81. Jahrgang.

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Der GesrlWstkl.

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Auflage 2600.

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Mit dem Plauderstübchen und

Schwab. Landwirt.

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Nagold, Dienstag dm 30. Arrtk

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UoMische HleöerfichL.

Der Kaiser hat den Minister des Innern wMoltke Md den Kultusminister Dr. Holle zu Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt.

Eine kulturelle Expedition nach Siidostafrika

beabsichtigt ein Bankenkonsortium zu entsenden. Es wird die Errichtung von großen Talsperren mit dazu gehörigen Bewässerungsanlagen geplant. Wegen der wirtschaftlichen Bedeutung dieses Unternehmens für das Schutzgebiet wird sich auch das Reich an der Ausführung beteiligen. Behufs Teilnahme an der Expedition ist der Leiter des Tiefbau­amts der Stadt Gießen, Stadtbaumeister Braubach, zum Kolonialminister Dernburg berufen worden. Die Stadt­verordneten von Gießen haben bereits durch Beschluß vom Donnerstag den Beamten auf 6 Monate beurlaubt, damit er dem Ruf Folge leisten kann.

Das Haudetsvertragsprovisoriuw zwischen Oester­reich-Ungarn und Serbien ist aus dem Grund gescheitert, weil von österreichischer, insbesondere aber von ungarischer Seite die Zulassung eines bestimmten Quantums von leben­dem Vieh aus Serbien verweigert wurde. Die österreichische Grenze bleibt somit nach wie vor gegen die Einfuhr serbischen Viehes gesperrt.

Im englische« Unterhaus gab der Premierminister eine Erklärung in betreff der Vorlagen ab, welche die Regierung noch vor Schluß der Session be.aten zu haben wünscht. Darunter befinden sich der Gesetzentwurf über die Schaffung- kleiner Landgüter in England, zwei Vorlagen über die Besteuerung der Verpachtung von Land in Schott­land, die Patentbill, der Gesetzentwurf über die Schaffung eines Berufungsgerichts in Strafsachen, der Gesetzentwurf über die Berechtigung der Frauen zur Wahl in die Graf­schafts- und Gemetnderäte, der Gesetzentwurf betreffend die Beschäftigung von Frauen gemäß der Genfer Konvention und andere kleinere Vorlagen. In der Erwiderung machte Balfour Bemerkungen über die Reichhaltigkeit dieses Pro­gramms und erklärt, daß, wenn die Regierung wirklich daran festhalten wolle, sei der Gedanke einer Vertagung des Parlaments am 34. August einfach lächerlich.

Die Haager Friedenskonferenz.

Haag, 27. Juli. Die erste Unterkommission der ersten Kommission trat heute nachmittag unter dem Vorsitz des französischen ersten Bevollmächtigten Bourgeois zu einer Sitzung zusammen. Die allgemeine Erörterung der S ch i e d s- gerichtsfrage wurde geschlossen. Alle Anträge be­treffend, obligatorische Schiedsgerichte wurden in Erwägung gezogen und durch Akklamation einstimmig einem Prüfungs­ausschuß überwiesen.

Haag, 27. Juli. Die zweite Unterkommisfion der dritten Kommission setzte unter dem Vorsitze Torniellis die Debatte über die Behandlung der Kriegsschiffe der krieg- führenden Mächte in den Häfen und Gewässern der neu­tralen Staaten fort. Der Präsident bemerkte, daß der von England mit Amerika in dieser Hinsicht geschlossene Vertrag vom 8. Mai 1871, dem die anderen Seemächte beitreten könnten, zur Einsicht niedergelegt sei. Abgesehen von Hagerup-Norwegen, der sich darauf beschränken möchte, die Frage der Häfen zu erörtern, ohne auf diejenige der terri­torialen Gewässer einzugehen, sprachen die Redner sich für eine alles umfassende Regelung der Rechte der neutralen Staaten aus. Die Debatte wird in der nächsten Sitzung fort gesetzt. __

ParlüAestarische Nachrichten.

Württembergischer Landtag.

