81. Jahrgang.

Auflage 2600.

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Mit dem Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

14«

Am 14. Juni wurde von der Eoangel. Oberschulbehürde eine Atittelfchulstelle in Ulm dem dortigen Schullehrer Kapp» die Schul­stelle in Hornberg, Bez Calw, dem Unterlehrer Friedrich «rafft m Berkheim, Bez. Ehlingen, eine Volksschulstell» in Eßlmgen dem Seminarunterlehrer Albert Schumann in Nagold übertragen.

Die Eröffnung der zweiten Ariedens­konferenz.

Haag, 15. Juni.

Die feierliche Eröffnung der zweiten internationalen Friedenskonferenz fand heute nachmittag in dem uralten Rittersaal statt, einem kapellenartigen gotischen Gebäude, das seit seiner prächtigen Restaurierung den beiden Kam­mern des holländischen Landtages für feine gemeinsamen Sitzungen dient. Der Saal ist eine mächtige Spitzbogen­halle mit kunstvollem Dachstuhl aus Heller Eiche. Die Wände zwischen den bunten Fenstern schmückt reicher Be­hang mit persischen Gebetteppichen. Von der Präsidialbank für den Vorsitzenden und dem Bureau an der oberen Schmal­seite der Halle gehen zehn Längsreihen von im ganzen etwa 250 Sitzen mit hufeisenförmigem Abschluß aus, vor jedem ein gründrappiertes Schreibpult. Präsidium und Bureau nehmen zusammen 17 Sitze ein. Die deutschen Dele­gierten haben die Plätze 18 bis 25 unmitelbar vor der Präsidialbank auf der äußersten Rechten. Dann kommen in der französisch alphabetischen Reihenfolge ihrer Länder­namen die Vertreter der übrigen Staaten. So sitzen die von England und Frankreich dicht nebeneinander; sie zählen zusammen 24. Mittel- und Südamerika haben zu­sammen zum Beweise ihrer Friedensliebe nicht weniger als 50 Delegierte entsandt. Die Gesamtzahl der Konferenz- Teilnehmer beträgt 239.

Eine halbe Stunde vor dem auf 3 Uhr anberaumten Sitzungsanfang begann der mächtige Saal sich langsam zu füllen. Die jüngeren Delegierten traten zuerst ein, bald aber erschienen auch die älteren Herren, unter ihnen gleich­zeitig Botschafter von Marschall, Professor Zorn und Admiral Siegel. Die Jnternationalität der Versamm­lung drückte sich in dem mystischen Halbdunkel des Saales augenfälliger als in den verschiedenartigen Raffen-Physiog­nomien der Teilnehmer in ihrer unterschiedlichen National­gewandung aus, woraus der rote Fez der Türken und die hellblauen Seidenroben der Chinesen besonders hervorleuch­teten. Vielleicht hundert Damen in Hellen Sommertoiletten, die von einer emporenartigen Tribüne der Präsidialbank gegenüber der Eröffnungssitzung beiwohnten, brachten vollends eine freundliche Note in das etwas düstere Gesamtbild.

Die Sitzung begann mit einer Begrüßungsrede des Ehrenpräsidenten, des holländischen Ministerpräsidenten van Tets. Der Redner huldigte zuerst dem Zaren als dem erlauchten Vater der Friedenskonferenzidee und ging alsbald dazu über, dem Präsidenten Roosevelt dafür zu danken, daß er so machtvoll dazu beigetragen habe, die in der Konferenz von 1899 gepflanzten Keime weiter zu ent­wickeln. Das Ergebnis der ersten Friedenskonferenz sei vielfach sehr skeptisch beurteilt worden. Der beste Beweis

Das Testament des Bankiers.

Kriminalroman von A. M. Barbour.

