81- Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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Mevnspvechev Av. SV.

Aevnspvechev Uv. SV.

Auflage 2600 .

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Mir deni Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirr.

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Amtliches.

Bekanntmachung

Am Samstag de« IS. Juli d. Js., vorm. 9 Uhr findet die

Amtsversammlung

auf dem Rathause in Nagold statt, bei welcher folgende Gegenstände zur Beratung kommen:

1. Vornahme verschiedener Kommissionswahlen.

2. Aufstellung einer Bezirkssatzung über die Gesamtzahl der Mitglieder der neuen Amtsversammlung.

3. Abtretung des oberamtlichen Gefängnisses samt Hof­raum an den Staat anläßlich der Ausführung der Oezirksordnung.

4. Mitteilung über den Stand der Haftpflichtversicherung der Amtskörperschaft und der Gemeinden.

5. Festsetzung der Aversalentschädigung der Oberamts­baumeister für die Vornahme der ordentlichen Jahres­schätzungen zur Gebäudebrandversicherung und Aender- ung der Dienstinstruktion der Oberamtsbaumeister.

6. Uebertragung der Vornahme der Wohnungsaufsicht an die Oberfeuerschauer.

7. Beratung über die Gewährung von Beiträgen zum Bau einer Straße von Ebhausen nach Mindersbach und von Sulz nach Kuppingen.

8. Gesuch der Korporationsstraßenwärter um Gehalts­erhöhung.

9. Neuregulierung der Belohnung des Oberamts-Spar- kassiers.

10. Einrichtung einer Zentral-Unfallmeldestellein Altensteig.

11. Dekretur der Amtsvergleichungskosten vom 1. April 1906,07.

12. Beratung des Amtskörperschafts-Etats und Festsetzung der Staatskörperschaftsumlagen für 1907/08.

13. Publikation der Anüspflege-Rechnung pro 1905/06, der Rechnungen der Bezirkskrankenpflegeversicherung und der Oberamtssparkafse pro 1906, sowie der Ab- Hör-Ergebnisse zu den Rechnungen der Amtspflege pro 1905/06 und der Bezirkskrankenpflege-Versicherung pro 1905.

14. Eine Reihe minderwichtiger Gegenstände.

Für die BeschickuW der Amtsversammlung ist Turnus XXII maßgebend.

Hienach sind stimmberechtigt:

Die gewählten Deputierten von Nagold (5), Altensteig- Stadt (3), Gültlingen, Haiterbach und Wildberg (je 2), Beihingen, Ebhausen, Effringen, Egenhausen, Garrweiler, Jselshausen, Oberialheim, Rotfelden, Schietingen, Simmers­feld, Spielberg, Sulz, Ueberberg, Unterschwandorf, Unter­talheim und Walddorf (je 1).

Die Vertreter der nicht im Turnus befindlichen Ge­meinden sind befugt, an den Verhandlungen mit beratend er Stimme teilzunehmen.

Die stimmberechtigten Deputierten wollen pünktlich erscheinen.

Mode und Gymsums.

(Fortsetzung.)

