8!. J ahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 ^ mit Träger­lohn 1 . 20 .6, im Bezirks­und 10 Lm-Verkehr I.2S im übrigen Württemberg I.3S Monatsab onnements nach Verhältnis.

HevnlpveHev Wv. 28 . Aernsprechen Wv. 28 .

Hl tz-8

Auflage 2600.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnt. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen und

Schwab. Landwirt.

^ »9

Amtliches.

Bekanntmachung

betr. die Maul- und Klauenseuche.

Nachdem im Oberamtsbezirk Freudenstadt die Maul­und Klauenseuche erloschen ist, gilt das Verbot des Handels im Umherziehcn mit Wiederkäuern und Schweinen sowie des Aufsuchens von Bestellungen seitens der Händler ohne Mitführung'von Tieren außerhalb ihres Niederlassungs­ortes nach Mitteilung des K. Oberamts nur mehr für die folgenden Orte des genannten Bezirks: Hochdorf, Göttel- fingen ohne die Parz. Eisenbach, Grömbach, Wörnersberg, Erzgrube, Edelweiler, Pfalzgrafenweiler, Durrweiler, Her­zogsweiler mit Kälberbronn und Neu-Nuifra, Cresbach mit Ober- und Unterwaldach, Hörschweiler und Tumlingen.

Die Ziff. 4 der oberamtlichen Bekanntmachung vom 1. Mai d. I. Gesellsch. Nr. LOS wird hienach abge­ändert.

Vorstehendes wolle ortsüblich bekannt gegeben werden.

Nagold, den 23. Mai 1907.

K. Oberamt.

__^_Mayer, Reg.-Ass.

Bekanntmachung

betr. die Maul- und Klauenseuche.

Anläßlich des am Montag den S7. d. Mts., statt- findenden Auftriebs auf die Jungviehweide in Unter­schwandorf wird darauf hingewiesen, daß das Durch­treiben von Wiederkäuern und Schweinen durch die verseuchten Orte Egenhausen und Rohrdorf verboten ist und der Weg zur Jungviehweide diese Orte nicht berühren darf.

Vorstehendes wolle von den Herren Ortsvorstehern als­bald ortsüblich bekannt gemacht werden. Ferner wird auch darauf aufmerksam gemacht, daß aus Egenhausen und Rohrdorf Wiederkäuer rc. nur mit oberamt­licher Erlaubnis ausgeführt werden dürfen.

Nagold, den 23. Mai 1907.

K. Oberamt. Mayer, Reg.-Ass.

K. Amtsgericht Nagold.

Der auf Montag, den 3. Juni 1907, nachmittags 3 Uhr bestimmte

Altensteiger Gerichtstag

ist auf

Montag, den Juni 1SV7, nachmittags 3 Uhr verlegt worden.

Den 23. Mai 1907. '

Amtsrichter: Schmid.

-UoMische Weverficht.

Der polnische Schnlstreik wird jetzt von den Ar­rangeuren selbst verloren gegeben. Der GnesenerLech", der ehemals lauteste Rufer im Streit, sagt, es wäre sträf-

Kagold, Areitag dm 24. Mai

lich, zu verschweigen, daß die Polen im Schulstreik unter­legen sind.

Der achte Internationale Landwirtschaftliche Kongreß ist in Wien unter überaus großer Beteiligung der landwirtschaftlichen Kreise aller Kulturstaaten eröffnet worden. Der Ackerbauminister Graf von Auersperg hieß die Teilnehmer namens der österreichischen Regierung herzlich willkommen. Reichsratsabgeordneter Fürst Auersperg wurde zum Präsidenten gewählt. Zum Ehrenvorsitzenden wurde u. a. Prinz Georg zu Schönaich-Carolath gewählt.

Der englische Botschafter in Konstantiuopel hat im Interesse der Ruhe und Ordnung in Mazedonien die Absetzung des griechischen Bischofs von Drama gefordert.

DerFrkf. Ztg." zufolge hat eine Räuberbande in Smyrna den Holländer van Hemsten, den Schwiegersohn eines reichen englischen Kaufmanns, gefangen genommen und fortgeschleppt. Die Höhe des von den Räubern ver­langten Lösegeldes ist bisher noch nicht bekannt geworden.

Die Araberstämme am Euphrat und Tigris sind wieder im offenen Aufruhr. Die türkischen Behörden find außer­stand, den Aufstand zu unterdrücken.

Das spanische Marinebudget soll nach einer Er­klärung des Marineministers zur Instandsetzung der Arsenale und zur Schaffung einer für die Küstenverteidigung aus­reichenden Flotte eine beträchtliche Erhöhung erfahren. Es sollen zu diesem Zweck im laufenden Jahr 50 und in den folgenden Jahren 65 Millionen Peseta ausgeworfen werden. Das Marinebudget sieht den Bau von drei Panzern von 15 000 Tonnen desselben Typs sowie von mehreren weniger großen Gefechtseinheiten und mehreren Unterseebooten vor. In der Hauptsache sollen die Bauten von spanischen Firmen ausgeführt werden. Der König hat ein Dekret unter­zeichnet, das eine höhere Behörde für Produktion und Handel schafft. Aufgabe dieser Behörde wird cs sein, die wirt­schaftlichen und kaufmännischen Kräfte des Landes zu or­ganisieren, die damit zusammenhängenden Probleme zu studieren und die zu ihrer Entwicklung geeigneten Mittel vorzufchlagen.