Nutoristert. Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Walter, kein Wort weiter!" sagte Frau La Grange zu ihrem Sohn.Du bist Hugh Mainwarings Sohn, und ich war seine Frau. Ich werde die Menschen schon noch zwingen, mich als solche anzuerkennen, nur mußt du-"

Bitte, beantworte mir nur eins," unterbrach er sie. Wenn ich wirklich Hugh Mainwarings Sohn bin, warum führte ich dann nicht seinen Namen? Und dann wenn du Hugh Mainwarings richtige Frau schon warst, was be­deutete dann der Heiratsantrag, den du ihm vor noch nicht ganz drei Monaten machtest?"

Sie wurde leichenblaß, er aber schien sich an ihrer Verwirrung zu weiden und wiederholte höhnend!Ja, es war an dem Abend, an dem er dir das Halsband schenkte, das ich neulich verkaufen mußte. Du gingst damals dem ' Alten gehörig zu Leibe und drohtest, irgendein von ihm be­gangenes Verbrechen zu verraten. Ich hörte zufällig alles, und nun, da du das weißt, wirst du mir wohl nicht noch länger weismachen wollen, ich wäre Hugh Mainwarings Sohn. Wenn du die begonnene Komödie noch weiter spielen willst, so tue es, auf meine Unterstützung dabei darfst du aber nicht rechnen.

Trotz dieser vernichtenden Sprache des Sohnes gab das charakterlose, ränkesüchtige Weib das Spiel noch nicht

Nagold, Dienstag dm 18. Zuni

für das Unberechtigte diese Skepsis liege in der Tatsache, daß die auf der Konferenz vertretenen Mächte sich gegen 1899 diesmal von 26 auf 47 vermehrt, also nahezu ver­doppelt hatten. Zum Schluß schlug der Minister erstens ein Huldigungstelegramm an den Zaren und zweitens die Wahl des russischen Botschafters in Paris Nelidow zum Konferenzprästdenten vor.

Nachdem beide Vorschläge durch Zuruf angenommen worden waren, bestieg Nelidow den Präsidentenstuhl und dankte für seine Wahl, die er als eine Huldigung für seinen kaiserlichen Herrn betrachte. Er erkenne die Verdienste der Vereinigten Staaten von Amerika um die Förderung der Friedensidee bereitwillig an und werde seinerseits alles tun, um die Verhandlungen der Konferenz fruchtbar zu gestalten, wobei er die einhellige Mitwirkung aller Delegationen zu demselben humanen Ziele zuversichtlich erhoffe. Bisher habe sich von den Ergebnissen der vorigen Konferenz, namentlich der Schiedsgerichtsgedanke als segensreich erwiesen, habe doch das Institut des Schiedsgerichts zum Beispiel nach der Episode bei Hüll, der sogenannten Doggerbank-Affäre, zweifellos eine höchst gefährliche internationale Zuspitzung vermieden. Es sei deshalb um so mehr zu begrüßen, daß bereits 33 internationale Schiedsgerichtskonventionen abge­schlossen worden seien. Zum Schluß dankte Nelidow im Namen aller Friedensfreunde Andrew Carnegie für die Stiftung des Friedens-Palastes, dessen Grundstein demnächst gelegt werden soll, und sprach die Erwartung ergebnisreicher Konferenz-Verhandlungen aus.

Hiermit und mit der Wahl des früheren holländischen Ministers Beaufort, des Ehrenpräsidenten der ersten Kon­ferenz, zum Vizepräsidenten war das demgemäß rein formelle Programm der Eröffnungssitzung erschöpft, und die Ver­sammlung ging, beim Verlassen des Portals von einer großen Volksmenge mit Interesse beobachtet, nach einer halben Stunde wieder auseinander. Die nächste Sitzung wird am Dienstag oder Mittwoch stattfinden.

Das Huldigungstelegramm an den Zaren, das der holländische Ministerpräsident in Vorschlag brachte, lautet wie folgt:

Bei Beginn ihrer Arbeiten legt die zweite Friedens­konferenz ihre ehrfurchtsvollste Huldigung zu Euer Majestät Füßen nieder und spricht Euer Majestät ihre tiefe Dank­barkeit aus, daß Sie die Initiative ergriffen haben zur Fortsetzung des im Jahr 1899 begonnenen Werkes. Die Konferenz bittet Euer Majestät, überzeugt zu sein von ihrem aufrichtigen Wunsche, mit Aufbietung aller Kräfte zu arbeiten an der Vollendung der ebenso delikaten wie schwierigen Aufgabe, die ihr anvertraut wurde."

