8-. Jahrgang.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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Jevnspvschev Av. LS.
MerrrfpvecHev Ar. L«i.
Auflage 2000.
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 g, bei mehrmaliger enrsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchs» und
Schwab. Landwirt.
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Arljrn. v. Aeßrentßaks Itallenreife.
Berlin, 16. Juli. Aus Wien wird dem Berl. Tgbl. gemeldet: Der Korrespondent der Neuen Freien Presse wurde in Desto nach der Veröffentlichung der offiziellen Note vom Minister Mhrn. v. Aehrenthal empfangen, der ihm unter anderem sagte: Für Oesterreich-Ungarn und Italien bleibt der Grundsatz der Erhaltung des Gleichgewichts und des gegenwärtigen Zustandes die oberste Richtschnur der Politik. Sie werden alles aufbieten, um diesen Grundsatz unerschüttert zu erhalten. In der Note wird der dritte Bundesgenosse nicht ausdrücklich genannt, weil hiezu Anlaß nicht vorlag. Es ist indessen selbstverständlich, daß die Note, wo sie vom Bundesverhältnisse spricht, auf dessen Grundlage Italiens und Oesterreichs herzlichste Beziehungen sich entwickeln, besagt, daß diese mit unveränderten Gefühlen daran festhalten. Wie der Korrespondent hinzufügt, sagte Tittoni zu einem seiner Freunde: Der heutige Tag ist für mich bedeutungsvoll. Er hat mir die Gewißheit gegeben, daß meine Mühe nicht umsonst war. Oesterreich-Ungarn und Italien werden sich treu bcistehen.
Raeeonigi, 16. Juli. Die Minister Aehrenthal und Tittoni kamen in Begleitung des österreichischen Botschafters v. Lützow hier an und begaben sich sogleich nach dem Landsitz des Königs.
Raeeonigi, 16. Juli. Die Minister Frhr. von Aehrental und Tittoni wurden sofort nach ihrer Ankunft im königlichen Palais vom König in dem für Empfänge bestimmten Saale empfangen. Hierauf unternahm der König mit Frhr. v. Aehrenthal eiue Automobiltour im Parke und kehrte dann ins Palais zurück, wo er Frhr. v. Aehrenthal der Königin vorstellte. Hierauf fand ein Frühstück im kleinen Kreise statt. Nach Beendigung desselben hielten die Majestäten Cercle ab. Alsdann fuhren Frhr. v. Aehrenthal und Minister Tittoni nach dem Bahnhof und reisten nach Turin ab.
Rom, 16. Juli. Der König freute sich sehr über den günstigen Eindruck, den Italien auf Aehrenthal hinterlassen habe. Er sprach seine große Genugtuung über das Ergebnis der Unterredung in Desto aus.
UoWische AsSerficht.
Dem Reichstag wird in nächster Tagung, wie die „Voss. Ztg." hört, bestimmt ein Entwurf über den Zehn- stunden-Maximalarbeitstag der Frauen zugehen. Die in Betracht kommenden Industriezweige haben sich fast ausschließlich mit der Herabsetzung der Maximalarbeitszeit von elf auf zehn Stunden einverstanden erklärt. Der Entwurf steht übrigens gewisse Uebergangsfristen vor.
Die Grundzüge zu dem «euen bayrischen Beamtengesetz sind nunmehr sestgestellt. Vor einiger Zeit haben nach dem „Bahr. Kurier" Beratungen unter den Vertretern der einzelnen Ministerien stattgefunden mit dem
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbonr.
Autorisiert. — Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
„So erklären Sie, warum und wie Ihre Existenz bis jetzt verborgen gehalten wurde."
