81- Jahrgang.
Auflage 2600 .
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 ^t,im Bezirksund 10 Lm-Verkehr 1.25 *«, im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
Dkl GksklllWcr.
Ms- M 7-.^- 77" für dm GdemAls-Kemk WO.
Mevrrsprechev Ar. LS.
Mernfprecher Ar. LS.
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile auS gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübche« und
Echrväb. Landwirt.
^ 139
Magold, Montag dm 17. Juni
1S07
Amtliches.
A« die Schultheißenämter.
Aufkauf von Zuchtfarreu in der Schweiz.
Der X. landwirtschaftliche Gauverband, bestehend aus den landwirtschaftlichen Bezirksvereinen Calw, Freudenstadt, Nagold und Neuenbürg, beabsichtigt zur Förderung der Viehzucht in diesem Jahr wieder einen Aufkauf von Originalfimmentaler Farren i« der Schweiz zu veranstalten.
Um nun zu wissen, wie viele Tiere ausgekauft werden sollen, wollen die Herren Ortsvorsteher nach Befragen der Farrenhalter und der Gemeindekollegien bis 1. Juli anher anzeigen, ob und wieviel Farren in ihren Gemeinden zum Bezug aus der Schweiz gewünscht werden.
Die bestellten Farren werden unter den Bestellern öffentlich versteigert und sind die Besteller in erster Linie zur Versteigerung zugelassen.
Sofern sich nicht andere Liebhaber beim Verkauf finden, ist jeder Besteller verpflichtet, bei der Versteigerung soviel Tiere anzukaufen, als er bestellt hat.
Der Ankauf wird Ende August d. Js. stattfinden.
Bemerkt wird, daß die Amtsversammlung 1000 ^ zur Erwerbung von Original- bezw. Vollblut-Simmentaler Farren I. Klasse alljährlich bewilligt und daß nun auch die Privatfarrenhalter von dieser Summe je nach der Höhe des Kaufpreises Beiträge erhalten.
Nagold, den 15. Juni 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Bei der am IS. April und an den folgenden Tage» vorgenom«
Bei der am IS. April und an den folgenden Tage» vorgenom« menen ersten Staatsprüfung im Baufach find u. a. Kandidaten für befähigt erkannt worden, im Bauingenieurfach: Dafrr, Rudolf, von Nagold; im Mafchinentngenieurfach: GräSle, Erwin, von Nagold
AoMische Meberficht.
Die österreichisch-ungarische Ausgleichsfrage
hat zn Beginn letzter Woche in Budapest eine neuerliche dreitägige Beratung gefunden. Einem amtlichen Bericht zufolge ist jetzt eine Milderung der bisherigen Gegensätze und in den meisten Fragen eine Annäherung erzielt worden, die eine schließliche Uebercinstimmung erwarten läßt. Die Verhandlungen werden demnächst in Wien fortgesetzt. — Der Jmmunitätsausschuß des ungarischen Abgeordneten-
Was ist eigentlich ein Zisch?
Von Dr. M. Plehn. (Nachdr. verb.)
(Schluß.)
Lassen wir aber gar einmal die Meeresfische nur ganz schnell Revue passieren, da wird uns schon weniger die Uebereinstimmung auffallen, als vielmehr der erstaunliche Reichtum an den verschiedensten Formen. Natürlich, im unendlichen Meer sind die Lebensbedingungen von einer schwer faßbaren Mannigfaltigkeit, und sie alle drücken den Organismen ihre Gepräge auf.
