und 10 1.2S im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis
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bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem
Plauderstübcken
und
Schwab. Landwirt.
177
UagoN>, Wttwoch dm 31. Auk
Amtliches.
De« Schultheißenämter«
gehen höherer Weisung gemäß mit nächster Post eine entsprechende Anzahl von Spuckverbotstafeln mit dem Auftrag zu, diese Tafeln an geeigneter Stelle in den Rathäusern, Armenhäusern und sonstigen öffentlichen Gebäuden alsbald aufzuhäuge« und dafür Sorge zu tragen, daß gegen die gesundheitsgefährliche Unsitte des Ausspuckens auf den Boden Vorkehr getroffen wird und in den genauute» Gebäude» an paffendem Ort Spucknäpfe (womöglich mit Wasserfüllung) aufgestellt werden.
Bollzugsbericht wolle bis 1. Okt. d. I. anher erstattet werden.
Nagold, den 30. Juli 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Den Schultheitzeuämtern
gehen mit nächster Post je 2 Exemplare der neuen revidierten Bekanntmachung über die Berwendnng von Korporationsbriefmarken mit der Weisung zu, ein Exemplar der Bekanntmachung dem Gemeindepfleger auszuhändigen und dafür zu sorgen, daß diese Bekanntmachung bei der Versendung von amtlichen Postsachen genau beachtet wird.
Ein etwaiger weiterer Bedarf an betr. Bekanntmachungen, welche sorgfältig zu verwahren sind, kann vom Oberamt bezogen werden.
Nagold, 30. Juli 1907. K. Oberamt. Ritter.
Bek<«ntr«achnug
betr. den einjährig-freiwilligen Militärdienst.
Diejenigen im Jahre 1888 geborenen jungen Leute, welche zurzeit ihren dauernde» Aufenthalt im Königreich Württemberg haben, im Besitze gültiger (Schul-)Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-frei- willigen Dienst sich befinden und die Berechtigung zum einjährig-freiwillige» Militärdienst erwerben wollen, werben darauf aufmerksam gemacht, daß die Gesuche*) um Erteilung des Berechtigungsscheines zum einjährigfreiwillige« Dienst alsbald und spätestens bis zum 1. Februar 1SV8 unter Beifügung der in § 89 Ziff. 4, bezw. Ziff. 5 lit. L der deutschen Wehrordnung (s. Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1901 Seite 275 u. ff.) vorgeschriebenen Papiere, nämlich
a) eines standesamtliche» Gebnrtszeugnifses,
b) der nach Muster 17 a zu ß 89 der deutschen Wehrordnung erteilten Einwillignngserklärnng*) des gesetzlichen Vertreters,
e) eines Unbefcholtenheitszeuguisfes*) (d. h. Leu- mundszeugnisses vom Geburts- und Aufenthaltsort),
^ (Sch«t-)Ze«g»isfes über die wiffeuschaft- Dienftsähignug ^ de" einjährig-freiwilligen
bei der Kgl. Württ. Prüfungskommission für Einjahrig-Freiwillige in Lndwigsburg schriftlich*) einzu- rerchen sind.
Hiebei wird bemerkt, daß es zulässig ist, schon vom vollendeten 17. Lebensjahre an um Erteilung des Berechtigungsscheins zum einjährig-freiwilligen Dienst nachzusuchen und es sich für die Nachsuchenden empfiehlt, mit der Einreichung des Gesuchs nicht bis zum Eintritt in das militärpflichtige Alter zuzuwarten.
Im übrigen wird auf die Bekanntmachung der Kgl. Wurtl. Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige vom 15. Juni 1907 (Staatsanzeiger Nr. 151, Beilage) hingewiesen, worin das Nähere über die gedachte Berechtigung, ihre Nachsuchung und den dabei zu führenden Nachweis enthalten ist.
Nagold, den 31. Juli 1907.