An die Königin von Holland ging nachstehende Depesche ab:Die Vertreter der 47 Staaten, die im Haag zur zweiten Konferenz vereinigt sind, haben die Ehre, Euer Majestät den Ausdruck ihrer Dankbarkeit zu Füßen zu legen für den ihnen bereiteten huldvollen Empfang sowie ihre Huldigung und ehrfurchtsvolle Ergebenheit." Die Königin verlieh dem russischen Minister des Aeußeren Js- wolski das Großkreuz des Niederländischen Löwenordens und dem russischen Gesandten im Haag Tscharykow das

i auf. Mit eiserner Willenskraft ihre Selbstbeherrschung be- z wahrend, entgegnete sie leise:Undankbares Kind! Schämst ! du dich denn gar nicht, deine Mntter in solcher Weise zu ! beschimpfen und sie vielleicht dem Gerede horchender Dienst­boten preiszugeben? Hüte deine Zunge. Nun ja, ich will es vor dir nicht weiter verhehlen, daß ich - wie du es zu nennen beliebtest Komödie spiele, aber ich muß meine Rolle nun auch durchführen. Wir sind Verwandte von Hugh Mainwaring und haben ebensogut Ansprüche an sein Erbe wie die anderen. Welche Aussichten würden wir aber -diesen habsüchtigen Menschen gegenüber haben, wenn es mir nicht gelänge, die gerichtliche Anerkennung unserer Ansprüche zu erkämpfen? Nur allein das kann uns helfen, und des­halb bin ich gezwungen, meine Behauptung aufrecht zu er­halten, daß ich Hugh Mainwarings Frau war und du sein Sohn und gesetzlicher Erbe bist."

Einen Augenblick sah Walter seine Mutter überrascht und unentschlossen an, dann aber erwiderte er in höhnischem Tone:

Wenn du mit deiner Geschichte Glauben gefunden und ein Vermögen errungen haben wirst, will ich mich melden; denn was auch immer ich für Zweifel in anderer Richtung hege, du bist meine Mutter und somit verpflichtet, mir zu geben, was mir zusteht. Vorläufig aber werde ich meinen bisher geführten Namen La Grange weiterführen, obwohl ich vermute, daß auch dieser mir nicht zukommt!"

Damit wandte er sich, ohne eine Erwiderung abzu­warten, der Tür zu. Mutter und Sohn sahen sich nicht wieder.

1SM

Großkreuz des Ordens von Oranien-Nassau wegen ihrer

Verdienste um die Vorbereitung der Friedenskonferenz.

UoMische HlsSerficht.

An die Bürgermeister der aufsässigen fran­zösischen Winzergemeinden, in denen die Gemeinderäte ihre Aemter niedergelegt haben, richtete Ministerpräsident Clemenceau ein Schreiben, in dem er zur Verhütung einer Desorganisation in der Verwaltung des Landes sämtliche Entlaffungsgesuche ablehnt. Er bittet die Bürgermeister, nicht der Reaktion oder der Anarchie in die Hände zu ar­beiten, und sagt schließlich, die Regierung sei, was auch kommen möge, entschlossen, hie Macht in Händen zu behalten.

Die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zwischen Nicaragua und Salvador, die trotz des erst kürzlich abgeschlossenen Friedensvertrags erfolgte, hat die Vereinigten Staaten von Nordamerika veranlaßt, zum Schutz der ausländischen Interessen einige Kriegsschiffe nach dem Schauplatz der Kämpfe zu entsenden. Wie dem Ge­sandten von Salvador in Washington gemeldet wird, haben neuerdings die Regierungstruppen von Salvador bei Son- sonata einen Erfolg gegen die Angreifer errungen.