Ein einziger Gang auf den Fischmarkt einer Hafenstadt genügt, um das Vorurteil zu beseitigen, daß die Fische eine gleichförmige und langweilige Tierklaffe seien! Da sieht man neben den Fischen von gewöhnlicher Gestalt, den Dorschen, Schellfischen, Heringen, die sonderbaren unsymmetrischen Plattfische, Flundern, Zungen und Butte, die auf dem Grunde des Meeres auf einer Seite zu liegen pflegen und die beide Augen auf der anderen Seite tragen; oder die stacheligen Rochen mit ihren breiten, vom Rücken zum Bauch flachge- gedrückten Körpern und ihrem langen, dünnen Schwanz, sie schwimmen langsam, mit anmutiger Wellenbewegung ihres breiten seitlichen Flossensaumes. Dann sehen wir mächtige Haifische, mit unsymmetrisch gestalteter Schwanzflosse, einem mit vielen Reihen starker, spitziger Zähne bewaffneten Maul, das an der Unterseite der Schnauze ein gutes Stück hinter ihrer Spitze liegt. Was uns aber auf einem solchen Fischmarkt ganz besonders fesselt, das ist die Pracht der Farben
Hauses beschloß, in der Angelegenheit Vajda eine Unter
suchung einzuleiten, um den Tatbestand bei der Hi- nausdrängung Vajdas aus dem Abgeordnetenhaus festzustellen.
In der Affäre Nasi haben alle Fraktionen der äußersten Linken der italienischen Deputiertenkammer beschlossen, den Antrag zu stellen, daß Nasi vor den Staatsgerichtshof gestellt werde. — Der Senat hat eine Vorlage angenommen, durch die der 4. Juli, der hundertste Jahrestag der Geburt Garibaldis, zum Nationalfeiertag erklärt wird.
Der französische Kriegsminister ist davon verständigt worden, daß die Regierung im Fall eines Zusammenstoßes mit den aufsässigen Winzern keinesfalls der süd- sranzösischen Truppen sicher sei. Die Soldaten des 2. Genie-Regiments in Montpellier haben sich am Sonntag geweigert, die feldmäßige Ausrüstung anzulegen, da sie entschlossen seien, nicht gegen die Winzer zu marschieren. Zwei Unteroffiziere sind dabei mißhandelt und ein Offizier ist bedroht worden. Der Ministerrat beschloß, nordfranzösische Regi- menternach demjSüden zu verlegen, sonst aber der angekündigten Steuerverweigerung kaltblütig entgegenzusehen. Sollte letztere tatsächlich einen größeren Umfang annehmen, wird die Regiemng die strengste Form der Steuereintreibung anordnen. Jedenfalls erscheint jede Kapitulation vor den Weinbauern als ausgeschlossen.
Der französische Miuisterrat beschäftigt sich jetzt fast täglich mit der Auflehnnng der von der Weinbaukrists betroffenen Winzergemeinden. In 149 von 1320 Orten haben bis jetzt die Gemeindebehörden ihre Tätigkeit eingestellt und alles amtliche Wirken zum Stillstand gebracht. Wie die einzelnen Minister berichteten, haben sie die verschiedensten gerichtlichen Untersuchungen eingeleitet, um die Verurteilung von allerhand Personen herbeizuführen.
Die Marokko-Angelegenheit kam im letzten französischen Ministerrat von neuem zur Sprache. Minister Pichon gab Kenntnis von einem Bericht des französischen Gesandten in Tanger. Darin heißt es, der Machsen bestätige in einem völlig befriedigenden Schreiben seine vorangegangenen Antworten auf die französischen Beschwerden, insbesondere erneuere er ausdrücklich seine Zustimmung zu der Forderung Frankreichs hinsichtlich der Organisierung der Polizei im Grenzdistrikt. Er versichere, daß der Sultan die Absicht habe, ohne Verzug nach dem Süden zu reisen, um einen Stand der Dinge wiederherznstellen, der es ermögliche, Frankreich tatsächlich alle versprochene Genugtuung zukommen zu lassen.
