6!. Jahrgang.

Erscheint täglich ont Ausnahme Lrr Dann- und Feitiagr.

-Preis vierteljährlich hier 1 mit Lräger- lshn 1.20 im Bezirks- und 10 Krv-Beckebr 1-2.', im üdriosn Württemberg 1.S8 MonatSabonnements noch Verhältnis-

rr GesrllsWn

Jevrtspr.'LcHer' LS.

Auflage 2600.

Anzeigen-Gebühr s. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderitübchen und

Schwab- Landwirt.

178

Amtliches

Die Ortsbehörde« für die Arbeiterverficherung

wollen, soweit es noch nicht geschehen, die im Wege des Umtausches abgegebenen alten Ouittuugskarteu des letzten Vierteljahres umgehend mittels eingeschriebenen Briefes in portopflichtiger Weise vorlegen eventuell Fehlanzeige erstatten.

Nagold, 31. Juli 1907. K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Ass.

Ein Schlußwort zum Krieg in Südwestafrika.

Der Große Generalstab spricht jetzt das Schlußwort Mm Feldzuge in Südwestafrika. In dem sechsten Hefte derKämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika", fügt er zu der Schilderung der letzten Ereignisse auf dem Kriegs­schauplätze eine interessante Betrachtung über die Ergebnisse des schweren Kampfes.

Als an einem Januarmorgen des Jahres 1904 die erste Schreckensnachricht von der grausamen Hinmordung zahlreicher Deutschen durch die Herero in die Heimat drang, bestand hier wohl allgemein die Hoffnung, es könne noch gelingen, den drohenden Aufstand im Keime zu ersticken. Es kam anders. Die anfangs mehr örtliche Erregung er­griff gleich einer Flutwelle die Bevölkerung des gesamten Schutzgebietes, und jene blutigen Ereignisse bildeten den Anfang eines Kolonialkrieges, wie ihn das junge Deutsche Reich in einer sülchen Ausdehnung und Bedeutung noch nicht erlebt hatte. Erst in dem gewaltigen kriegerischen Ringen kamen die hohen kriegerischen Eigenschaften der Eingeborenen zur vollen Entfaltung. Sie zeigten sich als geborene Krieger und fanden mächtige Bundesgenossen in der Eigenart ihres Landes, der sie ihre Kampfesart vortrefflich anzupassen ver­standen. War schon der Herero, jener Meister des Busch­krieges, durch seine angeborene Wildheit, seine bedeutende Körpertraft, Ausdauer und Bedürfnislosigkeit ein nicht zu verachtender Gegner, dessen Kampfeslust sich bei der Ver­teidigung seiner Viehherden zu wilder Entschlossenheit steigerte, so wurde er an kriegerischem Wert doch weit überiroffen durch seinen gelben Nachbar, den Hottentotten.

Fast 40 Monate hat die deutsche Schutztruppe im Felde gestanden gegen einer Feind, der in seltener Zähigkeit und Ausdauer mit dem Mute der Verzweiflung um seine Un­abhängigkeit rang. Groß waren die Opfer, die der Kampf forderte, größer noch die Lücken, welche Anstrengungen und Entbehrungen und in deren Gefolge verheerende Krank­heiten in die Reihen der deutschen Reiter rissen. Der deutsche Soldat darf das stolze Gefühl in sich tragen, in diesem harten Kampfe ganz seinen Mann gestanden zu haben. Er war ein Held nicht nur der Tat, sondern auch des stillen, geduldigen Leidens und Entbehrens und hat selbst in ver­zweifelten Lagen echt kriegerischen Geist an den Tag gelegt. In ihm lebte der zähe, durch kein Leiden zu bezwingende Wille zum Sieg. Wohl ist es ein leichtes, solchen Geist in einer Truppe zu erhalten, der es vergönnt ist, von Sieg zu Sieg, von Erfolg zu Erfolg zu schret.en. Anders war

Das Testament des Bankiers.

Kriminalroman von U. M. Barbsnr.

Lutortstert. Nachdruck verboten.

