81. Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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Kevnspvecher Wr. SS.

Mernsprecher Wv SV.

Auflage 2500.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

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Nagold, Samstag den 25. Mai

1S07

Amtliches.

An die Ortsbehörden,

betreffend dieVeranftaltung von Wanderkochkurse«.

Die Ortsbehörden derjenigen Gemeinden, in welchen die Veranstaltung von Wanderkochkursen im Laufe des nächsten Winters beabsichtigt ist, wollen hierüber binnen 4 Wochen Bericht erstatten, damit für die Gewinnung der Lehrerin rechtzeitig Fürsorge getroffen werden kann. In den Berichten ist die ungefähre Zahl der Teilnehmerinnen, sowie die gewünschte Zeit zur Vornahme des Kochkurses anzugeben.

Man vertraut zu den Herren Ortsgeistlichen, Ortsvor­stehern und Lehrern des Bezirks, daß sie in ihren Gemeinden fortgesetzt auf die Abhaltung von Wanderkochkursen hin­wirken, damit die so segensreiche Einrichtung immer mehr Boden gewinnt und die weibliche Jugend in hinreichender Weise für ihre künftigen Aufgaben herangebildet wird.

Nagold, 23. Mai 1907.

K. Oberamt. Ritter.

könnten", schreibt das Blatt,die Chinesen eines Tages

ihres wirksamsten Bundesgenossen beraubt werden, nämlich der Uneinigkeit des Auslandes, das vielleicht dem Zwang der Lage gehorchend, einmal seine Eifersüchteleien zeitweilig unterdrückt und zum Nachteil Chinas geschlossen auftritt. Es scheint sogar, als mache sich eine solche Wirkung bereits an einem Punkt geltend. Wenn nämlich in der Tat Japan sich dazu bereit gefunden hat, Frankreich, wenn auch gegen Entgelt, seine ostasiatischen Besitztitel abzustempeln, so deutet das darauf hin, daß auch der Vorkämpfer des Selbstbe­stimmungsrechtes Ostasiens vorläufig die Hoffnung aufge­geben hat, China zu einem brauchbaren Bundesgenossen zu erziehen, und daß daher seine großasiatischen Pläne bis auf weiteres zurückgestellt sind. Es bleibt abzuwarten, wie diese neue Wendung auf China wirken wird."

Gages-Weuigkeiten.

Aus Stadt Md Land.

Die Herren Ortsvorfteher

werden darauf aufmerksam gemacht, daß über jeden Fall der Zerstörung oder Beschädigung eines Gebäudes oder seiner Zubehörden durch Blitzschlag, mag letzterer gezündet haben oder nicht, und die Beschädigung noch so geringfügig sein, umgehend hieher Anzeige zu erstatten ist.

Nagold, den 23. Mai 1907.

K. Oberamt. Ritter.

WoMifche Hlsberfichl.

Das nene Reichskolonialamt kann nun als kon­stituiert gelten, nachdem der Ernennung Deruburgs zum Staatssekretär auch die übrigen wesentlichen Ernennungen bald gefolgt sind. Am bemerkenswertesten unter den wei­teren Ernennungen ist die des bisherigen Gouverneurs von Deutsch-Südwestafrika, von Lindequist, zum Unterstaats­sekretär. Es hat den Anschein, als ob man bei der Aus­wahl der Person für diesen Posten das Hauptaugenmerk darauf richtete, dem kaufmännischen und organisatorischen Talent Dernburgs die gründliche Fachkenntnis eines er­probtenKolonisten" zur Seite zu stellen, damit alle drei Qualitäten harmonisch zum Ganzen wirken können, von Lindequist wird noch einige Zeit in Afrika bleiben, um seinen Nachfolger, zu dem der Geh. Legationsrat z. D. v. Schuck­mann ernannt worden ist, mit den Gouvernements-Geschäften vertraut zu machen. Weiter sind für das neue Reichskolo­nialamt ernannt worden: Der Geh. Oberfinanzrat Dr. Conze zum Direktor, der Regierungs- und Banrat Baltzer zum Geheimen Baurat und Vortragenden Rat, der Erste Referent beim Gouvernement von Deutsch-Ostafrika, Geheimer Re­gierungsrat Haber, zum Geheimen Regierungs- und Vor­tragenden Rat, der frühere kommissarische Oberrichter des südwestafrikanischen Schutzgebiets, hamburgischer Amtsrichter D. Meyer, zum Geheimen Regierungs- und Vortragenden Rat, der ständige Hilfsarbeiter Legationsrat Dr. Hemke zum Geheimen Regierungs- und Vortragenden Rat, die Rxgierungsräte Oßwald und Brückner, sowie der Privat­dozent an der königlichen Universität Berlin, Dr. Zoepfl, zu Regierungsräten und ständigen Hilfsarbeitern, der bisher nebenamtlich beim Oberkommando der Schutztruppen ver­wendete Kriegsgerichtsrat Dr. Ernst vom Generalkommando des -i . Armeekorps zum Geheimen Regierungs- und Vor­tragenden Rat, der Feldintendant der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika, Nachtigall, zum Geheimen Regierungs­und Vortragenden Rat, der Militärintendanturrat Markmann zum Geheimen Regierungs- und Vortragenden Rat, der beim Oberkommando der Schutztruppen verwendete Militär­intendanturrat Schmidt und der Militärintendanturassesfor Kuhn zu ständigen Hilfsarbeitern und Regierungsräten.