Die Kommission der Reichsduma für innere Angelegenheiten hat den sozialrevolutionären Abgeordneten Kusnezow, der vor kurzem sein Erscheinen vor dem Untersuchungsrichter verweigert hatte, anfgefordert, sein Mandat innerhalb vierzehn Tagen niederzulegen. Ministerpräsident Stolypin hat an den Präsidenten der Reichsduma ein Schreiben gerichtet, in welchem er bittet, die Duma möge möglichst bald über die Auslieferung der acht Abgeordneten beraten, die wegen Verbrechen angeklagt sind, auf welche der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte steht. Der Minister
der ausgestellten Tiere. Neben silber- und goldglänzenden sehen wir leuchtend rote, tiefblaue mit grüner und orangefarbiger Zeichnung und solche, die wie ein Regenbogen oder wie matter Opal schimmern. Abgesehen von den Schmetterlingen und den Vögeln finden wir in keiner Tierklasse eine solche Tiefe, Schönheit und Mannigfaltigkeit, einen solchen Glanz der Färbung.
Den richtigen Begriff von dem Reichtum der Formen innerhalb der Fischklasse gewinnen wir aber doch erst, wenn wir ein zoologisches Museum oder ein großes Seewafser- Aquarium besuchen, das uns auch Tiere zeigt, die keinen Marktwert haben, die für unseren Haushalt ohne Bedeutung sind. Da kommen wir zu der Ueberzeugung, daß die Fischklaffe, weit davon entfernt, einförmig und uninteressant zu sein, sogar verschiedenartigere Formen in sich beherbergt als irgendeine andere Wirbeltierklasse. Wir weisen besonders hin auf den Löffelstör, den Teufelsrochen, auf den Seeteufel, die fliegenden Fische, den iMtsnnarino, den Pfeisenfisch, die Bandfische usw. Es gibt Tiere in dieser Familie, die bei einer Länge von 6 m nur '/» m hoch und nur 3 em dick sind! Aber die sonderbarsten von allen find wohl der 8LooopImrzmx, der nur aus Maul und Schwanz zu bestehen scheint, der Fetzenfisch, der ausschant wie ein Bündel grüner Wasserpflanzen, und der Klumpfisch, von dem man glauben könnte, er sei nur der abgeschlagene Kopf eines Fisches und besitze weder Rumpf noch Schwanz! — Kein Museum und kein Aquarium aber zeigt uns die wahre Schönheit der leuchtenden Fische der Tiefsee, nur unscheinbare Leichen treffen wir in den Sammlungen, und doch
Präsident weist auf die Erschwerung der Untersuchung hm,
die darin liege, daß die Duma bisher diese Angelegenheit nicht hat prüfen wollen, sowie darauf, daß mit geringer Mehrheit gefaßte Beschlüsse bei einer Verurteilung der an- geklagten Abgeordneten für hinfällig erklärt werden könnten. — Nachrichten über zunehmende Agrarunruhen kommen aus Südrußland, besonders aus dem Tschernigowgebiet.
Das persische Parlament hielt eine geheime außerordentliche Sitzung ab, an der auch alle Minister teilnahmen. Man beriet die gegenwärtige Lage, wobei man zu einem befriedigenden Ergebnis gelangt sein soll. Es heißt, viele Mißverständnisse zwischen dem Kabinett und dem Parlament seien beseitigt und die Notwendigkeit einer unverzüglichen finanziellen Hilfe sei anerkannt worden. Die Lage stellt sich demnach jetzt hoffnungsvoller dar.
Die Niederlage der persische« Rebellen findet ihre Bestätigung. Prinz Salar-ed-Dauleh floh in der Richtung auf Mendeli, wo sein Schwiegervater wohnt; Daud Khan verfolgt ihn eifrig. ^
Zum serbischen Minister des Inner« ist der Abgeordnete Nastas Petrowitsch ernannt worden, der zur altradikalen Wuitschgruppe gehört. Das verdient Beachtung im Hinblick auf den Konflikt Dr. Wuitsch-Paschitsch. Bei den Jungradikalen ist die Stimmung über das neue Kabinett wiederum mit Paschitsch an der Spitze geteilt. Eine starke Gruppe ist für Fortsetzung der Obstruktion, die Parteileitung indessen entschied sich für zeitweilige Einstellung der Obstruktion, um mit Rücksicht auf die Staatsinteressen die Votierung des Budgets für 1907 zu ermöglichen; danach könne die Hetze gegen Paschitsch wieder ausgenommen werden.