Der neuen japanisch-amerikanischen Freund­schaft, die durch den Besuch Kurokis in Amerika besiegelt wurde, ist jetzt auch noch eine materielle Grundlage gegeben worden. Nach einem Newyorker Blatt hat Japan für die südmandschurische Eisenbahn Bestellungen in Höhe von zwölf Millionen Dollar in Amerika gemacht. Japan zahlt hierbei z. B. an Carnegie für Schienen sogar etwas höhere als normale Preise, um sich eine raschere Lieferung zu sichern. Dem Präsidenten Roosevelt ist ein Bericht über die Stellung der Standard Oil-Company auf dem Petroleummärkt über­reicht worden. Er unterzieht unter Hinweis darauf, daß die Produktion in den Händen von nur einem Dutzend Leuten liege, das Verfahren und die Tendenzen der Ge­sellschaft einer scharfen Kritik. Die Chicago-Rock Island and Pacific Eisenbahngesellschaft wurde für schuldig erklärt, Frachtrabatte auf Kaffeesendungen gewährt zu haben und zu 10 000 Dollar Geldstrafe verurteilt.

Durch den marokkanischen DampferGaida" ist ein Bombardement von Mar Chica erfolgt, über das nähere Nachrichten noch fehlen. Es scheint jedoch Erfolg

1807

gehabt zu haben, denn über Madrid wird aus Melilla ge' meldet: Die Aufständischen haben vor Tagesanbruch das Fort Mar Chica verlassen. Die scherifischen Mannschaften rückten dorthin vor, wobei sie die Schuppenbauten der alten Faktorei niederbrannten. Ueber die Ebene von Akaman ziehen Rauch­wolken; am Horizont nimmt man Flammen wahr.

In Persien find neue Unruhe» ausgebroche».

In Täbris besetzten Mitglieder des örtlichen Medschlis und der Geistlichkeit, welchen eine große Volksmenge voranzog, das Telegraphenamt und verlangten Bestätigung der Grund­gesetze durch den Schah. Die Bevölkerung von Täbris for­derte diejenige anderer Städte auf, diese Forderung telegraphisch zu unterstützen. Aehnliche Unruhen fanden auch in Rescht, Kermanschah und Schiras, wo der Gouverneur an heiliger Stätte Zuflucht suchen mußte, statt. In Teheran wurde der frühere Minister für Zölle und Post von einer Volksmenge angehalten, die von ihm Geld ver langte. _

Gages-Meuigkeiten.

Aus Stadt und Laut».

Nagold, 24 Mat.

Abschied. Am Pfingstmontag nachmittag versam­melten sich im Gasth. z.Rößle" die Staatsstraßenwärter der Bezirke NagoldCalwHerrenberg zu einer Abschieds­feier für den in den Ruhestand getretenen Herrn Straßen­meister Mogler von Hirsau. Letzterer begrüßte die Ver­sammlung und dankte für das zahlreiche Erscheinen; er gab dann einen Rückblick auf seine 33 /,jährige Dienstzeit und die seither vorgekommenen Arbeiten an Straßen und Brücken; er mahnte weiter zu treuer und pünktlicher Pflichterfüllung und schloß mit dem Gedenken an die während seiner Dienst­zeit gestorbenen 72 Straßenwärter zu deren Ehrung man sich von den Sitzen erhob. Vertrauensmann Müller von Gültstein trug ein humoristisches Gedicht vor, das Szenen aus dem Dienst zeigte und großen Beifall fand. Obmann Stellvertreter Martini-Emmingen dankte dem Scheidenden für seine einsichtsvolle und wohlwollende Behandlung der Untergebenen. Er rühmte ihn als tüchtigen Beamten, der auch durch Verleihung des Verdienstordens ausgezeichnet wurde, sowie als wackeren Soldaten und Veteranen von 1870/71 und brachte ihm ein dreifachesHurra" aus, das donnerndes Echo fand. Obmann Walz-Deckenpfronn dankte dem Scheidenden für seine Verdienste um das Zu­standekommen des Straßenwärter-Verbands und mahnte zu festem Zusammenhalten. Der Scheidende hatte einen Frei­trunk gespendet, wofür besonders gedankt wurde. Sodann wurde dem Herrn Straßenmeister von den Vertrauensmännern im Namen der Wärter der drei Oberamtsbezirke je ein kleines Andenken überreicht. Damit schloß die schöne Feier.

-- Schietinge«, 23. Mai. Den ersten Bienenschwarm im Täle erhielt gestern Schreiner Julius Speer hier.

