8j. Jahrgang,
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M KM
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Mit dem Plauderstübchen und
Schwab. Landwirt.
Megsld, Dienstag dm 14. Mai
1907
Amtliches.
Bekarmtmachrmg, betr. die Maul- und Klauenseuche.
Nach Mitteilung des K. Oberamts Horb ist die Zufuhr von Wiederkäuern und Schweinen auf den am 21. Mai d. Js. in Horb stattfindenden Rindvieh- «nd Schweinemarkt aus dem Oberamtsbezirk Nagold Verbote» worden.
Vorstehendes wolle ortsüblich bekannt gemacht werden.
Nagold, den 13. Mai 1907.
K. Oberamt.
Mayer, Reg.-Ass.
Bei der Eisenbahndienstprüfung sind u. a Kandidaten für befähigt erkannt worden: Keck, Jakob, von Garrweiler; Renz, Friedrich, von Eutingen.
^oMifche Hlebersicht.
Der liberale katholische Pfarrer Grandinger
hat sich durch das Schreiben des Erzbischofs Dr. von Abert nicht einschüchtern lassen und erhält feine Landtagskandidatur in Naila aufrecht. Das erzbischöfliche „Ermahnungs- Schreiben beantwortete er wie folgt: Er freue sich, daß der Erzbischof erklärt habe, das Staatsbürgerrecht den Geistlichen seiner Erzdiözese nicht verkümmern zu wollen. Er, Grandinger, habe kein Hehl daraus gemacht, daß er persönlich auf liberalem Boden stehe und der liberalen Fraktion des Landtags als Hospitant beitreten werde. Nach den alten Grundsätzen der liberalen Partei bleibe ihm jederzeit freie Hand in konfessionellen Dingen. Als Heimatkandidat und ausgestellt von allen bürgerlichen Parteien, habe er mit feiner Kandidatur hauptsächlich den Zweck im Auge, den Wahlkreis der Sozialdemokratie erfolgreich streitig zu machen. Aus diesen inneren Gründen und auf Grund der Versicherung des Erzbischofs, daß den Geistlichen der volle Gebrauch der staatsbürgerlichen Rechte gewährleistet bleiben soll, gewinne er die Ueberzeugung, daß „seiner vielumstrittenen Kandidatur die Bahn frei ist zum Nutzen der Heimat, gegen Sozialdemokratie und verderblichen Zentrums-Fanatismus".
Dem französisch-japanischen Abkomme» über den fernen Osten steht die amerikanische Presse nicht sehr sympathisch gegenüber, da sie es als schädlich für die amerikanischen Interessen erachtet. Mehrere Blätter empfehlen als Gegengewicht ein deutsch-amerikanisches Abkommen. Während man aber in Amerika Mißfallen äußert, erklärte der japanische Botschafter in Paris, daß man einen dem französischen ähnlichen Vertrag gern auch mit Amerika schließen würde. Trotz der letzten Zwischenfälle in San Franziska, so sagte der Botschafter einem Mitarbeiter des „Matin", habe man in Japan immer eine wahrhafte Sympathie für das amerikanische Volk empfunden, welches das erste war, das die Japaner auf dem Fuß der Gleichheit behandelte. Durch den Vertrag mit Frankreich verschaffe sich Japan Beziehungen, aus denen sein Handel und seine
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbour.
Autorisiert. — Nachdruck verbalen (Fortsetzung.)
Hörten Sie irgend etwas Ungewöhnliches," Herr Skott nachdem Sie Ihr Zimmer erreicht hatten?" fuhr der Coroner fort.
„Um diese Zeit nicht, aber später, gegen drei Uhr, glaubte ich, an der Hinterseite des Hauses ein Geräusch, wie von heimlich schleichenden Schritten, zu vernehmen. Es kann dies indessen auch eine Täufchung gewesen sein, denn obgleich ich angestrengt lauschte, vermochte ich nichts mehr zu hören."
„Vorläufig danke ich Ihnen, Herr Skott, es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß ich bald noch Ihr weiteres Zeugnis brauchen werde." Diese Worte begleitete der Coroner mit einem bedeutungsvollen Blick, indem er rief: „Ich bitte jetzt Frau La Grange!"
Eine merkliche Bewegung lief durch den Saal, als die Aufgerufene mit unnachahmlicher Grazie zu dem Tisch schritt, während der Geheimsekretär sich wieder auf seinen Platz neben Fräulein Earleton begab. Dieser entging der Blick nicht, den Frau La Grange Herrn Skott nachschleuderte, und mit jener den Frauen eigenen schnellen Beobachtung erkannte sie augenblicklich, daß die Gegnerschaft dieser beiden Persönlichkeiten der ganzen Gerichtsverhandlung den Hauptreiz verleihen würde. Mehr noch als zuvor wurde ihr
Industrien Nutzen ziehen werden. Wenn Japan durch den Abschluß eines Vertrags mit Amerika irgendwelche Vorteile erlangte, so wäre es durchaus wahrscheinlich, daß die Regierung von Tokio nicht zögern würde, in Verhandlungen mit Washington einzutreten. Auf die Frage, ob ein dem französisch-japanischen Vertrag ähnlicher deutsch-japanischer Vertrag möglich wäre, antwortete Kurino: Deutschland besitzt in Ostasien kein Gebiet, wie Frankreich, England, Amerika und Rußland. Kiautschou ist keine eigentliche Kolonie. Es ist ein von China pachtweise überlassenes Gebiet. Deshalb hätte ein Vertrag mit Deutschland, welcher die Erhaltung des beiderseitigen Besitzstandes verbürgen würde, keine Existenzberechtigung.
