81 - Jahrgang.
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JernfprecHev Wr. 29.
Jevnsprecbev Wv. 29.
Auflage 2600 .
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Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
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Kagotd, Dienstag dm 21. Mai
1907
Amtliches.
Bekanntmachung,
betr. das Verbot des Feilbietens von Bäumen und Sträuchern im Umherziehen.
Nach keinem Erlaß des K. Ministeriums des Innern wird das Verbot des Feilbietens von Bäumen und Sträuchern im Umherziehe« häufig nicht beachtet und findet ein Feilbieten von Obstbäumen und Obststräuchen im Umherziehen statt, wodurch der inländische Obstbau umsomehr geschädigt wird, als hiebei vielfach minderwertige oder ungeeignete Sorten angeboten werden.
Es wird daher ausdrücklich darauf hingewiesen, daß nach Z 56 Abs. 2 Ziffer 10 der Gewerbeordnung vom Ankauf oder Feilbieten im Umherziehe» ansge- schlosfe» sind:
Bäume aller Art, Sträncher, Schnitt-, Wurzel- Reben, Futtermittel und Sämereien, mit Ausnahme von Gemüse- und Blumensamen, und daß Zuwiderhandlungen nach H 148 Ziffer 7 n der Gewerbeordnung mit Geldstrafe bis 150 oder Haft bis zu 4 Wochen bestraft werden.
Die Ortsbehörden werden ersucht, Vorstehendes ortsüblich bekannt zu geben und von etwaigen zu ihrer Kenntnis kommenden Uebertretungen des Verbots Anzeige zu machen.
Nagold, den 17. Mai 1907.
K. Oberamt.
Mayer, Reg.-Ass.
Wotttischs HlsSsrsicht.
Die braunschweigische Regentschaftsfrage wird noch in diesem Monat ihre definitive Lösung finden. Nachdem in einer kürzlich abgehaltenen vertraulichen Beratung der Mitglieder des Landtags und des Ministeriums eine Klärung der Angelegenheit erfolgte, hat der Regentschaftsrat nunmehr den Landtag zur Vornahme der Regentenwahl auf den 27. Mai einberufen.
Im französischen Ministerrat teilte Pichon gestern mit, daß der französische Gesandte in Tanger vom marokkanischen Minister des Auswärtigen, Abdelkrim ben Sliman, ein Schreiben erhalten habe, das in bezug auf die französischen Forderungen wegen der Ermordung des Dr. Mauchamp als befriedigend angesehen werden könne. Abschrift des Schreibens fei unterwegs, so daß der Wortlaut vom Ministerrat sofort nach Eingang geprüft werden könne. Ferner wurde mitgeteilt, daß gegen die Einstellung des Gerichtsverfahrens in Sachen des Grubenunglücks von Courri^res voni Justizminister Berufung eingelegt worden ist.
Sämtliche monarchistische Parteien Portugals bilden eine Vereinigung, um gegen die Diktatur zu protestieren; die anzuwendenden Mittel sind noch unbekannt. Die Minister haben beschlossen, den Wortlaut der Diktaturdekrete, die sie erlassen wollen, vor ihrer Unterzeichnung zu veröffent
lichen, damit die öffentliche Meinung dazu Stellung nehmen könne. Trotz zahlreicher offiziöser Beschwichtigungsversuche hat das Ministerium alle Parteien gegen sich.
König Alfons von Spanien wird als Gast des Kaisers der Kieler Woche auf der Jacht Mourisco beiwohnen. — Die den Cortes demnächst zugehende Marinevorlage wird 200 Millionen Pesetas zur Herstellung mehrerer Panzerschiffe fordern. Den Bau der Schiffe sollen englische Werften übernehmen. __
Parlamentarische Nachrichten.
Württembcrgischer Landtag.
