Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 «6, im Bezirksund 10 Lm-Berkehr 1.28 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
Ms- mi> A«M-S>Ä str dm ' 4M NW»>.
Jevnspvecher Wv. 28 .
Mevnsprtecher Mr. 28 .
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
^ 129
Magokd, Mittwoch den 5. Juni
1907
Amtliches.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle.
Landesausstellung von Lehrlingsarbeiteu LSVV.
Die diesjährige Landesausstellung von Lehrltngsarbei- ten findet in den Vorhallen des Landesgewerbemuseums in Stuttgart statt. Die Ausstellung ist von Sonntag den 26. Mai d. I. an in den gewöhnlichen Besuchsstunden des Museums (Werktags von 10 -12'/- und 2—5 Uhr, Sonntags von 11—3 Uhr) jedermann unentgeltlich zugänglich. Sie wird voraussichtlich bis Sonntag den 16. Juni d. I. einschließlich dauern.
Wir laden die Gewerbetreibenden, insbesondere die ausstellenden Lehrlinge und deren Lehrmeister sowie die Mitglieder der Gesellenausschüsse zu zahlreichem Besuch der Ausstellung ein und ersuchen die Herren Vorstände der gewerblichen Vereinigungen, ihre Mitglieder aus die Ausstellung aufmerksam zu machen.
Eine Fahrpreisermäßigung zum Besuch der Ausstellung kann nach Mitteilung der K. Eisenbahnverwaltung nicht mehr gewährt werden.
Stuttgart, den 21. Mai. 1907.
Mosthaf.
Bekanntmachung des K. Medizinalkollegiums, Abteilung für die Staatskrankenänstalten, betr. die Berpflegnngsgelder der Staatsirrenanstalten.
Vom 27. Mai 1907.
Auf Grund des 8 17 Abs. 3 und 4 des Statuts der ^ ... .... . 20. März 1899 (Reg.Bl. S. 249)
Staats,»am z, >904 M-g.Br S. ^ M)
wird mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern unter Aufhebung der Bekanntmachung vom 10. Juni 1903 (Reg.Blatt S. 214) hinsichtlich der Verpflegungsgelder der Staatsirrenanstalten nachstehendes bekannt gegeben:
I. Für württembergische Staatsangehörige beträgt das Verpflegungsgeld:
1) in der ersten Klasse jährlich 1600 bis 3000
2) „ „ zweiten „ „ 800 bis 1200
dritten
600 ^
3) , „ ,
Das 'Verpflegungsgeld für Pfleglinge der ersten Klasse kann über 3000 ^ hinaus entsprechend erhöht werden, wenn für den Pflegling besondere Vorkehrungen gewünscht und getroffen werden, oder wenn die Vermögensverhältnisse des Kranken oder seiner unterhaltspflichtigen Angehörigen besonders günstig sind.
l . Das Verpflegungsgeld der dritten Klasse wird für Pfleglinge, welche von einem württembergischen Armenverband ganz oder größtenteils zu unterhalten sind, in der Regel auf den Betrag von jährlich 450 ^ ermäßigt.
III. Das Verpflegungsgeld der dritten Klaffe kann für württembergische Staatsangehörige, wenn der volle Betrag desselben aus dem Vermögen des Kranken oder von dessen unterhaltspflichtigen Angehörigen nur mit Mühe aufgebracht werden kann, bis zu dem Betrag von jährlich 300
im Falle besonderer Bedürftigkeit und insolange ein
Armenverband oder eine inländische öffentliche Kasse nicht in Anspruch genommen wird, bis zu dem Betrag von jährlich 150 ^ ermäßigt werden.
Die Bestimmungen in Abs. 1 und 2 sind insbesondere auch dann in Anwendung zu bringen, wenn der Kranke für sich oder andere gefährlich oder für die öffentliche Sittlichkeit anstößig ist und deshalb ein erhebliches öffentliches Interesse für die Unterbringung oder Belassung des Kranken in einer Anstalt vorliegt.
IV. Vermögenslose, von einem württembergischen Armenverband ohne Ersatz zu unterstützende Geisteskranke, deren Leiden Aussicht auf Heilung bietet, werden, solange der Staatsstnanzetat die erforderlichen Mittel darbietet, auf die Dauer von sechs Monaten unentgeltlich in die Staatsirrenanstalten ausgenommen, wenn die Ausnahme unmittelbar nach dem Ausbruch der Krankheit nachgesucht und im Falle der Gewährung auch sofort vollzogen wird. Ebenso kann unter den vorstehenden Voraussetzungen die sechsmonatliche unentgeltliche Verpflegung auch unbemittelten württembergischen Staatsangehörigen, welche nicht in öffentlicher Armenunterstützung stehen, bewilligt werden.
V. Auf die in die Staatsirrenanstalteu bereits aufgenommenen Kranken finden die neuen Vorschriften mit Wirkung vom 1. Juli d. Js. ab Anwendung.
