führt Landgerichtsdirektor Dr. Eller. Die Anklagebehörde wird durch Staatsanwalt Dr. Bleicher vertreten sein. Zum Verteidiger des Hau wurde Rechtsanwalt Dr. Dietz bestellt. — Nach einer Nachricht aus Bernkastel liegt der Vater des Rechtsanwalts Hau in Folge eines Schlaganfalles schwer erkrankt darnieder. — Die Untersuchung gegen Hau hat ergeben, daß derselbe seiner Zeit schon von London mit einem falschen Barte nach Baden-Baden abreiste. In Frankfurt a. M. schaffte er sich einen zweiten falschen Bart an.
Heidelberg, 27. Juni. Zu dem tötlichen Unfall, bei dem der Feuerwehrmann Rudolf Zimmermann sein Leben lassen mußte, wird noch als Ursache angegeben: Zimmermann war, wie uns mehrere Augenzeugen versichern, beinahe auf der obersten Sprosse der Leiter angelangt, als diese verschoben wurde, da die elektrische Straßenbahn Durchfahrt verlangte. Dieses Verschiebungsmanöver, welches ohne vorhergegangenes Warnungssignal für den tapferen Mann vorgenommen wurde, brachte die Leiter in starkes Schwanken. Der Unglückliche verlor das Gleichgewicht und stürzte herab. Durch den Sturz aus der beträchtlichen Höhe erlitt er einen Bruch der Wirbelsäule und des Schädels. Der Unfall wird voraussichtlich ein gerichtliches Nachspiel haben, da in diesem Falle wahrscheinlich Fahrlässigkeit vorliegt und diejenigen, welche so unbedachterweise die Leiter verschoben haben, zur Verantwortung herangezogen werden dürften.
Bühl, 26. Juni. Gestern mittag wollten 6 Personen der Gemeinde Greffern mittelst Nachen über den Rhein fahren, um auf der Elsäßer Seite am linksseitigen Rheinufer auf Gemarkung Dallunten Heu zu machen. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen in den Talweg des Rheinstroms schlug der Nachen um, wobei der 19 Jahre alte Otto Kinz und dessen 23 Jahre alte Schwester Karoline Kinz, sowie die 23 Jahre alte Johanna Zimmermann im Strudel mitgerissen wurden und ertranken. Die übrigen 3 Personen konnten sich durch Festhalten am Nachen retten und das nahe gelegene Hafenbett erreichen.
München, 27. Juni. Der Prinzregent hat den Generalmusikdirektor Mottl zum Königl. Hofoperndirektor ernannt. Damit ist Mottl die gesamte Leitung der Münchener Hofoper in künstlerischer Beziehung übertragen.
Ringkampf Eberle-Antonitzsch. Ans Leipzigwird uns berichtet, daß bei den Ringkämpfen im Krystallpalast der Weltmeisterringer Heinrich Eberle von dem Serben Antonitzsch nach einer Kampfdauer von 46 Minuten geworfen wurde.
Zehn Jahre eingemauert. Aus Oldenburg wird über ein Vorkommnis berichtet, das man für unmöglich halten sollte, zumal es in der Stadt selbst passierte und nicht weniger als zehn Jahre lang währte. Dort lebte ein Sonderling, der frühere Oberamtsrichter Fuhrken, von aller Welt abgeschieden. Die Fenster des Hauses sind teilweise vermauert, die Türen wurden stets verschlossen gehalten. Schon vor Jahren veranlaßten Gerüchte die Polizei zu einer Untersuchung, doch soll sich keine Veranlassung zum Einschreiten ergeben haben. Bei dem Sonderling befand sich seine uneheliche und geisteskranke Tochter. Auf Einschreiten ihres Vormundes hat jetzt das Oberlandesgericht die Herausgabe verfügt. Der Vater weigerte sich, worauf ein Gerichtsvollzieher und mehrere Gendarmen das Haus und die Wohnung gewaltsam öffneten. Man fand die Tochter völlig entkleidet in einem entlegenen Zimmer vor. Frauenkleider gab es in der ganzen Wohnung nicht. Die 36 Jahre alte Unglückliche, die ein Jahrzehnt hindurch so leben mußte, wurde in ein Tuch gehüllt und in einer benachbarten Heilanstalt untergebracht.
Ausland.
Wien, 26. Juni. In Serye in Galizien brachen während einer Hochzeitsfeier im Parterresaale eines Gasthauses die Balken des Kellergewölbes durch; 30 Hochzeitsgäste stürzten beim Tanzen in die Tiefe, 16 wurden schwer verletzt aus den Trümmern gezogen, die übrigen erlitten Kontusionen und Nervenchocs.
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbour.
