Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 ^.im Bezirksund 10 Kw-Berkehr 1.28 im übrigen Württemberg 1.38 Monatsabonnements nach Verhältnis.
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JevnspvecHev Ar. LS.
Mernsprecher Ar. LS.
Auflage 2600.
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
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Hlagold, MMwoch dm 12. Juni
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Amtlicher.
Die Herren Ortsschulinspektore«
werden veranlaßt, die durch Einberufung von Lehrern zu militärischen Uebungen den Gemeinden etwa erwachsenen Stellvertretungskosten tunlichst sofort nach Vorschrift der Konsist. Erlasse vom 28. März 1890 und 22. Mar 1891 (Amtsbl. IX S. 4214 und 4317) hierher nachzuweisen. Fehlanzeigen sind nicht erforderlich.
i h ^ EM; 1907. Altensteig-Dorf,
K. gem. Oberamt in Schulsachen: Ritter. Schott.
Die Kolonialausstellung in Friedenau.
Unsere Kolonien find unstreitig sehr viel besser weggekommen iu der Friedenauer Ausstellung als die Armee und Marine. Die orientalische Bauart des Gebäudes, die eigenartige Dekoration der Decken mit bunten Leinwandstreifen und die prachtvollen Jagdtrophäen von Wissmann, Dr. Max Schüller und Oberleutnant zur See Pasche gleich in der Eingangshalle regen die Phantasie der Besucher von vornherein an, und wenn sie dann klug sind und direkt geradeaus weitergehen bis in die Rotunde, so werden sicher die meisten von ihnen alsbald in die richtige Stimmung versetzt. Denn hier führen die farbenprächtigen Panoramen von der Hand des Meisters Hellgrewe, die den Abschluß der im Halbkreise rundum gruppierten Kojen für die einzelnen Kolonien bilden, sie in wirkungsvoller Weise in die fernen Gebiete ein, aus denen wir für die Zukunft noch so vieles erhoffen.
Jede einzelne der Abteilungen enthält mehr oder minder vollzählig die wichtigsten Landesprodukte, Handelsartikel, Waffen, Bekleidungsstücke und sonstige Gebrauchsgegenstände der Eingeborenen der betreffenden Kolonie.
An dieser Stelle ist somit das geographische Prinzip strikte durchgeführt, und zwar in einer künstlerisch anziehenden Weise, die es dem Publikum erleichtert, sich ein Bild von der Gesamtheit unseres Kolonialbesitzes zu machen.
Nun wäre es gewiß sehr erwünscht und vor allem auch lehrreich gewesen, wenn außerdem noch die hauptsächlichsten Landeserzeugnisse usw. in ihrer Entstehung und weiteren Bearbeitung, systematisch geordnet, jedes für sich vorgeführt würden. Bei einer zeitlich begrenzten Ausstellung läßt sich so etwas natürlich kaum machen; so hat z. B. das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee unter der Leitung des bewährten Herrn Supf aus Mangel an Mitteln auf seinen ursprünglichen Plan verzichten müssen, den Anbau und die Gewinnung der Baumwolle in einer großen Sonderanlage zur Anschauung zu bringen. Immerhin ist unter ausgiebiger Benutzung von Photographien oder Malereien die Durchführung dieses Prinzips verschiedentlich recht gut geglückt.
Besondere Anerkennung verdient die hübsche Ausstellung der Deutsch-Ostafrikanische» Gesellschaft, in der die Ge
winnung des Hanfs aus der Agave sehr instruktiv gezeigt
wird. Ferner wird ähnlich lehrhaft die Kultur der Kakaofrucht und seine Umwandlung in Schokolade gezeigt. Aus dem Hamburger naturgeschichtlichen Museum stammt eine wertvolle Sammlung tropischer Erzeugnisse; der Königliche Botanische Garten bringt in der Halle die Krankheiten der tropischen Kulturpflanzen zur Anschauung, außerhalb derselben hat er ein Warmhaus mit diesen selbst eingerichtet. Die preußische Geologische Landesausstellung stellt Mineralproben, die tierärztliche Hochschule Jmpfpräparate und die tropischen Krankheitserreger, das Hydrotherapeutische Institut eine Sammlung von Giftstoffen aus den Kolonien aus. Von der Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit bringen uns die Stände der Misstonsgesellschaften interessante Kunde, und was die Neger, richtig angelernt, leisten können, zeigt ein in Kamerun gefertigtes, vollständiges Zimmer-Meublement.
Diese keineswegs erschöpfende Aufführung mag schon genügen, einen ungefährlichen Begriff von der außerordentlichen Mannigfaltigkeit der ausgestellten Gegenstände zu geben. Daß sie für die weiter oben erwähnten Schwächen des Gesamtarrangements einen ausreichenden Ersatz gewährt, ergibt sich am besten durch das überaus erfreuliche Interesse der Besucher der Halle.
WoMifche HleSerficht.