__K. Oberamt. Ritter.
Bekanntmachung.
c» Speidel, Fabrikant in Pforzheim, will auf
Pz. 3718 hinter seinem Fabrikgebäude an der Calwer Straße hier eine Waffergasanlage errichten.
Einwendungen gegen sein Vorhaben sind binnen 14 Tagen beim Oberamt vorzubringen; nach Ablauf dieser Frist können solche in diesem Verfahren nicht mehr angebracht werden. ^ "
Dre Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne sind der Oberamtskanzlei zur Einsicht aufgelegt.
Nagold, den 30. Juli 1907. K. Oberamt
in
Mayer, Reg.-Afs.
) »okulare hiezu können von der G. W. Zl schen Buchhdlg. m Nagold bezogen werden.
Iu Aismarcks Todestag.
Am 30. Juli.
„Schwer nur ist es, Worte zu finden, würdig ge- genug der gewaltigen Kraft", so hat neuerdings ein nordischer Dichter von unserem Bismarck gesungen. Und doch, wie leicht wird es einem andererseits, bei diesem Toten den lateinischen Vers zu beherzigen: „Vs mortnis nil nisi bsns" —: von den Toten sollst du nichts als Gutes sagen! Wohlan, so laßt uns denn jetzt Gutes und Großes von ihm sagen bei der Wiederkehr seines Todestages, auch hier von dem stolzen, todüberwindenden Bewußtsein getragen: denn er war und er bleibt unser. Laßt uns reden von seinem weichen, seinem frommen, seinem heiteren, seinem starken, seinem treuen Gemüt. — Ist es denn wahr, der stahlharte Held, er wäre weich gewesen? Er war es, Strenges paarte sich in ihm mit Zartem, gleichwie sich in seinem Wappen neben den zackigen Blättern der deutschen Eiche die sanft gerundeten Blätter vom grünen Klee befinden. Der eiserne Kanzler, er war und konnte kindesweich sein. Wie sind ihm die Augen übergegangen, als er dem Reichstag die Trauerbotschaft vom Abscheiden seines alten kaiserlichen Herrn zu verkünden hatte; wie hat ihm da der Atem gestockt und die Stimme gezittert. Und wie weich, wie biegsam und schmiegsam ist er gewesen als liebender Gatte. Wie ritterlich tief hat er, der Mann mit dem sonst ungebeugten Rücken, mit dem festen Rückgrat, sich vor seiner Ehefrau gebeugt. Was er von seiner Johanna begehrte und was er auch so völlig von ihr empfing, wie hat er das so gemütvoll, so sinnig und innig in den tiefempfundenen Briefzeilen offenbart: „Ich habe dich geheiratet, um dich in Gott und nach dem Bedürfnis meines Herzens zu lieben und um in der fremden Welt eine Stelle für mein Herz zu haben, die all' ihre dürren Winde nicht erkälten und an der ich die Wärme des heimatlichen Kaminfeuers finde, an das ich mich dränge, wenn es draußen stürmt und friert; nicht aber um eine Gesellschaftsfrau für andere zu haben, und ich will dein Kaminchen hegen und pflegen und Holz zulegen und pusten und schützen und schirmen gegen alles Böse nnd Fremde; denn es gibt nichts, was mir nächst Gottes Barmherzigkeit teuerer, lieber und notwendiger ist als deine Liebe und der heimatliche Herd." Welch ein reines und reiches Gemütsleben in diesem Geständnis, welch eine wahre und warme Inbrunst, dazu welch ein stiller, engumfriedeter, häuslicher Sinn, der diesen „öffentlichen" Mann beseelte. So schrieb ein Staatsmann, und er war es in doppelter Bedeutung des Worts, nicht nur draußen ein Meister der Staatskunst, sondern auch daheim ein Muster von einem Gatten, ein Staat von einem Mann Ja, er hatte echtes Gemüt, er war kindesweich, wie er denn auch kinderlieb gewesen ist. Als er das gastfreundliche Jena nach jenen herrlichen Empfangstagen im Juli 1892 wieder verließ, da galt sein letzter Gruß den Kindern: „Grüßen Sie mir die Kleinen, namentlich die Mädchen mit den grünen Kränzen, sie sollen mich nicht vergessen!"