(S»rtsetzrm,-)

Ralph Mainwaring fuhr zu Whitney gewandt fort: Erinnern Sie sich doch der ersten Vernehmung. Hat diese nicht festgestellt, daß Hugh Mainwaring zwanzig bis dreißig Minuten vor seinem Tode tatsächlich jemand anschrie: ,Sie find ein Lügner und Betrüger!' Paßt das nicht für meine Behauptung? Und bei dem weiteren Zank nannte der andere ihn einen ,Dieb' und sprach irgend etwas von den Wildnissen Australiens. Stimmt das nicht alles aufs Haar? Ich sollte meinen, kein Mensch, der bei gesundem Verstände ist, könnte danach noch Zweifel hegen, daß diese Worte von dem Mörder Hugh Mainwarings gesprochen wurden, und ich denke, wir haben damit einen sicheren An­halt für dessen Persönlichkeit. Also, Herr Whitney, zunächst letten Sie das gerichtliche Verfahren wegen Fälschung und Betrug ein-" " "

Vater," sagte Hugh ruhig,in wessen Namen soll das geschehen, in deinem oder in meinem Namen?"

Der Vater sah seinen Sohn überrascht an und er­widerte spöttisch:

Ich wüßte nicht, daß es für dich einen besonderen Unterschied machen könnte, in wessen Namen es geschieht, da es zu deinem Besten ist."

Bitte um Verzeihung, ich finde, es mackt einen be-

Magokd, Donnerstag den 1. August

eS hier, wo er sich bewähren mußte in langer, schwerer Leidenszeit, in der nur zu oft sichtbare Erfolge ausblieben und Mühsale und Entbehrungen scheinbar vergeblich getragen werden mußten. Wie viele Hunderte, ja Tausende von Kilometern ist die Truppe in jenem unwirtlichen Lande in der Glut der afrikanischen Sonne hinter dem flüchtigen Gegner hergejagt, oft ohne daß es gelang, ihn zum Kampfe zu stellen! Jene endlosen und aufreibenden Perfolgungs- züge, in denen die Truppe häufig ihr allerletztes hergab, ohne einen Lohn für alle ihre Mühe einheimsen zu können, haben diesen Geist fürwahr auf eine harte Probe gestellt, und doch blieb er, wie alle Kriegsberichte übereinstimmend melden, vom ersten bis zum letzten Tage des Feldzuges un­vergleichbar.

Gegründet auf eine Mannszucht, die ihre starken Wur­zeln in dem gegenseitigen Vertrauen zwischen Führer und Soldat hatte, war er erprobt in der Schule der Leiden. Der Führer wußte, daß, wenn es die Lage erforderte, er von seinem Soldaten alles verlangen dürfe und dieser ihm willig und gern auch in den Tod folgte. Groß waren die Opfer, die die Führer von der Truppe fordern mußten. Größer jedoch die Anforderungen, die sie an sich selbst mehr von ihm verlangte, als der Krieg erforderte, und daß er keine Mühe und kein Opfer scheute, wo es galt, für das Wohl seiner Truppe zu sorgen. Ein solches auf gegensei­tiger Achtung beruhendes Verhältnis, sowie das Bewußtsein der Gemeinsamkeit aller Freuden, Leiden und Nöte des Kriegerlebens hatten ein starkes, unzerreißbares Band zwi­schen Führer und Mannschaft gewoben, ein Band, das er­innert an das alte deutsche Lehensverhältnis: Treue um Treue! Das deutsche Volk aber kann mit Stolz und Ver­trauen auf seine wehrhaften Söhne blicken. Der Kampf mit jenem harten und unverbrauchten Naturvolk in einem kulturrohen Lande hat dargetan, daß das deutsche Volk trotz aller Errungenschaften einer hohen Kultur an seinem kriegerischen Wert noch nichts eingebüßt hat. In diesem sieghaften Bewußtsein liegt ein hoher innerer Gewinn, und schon um dieses Gewinnes willen find die schweren Opfer an Gut und Blut nicht vergeblich gewesen.

UoMifche HleSerficht.