Man hätte ein Blatt fallen hören können, so tief war die Stille, die dieser Aufforderung folgte, und wie in einer Kirche hallte die klare, ruhige Stimme Harolds durch den Saal, als er antwortete:
„Wenige Stunden nach meiner Geburt wurde ein toter Knabe an meine Stelle gelegt und ich im geheimen von meinem Vater zu treuen Fseunden gebracht, die eingewilligt und gelobt hatten, mich ganz als ihr Kind zu halten und zu erziehen und mir bis zu meiner Großjährigkeit nicht zu verraten, wer mein wirklicher Vater war und welche Gründe diesen veranlaßt hatten, sich von mir zu trennen."
„Und welches waren die Gründe für ein so ungewöhnliches Verfahrend" > u v
Harold zögerte einen Augenblick. Sein bisheriger Gleichmut, sein ruhiges Wesen hatten ihn verlassen. Eine tiefe Erregung hatte ihn ergriffen, und aus seinen dunklen Augen leucheete ein unheimliches Feuer, als er leidenschaftlich mit fast bebender Stimme hervorstieß:
„Mein Vater trennte sich von mir, weil sein Herz bis auf den Tod verwundet — die Ehre seines Hauses beschimpft worden war, und ich davon nichts erfahren sollte, bis ich
Nagold, Donnerstag dm 18 . Juli
Ergebnis, daß die Denkschrift über die Frage des Beamtengesetzes dem nächsten Landtag gleich zu Beginn der Session vorgelegt werden könne. Ueber die Vorschläge, welche die Regierung dem Landtag in der Beamtenfrage machen will, wird strengstes Stillschweigen beobachtet. Man wolle einer vorzeitigen und unangebrachten Kritik der Entwürfe Vorbeugen und unnötige Erregung in den Interessentenkreisen vermeiden. Auf besonders Gutes läßt das aber nicht schließen.
Beim französischen Nationalfest sind in Paris im Bois de Boulogne 40 Personen verhaftet worden, welche „Es lebe das 17. Regiment!" gerufen hatten. — Die französische Delegation bei der Haager Friedenskonferenz hatte anläßlich des Nationalfestes eine glänzende Abendunterhaltung in Scheveningen gegeben, an der sämtliche Delegierte, das diplomatische Korps und eine große Zahl hervorragender holländischer Persönlichkeiten teilnaymen. Auch der deutsche Gesandte im Haag, von Schlözer, wohnte der Festlichkeit bei. — Der französische Gesandte in Belgien, Graf d'Ormesson, hat bei einem aus Anlaß des Nationalfestes veranstalteten Bankett, dem auch der Bürgermeister von Brüssel und zahlreiche Gäste beiwohnten einen Trinkspruch auf die liberale Stadtverwaltung Brüssels ausgebracht. Bei diesen Worten erhoben sich die anwesenden katholischen Journalisten sowie viele andere Gäste und verließen zum Zeichen des Protestes den Saal.
Bon einem amerikanisch-russischen Zwischenfall wird aus San Francisco gemeldet: Die amerikanische Schunerbark „S. V. Castle" hat beim Kabeljaufang außerhalb der Dreimeilengrenze an der sibirischen Küste von Offizieren des russischen Kanonenbootes „Mandschur" nach Beschlagnahme der Schiffspapicre den Befehl erhalten, sich außerhalb der Dreimeilengrenze zu halten, unter Androhung der Beschlagnahme des Schiffes im Fall der Nichtbefolgung. Drei anderen amerikanischen Fahrzeugen ist es ebenso ergangen. Das Staatsdepartement ist von diesen Vorgängen unterrichtet worden und wird die Angelegenheit voraussichtlich weiter verfolgen.
Die jetzige britische Regierung von Transvaal
will dem Parlament ein Einwanderungsgesetz vorlegen, das die Ausschließung von Einwanderern vorschlägt, welche nicht imstand sind, eine europäische Sprache zu schreiben. Ausdrücklich wird darin das „Jiddisch" als eine ausschließende Sprache bezeichnet.