««tarifiert. — Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
Ltzzy machte eine Bewegung höchster Ueberraschung, sagte aber nichts, und Mainwaring fuhr fort:
„Meine früheste Erinnerung ist das Haus meiner Pflegeeltern in Australien, die mir die Liebe und Fürsorge wirklicher Eltern schenkten. Erst im Alter von 1b Jahren offenbarten sie mir, daß ich nicht ihr Kind sei. Mein Vater hatte mich gleich nach meiner Geburt der Obhut meiner Pflegeeltern mit der Bestimmung übergeben, daß, wenn er nicht selber vorher käme, ich erst mit meinem 15. Jahre von seiner Vaterschaft erfahren sollte. Zu derselben Zeit vernahm ich, daß seine Trennung von mir ihren Grund in r'-nem schweren Kummer hatte, worüber mir erst mit Eintritt meiner Großjährigkeit Aufklärung werden sollte. Diese erhielt ich dann in einem kleinen versiegelten Päckchen, das mein Vater meinen Pflegeeltern mit der Weisung übergeben hatte, es mir an meinem einundzwanzigsten Geburtstage auszuhändigen, falls er mich bis dahin nicht zurückgefordert hätte. Solange ich noch zu klein war, eine Erinnerung an ihn zu bewahren, hat er mich oft besucht, wie man mir sagte, und die größte Liebe für mich bekundet, aber als ich älter wurde, blieb er fort und schrieb nur gelegentlich an meinen Pflegevater.
„In dem letzten Briefe, den dieser von ihm empfing,
Schändung von Garibaldis Grab. Ein ungeheurer Skandal hat sich neuerdings in Italien ereignet. Der einzig überlebende Sohn aus des Volkshelden erster Ehe, General Ricciotti Garibaldi, soll veranlaßt haben, daß der Sarg seines Stiefbruders Manlio aus der Garibaldigruft auf Caprera entfernt und an einem anderen Orte beigesetzt wurde. Garibaldis Witwe Francesca und deren Tochter Clelia eilten nach Rom und nahmen mit dem Kammerpräsidenten, dem Marineminister und mehreren Abgeordneten Rücksprache. Auf Anregung der Freunde erhob die Witwe tetegraphisch bei der Staatsanwaltschaft in Tempio Klage gegen Ricciotti wegen Grabschändung. Abgeordneter Ro- mussi meldete eine Interpellation an. Admiral Bianco, der Kommandant von Caprera, bestätigt die Grabschändung. Fraucesca richtete ein Entrüstungstelegramm an den König. — General Ricciotti protestiert jedoch auf das entschiedenste gegen die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen und weist entrüstet eine derartige Roheit weit von sich.
Tiflis, 26. Juni. Auf dem Erivanplatz im Zentrum der Stadt, wo sich eine große Menschenmenge befand, wurden nacheinander zehn Bomben geschleudert, die mit Gewalt explodierten und in großem Umkreise Scheiben, Türen und Schornsteine zertrümmertem Biele Menschen wurden getötet und eine große Anzahl verwundet. Nach der Explosion vernahm man Gewehr- und Nevolverschüsse, der Ort der Katastrophe ist abgesperrt.
Tiflis, 26. Juni. Wie die Untersuchung ergeben hat, steht das Bombenattentat mit einem räuberischen Ucber- fall in Zusammenhang, der heute früh auf einen von 5 Kosaken und 2 Soldaten eskortierten Wagcn verübt wurde, in dem 250000 Rubel von der Post zur Reichsbankfiliale gebracht werden sollten. Als der Wagen den Eriwanplatz erreichte, wurde eine mit furchtbarer Gewalt explodierende Bombe geschleudert. Das auf dem Platze zahlreich anwesende Publikum stob in wildem Schrecken auseinander. Um die Verwirrung zu erhöhen, schleuderten die Räuber eine Bombe nach der anderen, die alle mit bedeutendem Knall explodierten. Die Zahl der Opfer ist noch nicht festgestellt. Bisher ist nur bekannt, daß 2 Soldaten getötet und 2 Reichsbankbeamte aus dem Wagen geschleudert wurden. Der Wagen sowohl wie die Geldsäcke sind spurlos verschwunden. Im ganzen sind 8 Bomben geworfen worden.
Reval, 26. Juni. Der Torpedobootszerstörer „Bditelni" wurde während einer Hebung durch Explosiou einer Mine, auf die er aufgelaufen war, leicht beschädigt.
Sofia, 27. Juni. In dem Prozeß gegen die Mörder Pet ko Ws hielt der Staatsanwalt heute die Anklagerede. Er hielt alle in der Anklageschrift enthaltenen Beschuldigungen aufrecht und beantragte die Anwendung des Gesetzesparagraphen, welcher den Mörder und zwei seiner Mitschuldigen als Mordanstifter mit der Todesstrafe bedroht. Gegen Gerow beantragte der Staatsanwalt Gefängnisstrafe, überließ es aber dem Gericht, ihn freizusprechen.
