81. Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20 ^t,im Bezirks­und 10 Lm-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 MonatsabonnsmentS nach Verhältnis.

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Jernspvechev Wr. 28 .

Kernspvechev Av. 28 .

Auflage 2600.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen und

Schwab. Landwirt.

^ 124

Nagold, Donnerstag dm 30. Mai

1907

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Amtliches.

Bekanntmachung.

Am 25., 26. und 27. Juni d. Js. findet für diejenigen Invaliden, Renten- und Unterstützungsempfänger deren Ver­sorgungsgebührnisse in diesem Jahre ablaufen eine Prüfung beim Bezirkskommando Calw statt.

Den einzelnen Leuten gehen vom Bez.-Kdo. noch be­sondere Gestellungsbefehle durch die Schultheißenämter zu.

Calw, 28. Mai 1907.

Kgl. Bezirkskommando.

politische HleVersicht.

Der Kaiser empfing in Potsdam die Leiter des neuen Reichskolonialamts, den Staatssekretär Dernburg, den Unter­staatssekretär von Lindequistund den Direktor Conze, außerdem den neuen Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, von Schuckmann. Zur 150jährigen Erinnerungsfeier an die Schlacht bei Leuthen läßt der Kaiser ein Denkmal errichten, das die Form eines Obelisken erhalten wird. Der Ent­wurf ist von Geheimrat Ihne, die Ausführung wird dem Bildhauer Martin Wolf übertragen werden.

Die braunschweigische Landesversammluug hat am Montag die Vorlage wegen der Zivilliste des neuen Regenten mit allen gegen sechs Stimmen angenommen. Es bleibt somit bei dem Zuschuß von 800000 mit dem die ganze Zivilliste sich auf 1125300 ^ beläuft. Nach der Annahme dieser Vorlage überreichte Staatsminister v. Otto dem Landtag mit einer Ansprache eine weitere Vorlage, in der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg als Regent vorgeschlagen wird. Die Beratung dieser Vorlage wurde auf Dienstag anberaumt. In seiner Ansprache gab Staats­minister v. Otto zunächst einen Rückblick auf die von der Regierung hinsichtlich der Thronfolgefrage unternommenen Schritte und erklärte dann, daß, entsprechend der bei der früheren Regentenwahl geübten Gepflogenheit, der Regent­schaftsrat davon absehe, die persönlichen Eigenschaften des in Vorschlag gebrachten Regenten zu erörtern. Der Regent­

schafsrat sei sich seiner ernsten Aufgabe voll bewußt ge­wesen und er hoffe, daß die von ihm getroffene Wahl die Zustimmung der Landesversammlung finden und zur Wohl­fahrt des Herzogtums ausschlagen werde. Das Haus be­schloß, von einer Kommissionsberatung der Vorlage ab­zusehen.

Kaiser Franz Joseph von Oesterreich feiert in diesem Jahr sein 60jähriges Regierungsjubiläum. Es ist nun beschlossen worden, aus diesem Anlaß Jubiläumsmün­zen auszugeben, darunter eine Goldmünze zu 100 Kronen, die geeignet sein wird, die geschichtlich bedeutungsvolle Feier in besonders würdiger Form zum Ausdruck zu bringen. Am Sonnabend fand in Wien die feierliche Schlußsitzung des internationalen landwirtschaftlichen Kongresses statt. Als Ort des nächsten Kongresses wurde Berlin festgesetzt. Die Sektion für Zuckerindustrie nahm am Tag vorher noch eine Resolution an, in der die Notwendigkeit der Ermäßigung der Zuckersteuer betont wird. Der Internationale Bundestag der Landwirtschaftlichen Genossenschaften beendete seine Be­ratungen bereits am Freitag, nachdem u. a. Anträge betreffend die Herstellung einer gemeinsamen Statistik für das euro­päische Genossenschaftswesen und betreffend die Zentralisierung des Geldverkehrs der Landwirtschaftlichen Genossenschaften angenommen worden waren.

Die Duma hat am Freitag die Vorlage zur Unter­stützung der Bewohner in den Hungersnotgebieten mit 176 gegen 149 Stimmen angenommen. Dagegen stimmte die Linke, während sich die Polen der Abstimmung enthielten. Zugleich wurde beschlossen, daß der Duma bis zum 14. Januar 1908 vollständige Berichte über die Ausführung der Unterstützung in den Jahren 1906 und 1907 vorgelegt werden sollen. Die Agrarkommission der Duma beschloß, noch einmal über den Grundsatz der Landzwangsenteignung zu beraten, für den sich die Kommission in ihrer letzten Sitzung ausgesprochen hatte. Das heißt also, es soll eine Revision des ersten Beschlusses vorgenommen werden. Der Zar empfing am Freitag die aus der Durchreise in St. Peters­burg eingetroffenen japanischen Delegierten zur Haager Frie­denskonferenz.