Eine deutsche Zeitung für Marokko ist in Tanger in der Gründung begriffen. Zeichnerin des Kapitals ist die gesummte deutsche Kolonie in Tanger, die der Schädigung deutscher Interessen durch englische und französische Preß- erzeugnisse in Marokko mit jenem Organ einen Damm entgegensetzen will. Die Aufgabe der wöchentlich zweimal erscheinenden Zeitung wird sein: Wahrung der deutschen Interessen, Aufklärung von Mißverständnissen und Herbeiführung eines internationalen Zusammenwirkens im Dienst der Zivilisation. — Den bereits mitgeteilten Anweisungen der französischen Regierung an ihren diplomatischen Vertreter in Tanger in bezug auf das Antwortschreiben des Wachsen, wird noch erläuternd hinzugefügt: Frankreich beharrt dabei, die tatsächliche Bestrafung aller derer zu fordern, die an Morden oder Anschlägen gegen seine Staatsangehörigen und gegen die Polizeiorganisation an der marokkanischen Grenze und in den Häfen schuldig sind. Frankreich stimmt der vom Sultan angekündigten Entsendung von marokkanischen Beamten nach Udschda zu, aber unter der Bedingung, daß diese Beamten genügende Vollmachten erhalten, um tatsächlich die Abkommen von 1901 und 1902 zur Anwendung zu bringen. Was die Beschwerden, betreffend Mauretanien, anlangt, so sind sie kürzlich noch durch die Sendung von Waffen durch den Wachsen an die Aufständischen in Mael-Ainin verschärft worden. Der Sultan schlug als Genugtuung nur die Abberufung des Schecks Mulay Jdriß und die Einsetzung einer Kommission zur Regelung der Grenzen der mauretanischen Stämme vor. Die Regierung hat die hierin liegende Zumutung, die entschieden zu weit geht,! abgelehnt, denn sie kann nicht zugeben, daß der Machfen Regulierungen an der Grenze Mauretaniens, d. h. etwa 1000 Kilometer von Cap Juby, Frankreichs vorgeschobenstem südlichen Posten, vornimmt.
Parlamentarische Nachrichten.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 11. Mai.
Interpellation des Zentrums und der Sozialdemokratie über die Grubenunglücke der letzten Zeit.
Giesbert (Ztr.) erklärt, nach Ansicht der Bergleute ließen sich kleinere Unglücksfälle einschränken, große Schlagwetter- und Kohlenstaub-Explosionen durch regelmäßige Zuführung von Luft zu allen Arbeitsorten und regelmäßige
i Interesse geweckt, und unverwandt hielt sie ihren Blick auf das Gesicht der Zeugin geheftet.
Auch bei der gesamten anderen Zuhörerschaft wuchs die Aufregung. Viele drängten sich begierig näher an den Tisch, um von den weiteren Enthüllungen kein Wort zu verlieren. Niemand ahnte den Trumpf, den Frau La Grange in Bereitschaft hatte, als sie, von dem Coroner aufgefordert, ihren vollen Namen anzugeben, mit hocherhobenem Kopfe und fester Stimme antwortete: „EleanorHougthon Mainwaring."
Einen Angenblick herrschte Grabesstille, selbst der Coroner sah der Zeugin verblüfft ins Gesicht. Endlich hob er wieder an:
„Wollen Sie Ihre Verwandtschaft mit dem Verstorbenen erklären."
„Ich bin seine Witwe!"
Diese mit völliger Ruhe abgegebene Erklärung machte auf die Anwesenden einen noch mächtigeren Eindruck. Man blickte sich an und flüsterte miteinander; einzelne unterdrückte Ausrufe ließen sich vernehmen. Gänzlich unberührt davon fuhr aber die Zeugin fort:
„Wir wurden in London h imlich getraut."
„Weshalb heimlich? Und wie lange ist das her?"
„Etwas über 23 Jahre. Ich war damals eine junge Witwe; besondere Verhältnisse bestimmten Herrn Mainwaring zu der Forderung, unsere Verbindung vorderhand geheim zu halten. Ich fügte mich seinem Wunsche, und so wurden wir ganz im stillen getraut."
„Welcher Art waren die Gründe, die Herrn Mainwaring zu seiner Forderung bewogen?"
Berieselung vollständig verhüten. Es heiße, auf Klein-Rosseln
solle vieles sehr im Argen sein und die Berieselung selten, beinahe gar nicht erfolgt sein. Aus übermäßiger Vertrauensseligkeit in die Grubensicherheit solle die Kontrolle versagt haben. Die Erklärung des Ministers Delbrück im preuß. Abgeordnetenhaus über das Seilbruch-Unglück bedeute eine Bankerott-Erklärung des Bergarbeiterschutzes. Wenn irgend etwas die Notwendigkeit einer Aufficht durch das Reichs- versicherungsamt und die Notwendigkeit von Arbeiterkontrolleuren beweise, so seien es die Unglücke der letzten Zeit.