r. Stuttgart, 17. Mai. Die Zweite Kammer
nahm, wie schon kurz gemeldet, in ihrer heutigen Sitzung zunächst den Gesetzentwurf betr. die Gewährung von Notstandsdarlehen bis zum Gesamtbetrag von 820 000 an Gemeinden infolge des Ausfalls der Weinernte im Jahre 1906 in erster und in zweiter Lesung einstimmig an. Die Darlehen werden auf zwei Jahre unverzinslich, fürderhin gegen 3° ° und zwar längstens bis zum 1. Juni 1911 gewährt. Redner sämtlicher Parteien sprechen ihre Freude über die schnelle Hilfe der Regierung aus. Einen Wunsch um Nachlaß der Grundsteuer erklärte der Finanzminister v. Zeh er für gesetzlich nicht erfüllbar. Im Laufe der Debatte kam auch zum Ausdruck, daß es für die Weingärtner jetzt Zeit sei, mit dem Spritzen von Kupfervitriol zur Bekämpfung der Reblaus zu beginnen. Alsdann wurde der dringende Antrag Herbster (Ztr.) beraten betr. sofortige Maßregelnzu Gunsten der infolge des Hohenstadter Brandunglücks in Notstand geratenen Personen und betr. Erwägungen darüber, ob nicht die Notlage eine staatliche Hilfe durch Gewährung unverzinslicher Darlehen rechtfertigt. Bejahendenfalls soll die Regierung eine entsprechende Gesetzesvorlage. einbringen. Minister v. Pischek bestätigte die Angaben des Antragsstellers über die ungünstige Lage der Gemeinden (der ungedeckte Mobiliarschaden beträgt 11000 der Wert der abgebrannten Gebäude ist auf
32 000 ^ geschätzt, die Versicherungssumme beträgt 28 000 Mark) und teilte mit, daß die Zentralstelle des Wohltätigkeitsvereins zur Hilfe bereit sei und eine Kollekte gestattet werden könne. Zu staatlichem Eingreifen liege schon aus Gründen der Konsequenz — jedes Jahr kommen 2 solcher Brände vor — kein Anlaß vor. Im Laufe der Erörterung wurde von dem Abg. Liesch ing der Antrag als ungerechtfertigt hingestellt, während Minister v. Pischek und Dr. Mülberger (D. P.) die Berechtigung Zur Zeit der Einbringung des Antrags zugaben, was den Abg. Rembold-Aalen (Ztr.) veranlaßte, eine auffallend unfreundliche Haltung der
i Volkspartei in dieser Frage fcstzustellen. Die Sache fand ihre Erledigung durch Annahme eines Antrags Hildenbrand ' mit 40 gegen 37 Stimmen des Zentrums und des Bauernbunds, demzufolge der Antrag Herbster durch die Erklärungen des Ministers fiir erledigt erklärt wird. In der sodann i fortgesetzten Beratung des Etats des Innern beim Kap.
33 Landeshebammenschule wurde eine Eingabe betr. ! die Errichtung einer solchen Schule für Frauen aus gebildeten
Ständen im Anschluß an die Universität in Tübingen für
erledigt erklärt Und ein Antrag« des Abg. Rembold-Aalen (Ztr.) betr.Erleichterung der Zulassung von Frauen aller Stande (d. h. auch der gebildeten) an die Landeshebammenschule m Stuttgart angenommen unter Zufügung eines mit 39 ge(M 36 Stimmen beschlossenen Antrags Lindemann (Soz.) betr. Erwägung darüber, ob nicht durch die Organisation der Unterrichtskurse auf die Interessen der Zöglinge mit besserer Vorbildung Rücksicht genommen werden kann. Gegen die Eingabe wurde namentlich auch vom Minister von Pischek geltend gemacht, daß bei ihrer Durchführung nachher ein unerwünschter Unterschied gemacht werde zwischen gebildeter und ungebildeter Hebamme. Den Nagel in der sehr langen Debatte, die schon gestern begonnen hatte, durste wohl der Abg. Späth (Ztr.) auf den Kopf getroffen haben, er sagte, das Land würde über diese Debatte den Kops schütteln. Hebamme sei Hebamme, es komme nur auf Reinlichkeit und Geschicklichkeit an. (Heiterkeit.) Die nun folgende Beratung des Kap. 38, Zentralstelle für Gewerbe und Handel, führte zunächst zu einer Geschäftsordnungsdebatte über die Behandlung der 11 zu Titel 1 dieses Kapitel gestellten Anträge. Zunächst brachten der Berichterstatter Rembold-Aalen (Ztr.) und der Abg. Leibfried (Vp.) einige allgemeine Fragen zur Sprache. Der Abg. Walter (Ztr.) begründete hierauf folgende Anträge: Die K. Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage über die Erteilung des Wandergewerbescheines und der Legitimationskarte für Detailreisende durch die Verwaltungsbehörden eine eingehende Statistik vorzulegen, ferner im Bundesrat für eine Erweiterung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb und für eine gesetzliche Regelung des Ausverkaufswesens einzutreten. Brannger (Ztr.) begründet einen Antrag betr. Unterwerfung des Flaschenbierhandels unter die Konzesstonspflicht. — Die Weiterberatung wurde auf 28. Mai anberaumt.
Landständisches. Dem Präsidium der Zweiten Kammer ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aen- derungen einiger Schulgesetze zugegangen.
Gagss-Weuigkeiten.
Aus Stadt und Laub.
Nagold. 21 Mai.
Auskunft in Betreff der künftige» Verkäufe von Brennholz aus dem hiesigen Stadtwald.
(Mitgeteilt.) Denjenigen Leuten in Stadt und Bezirk, welche ihr Brennholz aus dem Nagolder Stadtwald zu beziehen pflegen, möchte der Einsender dieser Zeilen (der bei der Redaktion dieser Zeitung zu erfragen ist) im Voraus die für sie wichtigeMitteilung machen :1) daß in diesem Frühjahr nur noch die 2 in der heutigen Nummer des Gesellschafter ausgeschriebenen Brennholzverkäufe stattfinden, daß also kein solcher auf dem Rathause mehr Nachfolgen wird. 2) Daß ferner in den nächstfolgenden Hiebsjahren infolge des gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichs der letztjährigen Ueber- hiebe jährlich etwa 600 Rm. Beigholz und etwa 30000
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbour.