Um in den deutschen Schutzgebieten die Lebem Bedingungen der Offiziere, Aerzte und Beamten zu vei bessern, um insbesondere auch die Entsendung Verheiratest m größerem Maßstab zu ermöglichen, hat die Kolonialve; Wallung die Errichtung einer besonderen Baugesellschaft i die Wege geleitet, welche die Aufgabe hat, geeignete Fc nnlien- und Einzelwohnungen in den Schutzgebieten herzi stellen. Sie werden von den Verwaltungen der Schutzgi biete zu einem angemessenen Preis gemietet, um den Bl amten, die auf freie Unterkunft Anspruch haben, zur Vei fugung gestellt zu werden.

, Mit der inneren Lage Chinas beschäftigt st, emlangerer Artikel derKöln. Ztg.", der eine auffälli pessimistische Betrachtung dieser Lage bekundet. Er kaum zu dem Schluß, daß das alle fremden Mächte brüskierend Verhalten Chinas nicht von langer Dauer sein könne.E

Nagold, 25 Mai.

Sing-Abend des Barden Dr. Kriftel. Der

heute Samstag kn der Festhalle des K. Seminars statt­findende, für jedermann zugängliche Sing-Abend des Barden beginnt um 8 Uhr und wird morgen, Sonntag, 5-7 Uhr wiederholt. Aus der reichhaltigen, in Ernst und Scherz abwechslungsvollen Singfolge seien besonders die herrlichen Köuigsgesänge aus R. Wagners OperLohengrin" hervorgehoben, welche mit Klavier und Orgelbegleitung den Abend eröffnen, und die denselben ebenso großartig be­schließende Ballade, Carl Loewe'sArchibald Douglas", welche, das erschütterndste Drama des Konzertsaales und eine anerkannte Glanzleistung von des Barden Vortragskunst, für sich allein also schon ein höchst hörenswertes Konzert ist. Dazwischen bringt der stimmgewaltige Barde neben Liedern und Balladen anderer deutscher Meister, eigenen Bardengesängen und Fürst Enlenburgs Skaldengesängen, das Neueste auf dem Kunstgebietc zum Vortrage, in den der besonderen Gunst Sr. Maj. des Kaisers sich erfreuenden zurLauten-Begleitung gesungenen deutschenVolksliedern, als deren Bahnbrecher und hervorragendsten Vortragsmeister er überall gefeiert wird, wo deutsche Herzen schlagen. Außer Herrn Seminar-Oberlehrer Schäffer, welcher die Klavierbegleitung der Gesänge freundlichst übernommen hat, werden noch, die Herren Seminar-Musiklehrer Schelling und Roos an Klavier und Orgel Mitwirken. Die gleiche Singfolge und die gleichen Eintrittspreise gelten auch für die morgige Wiederholung des Sing-Abend, wie aus umstehender Anzeige ersichtlich ist.