Der heilige Synod beschäftigte sich in St. Peters­burg mit der Dumasitzung, in der die Interpellation wegen des Anschlages gegen den Kaiser beraten wurde, und faßte einen Beschluß, in welchem es heißt: Mehrere den extremen revolutionären Parteien ungehörigen Priester haben dieser Sitzung nicht beigewohnt, in der offenbaren Absicht, sich der Teilnahme an der Mißbilligung des Anschlags gegen das Leben des Kaisers zu entziehen. In Anbetracht, daß die Achtung vor dem Kaiser mit der Würde der Diener der Kirche untrennbar verbunden ist, erachtet der Synod den Anschluß von Priestern an die extremen Parteien für unzu­lässig. Die diesen Parteien angehörenden Priester haben daher aus den extremen Parteien auszutretcn oder freiwillig aus dem Klerus auszuscheiden. Wenn sie sich weigern, sich denl Beschluß des Synods zu fügen, wird die Angelegenheit dem Urteil der zuständigen Diözesanbehörden unterbreitet werden, denen die Priester trotz ihrer Wahl zu Mitgliedern der Reichsduma unterstellt bleiben.

Die Meldungen über neue Unruhen in Persien

finden in den weiter eingehenden Nachrichten ihre volle Be­stätigung. So sammelt u. a. der Gouverneur von Lunstan mehrere tausend Kurdenreiter, um Hamadan in Besitz zu nehmen oder sich zum Schah ausrufen zu lassen. Die mr- dischen Reiter sind mit Gewehren neuen Systems bewaffnet und besitzen mehrere Schnellfeuergeschütze. Des weiteren wird aus Teheran gemeldet: Aus Täbris sind Meldungen eingelaufen, nach denen Rahim Khans irreguläre Reiterei Dörfer geplündert und 250 Mann getötet habe. Das Par­lament sandte an den Schah eine Deputation, die ein sofor­tiges und energisches Eingreifen forderte. Dieser erklärte, er habe bis jetzt noch keine authentische Darstellung erhalten. Die Angelegenheit werde untersucht werden, und wenn die Meldungen sich bestätigen sollten, würden die Schulden bestraft werden. Das Parlament gab sich mit dieser Er­widerung nicht zufrieden und sprach sich dahin aus, daß der Schah die Anregung zu den Unruhen gegeben oder ste geduldet habe. Große Volksmengen haben infolge dieser Erklärung des Parlaments Kundgebungen gegen den Schah veranstaltet, wobei viele aufrührerische Reden gehalten wurden.

Die Lage in Ostbengalen ist nach neueren Mel­dungen im allgemeinen ruhiger geworden. Im Zusammen­hang mit den Unruhen haben 69 Verurteilungen stattge­funden, 150 gerichtliche Verfahren sind noch nicht abge­schlossen. In den unruhigen Gebieten sind Verstärkungs­truppen und Polizeimannschaften zusammengezogen.

Die Dentschlandsreise der englischen Journalisten.

In Hamburg.

Hamburg, 28. Mai. Die Rundfahrt der englischen Journalisten durch die Stadt wurde im Hafen unterbrochen. Auf dem TenderWillkommen" wurden die Gäste namens des:Senats und der Hamburg-Amerika-Linie begrüßt.-Nach einer Rundfahrt im Hafen begab man sich zum Dampfer König Friedrich August". Unter denWängen der National­hymne ging man an Bord, wo Generaldirektor Ballin die Gäste begrüßte. Im großen Speisesaal fand nach Besich­tigung des Schiffes Frühstückstafel statt. Hiebei ergriff Brimelow (Evening News") das Wort; er führte u. a. aus: Wenn man die Freude gehabt hat, von General­direktor Balliu persönlich empfangen zu werden, der im Frachtenkampf, der ja jetzt eine befriedigende Lösung gefun­den hat, eine ausschlaggebende Rolle gespielt hat, so sei das ein günstiges Anzeichen dafür, daß auch andere Fragen im Wege des Schiedsgerichts geschlichtet werden könnten. (Bei­fall.) Der Redner schloß mit einem Hoch auf die Hamburg- Amerika-Linie und Generaldirektor Ballin. Nach dem Früh­stück trat die Gesellschaft auf demWillkommen" die Rück­fahrt an. Nach der Landung an den Landungsbrücken wurde die Rundfahrt durch die Stadt am Bismarckdenkmal vorbei beendet. Späterhin findet noch eine Promenadefahrt auf der Alster und ein Empfang beim preußischen Gesandten, Baron von Heyking, statt. Gegen 7'/. Uhr fand in den Prunkräumen des neuen Rathauses ein festlicher

Das Testament des Bankiers. !