Vom Hut noch ein Wörtchen. Es ist jetzt statt des Deckelchens, das aus dem Haar-Chimborasso schwebte, ein etwas ansehnlicherer Hut aufgekommen, neuestens sieht man ab und zu sogar einen sogenannten Rembrand-Hut, was ja ganz hübsch ist, nur daß der flach abstehende Teil der Krempe etwas breiter sein dürfte; was aber in den letzten Jahren herrschte, war ein etwas verkleinerter Tiroler Hut mit verjüngter (wie man ungenau sagt: zugespitzter) Kopf­form. Für unseren Menschenschlag eine unglückliche Wahl! Es muß hier ein Satz begründet werden, den wir nachher bei den Männern sehr wieder brauchen. Linien, Profile unorganischer Formen, am organisch Lebendigen angebracht, setzen unter gewissen Kombinationen die Phantasie des Be­trachters in Bewegung, so daß sie die Linie unwillkürlich über ihr Ende hinaus noch weiter fortführt. Die Täusch­ung ist eine vollständige, wir meinen die Form so zu sehen. Nun denke man sich einen breiten Kopf, und solcher ist im deutschen Volke der weitaus vorherrschende, auch im weib­lichen Geschlecht, bei welchem überhaupt starke Backenknochen zu Hause sind. Auf diesem Kopfe sitzt ein Hut von konischer (nach oben verjüngter) Form; zwei schräge Linien laufen also über den Kopf herunter und brechen in Kurzem ab. Das Auge des Anblickenden setzt diese Linien parallel dem Gesichte um Einiges fort. Nun ist aber dieser Hut nicht ein leerer Körper, sondern ein Menschenkopf steckt in seiner Höhle, daraus folgt, daß es dem Auge vorkommt, die

Magold, Montag dm 1 . Autt

Die Verhandlungen der Amtsversammlung sind öffentlich. Nagold, den 28. Juni 1907.

K. Oberamt Ritter.

Beroutmuch««,,

vetr. di- stuutttche «ezirlsriuvviehfch««.

In Gemäßheit de» i« Amtsblatt de» K Ministerium» de» Jnv»u vom 28. Dez. 1898 S. 435 rmd i« Wochen­blatt für die Landwirtschaft vom 8. Januar 1899 Nr. 3 veröffentlichtes Gruudbrstimmungen für die staatliches Be» zirkSriudviehschaueu in Württemberg findet kn Ntteustei, aas dem Platz vor de« unteren Schulhaus

Freit«, de« I». Jutt d. Js. v»r«. 10 Uhr eine staatliche Vezirksriudviehschau statt.

Zugelaffeu werde« zu der Schau Zuchttiere des Rot. und Fleckviehs nämlich ») Farren, spruugsähkg mit 26 Schaufeln; d) Kühe, erkrünbar tragend oder lu Milch, mit höchstens 3 Kälbern.

Preist können bei der Schau in nachfolgenden Ab- stnsnugen zuerkanut werde«:

») für Farreu zu 140, 120, 100 nnd 80 *6,

v) für Kühr zu 120, 100, 80. 60, 40

UebrigevS wird bemerkt, daß die Höhe, wie auch die Zahl der zn vergebenden Preise jede Abstufung erst bri der Schau selbst unter Berücksichtigung der Beschaffenheit der vorqeführtrn Tiere endgültig festgesetzt wird.

Diejenigen, welche sich um Preise bewerben wollen, haben tbre Tiere mindestens 10 Tage vor der Schau bei dem S. Oberamt bezw. Herr« OberamtStterarzt Metzger tu Nagold rmter Benützung oer von diese« zu beziehenden An- Meldescheine anzrmelden rud spätestens bis zu der «Leu au- gegebenen Zeit ans de« Masternsgkplatz anszustellen.

Aarrrn süssen «lt Naseuriug versehen sein und am Leitstock vorgesührt werde«.

Besonders wird «och darauf hingtwiesen, dcß verspätet augemeldete Tiere znr Teilnahme o» de« PrelSbtwerb nicht berechtigt find und da- Farreu ohne Nasrnriug znrSckgewiese« Verden.

Die Herren Ortsvorsteher volles Vorstehendes in ihren Gemeinde» bekannt «acht».

Nagold, den 12. März 1907.

K. Oberamt. Ritter.

Seine Königliche Majestät haben vermöge Allerhöchster Ent­schließung vom 28. Juni den Legationsrat, KabtnettSsekretär und Kammerjunker Freiherrn Konrad von Gültlingen zum Kammer­herrn auf 1. Juli allergnädigst zu ernennen geruht.

politische Hlebersicht.