Pfarrer Grandmger hat vom erzbischöflichen Ordinariat in Bamberg die Mitteilung erhalten, daß er die geforderte Vertretung in der Seelsorge ,für die Dauer der Lcmdtagssesston auf seine Kosten erhalten wird. Diese rasche Entscheidung verdient Anerkennung insofern, als dem liberalen Geistlichen die vielfach befürchteten weiteren Schwierigketten nicht bereitet werden. Dagegen muß von neuem die Frage aufgeworfen werden, ob auch die Zentrumspfarrer ihre Vertretung aus der eigenen Tasche bezahlen müssen? Man darf dies ohne weiteres bezweifeln, und so bleibt der Vorwurf bestehen, daß hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Es ist übrigens nicht ohne Interesse, daß die Pfarrei Grandingers, obwohl sie 24 Ortschaften (darunter drei in Reuß j. L.) umfaßt, nur etwa 2200 ^ Jahreseinkommen abwirst, die wegen der räumlichen Ausdehnung der Pfarrei wohl gänzlich für die Vertretung draufgehen werden.
Die französische Deputiertenkammer erlebte am Freitag eine große Abrüstungsdebatte nach dem Muster derjenigen im deutschen Reichstag. Der Sozialist Pressensä interpellierte die Regierung wegen der den französischen Delegierten zur Haager Konferenz zu erteilenden Instruktionen und trat lebhaft für eine Beschränkung der Rüstungen ein. Auch Redner der Radikalen sprachen in diesem Sinn, und einer von ihnen erklärte, daß es Deutschland zugekommen wäre, die Initiative zu ergreifen. Im Gegensatz zu den Rednern im deutschen Reichstag sprach man sich für eine Erörterung der Abrüstungssrage im Haag aus. Auch der Mnister des Auswärtigen Pichon, zeigte sich als Freund des Gedankens, ließ aber auf der andern Seite keinen
Zweifel darüber, daß er über den möglichen Erfolg einer Abrüstungsfrage sehr skeptisch denke. Er erklärte, daß Frankreich bereit sei, positive Vorschläge zu diskutieren; man müßte aber eine konkrete Formel finden, die zu einer Einigkeit der Mächte führen könnte, die jetzt vorgeschlagenen Formeln seien dazu nicht angetan. Pichon führte werter aus, daß Frankreich noch mehr zu tun bereit sei, nämlich zu versuchen, den Weg anzudeuten, auf dem eine praktische Lösung des Problems gefunden werden könne. Den Haupt- wert der Haager Erörterungen werde man aber auf dtt internationalen Schiedsgerichte zu legen haben. Frankreich werde für ein regelmäßiges Funktionieren dieser Schiedsgerichte mit voller Wärme eintreten. — Die Ausführungen Pichons, die auch im Ausland der Anerkennung wert find, wurden von der Kammer mit Beifall ausgenommen. Das Haus nahm eine Tagesordnung an, in der die Erklärungen der Regierung gebilligt werden.
Eine internationale Konferenz der Nordseestaaten wird am Donnerstag im Londoner Auswärtigen Amt zusammentreten, um Mittel und Wege zu beraten, wie der Ruin der Nordfeestscher zu verhindern ist. Außer England werden vertreten sein Deutschland, Rußland, Dänemark, Holland, Schweden und Norwegen.
Die spanische Regierung hat den neuen Etat eingebracht. Unterricht Md Bauten werden darin stiefmütterlich behandelt, dagegen ist die ganze Fürsorge auf die Marine konzentriert, für die nicht nur 13 Millonen Mehrausgaben, sondern auch die Ermächtigung verlangt wird, 175 Millionen 3°/«prozentiger Schuldscheine in den nächsten 8 Jahren für Neubauten in den spanischen Arsenalen auszugeben. Die Regierung präsentierte gleichzeitig ein umfangreiches Projett zur Reorganisation der Marine.
Die serbischen Zänkereien haben nun doch noch zum Rücktritt des Kabinetts Paschitsch geführt, und zwar angesichts des Wiederzusammentritts der Skupschtina und der Tatsache, daß die Jungradikalen entschlossen blieben, die Obstruktion in unverändertem Maß fortzuführen. Diese richtete sich in erster Linie gegen den Minister des Innern Protitsch, dessen Demission zur Bedingung für die Herbeiführung geordneter Parlamentsverhältniffe gemacht worden war. Daß das ganze Kabinett zurücktrat, wird man nicht nur als einen Akt des Solidaritätsgefühls anzusehen haben. Nach der Bekanntgabe der Demission in der Sitzung der Skupschtina wurde das Haus bis zur Neubildung des Kabinetts vertagt.
Im perfischen Parlament wurde zur Sprache gebracht, daß ein Brief des Prinzen Salar ed Dauleh an Rahim Kahn gefunden sei, in dem elfterer Rahim Kahn auffordert, sich seiner Erhebung anzuschließen, unter der Behauptung, daß Volk, Geistlichkeit und Parlament sämtlich auf seiner Seite ständen und ihm Gelder zukommen ließen. Vom Kriegsministerium wurde erklärt, daß Truppen mit Artillerie unter dem Kommando von Hirsam Mülk abgegangen seien. Das Parlament und Vertreter der Geistlichkeit haben Salar ed Dauleh telegraphisch angeraten, sein aufrührerisches Vorgehen schleunigst einzustellen.
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbour.