Arrlorifiert. — Nachdruck verboten (Fortsetzung.) '
„Er soll am Abend in Begleitung eines anderen Mannes gekommen sein. Wie sah der aus?"
„Viel habe ich nicht von ihm gesehen, weil er im Schatten stand; ich glaube aber, er war ebensogroß wie Herr Hobson, nur viel stärker."
„Haben Sie später beide wieder Weggehen sehen?"
„Nein."
Der Portier wurde entlassen, und der Kutscher Brown aufgerufen.
„Nun, Brown, erzählen Sie einmal, wann und wie Sie Kenntnis von dem Tode Herrn Mainwarings erhielten." ^ . "Das war gestern früh so gegen halb acht. Ich striegelte gerade die Pferde, da kam ,Onkel Moses" — mit Verlaub, wir nennen nämlich den Gärtner so — und schreit: ,^esus, Jesus, der Herr ist gemordet, er liegt im Turm- znnmer und alle"-"
.. ,,Schon gut/" unterbrach der Coroner den als sehr AsAg bekamten Mann. „Wie lange waren Sie schon im Stalle, als Sie die Nachricht erhielten?""
„Na, 'ne gute Stunde kanns wohl gewesen sein.""
„Waren Sie vorher schon im Hause gewesen?""
„Nein, aber nun lief ich gleich in die Küche, um noch mehr zu erfahren. Alles redete da durcheinander, daß man
; gar nicht zu Worte kommen konnte, ich wußte aber etwas, was kein anderer wußte, denn ich hatte in der Nacht etwas gesehen, und als ich endlich Ruhe geschaffen hatte und gerade im Begriff bin, den Leuten das zu erzählen, kommt der Portier und sagt, ich sollte gleich zu Herrn Ralph kommen.""
„Wo waren Sie in der Stacht?"" fragte der Coroner plötzlich.
Brown stutzte einen Augenblick, antwortete dann aber bereitwillig: „Na, Wenns sein muß — ich war mit ein paar Freunden zur Stadt gefahren und kam von dort erst ziemlich spät zurück. Sehen Sie, gerade das aber war ein sehr glücklicher Umstand.""
„Wieso?""
Der Zeuge räusperte sich. Er sah die Gelegenheit zu einem längeren Vortrag vor sich und gedachte diese voll auszunützen. Langsam und selbstbewußt, im Gefühle seiner Wichtigkeit, begann er:
„Also, das kam so: Wie ich schon sagte, hatten wir uns etwas verspätet, und als wir hier auf dem Bahnhofe wieder ankamen, eilte ich, nach Hause zu kommen. Ich schlug den kürzesten Weg nach dem Fußpfade ein, der um den See herum in den Park führt. Als ich da eilig am Ufer ^ entlang schreite und um eine Ecke biege, sehe ich auf einmal in kurzer Entfernung vor mir einen Mann stehen, der mir den Rücken zukehrt. Er war groß und schien rabenschwarzes Haar zu haben; sein Ueberzieher reichte ihm beinahe bis auf die Füße. Ich war neugierig, was der um die Zeit da machte, und schlüpfte schnell hinter ein paar
dicke Bäume. Kaum stand ich da, als er sich bückte und etwas vom Boden aufhob. Dann ging er weiter und kam gerade auf mich zu. Der Mond schien hell, und ich bemühte mich, sein Gesicht zu sehen, das gelang mir aber nicht, da er den Mond hinter sich hatte. Nachdem er an mir vorüber war, paßte ich auf, welchen Weg er nehmen würde, und da sah ich, daß er schnell auf dem Fußweg davon schritt, den ich eben gegangen war, er also wohl nach der Stadt wollte.""
„Haben Sie nicht sehen können, was er von der Erde aufhob?""
„Mir kam das Ding vor wie ein in Papier eingeschlagener kleiner Kasten.""
„Faßten Sie keinen Verdacht? Stieg in Ihnen nicht der Gedanke auf, den Mann anzusprechen, um ihn näher in Augenschein zu nehmen, wo er doch zu so ungewöhnlicher Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach vom Hause chergekommen sein mußte?""
„Na ja, das wäre wohl am Ende richtig gewesen, aber ich wollte mich nicht gern sehen lassen, und legte der Sache auch kein großes Gewicht bei, bis ,Onkel Moses" mir gestern früherzählte, er hätte in der Nacht gesehen...""
„Ach, kümmem Sie sich doch nicht um das, was der sah, das werden wir von ihm selber hören. Hier handelt es sich um Ihre persönlichen Wahrnehmungen. Haben Sie noch eine Aussage zu machen?""
(Fortsetzung folgt.)