Das Reichsamt des Juuern soll, wie gelegentlich der Ankündigung des Ministerwechsels angedeutet wurde, einer Teilung unterworfen werden. Die Verhandlungen hierüber schweben noch, dürften aber bis zur Feststellung des nächstjährigen Etats zu einem greifbaren Resultat geführt

I weitergeführten schrägen, in der Schräge sich erweiternden

^ Linien seien noch immer vom Gesicht ausgefüllt, die Backen wachsen in diese Linien hinein. Also macht ein zugespitzter Hut, daß das Gesicht viel breiter erscheint, als es ist. Es ergibt sich, daß verjüngte Form der Kopfbedeckung nur in einem Volke angeht, wo schmales Gesicht, länglicher Kopf vorherrscht. Man hat es gesehen, als unsere Soldaten noch das konische (etwa auch vorgestürzte) Käpi trugen. Was den Franzosen ganz hübsch steht, sah bei unfern Breitköpfen aus wie ein Fingerhut auf einem Simrischaff. Dem italienischen Bauern, dem Tiroler von rhätischem Stamme steht der Spitzhut, deutscher Bauernschädel erscheint unter ihm wie ein grobdicker Rübenkopf auf die breite Basis ge­stellt, so daß der Schwanz nach oben steht. Umgekehrt wirkt ein Hut mit etwas nach oben ausgeladener Kopfform, der Augenschein führt die gegebene Linie hier in einwärts laufen­der Richtung über ihre Grenzen nach unten fort und so wird vom breiten Gesicht auf beiden Seiten ein Stück ab- geschnitten: die richtige Tracht also für reis gaarrtz. Doch einfach zylindrischer Hutkopf tut es auch, nur, versteht sich, darf er nicht sehr hoch sein; Volkstrachten böten sehr hübsche Motive; so tragen die Weiber in der Ramsau ein schwarzes Hütchen mit niedriger, unverjüngter Kopfform und etwa wenig über drei Zoll breiter Krempe; eine Goldborte faßt jene ein und fällt mit ein paar Quasten auf diese. Das Gold führt auf einen Punkt, der besprochen sein will; da­von nachher. Auch ein Baret, ein diademartig über der Stirne steigender und umlaufender Aufsatz von Sammt oder dergleichen, wie die ungarische Parta, stünde ja treff­lich. Der Mailänder Schleier sei nicht vergessen, der eine

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haben. Nach Lage der Dinge kann es sich nur darum han­

deln, ein eigenes Reichsarbeitsamt zu errichten, das unter einem selbständigen Präsidenten stehen würde und mit dem einer alten Forderung Erfüllung widerführe.

Bon der Haager Friedenskonferenz: In der ersten Unterkommission der ersten Kommission brachte die russische Delegation vier, die deutsche einen Vorschlag ein, die sämtlich Verbesserungen des Vertrags betr. die friedliche Regelung internationaler Konflikte enthalten. In der zwei» ten Unterkommission wurde in bezug auf den deutschen Vor­schlag betr. ein Oberprisengericht die Aufstellung eines Frage­bogens beschlossen, der den Delegierten zur Beantwortung vorzulegen sein wird.

Der Moskauer Semstwokongreß beriet am Mittwoch über eine Resolution, in der durchgreifende Maß­nahmen gegen die Revolution gefordert werden. 22 Kongreß­mitglieder verließen, nachdem sie erklärt hatten, daß sie zwar Anarchie u. Gewalttätigkeiten verurteilten, an einer politischen Agitation aber nicht teilnehmen wollten,, den Saal. Die Resolution gelangte hierauf zur Annahme. In ihr wird die Notwendigkeit der Reformen betont, aber energische Maßnahmen gegen die Anarchie und die revolutionären Gewalttaten verlangt, die den normalen Lauf des staatlichen Lebens hinderten und das Haupthindernis für die Verwirk­lichung der Reformen bildeten.

