81- Jahrga ng.

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Mit dem Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

^ 115

Magold, Samstag dm 18. Mai

1907

Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Dienstag nachmittag.

Amtliches.

Bekanntmachung betr« Maßregeln gegen die Manl- und Klauenseuche.

Für den am Dienstag, den 21. Mai d. I. in Rott­weil stattfindenden Viehmarkt gelten nachfolgende Anord­nungen: 1) Auf den Marktplatz werden nur solche Wieder­käuer und Schweine zugelassen, die auf Grund der am Ein­gang zum Marktplatz stattfindenden tierärztlichen Untersuch­ung für gesund und seuchenfrei befunden worden sind. 2) Die mit der Eisenbahn eintreffenden Transporte von Wieder­käuern u. Schweinen werden auf dem Bahnhof tierärztlich unter­sucht. Die Tiere dürfen erst dann, wenn diese Untersuchung deren Seuchenfreiheit ergeben hat, vom Bahnhof wegge­trieben werden. 3) Viehtransporte, die aus den verseuchten württembergischen Bezirken, aus Baden, Elsaß-Lothringen und aus dem bayerischen Kreis Schwaben stammen, werden zum Markt nicht zugelassen. 4) Der Handel mit Vieh außerhalb des Marktplatzes ist verboten. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen Werdens strengstens bestraft. Die Schultheißenämter werden angewiesen, Vorstehendes in ihren Gemeinden ortsüblich bekannt zu machen.

Rottweil, den 13. Mai 1907.

K. Oberamt. Amtmann Lemppenau.

Vorstehendes wird mit dem Anfügen bekannt gegeben, daß die Ziffer S für den Oberamtsbezirk Nagold zutrifft.

Nagold, den 17. Mai 1907.

K. Oberamt. Mayer, Reg.-Afs.

Pfingsten.

Pfingsten wird gemeinhindas liebliche Fest" genannt, aber freilich nicht nach seiner christlichen Eigenart, sondern vielmehr im Hinblick auf das Grünen und Blühen in der Natur, die sich unter den warmen Strahlen der milden, Wunder wirkenden Frühlingssonne neu belebt hat und nun in einer unendlichen Fülle farbenprächtiger Blumen zu einem herrlichen Garten geworden ist. Da wird uns das Herz weit, und es zieht uns mit Allgewalt hinaus in die frische Gotteslust, um alle die Pracht zu schauen, sei es, um dem Schöpfer aller Dinge aus tiefstem Grunde inmitten seiner Werke zu danken, sei es nur, um sie zu genießen und auszuruhen von der Arbeit vergangener Wochen oder Monate. Doch nicht nur draußen in der Natur ist es Frühling geworden, nein, wir haben ihn auch hincingetragen in unsere Wohnung, die wir mit blühenden Blumen aller Art schmückten, und in unser Haus, das wir mit dem ersten saftigen Grün verschiedener sogenannten Maien verzierten. Woher stammt diese Sitte? Gewiß aus uralter Zeit, denn schon die ältesten Heidenvölker haben Jahr für Jahr, wenn der Lenz seine Herrschaft angetreten hatte, ein Frühlingsfest gefeiert, doch ist unser Pfingsten aus dem jüdischen Wochenfest, an dem sich die erste christliche Gemeinde um ihre Apostel scharte, entstanden, und die christliche Kirche feiert seitdem 50 Tage nach Ostern zum Andenken an die Ausgießung des heiligen Geistes das heilige Pfingstfest.

Wie stark und wie kräftig hat die Lehre Christi gewirkt! Aus der ersten Gemeinde von etwa dreitausend Seelen find unzählige Gemeinden geworden, die je nach den oörtlichen Verhältnissen bis zu sechzigtausend Glieder und noch mehr zählen, die ausgebreitet sind über die ganze Erde, über alle fünf Weltteile. Wenn wir das Anwachsen des Christen­tums sehen und uns vergegenwärtigen, wie es trotz der Feindschaft Andersgläubiger und trotz der Bestrebungen, es auszurotten, wie es zur Zeit der Christenverfolgungen geschah, alle Fährnisse überdauert hat und heute fester, denn je da­steht, so werden wir nicht verkennen, daß die Lehre Christi eine Perle ist, die dem Gläubigen um keinen Preis feil ist, ja ihm steht, wie der Märtyrertod so vieler Christen zeigt, höher, als selbst das Leben. Der Christ steht in Treue fest zu seinem Erlöser, nicht gebunden durch heiligen Eid­schwur, sondern allein in der Betätigung seines eigenen freien Willens.

