold, 6. August.

Die Fertigung eigenhändiger Testamente ist

heutzutage rn vielen Kreisen Gewohnheit geworden. Es hat dies seinen Grund hauptsächlich darin, daß viele Er­blasser der Ansicht sind, damit billiger wegzukommen. Es mag nun sein, daß in manchen Fällen eine Ersparnis ge­macht wird; auf der anderen Seite muß aber hervorgehoben werden, daß die eigenhändige Fertigung von Testamenten vielfach Gefahren im Gefolge hat. Das beweisen ungün­stige Erfahrungen, die damit schon gemacht wurden. Man­chen dürfte es deshalb vielleicht interessieren, was Justizrat Dr. Stanz darüber in derDeutschen Juristenzeimng" schreibt. Er führt u. a. folgendes aus:Auch hier gilt: billig und schlecht. Bei einer Abteilung des Amtsgerichts I Berlin erwies sich die Mehrzahl der eröffnten Testamente wegen Formmängel als ungültig; die nicht aus Formmän­geln ungültigen hatten infolge unverständlicher und zweck­widriger Bestimmungen größtenteils keinen klaren Inhalt; schließlich ist das Erbscheinverfahren auf Grund eigenhän­diger Testamente umständlicher wollen doch in der Regel die gesetzlichen Erben über die Gültigkeit gehört werden (§ 2360 B. G.-B.) und erheblich kostspieliger. Außer in Notfällen sei daher vor den eigenhändigen Testamenten gewarnt. Die meisten Menschen stellen sich allerdings die Abfassung eines Testaments leichter vor als es ist. Schon der geringste Formfehler z. B wenn der Name über

Das LeAamrnL des Bankiers.

Kriminalroman von A. M. Barbnnr. »rrronstert. Nachdruck vervoter..

(Fortsetzung.)

Ein Zwischenakt.

Während der nächsten Tage bildete die Erbschaftsan­gelegenheit eine wahre Fundgrube für sensationelle Nachrichten.

Dem Selbstmorde von Frau La Grange folgte un­mittelbar das Verschwinden Richard Hobsons. Es war nichr die geringste Spur aufzufinden, in welcher Richtung er entflohen war. Viele vermuteten in der Flucht einen Zusammenhang mit dem Selbstmorde. Und es gab genug Leute, die in beiden Ereignissen eine Verbindung mit der Tragode in Schöneiche sahen.

Doch diese Vorfälle wurden in den Hintergrund ge­drängt durch die wertere Nachricht, daß das neu vorgelegte Testament rm Namen Ralph MainwaringS bei Gericht ats eme Fälschung angefochten worden sei. Im Anschluß hieran wurde bekannt, daß Ralphs Sohn, Hugh, seine Erban- spruche ausgegeben und sich von dem Streite zurückgezogen hätte. Man sagte, es wäre darüber zu einem offenen Bruch zwischen Vater und Sohn gekommen, und letzterer hätte eine eigene Wohnung in einer nahen Villenkolonte be­zogen. Kurz, der Mamwaring-Prozeß nahm immer aufs neue das allgemeine Interesse in Anspruch.

Ueber den Helden dieses Dramas drang indessen nur

wenig in die Oeffentlichkeit. Das Begräbnis von Frau La Grange vollzog sich ganz unauffällig, nur der Geistliche und die beiden Söhne der Toten waren zugegen. Harold und Walter trafen hierbei nach den Vorgängen der letzten Zeit zum erstenmal zusammen.

Als letzterer die zum Kirchhof gehörige Leichenhalle betrat, wohin der Sarg in aller Stille geschafft worden war, warf er einen halb scheuen, halb trotzigen Blick aus das ruhige, ernste Gesicht des schon vor ihm eingetroffenen Harold, dann die Augen mit einem fast flehenden Ausdruck zu Harold aufschlagend, fragte er mit leiser, heiserer Summe:

Ist es wahr wie die Tote mir einmal sagte und was ich jetzt auf jedem Gesicht lese, daß ich daß ich der Sohn von Hugh Mainwaring bin?"

Es ist wahr," erwiderte Harold dumpf.

.Dann Fluch beiden, die mein Leben vergifteten und es mit einem ewigen Brandmal bedeckten!" brach Walter los.Mit Schande beladen-"

Still!" unterbrach Harold, beschwichtigend die Hand erhebend.Ich verstehe, was du leidest, und empfinde ge­wiß tief mit dir, aber dies ist weder der Ort noch der Augenblick für solche Sprache."

Der ruhig besänftigende Ton, in dem diese Worte ge­sprochen wurden, verfehlte auf den erst eben dem Knaben­alter Entwachsenen seine Wirkung nicht. Zwar noch erregt und bitter, aber doch gemäßigter, entgegnete er:

Ich weiß wohl, an dir haben sie ja auch schlecht ge­handelt, aber du kannst das jetzt vergessen. Vor dir, um­geben von Freunden und Reichtum, und vor allem im Be­

sitz eines ehrlichen Namens, eröffnet sich jetzt ein neues Leben

voller Glanz und Freuden. Ich dagegen bin jetzt ein Bettler und schlimmer als das ein Mensch, der nicht einmal einen Namen hat, der von seinen früheren Kame­raden nicht mehr gekannt wird, der nichr mehr die Augen aufzuschlagen wagt, um sich nicht immer wieder schämen zu muffen."

Die dumpfe, starre Verzweiflung, die aus dem jungen Gesicht sprach, erfüllte Harold mit innigem Mitleid. Er sah ein, daß er hier auf der Stelle ein brüderliches Wort sprechen müsse, um den Verzweifelten wieder auszurichten.

Ihm freundlich die Hand über den Sarg entgegcn- streckend, sprach er ernst, doch mit Wärme:

Walter, ich verkenne nicht die Berechtigung deiner ! Stimmung, aber so schwer du auch betroffen wurdest dein Leben ist deshalb nicht vernichtet. Nur du selbst kannst es dir verderben. Sei ein Mann und raffe dich aus. Nichts ist für dich verloren, wenn du in gutem, ehrlichem Streben dir die Achtung der Welt erringst. Meiner Hilfe dabei kannst du dich versichert halten. Ich werde dir immer treu zur Seite stehn!"

Ein fragender, ungläubiger, fast spöttischer Blick war die erste stumme Antwort Walters. Noch nie in seinem jungen Leben hatten solch wohlmeinende Worte sein Ohr berührt. Doch als er nur die vollste Aufrichtigkeit in den Augen Harolds las, der seine Hand fest drückte, da kam es zögernd und schüchtern von seinen Lippen:

Das das willst dn? das willst wirklich?