Eine Einfturzkataftrophe forderte im Arbeiterviertel New Jorks eine größere Anzahl Opfer. In der Nacht zum Dienstag stürzte dort ein ausschließlich von Italienern bewohntes Miethaus ein und begrub den größten Teil der Bewohner, die sich bereits zur Ruhe begeben hatten, unter den Trümmern. Bei den sofort eingeleiteten Rettungsarbeiten konnte, wie man d. Lok.-A. telegraphiert, die Mehrzahl der Verunglückten noch lebend gerettet werden, wenn auch mit mehr oder minder schweren Verletzungen; neun Personen dagegen waren tot.
Die Winzer Bewegung in Tndfrankreich.
Montpellier, 26. Juni. Marcellin Albert stellte sich heute hier dem Gerichte.
Marcellin Albert erklärte bei seinem ersten Verhör, er habe niemals gegen die Gesetze oder gegen Menschen agitiert bezw. Krieg geführt. Er habe vielmehr den Weinbau retten wollen.
Marcellin Albert empfing von Clemenceau eine Depesche, in der dieser Akt nimmt von der Loyalität, mit der Marcellin Albert die freiwillig gegebenen Versprechen ausgeführt
als ich etwa 5 Jahre alt war, teilte er ihm mit, er würde nach Afrika gehen und dort für mich ein Vermögen zu erwerben suchen. Von da an ließ er nichts mehr hören. Erst später kamen Nachrichten, daß er auf der Seereise den Tod in den Wellen gefunden habe, so wie Sie neulich erzählten.
„Dies alles erfuhr ich, wie gesagt, als ich 15 Jahre Jahre alt war, über meine Mutter aber nicht das geringste. Für meinen Vater, den so viel Geheimnisvolles zu umgeben schien, erfaßte mich eine Liebe und Verehrung, die an Anbetung grenzte, und ich ersehnte den Tag, da mir sein hinterlassener Brief mit dem Geheimnis seines traurigen Lebens ausgeliefert werden sollte.
„Mein einundzwanzigster Geburtstag kam, und ich erhielt das kleine Packet, das einige wertvolle Andenken und den Brief meines Vaters barg — einen Brief, der unter den bitteren Qualen eines gebrochenen Herzens geschrieben war. Er berichtete mir über feine Enterbung. Doch der Verlust des Vermögens erschien ihm gering im Vergleiche mit dem Verluste der Liebe seines Vaters. Aber selbst dieser Kummer trat bald weit in den Hintergrund vor dem neuen Schmerz, der ihm das Herz brach. Und dieses letzten, tiefsten Schmerzes wegen — um mich der treulosen Frau zu entziehen, die mich geboren hatte und mich für tot hielt — vertraute er mich den Händen bewährter Freunde an.
Ich sollte auf immer für meine Mutter tot bleiben und niemals etwas von ihr erfahren."
Er hielt einen Augenblick inne, und Lizzy rief:
habe. Clemenceau werde alles tun, um eine Beruhigung der Gemüter herbeizuführen.
Paris, 26. Juni. Die Zahl der in der letzten Nacht nach der tunesischen Küste eingeschifften Meuterer des 17. Infanterie-Regiments beträgt 550, zwei sind während der Reise entflohen. Die Meuterer werden sofort nach ihrer Ankunft in fünf Kompanien eingeteilt, woraus ein Bataillon gebildet wird.
Es fehlte dem „Journal" zufolge nicht an Versuchen, die Mannschaft der die Meuterer befördernden Kreuzer zur Dienstverweigerung aufzureizen. Eigens zu diesem Zweck seien Angehörige von Winzerfamilien nach Ville franche gekommen.
Der „Matin" fügt hinzu, daß in Beziers und Montpellier geheime Beschlüsse gefaßt worden seien, um an der Regierung für die allzuharte Bestrafung der Winzersöhne Vergeltung zu üben.
Narbonne, 26. Juni. Das Komitee von Argelliers hat telegraphisch auf Freitag zu einer Versammlung alle Winzerschutzkomitees eingeladen, welche dann über die Forderungen der Weinbauern beraten sollen.
Vermischtes.
Vom Lande, 24. Juni. Ein heiteres Stückchen trug sich vor kurzem in einer Wirtschaft zu. Kam da ein Reisender und verlangte ein Kursbuch. Die Wirtin augenscheinlich verlegen, was dieses für ein Ding wäre, gab nach kurzem Ueberlegen zur Antwort: „Mein lieber Herr, Ochseneier kann ich selber kochen, da brauch ich kein Kursbuch; steht ja sonst doch nit viel mehr Brauchbares für uns Leut in jenen Büchern. Außerdem könnet Sie aber auch Schinken, Backstein- oder Schweizerkäs haben."