r. Stuttgart, 27. Juli. Zweite Kammer. Um

*/,5 Uhr wurde die Beratung wieder ausgenommen und zu­nächst die Antwort der Ersten Kammer verlesen. Darnach ist deren Erklärung veranlaßt durch die Art und Weise, wie in der Zusammenstellung der Beschlüsse der Zweiten Kammer unterschieden ist zwischen Beschlüssen, die sich un­mittelbar auf den Etat beziehen und solchen, bei denen dies nicht der Fall ist. Die Erste Kammer geht davon aus, daß diejenigen Beschlüsse, welche nur eine Bereitwilligkeits­erklärung aussprechen es handelt sich, wie man hört, um eine Resolution der zweiten Kammer, worin diese gegen­über der Regierung die Bereitwilligkeit cusspricht, einen Beitrag von 500 an den Bund der Kaninchenzüchter­vereine zu verwilligen nicht unter die Ziff. 2 des § 181 Verf.Urk. fallen, d. h., daß diese Beschlüsse der Zweiten Kammer in der zweiten Beschlußfassung nicht den Charakter der Endgiltigkeit erlangen und somit als Beschlußfassung der Ständeversammlung zu gelten haben. Vizepräs. Dr. von Kiene legte den gegenteiligen Standpunkt der Finanz­kommission dieses Hmses dar; eine solche Beanstandung sei früher nicht erfolgt, nachdem dies aber auf Grund der Verfassungsänderung geschehen sei, halte die Finanzkommisston es für notwendig, die Frage gleichfalls an eine Kommission zu verweisen und im übrigen ebenso, wie die Erste Kammer, alle Rechte sich vorzubehalten. Hierauf wurde der Etat und das Finanzgesetz mit sämtlichen 74 abgegebenen Stimmen angenommen. Auffallend war, daß auch die Sozialdemo­kraten entgegen der früheren Gewohnheit in der Schluß­abstimmung für den Etat stimmten. Nach einer weiteren

^ständigen Pause wurde die einstimmige Annahme des

Etats im anderen Haufe durch Note mitgeteilt, womit die Etatsberatung endgiltig erledigt und die Tagesordnung erschöpft war. (Bravorufe.) Die Sitzung hatte die Mit­glieder der Kammer von morgens 10 bis abends 6 Uhr in Anspruch genommen, wobei es sich freilich in der Haupt­sache nur um einen Bereitschaftsdienst handelte. Tue Beschleunigung, mit welcher die Schlußsteine zu dem großen gesetzgeberischen Bauwerk des Etats gelegt werden mußten, dessen Vollendung mitunter recht unnötig verzögert worden ist, brachte in den letzten Tagen noch einen regen Ver­kehr zwischen den beiden Kammern durch die gegenseitige Mitteilung der Beschlüsse, aber auch eine nicht geringe Ar­beit für die beiden Berichterstatter Dr. v. Kiene und Li es ching. Die ganze Geschäftsabwicklung trug unter dem vielfach genanntenZwang der Geschäftslage" einen etwas ungemütlichen Charakter. Es wäre zu wünschen, daß aus der diesjährigen Etatsberatung für die Zukunft wenigstens die Lehre gezogen würde, daß eine bessere Geschäftsein­teilung und die Festsetzung bestimmter Termine für die Er­ledigung der einzelnen Etats eine dringende Notwendigkeit ist, denn es liegt weder im Interesse der Landesgesetzgebung, wenn einzelne Etats zu breit behandelt, noch wenn andere förmlich durchgepeitscht werden müssen.

Tages-Aeuigkeiten.

Au- Gtadt und Land.

Nagold. »0. J«lt.

Liegenschafts-Verkauf. Das im Besitz von Gottlob Widmaier befindliche Gasthaus z. Lamm mit Bierbrauerei samt Felder ging durch Kauf an Jakob Nestle, Bierbrauer von Pfalzgrafenweiler, um den Preis von 41000 ^ in dessen Besitz über.

r. Münzen. Eine Verfügung des Ministeriums des Aeußeren, Verkehrsabteilung, bestimmt, daß bei der Behand­lung schadhafter Münzen jede Härte zu vermeiden ist, nament­lich dann, wenn die Beschädigung erweislich durch einen Brand erfolgt ist. Nicht erheblich beschädigte echte Münzen sind zum Nennwert anzunehmen und wenn sie nicht mehr umlauffähig erscheinen, an das K. Münzamt behufs Ab­führung an das Münzmetalldepot des Reiches abzutiefern. Bei Goldmünzen ist gegen Bescheinigung ein solches Stück an das Münzmetalldepot des Reiches weiter zu geben. Wenn Zweifel über die Einlösbarkeit bestehen, würden endlich an einem Bahnschalter erheblich beschädigten Münzen unbrauch­bar gemacht und dem Einzahler zurückgegeben. Dieser ist darauf aufmerksam zu machen, daß das Münzamt in Stutt­gart den Metallwert ersetzt.

Hausierhandel mit Schmmkfache«. Durch einen Erlaß des Ministeriums des Innern werden die Behörden unter Hinweis auf das bestehende allgemeine Verbot des Hausierhandels mit Schmucksachen und Bijouterien zu einer schärferen Ueberwachung der häufig umherziehenden Dalma­tiner, Rumänier und Bulgaren hinsichtlich der Einhaltung jenes Verbotes veranlaßt. Hierbei wird besonders darauf

Das Testament des Bankiers.

Kriminalroman von N. M. Barbonr. Motorisiert. Nachdruck verboten.

(Forts,tz«»,.)