Der österreichische Ministerpräsident Freiherr von Beck hat am Sonntag eine lange Audienz beim Kaiser Franz Joseph in Ischl gehabt. Dann hat er mit dem Bankgouverneur Pilinski sowie dem ungarischen Minister­präsidenten Wekerle, der gleichfalls in Ischl eingetroffen war und Montag vom Kaiser empfangen werden sollte, konferiert. Die Audienzen hängen mit den Ausgleichsver­handlungen zusammen, die im Herbst abgeschlossen werden sollen. Ueber den Stand des Ausgleichs hat Wekerle zu dem Jschler Korrespondenten derNeuen Freien Presse" gesagt:Ich hoffe bestimmt, daß wir zusammen kommen werden, weil wir zusammenkommen müssen, nicht nur aus wirtschaftlichen, auch aus politischen Gründen. Nur ist die Oeffentlichkeit eia schlechter Mitarbeiter. Der 1895er Aus­

deutenden Unterschied. Und ich erkläre hiemit von vorn­herein, daß ich nicht will, daß gegen Harold Mainwaring, weder in meinem Namen noch zu meinem Vorteil, irgendein gerichtlicher Schritt unternommen werde. Harold Main­waring ist kein Betrüger. Die heutige Gerichtsverhandlung läßt nicht den geringsten Zweifel übrig, daß er der einzige Erbberechtigte ist. Ebensogut wie ich, weißt du schon seit Jahren von deinem eigenen Diener, John Wilson, daß Ralph Maxwell Mainwaring ein zweites Testament gemacht hat, und so haben wir allen Grund, zu glauben, daß das jetzt vorgelegte das zweite ist. Wenn du anderer Meinung bist, so tut es mir leid, denn dann gehen unsere Wege aus­einander. Niemals wirst du mich bei einem Vorhaben, wie du es im Schilde führst, an deiner Seite finden."

Das Erstaunen über die Kühnheit seiner Sohrtes schien dem Vater die Sprache geraubt zu haben, jetzt aber, blau­rot vor Wurt, donnerte er los:Wie kannst du dich unter­stehen, dir eine solche Sprache gegen mich zu erlauben, du unverschämter Narr du! Ich rate dir, nimm dich in acht, sonst sollst du mich kennen lernen."

Das ist heute das zweitemal, daß du in dieser Weise zu mir sprichst," entgegnete Hugh mit erzwungener Ruhe, obwohl ihm das Blut heiß zu Kopf stieg.Erlaube mir, Vater, dir mit allem schuldigen Respekt zu sagen, daß ich von nun an meine Angelegenheiten selbst besorgen werde, und dich deshalb bitte, dich fernerhin nicht mehr damit zu bemühen. Wenn du gerechte und haltbare Gründe für dein gegen Harold beabsichtigtes Auftreten hättest, so würde ich nichts dagegen einwenden, so aber, wie die Sache liegt,

1907

gleich scheiterte nur, weil der Beginn der Verhandlungen

publiziert wurde, aber diesmal hoffen wir zu besserem Ende zu kommen." Ministerpräsident von Beck sagte zu einem Interviewer, es sei unbegreiflich, daß manche zwischen ihm und Wekerle einen Gegensatz konstruieren wollen. Er sei vielmehr dem ungarischen Ministerpräsidenten durch lebhafte und von diesem erwiderte persönliche Sympathie verbunden, und darin liege die Bürgschaft des definitiven Gelingens des Ausgleichs. , , .

Der spanische Senat hat das neue Wahlgesetz sowie das Gesetz betreffend Abänderung der Bergwerksbesteuerung genehmigt. Die Kammer hat das Gesetz betreffend die Reform der Friedensgerichte angenommen.

Die Haager Friedenskonferenz.