Du Edler, Guter, wie könnt' man deinvergeffen! O wieviel ließe sich noch über ihn sagen, als über den weichen Gemütsmenschen. Und nun eng damitim Bund sein frommerMut! Intrlnitats rodnr, wie sein Wappenspruch lautete, in dem dreieinigen Gott wurzelte seine Kraft. Uobnr bedeutet, wie die Lateinkundigen wissen, ursprünglich das feste, markige Holz der Eiche. Woher nun gewann dieser märkische Baum seine markige Kraft und Größe, durch die er alle anderen im deutschen Wald um Haupteslänge überragte? Weil er wuchs im Sonnenlicht eines gesunden Christentums, weil er stand auf dem Felsengrund eines festen Gottvertrauens. An ihn dürfen wir zumal mit denken, wenn wir singen: „Frei und unerschütterlich wachsen unsere Eichen." Bismarcks langjähriger Seelsorger berichtet, daß er insbesondere die Zeit der Karwoche Md des Osterfestes niemals vorübergehen ließ, ohne das heilige Abendmahl in und mit seiner Familie zu genießen. Gar manchmal hat er sich auch, mündlich wie schriftlich, über das Leben nach dem Tod geäußert; und gar mancher, der Bismarck, den berühmten Mann, verehrt, könnte von demselben Bismarck lernen als von dem demütigen Christen. Aus Gott schöpfte er seine Kraft; in Christus sah er mehr als nur sein Vorbild. Um nur eins herauszugreifen, wie weht uns dieser in Gott gefestigte Mut so frisch entgegen aus jener Tischrede nach der Schlacht bei Sedan. „Ich weiß nicht, wo ich mein Pflichtgefühl hernehmen soll, wenn nicht von Gott. Orden und Titel reizen mich nicht. Ich habe die Standhaftigkeit, die ich zehn Jahre lang an den Tag gelegt habe, nur aus meinem entschlossenen Glauben. Wenn ich nicht ein strammgläubiger Christ wäre, wenn ich die wundervolle Basis der Religion nicht hätte, so würden Sie einen solchen Bundeskanzler
gar nicht erlebt haben." Das sagt gewiß genug; da haben
wir die Quellen seiner Kraft; aus diesem Gesundbmnnen schöpfte er; darum war er wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und was er macht, das gerät wohl.
Und darum besaß er auch einen so heiteren Mut, darum war er so aufgelegt zu scherzhafter Rede mitten in drangsalvoller Zeit, die einen ganzen Mann erheischte. Was für ein heiterer, seelenvergnügter, kecker Studiosus ist er schon emst gewesen. Er durste von sich singen: bin ein flotter Studw, immer so, alle Leute sagen so. Er hätte auch von sich singen dürfen: und dann schnall' ich mein Tornister und geh ins Vaterhaus und werd' Minister. Schlagfertig aus dem Fechtboden der Universität, von seinen Kommilitonen „Achilleus, der Unverwundbare" betitelt, war er nicht minder schlagfertig später auf dem Fechtboden des Reichstags. Ein überaus gefürchteter Schläger, hat er da mit seinem schlagenden Witz wie manchen Gegner aus dem Feld geschlagen; selbst ein Sohn des April, wie manchen in den April geschickt und die Lacher je und je auf seiner Seite gehabt. Welch einen Gleichmut, welch eine Seelenruhe, welch einen heiteren Sinn gewahren wir bei ihm oft gerade im schlimmsten Sturmgebraus. In der sogenannten Konfliktszeit, als er nach harter Mühe seinen tiefgebeugten König soweit hatte, daß derselbe nicht abdankte, er selbst umspritzt vom giftigsten Haß, der in der täglichen Redeschlacht hundert Köpfe gegen ihn erhob, bedankt er sich in ungestörter Lebenslust ber seiner Schwester für eine Schlachtschüsselsendung: „So gute Blutwurst aß ich nie und so gute Leber selten, mögen Deine Schlachttaten an Dir gesegnet werden." Als man ihn nachher nach St. Petersburg wegbefördert oder, wie er es ausdrückte, an der Newa kaltgestellt hatte, beginnt er einen Brief mit dem launigen Satz: „So weit haben sie mir" und als er ein paar Jahre später von Paris aus, wo er als Botschafter dem ränkesüchtigen Napoleon scharf in seine falschen Karten geblickt, das Seebad Biarritz besuchte, meldet er in die Heimat: „ich klettere und gehe den ganzen Tag wie eine Ziege, liege im feuchten Gras ohne Furcht vor Rheuma und werde täglich ein Jahr jünger, also wenn ich noch lange bleibe, studentisch oder kindisch."