,M tut mir leid, das zu Hören," entgcgnete er,denn du beraubst dich ganz unnötig vieler Vorteile, die du ge­nießen könntest. Ich würde dir in einem Orte, wo du un­bekannt bist, ein Haus einrichten und dir die Mittel geben, in Wohlstand zu leben."

..Ein Haus Md Reichtum!" lachte sie grimmig auf.

-.Nein, das behalte für dich! Verschmähst du es, mich Großmutt"ME" anzuerkennen, so verschmähe ich deine

.. "Dann können wir unsere Unterredung beenden," e widerte er.Die hohe Verehrung und Liebe, die i memem Vater bewahre, erlaubt mir nicht, dir jemaM dl heiligen Namen ,Mutter' zu geben."

-, höhnte sie mit blitzenden Augen und woll

gleich weiter sprechen, da hob er jedoch warnend die Har ^ rief gebieterisch: Still! In meiner Gegenwart duli ich kein Wort gegen chn! Nur eins will ich dich noch frage bevor ich gehe:War deine mir eben gegebene Erklärur dem letztes Wort? Ueberlege noch einmal."

Ich habe nichts zu überlegen," grollte sie verächtlich Du bist, wie alle Mainwarings, die ich gekannt habe, wenn du Lenkst, Geld und Obdach, wie du es jedem abgedankten

Dienstboten zuwerfen würdest, könnte mir die Stellung Md Ehrerbietung ersetzen, die du mir schuldest."

So lehnst also ein für allemal jeden Beistand ab?"

Jeden! Unterstützen lasse ich mich von keinem Main- waring selbst nicht von dir."

Gut; dann lebe wohl!"

Sie wandte ihm stumm den Rücken, und er ging.

Er schritt rasch den Korridor hinab, den Kopf leicht gebeugt, weder rechts, noch links blickend, aber sein Gang zeigte eine Elastizität, die er fett Wochen nicht besessen hatte, und wäre jemand neben ihm gegangen, würde er das leise ,Gott sei Dank' vernommen haben, das seiner Brust entstieg.

Als er den Wagen erreichte, befahl er dem Kutscher: Mach dem Hotel, rasch!" Und die ungeduldigen Rosse trugen ihn schnell davon.

Inzwischen stand in dem Zimmer, das er eben ver­lassen hatte, die Unglückliche, die durch Heuchelei, Treu­losigkeit und Stolz selbst ihr Verderben herbeigeführt hatte, und horchte auf die sich entfernenden Fußtritte; sie hörte sie verhallen, hörte die Wagenräder rasch die Straße Hinüb­rollen, dann sank sie mit einem Schrei der Verzweiflung auf einen Sessel.

Alles vorbei!" stöhnte sie.Verloren! Das Spiel ist aus! O schreckliches Ende!" Ein Schauder durchflog sie.

Nach einiger Zeit stand sie müde auf Md klingelte.

Sie bestellte ein leichtes Mahl Md fügte hinzu:Ich will dann nicht mehr gestört werden, La ich noch Besuch Liwarte."

Eine Stunde später glitt Hobson den Korridor entlang

an die Tür und klopfte. Da er keine Antwort erhielt, öffnete er leise, fuhr aber nach dem ersten Blick entsetzt zurück.

Vor dem Kamin, auf eine Chaiselongue hingestreckt, matt beleuchtet von den Kerzen zweier auf dem Kaminstms stehender Armleuchter, lag Frau La Grange in dem ele­ganten Anzuge, den sie für die Unterredung mit Harold Mainwaring angelegt hatte. Ihr Gesicht war kaum blasser als wenige Stunden vorher, jetzt aber im Tode erstarrt. Auf dem Tische neben ihr stand unberührt das ihr gebrachte Abendbrot, während eine geleerte kleine Phiole, die die Etikette eines der tödlichsten Gifte trug, den Vorfall er­klärte. Unter der Phiole lag ein mit Bleistift beschriebener Zettel:

Ich habe meinen letzten Wurf getan Md ver­loren! Das Spiel ist aus!"

Vor Schreck wie gelähmt, starrte Hobson auf die Leiche, dann aber ermannte er sich und hielt kurze Umschau. Schnell entschlossen nahm er der Toten die funkelnden Juwelen ab Md schlich, so leise wie er gekommen war, hinaus. Un­bemerkt erreichte er die Straße, wo er bald in der Dunkel­heit verschwand.

Vater und Sohn.

Ein paar Stunden später saßen Ralph Mainwaring, sein Sohn und Whitney in Ralphs Wohnzimmer. Sie hatt«r gemeinsam das Mahl eingenommen, ohne dabei viel Worte zu verlieren. Auch jetzt schleppte sich die Unterhaltung. Hugh besonders war sehr einsilbig. Auf einmal sprang