Die Verpflegungsgelder für die nicht unter die Ziffer ll fallenden nichtwürttembergischen Kranken werden hiebei nach Maßgabe der Verpflegungssätze in Ziffer I und der Bestimmung in § 17 Abs. 5 des Statuts der Staatsirrenanstalten mit Wirkung vom 1. Juli d. Js. an in den einzelnen Fällen entsprechend erhöht.
Stuttgart, den 27. Mai 1907.
K. Medizinalkollegium,
Abteilung für die Staatskrankenanstalten:
Nestle.
Für dir ordentlichen Sitzungen der Schwurgerichte de» 111 Quartal» 1907 bei dem Schwurgericht in Tübingen wurde der Landgerichtsdirektor Dr. Kap ff zum Vorsitzenden ernannt. — Die ordentlichen Schwurgerichtsfitzungen daselbst werden am Montag den 1. Juli d. I , vormittag» ü Uhr, eröffnet.
Wolitifche Hlsberficht.
Die bayrischen Landtagswahlen, die am Freitag auf Grund des neuen Wahlgesetzes in direkter Wahl stattfanden, brachten ein überraschendes Ergebnis nicht. Die Mandate verteilen sich auf die einzelnen Parteien fast genau in dem Verhältnis, wie man es vorausberechnet hatte, nur daß vielleicht die Sozialdemokraten einen etwas größeren Gewinn erzielten. Bemerkenswert ist nur die Erscheinung, daß sofort im ersten Wahlgang alle Mandate verteilt werden konnten, was wohl auf die „famose" Einrichtung der relativen Mehrheit zurückzuführen ist, durch die tatsächlich in vielen Wahlkreisen der Mehrheit der Wählerschaft ein Vertreter von der mindestens 30 Prozent betragenden Minderheit gegeben wurde. Der neue Landtag ist bekanntlich um vier Sitze vermehrt worden, es waren also 163 statt 159
Abgeordnete zu wählen. Die letzte nach dem alten Wahl
gesetz gewählte Abgeordnetenkammer hatte 102 Zentrum, 22 Liberale, 15 Bund der Landwirte und Bauernbund, 4 Konservative, 2 Deutsche Volkspartei Md 12 Sozialdemokraten; 2 pfälzische Mandate waren nicht zum Austrag gekommen. Nach der neuen Zusammensetzung werden vertreten sein das Zentrum mit 99, die Liberalen mit 25, dre Freie Vereinigung mit 19 und die Sozialdemokraten nm 20 Mandaten. Von den Einzelergebnissen der Wahl ist bemerkenswert, daß München vier liberale und acht sozialdemokratische Abgeordnete gewählt hat, bei einem Zuwachs an liberalen Stimmen von 8000 gegen 1000 beim Zentrum und 3000 bei den Sozialdemokraten. In Bamberg siegte der offizielle Zentrumskandidat von Malsen über den von Dr. Heim protegierten Modschiedler. Von den bekannten liberalen Abgeordneten kehren u. a. in den Landtag zurück Dr. Müller-Meiningen (gewählt in Hof>, Casselmann, Schubert, Dr. Hammerschmidt, Goldschmitt usw. Mit unbeschreiblicher Begeisterung wurde in Naila-Nord- halben die Wahl des liberalen katholischen Pfarrers Grandinger begrüßt. Man bereitete dem vielgeschmähten Geistlichen großartige Ovationen, die Grandinger mit einer Rede erwiderte.
Die braunschweigische Deputation mit dem
Staatsminister v. Otto an der Spitze wurde am Samstag vom Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg im Schloß Wiligrad empfangen, um das Schreiben des Regentschaftsrats zu überreichen, das um die Annahme der Wahl zum Regenten bittet. Auf eine längere Ansprache des Staatsministers v. Otto erwiderte der Herzog mit einem Dank für das ihm entgegenbrachte Vertrauen, daß ihn bewogen habe, dem Ruf des deutschen Bruderstammes zu folgen. Er schloß: „Ich nehme Hiermit die Wahl zum Regenten des Herzogtums Braunschweig an und hoffe, daß es mir vergönnt sein möge, mit Gottes Hilfe die Regierung zum wahren Segen des Landes zu führen."
Der französische Gesandte in Marokko erstattete seiner Regierung einen Bericht, der am Samstag dem französischen Ministerrat vorlag. Dieser Bericht stellt fest, daß die von der marokkanischen Regierung als Sühne für die Ermordung des Dr. Mauchamp zugestandenen Maßregeln in befriedigenderweise durchgeführt werden. Weiter liegen folgende Meldungen vor: Der Sultan hat kürzlich mehrere Ulemas aufgefordert, sich sobald als möglich nach Marakesch zu begeben und den dortigen einflußreichen Persönlichkeiten mitzuteilen, daß ihr Verhalten nachteilig sei für das Land und den Islam und für die Reise des Sultans nach dem Süden. Die neuesten Nachrichten vom Lager des Prätendenten besagen, daß die Anhänger des Sultans in allen Gefechten siegreich gewesen sind, weshalb sich der Sultan entschlossen hat, einen großen Schlag auszuführen. Er hat eine reichliche Zufuhr von Munition nach dem Kriegsschauplatz abgehen lassen. 500 Askaris sollen über Melilla nach Muluya aufbrechen, um die dortige Streitmacht des Sultans zu verstärken. Man erwartet, daß diese Askaris, die seit fünf Monaten von englischen und französischen Instrukteuren täglich gedrillt worden find, wesentlich zu der Leistungs-
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbour.