Können wir nicht für unser staatliches Leben etwas daraus lernen? Haben nicht auch wir eine Perle, die uns höher stehen muß, als das Leben, und zwar ebenfalls aus eigenster freier Entschließung? Sollte nicht auch das deutsche Volk ein Kleinod haben, unter dessen weithin leuchtenden

Strahlen Haß und Neid, Mißgunst und Eifersucht, persönliche

und Parteiinteressen dahinschwinden, wie das Eis vor der Sonne? Sollte nicht das deutsche Volk einen Schatz haben, der allen zu gleichen Teilen gemeinsam gehört und den zu hüten jeder als sein ureigenstes Amt ansieht? O, warum fragen wir erst so! Wir alle wissen es und fühlen es, wir haben ein ruhmgekröntes, einiges Deutschland als hei­liges Vermächtnis unserer Väter; wir haben ein gemein­sames teures Vaterland, von dem wir alle leben; wir haben einen Kaiser, der uns liebevoll beschützt. Wie könnten wir da anders, als uns dankbar erweisen und soweit auch sonst unser Denken und Fühlen, unser Streben und Wollen auseinandergehen mögen einig und eins sein in hin­gebender, treuer, opferwilliger Liebe zu Kaiser und Reich bis zum Tode. Wie einst aus der ersten christlichen Ge­meinde immer mehr Gemeinden emporblühten, so möge auch das ist unser Pfingstgruß und -Wunsch aus der Gemeinde derer, die unser herrliches Deutschland mehr lieben, als ihr Leben und die unfern Willensstärken, zielbewußten Kaiser verehren, ein rechter Pfingstgruß ausgehen und die noch Außenstehenden mit Allgewalt erfassen, so daß bald der Tag komme, von dem jeder Deutsche sagen kann: Ein Kaiser, Ein Vaterland!

Parlamentarische Nachrichten.

Württembergifcher Landtag.

