8!. Jahrgang.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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Auflage 2600.
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Mit dem Plauderstübchen und
Schwab. Landwirt.
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Bei der niederen Berwaltungsdienftprüfung find u. a. für befähigt erklärt worden: Aichele, Jakob, von Gültlinsen; Rentsch - ler, Ludwig, von Oberhaugftett; Renz, Hermann, von Haiterbach; Roller, Wilhelm, von Nenbulach; Roth fuß, Otto, von Wildberg; Streb, Karl von Nagold.
WoMische HleSsrfichl.
Auf der.Haager Friedenskonferenz hat der
deutsche Delegierte Freiherr von Marschall erklärt, daß Deutschland in betreff der Schiedsgerichtsfrage bereit sei, mit größter Aufmerksamkeit alle eingebrachteu und etwa noch zu erwartenden Vorschläge zu prüfen. Man erwarte von der Konferenz einen wirklichen Fortschritt und zu diesem Zweck sei es notwendig, vor allem das Verfahren der Anrufung des Schiedsgerichts im Haag zu verbessern und zu vereinfachen und dasselbe zu einem ständigen Gerichtshof aus- zugestalten. Ein wirklich ständiger Gerichtshof werde von selbst Anziehungskraft ausüben und nur durch die Praxis werde man einen Fortschritt herbeiführen können.
Die französischen Winzerfnhrer Dr. Ferroul, Bürgermeister von Narbonne, und der Obmann des Winzer- komitces, Marcellin Albert, sollen nach einer Meldung aus Montpellier alsbald freigelassen werden. In Narbonne und Argelliers werden bereits Vorbereitungen zu einem festlichen Empfang getroffen.
General Michal, Mitglied des Obersten Kriegsrats, reichte nunmehr seine Entlassung ein. Michal war ein engerer Mitarbeiter des Generals Hagron und glaubte seine Funktionen nach der Entlassung des Letzteren nicht mehr beibehalten zu dürfen.
Znm rnssisch-frauzöfifchen Buudesabkomme«.
Die „Nowoje Wremja" führt in einem heutigen Leitartikel „Die Bundesgenossen Frankreichs" aus: Jedesmal, wenn sich in einflußreichen französischen Kreisen die Stimmungen zu Ungunsten des Bündnisses mit Rußland ändern, erhielten die Franzosen eine eigenartige Warnung. So sei es zur Zeit des Zwischenfalles in Marokko gewesen und jetzt hätten die deutschen Behörden sofort mit der Ausweisung der Franzosen in Elsaß-Lothringen begonnen, als der Streit zwischen Frankreich und Rußland angesangen habe. Deutschland lasse keine Gelegenheit unbenutzt, um jeden Sprung im Bündnisse zu einem vollständigen Riß zu erweitern. Rußland sei aber ungeachtet aller Schwankungen in der öffentlichen Meinung stets seinen Bündnisverpflichtungen Frankreich gegenüber treu und gewissenhaft nachgekommeu.
Unzuverlässigkeit der russische» Armee. Nach einem englischen Telegramm aus Odessa beschlagnahmte die dortige Polizei 165000 Exemplare einer Broschüre, durch die das Heer zum Ausruhr aufgefordert wird. In Kiew wurden 27 Offiziere und Unteroffiziere wegen Verteilung aufrührerischer Schriften unter der Mannschaft festgenommen. In Jekaterinoslaw verhaftete man in der vergangenen Woche 9 Jnsantericoffiziere, die Mitglieder des „Verbandes der Offiziere der russischen Armee" waren. Dieser Verband, der revolutionärer Art zu sein scheint, soll bereits 7000 Mitglieder zählen. Im letzten Monat haben 67 Offiziere der Garnison Odessa ihren Abschied genommen. 5 von ihnen wurden nachträglich verhaftet, weil ste einen offenen Brief unterzeichnet hatten, in dem es u. a. hieß, Rußland sei zu einem großen Gefängnis gemacht worden und man habe die Armee in Polizisten und Gefängniswärter umgewandelt.
Monarchen-Zusammenkünfte.