LMorifitit. — Nachdruck vervolen.
(Fortsetzung.)
„Herr Skott, in dieser Weise, wieviel Geld sie mir für meinen Beistand, den ich Ihnen leisten würde, geben sollen, wollen wir mit einander nicht rechnen," erwiderte Hobson, indem seine kleinen listigen Rattenaugen vor Freude darüber funkelten, wie leicht ihm seine Beute ins Netz ging.
„Die Sache ist nämlich die: Ralph Mainwaring und Thornton haben ein Vorurteil gegen mich; es würde unseren Erfolg erschweren, wenn ich persönlich mit ihnen in Verhandlung treten wollte. Meine Person muß verborgen bleiben. Dagegen kann die Angelegenheit sehr glatt verlaufen, wenn wir beide uns zusammentun und Sie ihnen — unterstützt von meiner Rechtskenntnis und Erfahrung — zu Leibe gehen. Ich zweifle nicht, daß Sie dann geschickt die Drähte handhaben werden, die uns beiden Geld ein- bringen sollen. Was sagen Sie dazu, mein junger Freund?"
„Sie glauben also, daß Ralph Mainwaring und Herr Thornton vor den Geheimnissen, die Sie aufzudecken vermögen, einen solchen Schrecken bekommen würden, daß sie sich zur Zahlung eines Schweiggeldes verstehen würden?"
„Ich beanstande den Ausdruck,Schweiggeld'. Ich will nur versuchen, das zu erhalten, was Hugh Mainwaring mir schuldete. Er hat mich niemals voll bezahlt, und so müssen es nun seine Erben tun."
» „Wo befinden sich die Benefiziaten des vernichteten I Testaments?" fragte Skott plötzlich.
Hobson sah ihn scharf an. „Die sind schon lange tot. Wie kommen Sie auf diese Frage?"
„Nun, ich dachte nur, wenn diese oder ihre Erben noch am Leben wären, müßte cs doch das Nächstliegende sein, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen. Sie würden sich vermutlich noch am ehesten und leichtesten dazu verstehen, einen hübschen Preis für unser Geheimnis zu zahlen."
„Sie haben recht das würden Sie zweifellos — aber sie sind, wie gesagt, alle tot."
„Hinterließen sie denn gar keine Erben?"
„Gar keine. Leider, leider! Indessen habe ich glücklicherweise diese englische Vetternsippe so in den Fingern, daß sie mit den Dukaten schon Herausrücken sollen."
Die Verachtung, die Skott, so lange Hobson seine Pläne entwickelte, verborgen hatte, trat jetzt, als er sich plötzlich von seinem Stuhle erhob, deutlich auf sein Gesicht.
„Was denn!" rief Hobson erstaunt. „Sie wollen doch nicht auf einmal fort? — Setzen Sie sich, setzen Sie sich! Wir haben ja unseren Plan noch gar nicht besprochen!"
„Das will ich auch gar nicht," eutgegnete Skott mit unverhohlenem Abscheu. „Falls Sie glauben, mich zum Gimpel und zum Werkzeug Ihrer Gaunereien und schurkischen Anschläge machen zu können, da irren Sie sich. Wenn Sie sich einbilden, daß ich in der Absicht hierher kam, auch nur mit einem Gedanken auf Ihre niederträchtigen Vorschläge einzugehen, so täuschen Sie sich. Ich kam nur hierher, um mich über einen ganz bestimmten Punkt zu vergewissern.
Mein Zweck ist erreicht, und nun habe ich nichts mehr mit Ihnen zu schaffen."
Hobson war mit einem Satz aufgesprungen. Furcht, Zorn, Trotz, Haß glitten in rascher Folge über sein Gesicht und verliehen ihm einen wahrhaft teuflischen Ausdruck.
„Sie lügen!" zischte er, heiser vor Wut. „Ich habe Ihnen mit keinem Worte eine Auskunft erteilt!"
„Das allerdings nicht," erwiderte Skott mit kaltem Spott. „Sie konnten das auch gar nicht, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ich viel mehr von dem Geschehenen weiß wie Sie. Ja, mir sind sogar ganz andere Dinge bekannt, die ein gewisser Richard Hobson alias Dick Carroll in London verübte."
Hobson war bleich geworden. Mit einer blitzschnellen Bewegung seiner rechten Hand griff er unter die auf seinem Schreibtisch liegenden Papiere. Im nächsten Augenblick schleuderten ihm zwei kräftige Schläge einen Revolver aus der Hand und ihn selbst zu Boden. Während er halb betäubt dalag, nahm Skott den Revolver auf, sicherte ihn und steckte ihn dann in seine Brusttasche.
Den werde ich vorläufig als Andenken an unsere Unterredung behalten; später wird er mir als Beweis dienen."
Hobson erhob sich mit gräßlich verzerrtem Gesicht. Bebend vor Wut knirschte er nur zwischen den Zähnen:
„Wer, zum Teufel, sind Sie eigentlich?"
„Das geht Sie gar nichts an," erwiderte Skott, ihn am Kragen packend und nach der verschlossenen Türe ziehend. „Vorwärts, die Tür aufgeschloffen!"