Die Duma aufgelöst.

Die Reaktion hat in Rußland noch einmal gesiegt. Die Duma ist aufgelöst. Ein neues Wahlgesetz ist heraus­gegeben. Wahlberechtigt find nur noch Personen über 30 Jahre. Der Vermögenspassus ist erhöht, die Deputierten­zahl beschränkt. Die Zahl der Deputierten wird nur mehr 442 betragen, von denen 403 auf das europäische Rußland entfallen. Der Kaukasus, Sibirien und Polen sind von den Wahlen teilweise ausgeschlossen. Die Regierung hatte alle Maßregeln getroffen. In Petersburg war massenhaft Militär zusammengezogen, das von Krasnoje Selo herbe­ordert worden war. Die Bahnhöfe waren stark besetzt. Gepanzerte Züge stehen in Bereitschaft. Die Arbeiter wer­den überwacht. Einzelne Verhaftungen sind vorgenommen, so in Kronstadt. Von den sozialistischen Abgeordneten find 9 verhaftet, 6 sind unauffindbar. Die Liberalen sind über das neue Wahlgesetz mißvergnügt. Das ganze Kabinett Stolypin bleibt. Der Präsident hat aus Paris, aus Lon­don und natürlich auch aus Berlin telegraphische Glückwünsche erhalten. Ursprünglich hatte die Regierung die Absicht, die Antwort der Duma abzuwarten, die heute erfolgen sollte; da aber diese unzweifelhaft war, war die Majorität dagegen. In Petersburg wurden in einer Nacht 300 Verhaftungen vorgenommen. Zahlreiche Untermilitärs sind verschwunden. Die letzte Sitzung der Duma war ziemlich erregt. Die Sozialisten, deren Redner Zeretki war, hatten anläßlich der Beratung über die Polizeireform beantragt, angesichts der Sachlage die Debatte zu beschließen und die Beratung deS Budgets zu beginnen. Professor Kiesewetter hatte der Duma die Mitteilung gemacht, daß die Kommission vor Montag mit ihren Beratungen nicht fertig werden könne. Der Ab­geordnete Ohsol, der sich geflüchtet hatte, wurde in der

Ein leises Stöhnen entfloh den Lippen der Unglück­lichen. Zu stolz, den Davonschreitenden zurückzurufen, sank sie kraftlos auf das Sofa und weinte bitterlich. --

Als die Herren und Damen des Hauses vom Begräb­nis zurückgekommen waren, vereinigten sich alle in der großen Halle, um die Hinterlassenschaft Hugh Mainwarings einer näheren Prüfung zu unterziehen« Die beiden Vettern, Ralph und Thornton, nahmen Papier und Bleistift, berechneten eifrig den Betrag der vorhandenen Wertpapiere und schätzten ab, was nach Ankauf des alten Stammguts davon noch übrig bleiben würde. Frau Mainwaring nahm inzwischen ein Verzeichnis der Möbel, Gemälde und all der alten Stücke auf, die vielleicht in dem Landschloß Verwendung finden könnten.

Herr Whitney, der als Junggeselle und intimer Freund Hugh Mainwarings viele angenehme Stunden in den schönen Räumen die jetzt überall durchstöbert wurden, verlebt hatte, fühlte sich von dem pietätlosen Gebaren der Verwandten in hohem Grade angewidert. Er gab nur kalt und kurz die gewünschte Auskunft und verließ dann die Halle, um sich auf die Veranda zu begeben. Dort fand er zu seiner Ueberraschung Fräulein.Carleton, die dem Treiben der anderen entschlüpft war, und ziemlich gelangweilt aussah.

Ist es nicht geradezu scheußlich? Finden Sie das nicht auch?" redete sie ihn an.

Ihre Worte trafen so vollständig sein eigenes Em­pfinden, daß er leicht errötete und mit einem verlegenen Lächeln erwiderte:Allerdings, dem Unbeteiligten kommt