Berlin, 25. Juli. Nach einem Petersburger Telegramm des Londoner Daily Telegraph soll die geplante Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren am 5. bis 6. August in Danzig stattsinden. Zu dem am 14. August bevorstehenden Besuch des Königs von England bei Kaiser Wilhelm in Wilhelmshöhe bemerkt die Nationalzeitung: Weitgehende politische Folgen an dieses Zusammentreffen zu knüpfen, wäre verfehlt, vielmehr können gute persönliche Beziehungen des Königs Eduard zu Kaiser Wilhelm nur
normal bezeichn werden. Der Einladung, die das Ko^ösPaar an das deutsche Kaiserpaar für die erste Halft- des Monats November nach Windsor gerichtet Wilhelm entsprechen, während noch nicht feststeht, ob auch die Kaiseri n sich n ach Windsor begeben wird.
Hurets Gespräch mit dem Fürsten Bülow.
London, 24. Juli. „Daiy News" veröffentlicht einen bemerkenswerten Leitartikel, der im Anschluß an des Fürsten Bülow Gespräch mit dem „Figaro"-Berichterstatter Huret die Hoffnung ausdrückt, die Detente werde England ebenso wie Frankreich einschließen. Das radikale „Morgenblatt" verurteilt die Bemühungen, Deutschland zu isolieren. Statt
Aagold, Samstag dm 27. Juki
mit Deutschland, Englands einzigem ernsthaften Nebenbuhler und möglichen Gegner ein Einvernehmen anzubahnen, habe Großbritannien mit dem unbedeutenden Spanien und dem zusammengebrochenen Rußland ein Abkommen zu treffen gesucht. Großbritannien predige im Haag das Evangelium der Abrüstung, suche aber direkt und indirekt Spanien anzuregen, seine Marine zu erneuern und bestehe auf dem barbarischen Recht, den Seehandel zu zerstören, was Deutschland am meisten zu befürchten habe._
Tages-Aeuigkeiten.
Aus Gtadt Md Land.
NaS"l>> 27. Juli.
Mit der Einziehung der alten Fünfzigpfenuig- stücke soll von jetzt ab schärfer als bisher vorgegangen werden. Solange kein angemessener Betrag von dieser Münzsorte mit dem neuen Gepräge, also von '/--Markstücken, vorhanden war, mußte bei der Herauszichung der alten Stücke aus dem Verkehr Vorsicht geübt werden, damit nicht etwa dieser selbst darunter litt. Jetzt fällt diese Rücksicht fort. Nack dem letzten Münzausweis waren nicht weniger als für 105.7 Millionen Mark Fünfzigpfennigstücke im Verkehr, nachdem bereits für 37.1 Millionen Mark zur Einziehung gelangt waren. Eine Verkehrserschwerung wird deshalb bet schärferer Einziehung der alten Münzen nicht zu befürchten sein. Es sind denn auch die öffentlichen Kassen angewiesen worden, die betr. Münzen nicht nur in Zahlung, sondern auch zur Umwechselung von jedermann anzunehmen und dabei etwaigen Wünschen nach Umtausch gegen andere Münzen tunlichst zu entsprechen.
Wildberg, 26. Juli. Gestern abend wurde durch Landjäger Kirchherr eine hiesige ca. 30 Jahre alte, nicht ganz normale Frauensperson nach Nagold eingeliefert. Wie man hört, soll sich dieselbe in den letzten 4 Jahren in drei Fällen gegen § 218 D. R.St.G.B. vergangen haben. Wie weit dritte Personen in die Affäre verwickelt sind, wird die Untersuchung ergeben.
-ss- Uutertalheim, 25. Juli. Bei der Kirchenstiftungsratswahl wurden die beiden bisherigen Mitglieder Clemens Zimmermann und Xaver Lutz, Gemeinderäte, wiedergewählt. __
Herreuberg, 25. Juli. Heute vormittag traf zur Auffrischung und Ergänzung des Geflügelstandes im Bezirk eine Wagenladung mit gegen 1000 italienischen Hühnern hier ein. Dieselben wurden zum Preis von 1.30 ^ für das Stück an die Mitglieder des Bezirksgeflügelzuchtvereins und des Landw. Vereins abgegeben und fanden reißenden Absatz.