Calw, 23. Mai. Gestern nachmittag fiel das 6jähr. Kind des Drechslermeisters Ziegler hinter dem Hause in die Nagold und wurde von der Strömung der nahen Nonnen- macher'schen Mühle zugetrieben. Glücklicherweise war der Vorfall nicht unbeachtet geblieben. Der Gehilfe von Hrn. Ziegler, Friedrich Braun, fuhr dem Kind mit einem dort befindlichen Nachen nach und konnte es eben noch erfassen als es zum drittenmal untertauchte. Seiner Gewandtheit und den von ihm sofort unternommenen Wiederbelebungs­versuchen ist es zu danken, daß das Kind dem Leben erhalten blieb.

Rottenburg, 24. Mai. Der heute nacht entstandene Brand in der Maschinenfabrik und Eißengießerei Grünau hat folgende Ursache: Der Trockenofen, der Abends zuvor angezündet wurde, bekam Riffe, wodurch das Riegeifach- werk Feuer fing. Durch das rasche Einschreiten der Feuer­wehr konnten die nebenanliegenden Gebäude gerettet werden, so daß nur das ältere Gießerei-Gebäude aus Riegelfachwerk abbrannte. Der Betrieb ist nicht gestört. An der neuen Straße von hier nach Wurmlingen wird gegenwärtig rüstig gearbeitet. Es sind dort meistens Italiener beschäftigt. Eine Steinzerkleinerungsmaschine mit Dampfmaschine ist schon mehrere Wochen damit beschäftigt, Beschotterung für die Straße zu liefern, so daß die Straße bis kommenden Herbst dem Betrieb übergeben werden kann. Dagegen er­fordert die Feldbereinigung rechts und links von dieser Straße, die gleichzeitig mit dem Straßenbau in Angriff ge­nommen wurde, mehr Arbeit, so daß mehrere Jahre bis zur endgültigen Regelung vergehen werden.

r. Neuenbürg, 24. Mai. Ein Schuljunge aus Birken­feld schoß in Uebermut mit einer kleinen Pistole gegen mehrere Mädchen, von denen ein kjähriges in den Kopf getroffen wurde. Durch den Oberamtsarzt wurde die Kugel entfernt.

r. Stuttgart, 24. Mai. In der Kakao- und Choko- ladeniederlage von Hermann Jaiser, Kaufmann, früher Königstr. 31, brach in vergangener Nacht Feuer aus, das

kurz nach 2'/« Uhr von einem Wächter der Nachtwach- und

Schließgesellschaft entdeckt und durch den Feuermelder, der gegenüber am Hotel zum König von Württemberg ange­bracht ist, von ihm der Feuerwache gemeldet wurde. Nach wenigen Minuten trafen die Löschmannschaften der Feuer­wache II ein, die unter Leitung des Branddirektors Jakobi mit 3 Strahlröhren das Feuer, das in den leicht brenn­baren Vorräten reiche Nahrung fand, etwa eine Stunde lang bekämpften. Besitzer des Hauses ist der Inhaber des Band- und Seidenwarengeschäftes Karl Frank, Kömgstr. 56. Die Räumlichkeiten waren erst seit 1. April durch Jaiser gemietet worden. Die Ursache des Brandes konnte noch nicht ermittelt werden. Der Schaden scheint ziemlich bedeutend zu sein.

r. Reutlingen, 23. Mai. Während der 47. Wan­derversammlung württ. Landwirte am 1. Juni 1907 werden folgende Referate gehalten: 1. Die Schweineseuche, ihre Erkennung und Bekämpfung. (Oberreg.-Rat Beiß- wänger-Stuttgart.) 2. Wanderarbeitsstätten. (Oberamt­mann Bürner-Blaubeuren.) 3. Aenderung des Farrenhal- tungsgesetzes. (Landesökonomierat Fecht-Stuttgart.) 4. Erstrebtes und Erreichtes in der württ. Pferdezucht. (Pro­fessor Dr. Gmelin-Stuttgart.) Nachmittags V-2 Uhr ist gemeinsames Mittagessen im Hotel Kronprinzen. 4 Uhr: Besichtigung des pomologischen Instituts und der Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte in der Fabrik Messing und Votteler. Abends 6 Uhr Konzert. Bei ge­nügender Beteiligung findet am folgenden Sonntag ein Ausflug nach den Gestüten Offenhausen nnd Marbach statt.