r. Stuttgart, 16. Mai. Die Zweite Kammer

hat heute die Beratung über den Etat des Innern bei Kapitel 30 (öffentliche Gesundheitspflege) fortgesetzt, wobei Dr. Bauer Uebergang der Leichenschau an Aerzte, Verbesserung des Hebammenwesens und Ausbau der Heb­ammenschule wünschte und unter großer Heiterkeit des Hauses meinte, man dürfe bei der Fürsorge für das Hebammen­wesen nicht außer acht lassen, daß das Kindergebären eine der produktivsten Tätigkeiten sei. Der Berichterstatter Rem- bold-Aalen (Ztr.) sprach seine Freude über die Zunahme der Bezirkskrankenhäuser um 16 aus und äußerte wesentliche Bedenken gegen eine Eingabe um Errichtung einer Hebammen­schule für Frauen gebildeter Stände im Anschluß an die neue Frauenklinik in Tübingen. Zu bedauern sei, daß nicht Mädchen aus den besseren Kreisen sich dem Hebammenberus widmen. Sie sollten das tun, aber nicht gesondert von anderen Hebammen. Minister v. Pischek sprach sich gleich­falls gegen eine Hebammenschule in Tübingen aus und wies darauf hin, daß schon jetzt Mädchen aus gebildeten Kreisen in der Landeshebammenschule nicht gerade seltene Erschein­ungen seien. Hoffentlich würden bald die Mittel für einen Neubau der Landeshebammenschule vorhanden sein. Ein Angebot der jetzigen Schule an Stuttgart um 670000 ^ sei nicht angenommen worden. Dr. Wolfs (B.K.) machte der erwähnten Eingabe Ueberschätzung der formalen Bildung zum Vorwurf und befürchtete von ihr eine Erweiterung der sozialen Kluft, welcher Auffassung der Abg. Liesch ing (Vp.) widersprach. Dr. Lindemann (Soz.) bezeichnete als Ideal, daß die Geburtshilfe nur durch Arzte ausgeübt werde. Die Abgg. Nägele (Vp.) und Häffner (D. P.) erklärten die Tendenz der Eingabe für berechtigt; die Kennt­nisse der Hebammen, namentlich auf dem Lande ließen mit­unter viel zu wünschen übrig. Bei Kapitel 32 (für ortho­pädische Heilzwecke 7500 -^) wünschte der Abg. Hauser (Ztr.) in Anbetracht des hohen Wertes der Orthopädie eine Erhöhung dieser Exigenz im nächsten Etat. Minister v. Pischek erklärte, er werde sich die Fürsorge für die armen Krüppel angelegen sein lassen und bezeichnete die Klagen über das medico-mechanische Institut in Stuttgart für unbegründet. Beim Kapitel 33 Landeshebammen­schule konnte die Beratung nicht mehr zu Ende geführt werden, weil auf '/-I Uhr eine gemeinschaftliche Sitzung beider Kammern der Ständeversammlung anberaumt war, in der Gerichtsassessor Alfred'Stockmayer zum Obersekretär der Staatsschuldenkasse und Oberbürgermeister Hartenstein- Ludwigsburg mit 102 Sftmmen zum Mitglied des Staats­gerichtshofes gewählt wurde. Morgen Fortsetzung.

Stuttgart, 17. Mai. Die zweite Kammer hat heute nach kurzer Debatte einstimmig den Gesetzentwurf betr. die Gewährung von Notstandsanlehen an Gemeinden in­folge des Ausfalls der Weinernte angenommen. Bei Be­sprechung des Antrags Herbster wegen Gewährung von Unterstützungen an die Abgebrannten in Hohnstadt machte Minister v. Pischek die Mitteilung, daß der gesamte Brand­schaden nur 32000 betrage, denen ein Ersatz von 28000 gegenüberstehe. Der Mobiliarschaden wird auf 11000 geschätzt, wovon 6000 ^ durch Versicherung gedeckt find. Es ist daher für staatliche Unterstützung kein Grund vorhanden.

Gages-Meuigksiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold. 18 Mar.

* Vom Rathaus. Sitzung vom 17. Mai. Der

Gemeindeoberförster referiert, daß bei dem Holzverkauf M Stadtwald Kehrhalde aus 1 Rm. hartes Laubholz (nicht buchenes) 12 86 --Z, 1 Rm. gesundes und anbrüchiges