Oberjettingen, 23. Mai. Aus Anlaß seiner 26- jährigen Lehrtätigkeit in hiesiger Gemeinde'wurde) dem dortigen ersten Schullehrer Deuble eine schöne Ehrung von

Das Testament des Bankiers.

Kriminalroman von A. M. Barbonr.

Aurorifiert. Nachdruck verboten (Fortsetzung.)

So ist es," antwortete Skott dem Fräulein Carleton, und gerade solche falsche, auf wahren Tatsachen fußende Darstellungen sind meist am schwersten zu bekämpfen. Ohne Frage ist der Schein so gegen mich, daß ich mich im Grunde nicht wundern darf, wenn ich allen verdächtig geworden bin, und um so höher muß ich es schätzen, daß in Ihnen der Verdacht noch nicht völlig erweckt zu sein scheint."

Vielleicht schlummert er bei mir noch in demselben Maße, wie bei Ihnen die Furcht. Ich habe an Ihnen noch nicht die geringste Besorgnis über' den Ausgang der Sache entdecken können."

Die habe ich auch nicht, aber es ärgert mich, daß sich gerade jetzt alle Umstände gegen mich verbunden zu haben scheinen, und es widert mich an, erkennen zu müssen, wie schnell Leute nach dem Scheine urteilen und ver­dammen."

Gewiß; ich verstehe Ihre Gefühle vollkommen," er­widerte die junge Dame, indem sie sich erhob,trösten Sie sich aber damit, daß die meisten Menschen, wenn persön­liches Interesse dabei in Betracht kommt, sich um so leicht­gläubiger zeigen, je ungeahnter und ungeheuerlicher die plötz­lich zutage tretenden Enthüllungen sind."

Während dieser Worte waren beide zum Zimmer hi-

, naus wieder nach dem Verhandlungssaal geschritten. Um die Lippen des so weltklug sprechenden Mädchens spielte das j nämliche Lächeln, das den schwer Verdächtigten schon ein- ! mal während der Vormittagsverhandlung so wohltuend be- , rührt hatte.

Die Fäden verwirren sich.

' Die Fortsetzung des Verhörs begann mit der Vernehm- j ung der Köchin Marie Catron. Ihre Aussage war nur i kurz, wurde jedoch mit amüsanter Geradheit abgegeben. ! Ueber die Vorgänge des dem Mord vorhergegaugenen Tages ^ befragt, antwortete sie:

!Ich weiß nichts als das, was die anderen schwatzten. ' Mein Platz ist in der Küche." Sie warf einen verächtlichen ! Blick auf das Stubenmädchen.Ich kann nicht müßig in : den Korridoren herumlungern und auf den Besenstiel ge- ! stützt an den Schlüssellöchern horchen."

>Bezog sich das Geschwätz, von dem Sie sprechen, auf ! die letzten Ereignisse, die sich hier abspielten?"

!Tja wie man's nehmen will. Meist sprach man

! über das Testament und dessen Inhalt."

!Wie hatte denn die Dienerschaft von dem Inhalt des , Testaments Kenntnis erlangt?" jJa, lieber Herr, das ist mehr, als ich sagen kann, j ich weiß eben nur, daß gewisse Leute so ihre gewisse Art ! haben."

! Weitere Fragen ergaben, daß sie in der Nacht des i Mordes zwischen zwei und drei Uhr durch einen Ton erweckt j worden war, der wie das Schließen einer Haustür geklungen

hatte.Ich lauschte eine Weile," fuhr sie fort,hörte aber nichts mehr und duselte wieder ein. Bald aber vernahm ich nochmals ein Geräusch. Nun war ich aber doch neu­gierig, stand auf und öffnete leise mein zu ebener Erde liegendes Fenster. Da sah ich den Kutscher mit offenem Maule dastehen und wie blödsinnig das Haus anstarren. Der Mensch kam mir rein mondsüchtig vor, denn er mur­melte auch vor sich hin, als ob er mit sich selber spräche. Ich wollte ihm eben zurufen, er solle sich nach Hause scheren, da ging er aber schon von selber."

Schien er Ihnen betrunken?"

Das gerade nicht, ich halte ihn aber auch, wenn er nüchtern ist, für halb verdreht und glaube, daß man ihn nicht für alles, was er sagt oder tut, verantwortlich machen kann."

Begaben Sie sich, als Sie von dem Mord erfuhren, gleich nach dem Turmzimmer?"

Natürlich. Auf der Stelle ließ ich alles stehen und liegen und lief hin."

Trafen Sie dort schon viele?"

O ja. Wohl ziemlich das ganze Hausgesinde. Wer etwa sonst noch da war, weiß ich nicht; ich habe mich in der Aufregung nicht viel umgesehen. Als ich wieder weg­ging, kam Herr Whitney."

Begegneten Sie auf dem Rückweg nach der Küche noch anderen Leuten?"

Nein, ich sah aber, ohne daß sie mich sah, die Haus­hälterin aus der Stube ihres Sohnes kommen und hörte,