Ueber den Mut einer Häsin erzählt der Jagdzeitung St. Hubertus ein Leser nachstehendes Erlebnis: Nicht weit von einem vielbegangeneu Wege sah ich eine große, graue Katze durchs Korn schleichen; plötzlich fuhr eine Häsin, jedenfalls besorgt um ihren in der Nähe befindlichen Satz, auf die erschreckte Mieze und trieb sie, was die Läufe nur hergeben wollten, den ganzen Acker hindurch bis zur Chaussee. Hier wurde zwar diese eigenartige wilde Jagd von mehreren Passanten mit lautem Hallo begrüßt, aber nichtsdestoweniger setzte die geängstigte und kühne Hasenmutter ihre Verfolgung über die breite Straße fort, bis die Katze hoch in den Wipfel eines am Grabenrande stehenden Apfelbaumes aufgebaumt war. Die Häsin verließ erst die Stelle auf der Straße, als ihr die Passanten allzu nahe kamen.
Ein Eisenbahnidyll aus dem Elsaß schildert die „Straßb. Post": Langsam rattert der Bummelzug in beschleunigtem Schneckentempo dahin. Plötzlich ein schriller, langer Pfiff, ein markdurchdringendes Knirschen der Räder, ein Ruck, daß alle Passagiere durcheinanderpurzeln. Dann werden hundert Köpfe zum Fenster hinausgesteckt. „Was ist los?" — „Man hat die Notleine gezogen!" — „Ein Bub ist zur Wagentür hinausgestürzt!" — „Die armen Eltern!" — „Die Mutter war dabei!" — „Bejammernswerte Frau!" — So schwirrt es durcheinander, während die Beamten die Strecke abzusuchen beginnen. Man bemüht sich um die Mutter, man redet auf sie ein, man sucht sie zu trösten. Da, ein Ruf: er ist gefunden! Und die vielstimmige Frage: „Lebt er?,, Doch schon gibt der Kleine in seiner Person selbst die Antwort, indem er, zwar etwas zer- schunden, aber sonst wohl erhalten hergetrottet kommt. Jedermann atmet erleichtert auf, und aus dem besorgten Mutterherzen ringen sich stockend die Worte: „Ja wo hesch denn diner Hüet?" _
Auswärtige Todesfälle.
Katharine Roth fuß, geb Finkbeiner, 34 I., Obertal. — Auguste Beerenwinkel, 38 I, BaierSbronn.
Witteruugsvorhersage. Samstag den 29 Juni.
Vorwiegend heiter, trocken, gewitterschwül.
Hiezu das Plauderstübchen Nr. 26.
Druck und Berlag der L, W. Zaiser'fche» Buchdruckerei (Emil Zatser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Panr.
„Und Sie haben in der Tat bis jetzt nie etwas von Ihrer Mutter gehört?"
„Nie. Ich weiß nicht, ob sie tot oder noch am Leben ist, und wünsche auch, daß der Himmel es verhüten möge, daß ich dieses falsche Herz, diese schwarze Seele jemals kennen lerne."
Sein Gesicht sah so streng aus, wie Lizzy es noch niemals gesehen hatte. Allmählich besänftigten sich seine Mienen wieder, und er fuhr fort:
„Mein Vater drückte in dem Briefe den Wunsch aus, ich solle meine Studien in England beenden. Infolgedessen ging ich einige Wochen nach meinem einundzwanzigsten Geburtstage nach England.
„Dort angekommen, empfand ich nach kurzer Zeit den Wunsch, das alte Stammgut der Mainwarings zu besuchen. Um nicht durch meinen Namen aufzufallen, reiste ich unter dem Namen Skott. Ich fand den Besitz in fremden Händen. Wie ich erfuhr, hat der jüngere Bruder meines Vaters, nachdem mein Großvater zwei Jahre nach der Heirat meines Vaters gestorben war, den Besitz verkauft, worauf er nach Amerika ging. Zufällig wurde ich an einen alten Diener meines Großvaters gewiesen, der im Ort geblieben war und mir aus jener Zeit erzählen konnte. Dieser Diener war James Wilson, der Vater von John Wilson, Ralph Mainwarings jetzigem Kammerdiener."
- (Fortsetzung folgt.)
Ueberflüssig. — „Möchtest Du nicht heute abend dem Vortrag Ueber die Schädlichkeit de» übermäßigen Biergenusse»' beiwohnen?" — „DaS ist überflüssig; da» bekomme ich jeden Abend von meiner Frau zu hören!"