Sachse (S.): Im deutschen Bergbau bestehe eine Schlamperei Md Schweinerei, daß man sich nicht zu wundern brauche, wenn ein Unglück nach dem andern komme. Redner bespricht die einzelnen Katastrophen der letzten Zeit, greift die fiskalische Verwaltung an und wirst ihr Vetternwirtschaft vor.
Staatssekretär Posadowsky:Die eingeforderten Erhebungen hätten bisher ein Ergebnis noch nicht gezeitigt; erst in etwa zwei Monaten könne das Ergebnis vorliegen. Die Berggefetzgebung sei Sache der Einzelstaaten und die Landesregierung und die Bergpolizeibehörden tragen die volle Verantwortung für alle Fälle, wo eine Nachlässigkeit nachgewiesen wird. Bei den Katastrophen der letzten Zeit sei der Beweis nicht geführt, daß irgend eine reichsgesetzliche Vorschrift verletzt ist. Auch auf fiskalischen Gruben solle eine besondere Kommission gebildet werden, die unter Heranziehung der Vertrauensmänner der Arbeiter die einzelnen Gruben befahren und sie auf das Vorhandensein einzelner Mißstände untersuchen und Vorschläge zur Verbesserung machen.
Elsaß-lothringischer Unterstaatssekretär Mantel: „Das Ergebnis der Untersuchung des Unglücks von Klein-Rosseln liege vor und sei der Staatsanwaltschaft mitgeteilt worden. Diese habe eine Entscheidung noch nicht gefaßt. Eine strafrechtliche Verantwortung sei seines Erachtens nicht festzustellen. Der Staatssekretär verliest den amtlichen Unter- fuchungsbericht. Es ergibt sich daraus, daß die Berieselung den Vorschriften nicht vollständig entsprochen hat. Unregelmäßigkeiten feien vorgekommen, sie ständen aber mit dem Unglück nicht in einem solchen sachlichen Zusammenhang, daß ein direktes Verschulden nachweisbar ist. Zweifellos habe ein Steiger eine Sorglosigkeit begangen, indem er mit der brennenden Lampe in den Schacht eintrat, ohne die Wetterführung kontrolliert zu haben. Wir haben unverzüglich für eine Verschärfung der Kontrolle Sorge getragen. Redner erwidert auf die Angriffe GiesbeM in der Koalitionsfrage: Wenn ein Streik entsteht, so haben wir für Ruhe und Ordnung Sorge zu tragen und wer sich nicht fügen will, dem weisen wir die Tür, selbst auf die Gefahr hin, daß er ein Mitglied des christlichen Bergarbeiterverbandes ist. (Unruhe und Lachen im Zentrum.) Auf die Einführung der geheimen Wahl bei den Knappschastskassen habe die elsaßlothringische Regierung hingewirkt, sei aber auf Widerstand gestoßen und habe keine Zwangsmittel.
Dr. Will (Z.): Wenn in Klein-Rosseln alles in schönster Ordnung gewesen sei, warum habe die Regierung dann die Sache der Staatsanwaltschaft übergeben. 18 volle Jahre
„Die näheren Gründe mitzuteilen, habe ich augenblicklich keine Veranlassung; ich bemerke nur, daß Ereignisse, die sich während der letzten Monate des Lebens meines ersten Gatten zugetragen hatten, Herrn Mainwaring zu dieser Geheimhaltung bewogen."
„Und diese Gründe für die Geheimhaltung Ihrer Ehe mit Herrn Mainwaring sollten all die langen Jahre bis jetzt bestehen geblieben sein?" Das hat doch etwas höchst Auffälliges. Haben Sie denn niemals ernstlich darauf gedrungen, die öffentliche Anerkennung Ihrer Stellung als Frau zu erlangen?"
,,O, oft genug. Mein Mann fand aber immer neue Vorwände, diese Anerkennung hinauszuschieben. Drei Monate nach unserer Verheiratung verließ er mich sogar heimlich, um meinem Drängen zu entgehen. Er fürchtete wohl, durch die Veröffentlichung der mit mir geschloffenen Ehe seinem stolzen Namen einen Makel anzuheften. > Vier Jahre wußte ich nicht, wohin er sich gewandt, und während dieser Zeit erfuhr ich, daß er, der sich scheute, mir den gebührenden Platz an seiner Seite einzuräumen, vor dem Gesetze ein gemeiner Verbrecher war. Endlich führten mich meine Nachforschungen hierher. Ich schleuderte ihm ins Gesicht, was inzwischen zu meiner Kenntnis gekommen war, er aber — wohl um mein Schweigen zu erkaufen — gab mir leidenschaftliche Versicherungen seiner neu erwachten Liebe und Versprechungen, mir stun bald die Stellung zu geben, die ich als seine rechtmäßige Frau zu fordern hatte.
(Fortsetzung folgt.)