Der japanische Minister des Auswärtige», Vicomte Hayafhi, hat sich nach Söul begeben. Wahrscheinlich ist dies eine Folge der Differenzen mit dem Kaiser von Korea wegen der Entsendung einer Delegation zur Haager Friedenskonferenz.
Der neue Weingesetzentwnrs.
Berlin, 17. Juli. Nach einer Privatmeldung des Pfälzischen Couriers unterliegt der neue Weingesetzentwurf, der im Reichsamt des Innern sertiggestellt worden ist, augenblicklich der Begutachtung des Reichsgesundheitsamts. Er soll womöglich noch vor Weihnachten imReichs-
, die Reise hätte, seinen bitteren Kummer und den an seinem Leben nagenden Schmerz verstehen zu können. Er trennte sich von mir, um mich für immer dem ruchlosen Weibe zu entziehen, die mich gebar — der falschen, treulosen Frau, die ihn betrog und seinen Namen entehrte. Sie sollte für mich tot sein wie ich für sie, damit sie niemals mir nahen und ich ohne Ahnung ihres Daseins aufwachsen könnte. Mein Vater trennte sich von mir, seinem einzigen Kinde, aus übermächtiger Liebe, einer Liebe, der er sein Lebensglück zum Opfer brachte und für die ich heute gern Tod und Schande erleiden würde, wenn ich ihm damit meine Gegenliebe beweisen und all das vergelten könnte, was sein Vaterherz um mich gelitten und geduldet hat."
Nur Herr Bartou und Herr Sutherland verstanden den eigentlichen Sinn der letzten Worte, aber die Deutung, die ihnen im Zuhörerraum gegeben wurde, erzeugte eine so hochgehende Woge des Mitgefühls, daß der Vorsitzende seine volle Autorität einsetzen mußte, um die lauten verschiedenartigen Kundgebungen zu unterdrücken.
Nur eine Person ließ die allgemeine Aufregung unberührt. Frau La Grange saß regungslos wie ein Steinbild, marmorbleich, mit aschfarbene» Lippen und krampfhaft zusammengeballten, die starren, weit geöffneten Augen auf Harold gerichtet, dessen Worte sie wie Dolchstöße getroffen hatten. Sie gewann erst einigermaßen die Fassung wieder, als sie die Neugier bemerkte, die sie bei ihrer nächsten Umgebung hervorrief. Ihr Blick verlor hierdurch zwar seine Starrheit, wich aber nicht von dem Gesicht, das ihn bannte, und wandelte sich in fieberhafte Spannung, als nach ein-
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tag eingebracht werden. Zur Zeit soll man mit der Aus
arbeitung der Ausführungsbestimmungen beschäftigt sein. Diesmal werde ganze Arbeit geschaffen werden, damit man endlich zu gesunden Zuständen gelange._ Mgpst.
Parla«eutarische Nachrichten.
Württerrrbergifcher Landtag.