Kriminalroman von A. M. Barbour. >

. uloristen. Rachbruck verdorru j

(Fortsetzung.) j

Herr Mainwaring hatte," fuhr Hobson fort,ehe er England verließ, für mein Schweigen über einzelne von ihm verübte Handlungen freiwillig eine gewisse Summe zu­gesichert. Er hielt aber sein Wort nicht, und deshalb schrieb und drohte ich ihm, mir mein Recht auf gerichtlichem Wege zu verschaffen, was natürlich sehr unangenehme Eröffnungen für ihn zur Folge gehabt haben würde. Er hat mich nie­mals ganz bezahlt, trotzdem aber habe ich bis jetzt geschwiegen." Er hielt einen Augenblick iune und setzte dann langsam hinzu:Ja, ich allein kenne das Geheimnis und kann es bewahren oder verkaufen."

War Herr Mainwaring jemals verheiratet?"

,Ich glaube, im allgemeinen galt er nicht für ver­heiratet."

Hat einst eine geheime Heirat stattgefunden?"

Der Zeuge zeigte wieder sein widerwärtiges Lächeln. Hierüber haben Sie ja schon die Aussagen der Dame des Hauses, und Sie werden sich damit begnügen müssen, da ich mich nicht in der Lage befinde, Geheimnisse Herrn Mainwarings aufzudecken, wenn ich nicht gut dafür bezahlt werde."

Hiermit wurde die Verhandlung durch den Coroner geschloffen. Er zog sich mit den Mitgliedern der Gerichts­kommission zur Beratung in ein Nebenzimmer zurück.

,Hören Sie," sagte Herr Sutherland lachend zu seinem j Klienten,dieser Hobson ist ein geriebener Patron. Glatt, ! wie ein Aal, hat er sich durch die Hauptfragen gewunden. - Nichts haben wir von dem Kerl erfahren. Wenn Sie auf ! seine Aussagen allein angewiesen wären, dann stände Ihre Sache auf verdammt schwachen Füßen. Danken Sie Gott, daß Sie die mir übergebenen Beweise erlangten. Damit sind wir auch ohne die Hilfe dieses Burschen stark."

Na, Ralph Mainwaring wird sich so leicht nicht über­zeugen lassen."

Ja; den Eindruck macht er mir auch. Auf einen zähen Widerstand müssen wir uns jedenfalls gefaßt machen, tut aber nichts, wir können schweres Geschütz ins Feld führen und dürfen uns die beste Wirkung davon versprechen."

In einiger Entfernung von den beiden führte Herr Wituey mit den Engländern ein eifriges Gespräch.

Sie haben ganz recht," erwiderte er auf eine voran­gegangene Bemerkung,die Aussagen nahmen für ihn ein ganz bedenkliches Gesicht an, ich habe aber trotz allem nie ernstlich daran geglaubt, daß Skott zu der Sache in irgend welcher Beziehung stehen könnte. Welchen Beweggrund sollte er auch dazu gehabt haben? Von Anfang an war sein Verhältnis zu Herrn Mainwaring das denkbar beste; dieser schenkte ihm sein volles Vertrauen."

Na, ich für meinen Teil," stimmte Herr Thornton bei,freue mich herzlich über die eingetretene Wendung. Mir hat der junge Mann immer gefallen."

Und mir gar nicht," widersprach Ralph übellaunig. Mag auch im vorliegenden Falle vielleicht alles seine

Richtigkeit mit ihm haben, so sage ich doch, einem Toten derart die Ehre abschneiden, wie er es getan hat, ist ein­fach niederträchtig und mag mir nun einer sagen, was er will, ich'behaupte, solch eine Nachrede entspringt nur per­sönlichem Hasse."

Herr Thornton sah seinen Vetter mit einem zuge­kniffenen Auge von der Seite an.Na, na, Ralph, sei doch ehrlich; von Hughs Denkungsart haben wir wohl beide nicht gerade viel gehalten. Er wird seinen wilden Hafer ebenso gesäet haben wie wir andern, und ohne triftigen Grund hat er England sicherlich nicht verlassen."

Ich begreife nicht, William, wie du so sprechen kannst," brauste Ralph auf.Da bin ich doch-"

Das Wiedererscheinen des Coroners mit der Gerichts- kommission unterbrach die Weiterrede. Als Resultat der vorläufigen Untersuchung verkündete der Coroner:

Die Gerichtskommisston hat befunden, daß Herr Hugh Mainwaring jdurch eine Revolverkugel, von unbekannter Hand abgefeuert, vom Leben zum Tode befördert wurde."

Hinter den Kulissen.

In lebhaftem Gespräch entfernten sich alle, die der Ver­handlung beigewohnt hatten.

Nur der Sekretär blieb in tiefem Sinnen an einem Bogenfenster der großen Halle stehen. Der auf ihn ge­worfene Verdacht war allerdings dank der Aussage von Fräulein Carleton in der Hauptsache hinfällig geworden, er wußte aber gar wohl, daß dieser nach der Enthüllung seines bisher sorgfältig bewahrten Geheimnisses wie eine Flutwoge,