London, 29. Juli. Herr W. T. Stead, der einen Tag zum Besuche in London weilte, hat sich sehr unbefriedigt mit dem Verhalten Englands auf der Konferenz ausge­sprochen. Lediglich dadurch, daß Deutschland sich am Dienstag für obligatorische Schiedsgerichte und einen stehen­den Schiedsgerichtshof erklärt habe, sei die Hoffnung der verzweifelten Friedensfreunde wieder neu erwacht. Jetzt könne noch eine Friedenskonferenz möglich werden; diese werde jedoch unter der Leitung von Deutschland und Amerika stehen. Das Verhalten und noch mehr die Untätigkeit der englischen Delegierten auf der Konferenz sei das Staunen und die Verzweiflung aller Friedensfreunde gewesen. Diese hätten geglaubt, Sir Henry Campbell-Bannerman beab­sichtige eine Friedensliga zur Reduktion von Kriegsrüstungen ins Leben zu rufen. Auch Sir Edward Grey habe man ähnliche Wünsche zugeschrieben. Wenn der Premierminister persönlich nach dem Haag gegangen wäre oder irgendein anderer Mann von staatsmännischer Fähigkeit, eine Ge­legenheit wahrzunehmen, so würden drei Viertel der Dele­gierten sich freudig unter Englands Führung gestellt haben. Sir Edward Fry sei ein guter Jurist, aber weder Diplomat noch Staatsmann. Sir B. Satow sei Spezialist auf dem Gebiete fernöstlicher Politik, habe aber absolut keine Be­ziehungen zu den politischen Aspirationen der englischen Demokratie. Lord Reay habe zwar eine gute Rede über Kriegskonterbande gehalten, scheine aber dabei die Besprechung der Abrüstung als die gefährlichste Kriegskonterbandc für die britischen Fciedensdelegierten anzusehen. Die britischen Delegierten hätten Alles verleugnet, was man für das englische Programm gehalten habe. Es fei eine vollständige Mederlage für das Land und die Friedensfreunde seien in unerhörter Weise im Stiche gelassen worden.

Haag, 30. Juli. Die zweite Unterkommission der dritten Kommission trat heute Morgen unter dem Vorsitze Torniellis (Italien) zusammen, um die Debatte über die Behandlung der Kriegsschiffe der kriegführenden Mächte in den Häfen und Gewässern der neutralen Staaten fort­zusetzen. Die hauptsächlichsten zur Erörterung gebrachten Fragen sind folgende: Die Frage der besonderen Behandlung der Meerengen, wobei Turkhan Pascha (Türkei) die be­sonders gearteten Verhältnisse des Bosporus und der Dar­danellen hervorhebt, sowie Hammarskjöld (Schweden) und

hast du auch nicht den Schatten einer Berechtigung. ES ist nichts als eine Schändlichkeit, mit der ich mich nicht besudeln will."

Du Undankbarer! So lohnst du alle meine Sorge und Arbeit für dich? Du nimmst auf der Stelle jedes Wort zurück, das du eben gesprochen, oder" er sprang mit einer wilden Verwünschung so heftig auf, daß er das neben ihm stehende kleine Onyxtischchen umwarf und es in tausend Stücke zerschmetterteoder ich enterbe dich und du bekommst keinen Pfennig!"

Hugh blieb hoch aufgerichtet vor seinem Vater stehe«.

Ich nehme nichts zurück," sprach er ruhig, aber fest. Es steht dir frei, dem Beispiele Ralph Maxwells zu folgen, aber du bedauerst es vielleicht später ebenso, wie er es ge­tan hat. Herr Whitney," fuhr er, zu diesem gewandt, fort: Nach den Bestimmungen des Testaments Hugh Mainwa­rings bin ich und nicht mein Vater Erbe seines Nachlasses, und somit steht auch nur mir allein die Berechtigung zu, Einspruch gegen die von Harold Mainwaring erhobenen Ansprüche zu erheben. Ich erkläre Ihnen aber hiermit auf das bestimmteste, daß ich sein Recht nicht bestreiten will, noch irgend jemand autorisiere, das für mich zu tun- So, nun wissen Sie Bescheid. Guten Abend." Damit verließ er ruhig das Zimmer.

So viel Temperament hätte ich dem Jungen gar nicht zugetraut," rief der Vater, als die Tür sich hinter seinem Sohne schloß.

Nun," antwortete der Rechtsanwalt voll stiller Be-