r. Stuttgart, 16. Juli. Die Zweite Kammer hat
heute nachmittag die Beratung der Beamtenvorlage bei dem Gesetzentwurf betr. Aenderungen des Beamtengesetzes fortgesetzt. Abg. Liesching (Vp.) erstattete zunächst einen dreistündigen Bericht über den ganzen Entwurf, der in erster Linie bezweckt, die Pensionsberechtigung sämtlicher Beamten, die Pensionsfähigkeit des Wohnungsgeldes und der freien Dienstwohnung, die Befreiung der Beamten von den Leistungen (Eintrittsgelder, wie Beiträge) zur Witwen- und Waisenversorgung und die Erhöhung der Witwen- und Waisenpensioneu. Der Redner hob dabei die von der Kommission gefaßten und schon bekannten Beschlüsse zugunsten der Beamten besonders hervor und berührte dann noch die übrigen mit der Beamtenvorlage in Zusammenhang stehenden GesetzesLnderungen und Etatsnachträge, ferner das Petitionsrecht sowie die gleichfalls bekannten, finanziellen Wirkungen und schloß mit dem Wunsche um Genehmigung der notwendigen Mehrausgaben, die etatsmäßig getragen werden können. Der Mitberichterstatter Dr. Lindemann (Soz.) vertrat seinen abweichenden Standpunkt in einigen Fragen u. besonders das Verlangen nach gesetzlicher Regelung des Koalitionsrechts der Beamten. Der Abg. Rembold-Aalen besprach noch einige Einzelheiten, konstatierte, daß die Vorlage bei den Beamten allmählich eine freundlichere Aufnahme finde und erklärte die Zustimmung seiner Partei zu den Anträgen der Kommission und deren Verzicht auf eine Einzelberatung. Mayer (Vp.) begrüßte die Vorlage als gerecht, sozial und human. Die finanzielle Wirkung der Aufbesserung werde prozentual umso größer, je kleiner der Gehalt des Beamten sei. Auch die Abgg. Baumann (D. P.), Kraut (B.K.) und Keil (Soz.) erklärten namens ihrer Parteien die Zustimmung zu der Vorlage. Kraut wünschte, daß dieses für Beamte und Staat gute Werk auf lange Zeit hinaus allen papierenen und sonstigen Anstürmen widerstehen möge. Finanzminister v. Zeyer machte zum Schluß der Beratung noch die Rechnung auf. Der Etat werde mit Ueberschüssen von 303 472 ^ i. I. 1907 und von 696 310 ^ i. I. 1908 abschließen. Durch die von ihm verwerteten Mehrleistungen an das Reich werden sich Abmängel von 68 706 bezw. 361964 ^ ergeben, die jedoch zu keiner Sorge Anlaß geben. Der Minister schloß mit dem Ausdruck des wärmsten Dankes der Regierung. Darauf wurde die ganze Beamteuvorlage mit sämtlichen 77 abgegebenen Stimmen angenommen. Morgen Fortsetzung der Etatsberatung.
r. Stuttgart, 17. Juli. Die Zweite Kammer
hat heute die Etatsberatung fortgesetzt. Beim Kap. 116: Salinen, teilte der Finanzminister mit, daß im Jahr
getretener Ruhe der Vorsitzende, die Verhandlung fortsetzend, fragte:
„Wie alt waren Sie, als Sie erfuhren, wer Ihr wirklicher Vater war?"
„Meine Pflegeeltern offenbarten mir das an meinem 15. Geburtstag. Sie erzählten mir, wie und unter welchen besonderen Bestimmungen mein Vater mich ihnen übergeben hatte, und daß er einige Jahre darauf gestorben wäre. Kenntnis von allen näheren Umständen erhielt ich aber erst durch Aufzeichnungen meines Vaters, die mir beim Eintritt meiner Mündigkeit überreicht wurden. Darin fand ich die Geschichte seines Lebens verzeichnet, den Leidensweg, den er gegangen von seiner Verheiratung ab, die zuerst seine Enterbung und dann noch die viel bittereren Erfahrungen über ihn brachten, die sein Leben vergifteten, ihn zum Verlassen seines Geburtslandes und schließlich zu dem Verzweiflungsschritt trieben auch noch sein letztes Lebensglück auf Erden zu opfern — der Erziehung und der Liebe seines einzigen Kindes zu entsagen."
Als Harold inne hielt, erhob sich Herr Sutherland. „Ich möchte hierbei bemerken, daß ich sowohl wie mein geehrter Kollege, Herr Barton, die Aufzeichnungen, von denen unser Klient soeben sprach, gelesen und sie so privater Natur befunden haben, daß wir sie einer Prüfung nicht unterbreiten können. Ich will jedoch betonen, daß wir die Handschrift mit anderen Schriftstücken verglichen, die erwiesenermaßen von der Hand Harold Skott Mainwarings, ältesten Sohnes des Ralph Maxwell Mainwaring, geschrieben worden