Nadelholz 8 74 1 hundert Laubreis 15 60 --Z,

Nadelreis 11 90 ^ durchschnittlich, beim Stammholz­

verkauf am 14. d. Ms. 136 °/° der Forsttaxe erlöst wurden. Vergeben werden die Sandtrottoirs in der Eisbergstr. zu 10» Abgebot an Bauwerkmeister W. Benz, die An- streich- und Gipserarbeiten am alten Zellerhaus an Maler­meister W. Walz mit 10 °/°, bezw. an Gipsermeister Hafuer mit 6 °/° Abgebot. Durch Erlaß teilt K. Oberamt mit, daß Sägewerkbesitzer Theurer in Altensteig gegen die Floß­sperre vom 15. Juni an wegen des Brückenbaus beim Schiff Widerspruch erhoben habe. Der Gemeinderat nimmt die Begründung an und zieht seinen Antrag zurück. Es bleibt dann bei der allgemein festgelegten Floßsperre des Monats August; zugleich wird auf Anmeldung des Brückenbaus zur Konzession bei K. Kreisregiemng hingewiesen und wird demzufolge diese nachgesucht. Beschlossen wird Heuer wieder ein Kinderfest abznhalten und zwar Ende Mai oder Anfang Juni; der Tag wird durch die Ortsschulbe­hörde festgesetzt werden. Von Maßnahmen zur Vertilg­ung der Maikäfer soll noch Abstand genommen werden, da von einem massenhaften Auftreten auf hiesiger Markung nicht gesprochen werden könne und zudem infolge der einge­tretenen kühlen Temperatur eine Abnahme der Käfer zu bemerken sei. Bezüglich eines Artikels im Gesellschafter betr. die Fortbildungsschulsrage bezw. deren neuen Stunden­plan wird vom Vorsitzenden bemerkt, aus dein sonst sachlich gehaltenen Artikel gehe hervor, daß in der Sache unklare Auffassungen vorherrschten; auch sei es bedauerlich, daß in den Wirtshäusern in unschöner Weise geschimpft würde, nachdem der Vorstand der Schule und der Gewerbeschulrat mit verschiedenen Handwerksmeistern betr. Regelung der Sache einig geworden waren. Um eine Verständigung nach jeder Hinsicht herbeizuführen werde nun eine Versammlung aus Dienstag den 21. ds. abends 6 Uhr in das Rathaus einberufen. Damit ist die öffentl. Sitzung geschloffen.

* Die kalten Tage des Mai sind bälder gekommen, als anzunehmen war und werden nach der auffallenden Hitze der voraufgegangenen Tage doppelt fühlbar empfunden. Heute kämpft die wärmende Sonne um die Herrschaft gegen Kälterückschlag und Regen. Hoffentlich bleibt sie Siegerin und beschert uns ein schönes warmes Pfingstfest.

Fleischpreise. Von heute ab kostet das Pfund Schweine­fleisch 64 Rindfleisch 80 Kalbfleisch 84

Heim Nagold (Erholungs- und Versorgungsheim). Diese hiesige wohltätige Anstalt, welche nächsten Montag ihre Jahresfeier begeht, blickt auf ein weiteres erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. In dem so schön und sonnig gelegenen, gegen rauhe Ost- und Nordwinde geschützten Hause, mit seiner prachtvollen Aussicht über Tal und Stadt fanden im verflossenen Rechnungsjahre, das mit dem 31. März schloß, 142 Personen mit 6720 Tagen Verpflegung. Ein kleiner Teil der Gäste bezahlte die hier übliche Taxe von 2,503 ^ pro Tag, viele vergüteten nur wenig und ganz Arme wurden, soweit die Verhältnisse es gestatteten, unent­geltlich ausgenommen. Auch während der Wintermonate blieb die Zahl der Bewohner 2226. Die Erkenntnis der großen Notwendigkeit einer solchen Anstalt wie Heim Nagold bricht sich immer weiter Bahn, der Freundeskreis wächst beständig nicht zum wenigsten infolge der Weitherzig­keit mit dem der Verein Aufnahmesuchenden ohne Unterschied des Standes und der Konfession begegnet. Die Zahl allein­stehender und alter Leute, welche für ihren Lebensabend entsprechendes Unterkommen suchen oder ein Angehöriges zu versorgen wünschen ist größer als man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. Auch ist die Zahl jüngerer Personen nicht gering die regelmäßig anstrengende Arbeit nicht leisten, sonnt ihren Lebensunterhalt sich kaum erwerben können. Es find in den letzten Monaten viele Aufnahmegesuche von äußerst bedürftigen Personen eingegangen, die mit bestem Willen nur zum kleinen Teil gewährt werden konnten, da das Eigentum noch nicht ganz schuldenfrei und ein Fond zum Unterhalt Armer nicht vorhanden ist. Der Verein ist ernstlich bestrebt, den Schuldrest bald zu tilgen und dann Raum für weitere Aufnahmen zu schaffen. Keine Sache ist der liberalsten Unterstützung mehr wert als diese gute Sache unserer Heimat­stadt. Interessenten empfehlm wir die Besichtigung des Hauses. Besucher werden vom Vorstand oder dessen Stell­vertreter jederzeit freundlich willkommen geheißen und mit allem möglichst bekannt gemacht.