Vom Oberamt Herrenberg. (Korr.) Bei gegenwärtiger feuchtwarmer Witterung sind die Futteraussichten günstige, die Wiesen haben sich wieder mit üppigen, jungen Gräsern bestockt, prangen in saftigem Grün und man sieht einer reichen Grummetetnte entgegen. Daß bei solchen Futterverhältniffen das Vieh immer noch gesucht ist und teuer bleibt, ist selbstverständlich. Die Rindviehzucht ist gegenwärtig der lohnendste Zweig der Landwirtschaft, was die Viehmarktpreise uns auch ganz deutlich zeigen und sollte unsere landwirtschaftl. Bevölkerung sich mehr diesem Betriebe zuwenden, als dem nicht mehr rentierenden Hopfenbau. Durch die Einführung der elektr. Kraft, dürfte die Betriebsweise erleichtert und der Leutenot gesteuert werden. Ein Gang durch die Hopfenanlagen zeigt, daß der gegenwärtige Stand der Hopfen ein mittelmäßiger ist. Die Hopfenpflanzcn sind im Anstiegen. Durch das günstige Wetter der letzten Tage hat sich der Pflanzenstand zusehends gehoben. Vorausgesetzt, daß dieses Wetter anhält und kühle Nächte ausbleiben, ist auf einen günstigen Ertrag zu hoffen. Die Aussichten auf die Getreideernte sind recht gute. Die Obausstchten sind besser geworden als man zuerst annahm. Auf mehreren Markungen wird eine gute Mittelernte erzielt. Der Ertrag der Johannisbeeren ließ Heuer zu wünschen übrig. Der Stand der Hackfrüchte ist ein sehr guter.
Hochdorf, OA. Freudenstadt, 26. Juli. Bei dem gestern niedergegangenen schweren Gewitter schlug der Blitz nachmittags '/,4 Uhr in das Haus des Landwirts Johs. Pfeifle und zündete. Das Haus brannte vollständig nieder, nur Weniges wurde gerettet.
Bad Teinach, 26. Juli. Unter sehr zahlreicher Beteiligung von Fremden und Einheimischen fand gestern Mittag die Feier des Jakobifestes (Hahnentanz) statt. Der wirklich sehr hübsche bunte Festzug nahm um 3 Uhr beim Rathaus seine Aufstellung und bewegte sich unter Vortrab von 2 in Volkstracht erschienenen Reitern und unter Führung des bald 80jährigen Polizeidieners Seeger
durch diebeflaggten Straßen desOrteS zum Kurgartendes Badhotels, welcher dieses Jahr erstmals als Festplatz gewählt wurde. Nach Absingen eines Volksliedes begannen die Belustigungen für die Jugend bestehend in Wettlauf, Klettern, Sackhüpfen usw. Hierauf folgte programmgemäß als hervorragendste Darbietung der Hahnentanz, an welchem 5 Paare in schmucker Gäutracht teilnahmen. Den ersten Preis, auch Hahnenpreis genannt, erhielt wie im vorigen Jahr Philipp Den gl er von Oberjesingen. Das Fest kann in jeder Beziehung als sehr gelungen bezeichnet werden, wozu nicht wenig beitrug, daß für die zahlreichen Zuschauer genügend Sitzplätze berett- gestellt waren. ^
r. Reutlingen, 25. Juli. Unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Hepp wurde auf dem hiesigen Rathause die Gründung einer Freien Wagnerinnung vorgenommen; derselben sind beigetreten die Wagner vom Oberarm Reutlingen und die dreier Gemeinden vom Oberamt Tübingen. Als Obermeister wurde Joh. Georg Braun gewählt. , ^
r. Eßlingen, 25. Juli. Die Gesamtgemeinde zahlt lt. Resultat der letzten Berufs- und Betriebszählung 29901 Einwohner, darunter sind 14844 männlichen und 16057 weiblichen Geschlechts. Die erste Zahl bedeutet gegenüber 1905 eine Zunahme von 719 Personen.
r. Plochingen, 26. Juli. Gestern ist ins hiesige Johanniterspital ein etwa 1 Jahr altes Kind aus Pfauhausen gebracht worden, daS schon vor einigen Tagen eine Nähnadel verschluckt hatte. Die vorgenommene Operation förderte die Nadel aus den Gedärmen des Kindes zu tage, das sich z. Z. eines guten Befindens erfreut.