Autorisiert. — Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
Ueberraschungen.
Am nächsten Morgen waren die Herren in Schöneiche schon ungewöhnlich früh auf und hielten gleich nach dem Frühstück eine kurze Beratung. Es wurde beschlossen, für die Ergreifung des Mörders eine hohe Belohnung auszusetzen und ebenso eine geringere für jede Mitteilung, die zur Entdeckung und Habhaftwerdung des Täters führen würde.
Nach beendeter Besprechung befahl Ralph die Equipage, um mit Herrn Witney und dem Sekretär nach dem Bahnhof zu fahren.
„Wenn Sie erlauben, fahre ich mit," sagte Herr Merrick.
„Gewiß, Sie haben noch Platz. Wollen Sie in die Stadt?"
„Ja, aber nicht in Gesellschaft der Herren. Auf dem Bahnhof trenne ich mich von Ihnen."
„Wie steht es denn eigentlich mit Ihren Nachforschungen — haben Sie Fortschritte gemacht?" fragte Herr Thornton.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Unter den gegebenen Umständen läßt sich das schwer beurteilen."
„Ich" fürchte," bemerkte Ralph kopfschüttelnd, „die Sache wird sich noch sehr verwickeln und lange hinziehen."
„Na, nur immer kaltes Blut," scherzte Vetter Thornton; „ich kenne drüben bei uns ein paar verdammt gewitzte, feine Jungens von der Kriminalpolizei. Wenn Sie, Herr Merrick, etwa Hilfe wünschen, will ich nach einem kabeln."
„Danke verbindlichst," erwiderte der Detektiv mit ruhiger Würde. „Ich glaube nicht, daß mir ein Beistand nötig sein wird; sollte der Fall aber eintreten, dann finde ich auch hier Unterstützung und brauche mich nicht erst nach England zu wenden."
„Na, na! Es kommt doch am Ende viel darauf an, wissen Sie, wes Landes Kind der Mörder ist. Sollte der Schurke zufällig englisches Blut in den Adern haben, so werden Sie init einer Spürnase von drüben gewiß mehr ausrichten als mit einem Ihrer hiesigen Kollegen."
„Vermutlich nach dem Grundsatz," entgegnete Merrick lächelnd: ,„Fange einen Spitzbuben durch einen andern Spitzbuben/ "
Die Fortsetzung des Gesprächs wurde durch den Eintritt des Kammerdieners Hardy unterbrochen, der aufgeregt meldete: „Der Kutscher ist nirgends zu finden, wir haben überall vergeblich nach ihm gesucht — er muß fort sein!"
„Was denn — fort? Wohin denn?" fragte Herr Whitney betroffen.
„Ja, das weiß niemand. Der Stalljunge sagt, Brown hätte sich den ganzen Morgen noch nicht blicken lassen."
„Na, das ist aber doch sonderbar!" stieß Ralph hervor. „Bringen Sie den Jungen her!"
„Und dieses Verschwinden ist um so auffälliger," stimmte Herr Whitney bei, „wenn man damit die Unver
schämtheit des Kerls bei dem Verhör sowie seine offenbare Verwirrung und falsche Aussage zusammenhält."
Während hierüber noch gesprochen wurde, kehrte Hardy mit dem Stalljungen zurück, einem Burschen von etwa 14 Jahren mit struppigem Haar und einem schlauen, weit über seine Jahre alten Gesicht.
„Nun also, was weißt du von dem Kutscher?" frug ihn Herr Mainwaring.
„Er hat sich in letzter Zeit Herumgetrieben."
„Du meinst, daß er liederlich war?"
„Wird vermutlich stimmen."
„Wann sahst du ihn zuletzt?"
„Gestern abend, und da war er grimmig und sprach nicht viel. Heute früh, als ich kam, war er nicht da; ist überhaupt, schätz ich, die ganze Nacht nicht dagewesen."
„Weshalb denkst du, daß er liederlich geworden ist?"
„Nu, ich Hab' nur gehört, daß er sich mit 'ner schlimmen Bande eingelassen hat, und Hab' auch häßliche Kerle um die Stallung herumlungern sehn. Auch am Mittwoch abend, wo der Herr umgebracht wurde, waren wieder welche da, die ihn erwarteten."
„Mittwoch abend?" rief Herr Whitney. „Um welche Zeit war das? Kennst du den einen oder den andern?"
„Gekannt Hab' ich keinen, aber so um achte 'rum haben sie gelauert, daß er mitkommen sollte. Letzthin hat er auch viel Geld gehabt."
„Woher weißt du das?"
„Ich hab's gesehn. Das kam so: vorgestern abend geh' ich, um ihm zu sagen, daß ich im Stall fertig wär',