Und mit diesem weichen, frommen, heiteren Gemüt im Verband, welch ein starker Mut in dieser germanischen Vollnatur; welch ein rodar in dieser Hühnengestalt. Aus Kernholz der ganze Mann geschnitzt, kernig bis ins Mark. Nicht umsonst schmücken Eichenblätter sein Wappen. Mächtig und kühn, wie die deutsche Eiche ihre Zweige reckt und streckt, sehen wir den deutschen Recken je und je seine Kräfte regen. Gewiß reichlich klug, und doch ohne Falsch, vorsichtig besonnen und doch häufig von einer so starken Offenheit, daß sie verblüffend wirkte, während er sich selbst bekanntlich nie verblüffen ließ. Bezeichnend warnte schon beizeiten ein englischer Politiker vor ihm: „Nehmt euch in acht vor diesem Mann, er meint, was er sagt!" So lebt fein Bild unter uns nicht als das des dis dahin herkömmlichen Diplomaten in Schnallenschuhen und seidenen aus- watt erten Strümpfen, sondern in Reithosen und Kürassierstiefeln, die Brust gepanzert mit blinkendem Harnisch und zugleich mit ehernem Mut. Er war der, den die deutschen Dichter und Denker herbeigesehnt hatten als den Waffenschmied der deutschen Ehre und den sie doch noch lange mißverstanden, da er erschienen war. Er war der, der sich wie jener andere Gast, welcher einst im Bären zu Jena Herberge genommen, vor keiner Macht der Finsternis fürchtete; lautete doch sein trotzig-stolzes Bekenntnis: „Der Apell an die Furcht findet keinen Widerhall in deutschen Herzen. Wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden — vielleicht zu leicht — aber durch Drohungen ganz gewiß nicht." Er war der, der des Auslands Spott zunichte machte, mit dem man den Deutschen allenthalben begegnete: Seht, da kommt der Träumer! Wohl hatte auch er als Jüngling im lockigen Haar geschwärmt und geträumt, daß das Deutsche Reich in zwei Jahrzehnten (von seiner Studienzeit an) fertig sein könne; er hatte sich darin geirrt, und er hat es stets eingestanden, wenn er sich einmal geirrt hatte. Aber er sollte es doch sein mit seinem starken Mut, mit seinem mächtigen Tatendrang, u. niemand so wie er, der dem lieblichen Traum von der deutschen Einigkeit die tödliche Erfüllung gab. „Viele haben darüber nachgedacht, aber einer nur hat's fertig gebracht." Einer nur, ein neuer Kolumbus, hat uns die Frage dieses Oster-Eis gelöst; in jubelnder Dankbarkeit gedenken darum wir seiner, wenn wir singen: „Herrlich auferstanden bist du, Deutsches Reich, unter allen Landen keines kommt dir gleich." Daß freilich der Mannhafte und Heldenmütige auch zornmütig sein konnte, die Reichsgegner sollten es manchmal erfahren, so 1884: „ich lasse mir von der Mehrheit des Reichstags nicht imponieren.