Der französisch spanisch engtische Notenaus­tausch ist jetzt auch in Madrid und in London publiziert worden. In der spanischen Kammer wurde der Wortlaut der Noten mit Beifall, aber ohne jeglichen Kommentar aus­genommen. Das wesentlichste Moment der beiden Abkommen ist übrigens, daß sie, im Gegensatz zu den anfänglichen Mit­teilungen französischer Blätter, nichts von einerGarantie" des gegenseitigen Besitzstands im Mittelmeer und im At­lantischen Ozean enthalten. Sie stellen nur den Willen der beteiligten Mächte fest, nichts an dem gegenwärtigen Status ändern zu wollen und sich für den Fall, daß derartige Veränderungen einträten oder einzutreten drohten, zu Ver­abredungen in Verbindung zu setzen über gemeinsam zu treffende Maßnahmen, wenn diese für wünschenswert er­achtet würden. Das klingt nach viel, sagt aber gar nichts.

Die Pforte hat ungeachtet' einer Kollektivnote der Botschafter mit der Erhebung der dreiprozentigen Zoller­höhung bereits begonnen, obwohl noch nicht alle Mächte ihre Zustimmung erteilt haben. Es find hierdurch nicht nur der Geschäftswelt große Verlegenheiten bereitet worden, son­dern auch neue diplomatische Schwierigkeiten werden die Folgen dieser Voreiligkeit der türkischen Finanzverwaltung sein.

I« der Mandschurei ist es wegen des Füllens und des Transports von Schiffsbauholz zwischen China und Ja­pan zu ernsten Reibungen gekommen. Auf Veranlassung des japanischen Generals Kojima, des militärischen Chefs der Schiffsbauholzverwaltung, ist eine Abgabe von 25 Pro­zent auf Schiffsbauholz gelegt worden. Dadurch werden große Mengen Schiffsbauholz, die für den Transport fluß­abwärts nach den Häfen bereit liegen, zurückgehalten; in-

so wahrhaft noble Reminiscenz antiker Tracht enthält. Dies Alles liegt aber nicht im Zuge der Zeit und im Charakter der Mode. Beliebt sind außer dem Hut allerhand unbe­stimmte Formen, haubenartigc Deckelchen, welche unter mancherlei Aufputz in's Unerkennbare verschwimmen.

Zu diesem Aufputz gehören nun vor Allem gemachte Blumen. Die Uebertreibungshetze hat solche auch in Früchte, Beeren,(Birnen, Aepfel, Orangen, ja in ganze Vögel hinein­gesteigert: wir sehen Pomona und Diana zugleich als Vogel­stellerin. Karikaturblätter haben sich natürlich der Sache bemächtigt; ein paar Kotelettes, ein Lock Sauerkraut mit Blutwurst, kleinem Schinken, pommerischer Gänsebrust müßte auch nicht übel lassen. Spaß beiseite! wir müssen uns zu der schweren Ketzerei bekennen, daß wir gemachte Blumen überhaupt verwerfen. Daß Blumen dem Weibe gut stehen, wer wollte das bezweifeln! Gleiches zu Gleichem; ist ja das Weib selbst eine Blume, ich meine das nicht als ver­brauchtes Kompliment, sondern in ehrlichem botanischem Sinn. Das Uebel ist nur, daß die natürliche Blume zum Schmuck über eine Viertelstunde sich nicht verwenden läßt, und so liegt es nahe, daß zu der gemachten gegriffen wird. Aber gemachte Blumen sehen immer papierig aus, unsolid, verlogen und ihre Herrschaft im modernen weiblichen Putze ist allein schon Ursache der vollendeten Stillosigkeit unserer Mode. Der echte Prüfstein hierfür find Mädchen aus dem Volke, wir sagen einfache Bürgerkinder, Landmädchen, die in unseren Städten dienen, ich rede von Unverdorbenen. Ehe die letzten etwa 4 oder 5 Jahrzehnte alle Stände nivellierten, ehe man der Kellnerin Fräulein rief und der Soldat die Magd am Brunnen so anredete, trug die Bürger-