r. Ulm, 25. Mai. Einen peinlichen Auftritt gab es vorgestern abend im Cafe Linz in Neu-Ulm. Der württem- bergische, zur Artillerie kommandierte Leutnant Hans Mörschel, vom Infanterieregiment 127 stellte einen bayrischen Wallmeister zur Rede, weil in dieser angeblich im Lokal nicht gegrüßt hatte. Einige Zeit nach dem Wortwechsel erschien der Leutnant im Cafe mit einer Patrouille, befahl ihr das Aufpflanzen des Seitengewehrs und kündigte dem Wallmeister die Verhaftung an. Dieser gab seinen Säbel ab und schloß sich der Patrouille an, die ihn auf die Haupt- wache auf württemb. Ufer verbrachte. Der Vorfall dürfte ein gerichtliches Nachspiel haben.

r. Ulm, 24. Mai. Die Handelskammer Ulm sprach sich gestern gegen den Entwurf eines Reichsapothekengesetzes aus und nahm bei Beratung des Gegenstandes: Pensions- Versicherung für Privatangestellte folgende Resolution an: Die Kammer begrüßt die Bemühungen der Privatangestellten um eine staatliche Pensionsversicherung als im vollsten Maße berechtigt und zeitgemäß. Eine solche liegt nicht blos im Interesse der Privatangestellten, sondern auch in dem der Unternehmer, denen durch die staatliche Versicherung manche Sorge abgenommen würde. Die Kammer ist der Meinung, daß die Unternehmer bereit sind, das ihrige durch Ueber- nahme eines entsprechenden Teiles der Beiträge zur Durch­führung beizutragen. Sie setzt dabei voraus, daß bei der Inanspruchnahme der Unternehmer zu den Kosten der Ver­sicherung die Leistungsfähigkeit von Handel und Gewerbe und die Wettbewerbsfähigkeit mit dem Ausland gebührend berücksichtigt wird. Zur Frage der Einführung einer Um­satzsteuer für Mühlen erklärte die Kammer ihre Bereitwilligkeit zur Verbesserung der Lage der Müllerei, wenn gangbare Wege angegeben werden; zur Umsatzsteuer wolle sie Stellung nehmen, wenn die in Aussicht zu nehmenden Steuersätze der Kammer mitgeteilt würden. Die Kammer befaßte sich zum Schluß noch mit der Frage einer Weltausstellung in Berlin im Jahre 1913. Der Referent hierüber, Geh. Kommerzienrat Hägele von Geislingen trat für eine bejahende Beantwort­ung der von der Zentralstelle gestellten Fragen ein, in der Debatte wurde aber auf die bestehende Ausstellungsmüdig­keit und auf die minimalen praktischen Erfolge der Aus­stellungen für die Industrie so nachdrücklich hingewiesen, daß der Referent seine Anträge zurückzog und sich den übrigen Kammermitgliedern anschloß, die sich gegen die Abhaltung einer Weltausstellung in Berlin ausspracheu.

r. Ulm, 24. Mai. Der Magistrat von Neu-Ulm will dann, wenn die Neu-Ulmer Metzger sich nicht herbeilassen, die Fleischverkaufspreise mit den Einkaufspreisen besser in Einklang zu bringen, in Erwägungen über die Errichtung einer städtischen Verkaufsstelle für Fleisch eintreten, in welcher auswärtige Viehzüchter und-Händler Fleisch aushauen können.

Verbesserungen an Graf Zeppelins Luftschiff. Die Versuchsfahrten mit dem Zeppelinschen Luftschiff sollen, wie erinnerlich, auf dem Bodensee im Laufe dieses Sommers wieder ausgenommen werden. In Friedrichshafen sind in den letzten Tagen die ersten eisernen Pontons eingetroffen, welche die schwimmende Unterlage für die neue Riesen-Lust- schiffhalle bei Manzell bilden werden. Diese Luftschiffhalle wird, wie dem Berner Bund geschrieben wird, auf Kosten