Aalen, 25. Juli. Während des Nachmittags sind mehrere heftige Gewitter mit starken elektrischen Entladungen über unseren Bezirk weggegangen. In Schechingen setzte ein Blitzstrahl das Wohnhaus des Oekonomen Sachsenmaier in Brand.
r. Bon der oberen Donau, 26. Juli. Am Montag ging ein Pilgerzug von Rottenburg aus mit Teilnehmern aus dem Neckartal und dem angrenzenden Gebiet nach Einsiedeln. Es waren gegen 1000 Personen. Heute nachmittag kamen nun die Pilger wieder wohlbehalten im Schwabenland an.
r. Tuttlingen, 24. Juli. Im hiesigen Konsumverein droht eine schwere Krisis auszubrechen. Vom Aufstchtsrat war dessen Mitglied I. I. Lutz ausgeschloffen worden, weil er der sozialdemokratischen Partei angehört. Nun wurde dieses Vorgehen des Aufsichtsrats von der Generalversammlung verworfen, die vielmehr Lutz ein Vertrauensvotum erteilte. Das soll zur Folge haben, daß sehr viele Austritts- erklärungcn einlaufen. Auch will der Aufsichtsrat in corpore sein Amt niederlegen. Auf die weitere Entwicklung der Angelegenheit ist die Bevölkerung mit Recht gespannt.
r. Ulm, 23. Juli. Wie das Bezirksamt Neu-Ulm bekannt macht, ist die Maul- und Klauenseuche in Steinheim bei Neu-Ulm erloschen. Doch ist die Gemeinde wegen der Nähe der verseuchten Orte Holzheim und Neuhausen noch in das Beobachtungsgebiet einbezogen.
Deutsche» Reich.
Berlin, 25. Juli. Die deutsche Regierung steht, nach der Vosfischen Zeitung, nach wie vor auf dem Standpunkt, daß sie die Kosten für die Einsperrung flüchtiger Hereros im Kapland nicht zu tragen hat. Die seinerzeit von Herrn v. Lindequist in London geführten Unterhandlungen hatten kein Ergebnis in dieser Beziehung; sie gelten indessen nicht als abgebrochen, sondern als vertagt. (Mpst.)
Berlin, 25. Juli. Wie der Nat.-Ztg. aus Karlsruhe gemeldet wird, ist der Vater des zum Tode verurteilten Karl Hau von einem neuen Schlaganfall bettoffen worden. Der Zustand des alten, schwerkranken Mannes ist besorgniserregend. Die Kosten des Mordprozeffes werden auf 45 000 ^ berechnet.
Berlin, 25. Juli. Eine Familieutragödie. In
Rauen bei Berlin hat sich gestern eine blutige Familien- tragödie abgespielt. Der Inhaber des Restaurants Schneider schlug feine Fra« mit dem Beil nieder, versuchte seine Schwiegermutter zu erwürgen, verübte ein Sittlichkeitsverbrechen an dem Dienstmädchen, raubte 5000 ^ und entfloh. Schneider hatte das Etablissement im April gekauft, es ging schlecht, und es kam zu ehelichen Zwistigkeiten. Da Schneider seine Frau verfolgte, wurde er in eine Privatirrenanstalt verbracht. Am Dienstag wurde er dort als geheilt entlassen. In derselben Nacht begab er sich nach seinem Hause, zertrümmerte die Haustur mit einer Axt, drang in die Schlafstube seiner Schwiegermutter, würgte die alte Frau, raubte 5000 drang alsdann in das Schlafzimmer seiner Frau, versuchte sie mit