Das diplomatische Korps in Tanger beschloß nach einer „Times"-Meldung einstimmig, den Kontrakt für öffentliche Arbeiten in Tanger, den eine deutsche Firma vor einigen Monaten mit dem Machsen abgeschlossen hatte, zu ignorieren, sowie dem Machsen mitzuteilen, ein solcher Kontrakt dürfe nicht unterzeichnet werden; die Arbeiten seien einzustellen, da das ganze Unternehmen den in Algeciras gefaßten Beschlüssen bezüglich der öffentlichen Arbeiten zuwider fei. — Am Montag ist das Polizeireglement aä rskersnänm genehmigt worden.
Chinesische Aufständische haben das Dorf Yunchun ^Bezirk Waitschou) angegriffen und das Militärverwaltungsgebäude sowie das Salzlager niedergebrannt. Zur Bestrafung abgesandte Provinztruppen halten mit ihnen heftige Zusammenstöße. Wie aus Kanton gemeldet wird, erfolgt demnächst die Eröffnung Waitschous als Vertragshafen.
Obwohl der Friede» zwischen Japan und Amerika durch die wiederholten Angriffe auf Japaner in San Franzisko — ein neuer solcher Angriff, wenn auch ein unwesentlicher, hat sich in den letzten Tagen wieder ereignet — im Ernst nicht gefährdet erscheint, erregt doch Bedenken das Verhalten der japanischen Presse und die Stimmung des japanischen Volks. Im japanischen Oberhaus wurde vor einigen Tagen bereits von einer sonst sehr einflußreichen Persönlichkeit der Appell an die Waffen empfohlen, und in Presse und in Parteibeschlüssen findet
müssen sie nach allem, was wir von ihnen wissen, zu den interessantesten Geschöpfen gehören, die das an Wundern reiche Meer beherbergt. Um vollends zu beweisen, daß es I keine Uebertreibung ist, wenn man die Fischklaffe abwechs- ! lungsvoll und höchst mannigfaltig nennt, sei noch erwähnt, daß das kleinste aller Wirbeltiere! (Azftielitd^o Inxonvosis) ein Fisch ist — er mißt höchstens 1,5 em — und daß der größte Fisch mehr als 20 m lang wird (Miiwäon), unter allen Wirbeltieren also nur vom Walfisch an Größe übertroffen wird, der es freilich auf mehr als 30 m bringt.
Die Fische sind nicht nur wirtschaftlich wichtig als gesundes Nahrungsmittel, sie bieten nicht nur dem ästhetisch empfindenden Naturfreund oder dem Beobachter der das Absonderliche sucht, zahllose fesselnde Objekte, sie nehmen auch wissenschaftlich betrachtet eine hochbedeutsame Stelle ein: sie sind die erste Klaffe des Wirbeltierstammes, die unterste Stufe in der Reihe jener Geschöpfe die zum Menschen führt.
Nach der Meinung aller modernen Naturforscher, die eine allmähliche Entwicklung sämtlicher Lebewesen aus einfachen Formen annehmen, haben wir in ihnen die Vorfahren des ganzen Stammes zu erblicken. Auch innerhalb der Klasse selbst lassen sich deutlich sehr verschiedene Stufen der Vollkommenheit unterscheiden. Da haben wir an tiefster Stelle eine Form, die die Merkmale eines Wirbeltieres nur erst in schwachen Andeutungen besitzt, weshalb man sie bis vor wenigen Jahrzenten gar nicht als solches anerkannte, sondern sie dem Stamme der Weichtiere zuwies; es ist das Lanzettfischchen (^mxdioxns lanosolatas). Es besitzt zwar eine Art von Skelett, nämlich einen in der