8 s. Jahrgang.
Erschein! täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 im Bezirksund 10 Lin-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
Jerrrspvechev Wv. 29.
1
!k!I
Isevnspvechev Wv. 29.
Auflage 2buu.
Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnt. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
87
Yagold, Krettag den 2«. April
1SV7
Bekanntmachung,
betr. die Maul- und Klauenseuche.
Nach Mitteilung des K. Oberamts Horb ist die polizeiliche Beobachtung der Gemeinden Altheim, Lützenhardt und Salzstetten aufgehoben worden.
Nagold, 25. April 1907. K. Oberamt.
J.V.: Mayer, Neg.-Ass.
WoNttfche Weberficht.
Der Bundesrat erteilte am Dienstag seine Zustimmung zu den Ausschußberichten über den Entwurf eines Gesetzes betr. Aenderungen des Reichsbeamtengesetzes vom 31. März 1873 und über den Entwurf eines Beamtenhinter- bliebenen-Gesetzes sowie zu dem Ausschußbericht über den Entwurf eines Militärhinterbliebenen-Gesetzes.
Der Ausnahmetarif für Fleisch, von frisch geschlachtetem Bieh, der bisher für den Binnenverkehr der deutschen Eisenbahnen eingeführt war, wird, wie der Berliner Handelskammer mitgeteilt wurde, vom 1. Mai ab auch auf den Auslaudsverkehr zwischen dänischen und deutschen Stationen ausgedehnt.
Der Gesetzentwurf über die Einschränkung der Majestätsbeleidignngsprozesse wird nach einer Mitteilung des Berliner „L.-A." erst in einer der nächsten Sitzungen des Bundesrats verabschiedet werden können, weil unter den Bundesregierungen noch Meinungsverschiedenheiten über die vorgeschlagene Fassung beständen.
Das zwischen Deutschland und den Bereinigte« Staaten vereinbarte neue Handelsprovisorium, das dem wirtschaftlichen Ausschuß zur Beratung vorlag, gelangte nach siebenstündiger Beratung zur Annahme.
Während der polnische Schulstreik in der Hauptsache fortgesetzt im Rückgang begriffen,ist, wird jetzt aus einzelnen Gegenden der Provinz Posen gemeldet, daß sich mit Beginn des neuen Schuljahrs ein leichtes Anwachsen der Bewegung gezeigt habe. Der Weihbischos der Diözese Posen- Gnesen hat sich deshalb zu einer Aufforderung an die Geistlichen genötigt gesehen, „zur Besonnenheit und Beruhigung der erregten Gemüter hinzuwirken". Zurzeit schweben noch 26 Prozesse gegen polnische Geistliche wegen aktiven Eingreifens in den Schulstreik. Die Regierung in Bromberg hat 30 polnische Gemeindeschöffen, die ihren Austritt aus dem Strazverein verweigerten, ihrer Ehrenämter enthoben; gegen weitere 51 schwebt die behördliche Ermittlung. An den Papst haben die ostdeutschen Polen eine Massenpetition um Verwendung im polnischen Interesse gerichtet, die allein in der Provinz Posen 147700 Unterschriften fand.
Die Antwort des Machse» auf die französischen Forderungen erörtert diese in ausführlicher, aber etwas unklarer Weise, läßt jedoch den lebhaften Wunsch nach einer Verständigung durchblicken. Die scherifischen Delegierten und der französische Gesandte Regnanlt verhandelten gestern über die Antwort, die an den französischen Minister des Aeußern Pichon gesandt worden ist.
Die russische Duma beriet am Dienstag über gesetzwidrige Folterungen in einigen baltischen Städten. Die Gehilfen der Minister gaben die Richtigkeit der Uebergriffe zu und teilten mit, daß eine Untersuchung zur Bestrafung der Schuldigen eingeleitet sei. Die weitere Beratung der Sache wurde vertagt, da das Ergebnis der Untersuchung abgewartet werden soll. Am Schluß der Sitzung teilte der Präsident mit, daß 46 Abgeordnete einen Antrag betreffend die Autonomie Polens eingebracht haben. Abg.Purischkewitsch rief unter großem Lärm des Hauses, es sei eine Schande für die Duma, sich mit solchen Fragen zu befassen.
Die Vergebung der Kanalarbeiten in Tanger an eine deutsche Firma, die in englischen und französischen Blättern zum Ausgangspunkt einer neuen Hetze gegen Deutschland gemacht worden war, dürfte bald kein Gemüt mehr beunruhigen. Der französische Minister des Auswärtigen, Pichon, erklärte einem Preßvertreter, daß die Verhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland eine vollkommen befriedigende Lösung herbeiführen werden. Auch sonst herrsche Ueberein- stimmung, und es sei zu hoffen, daß in Zukunft Mißverständnisse zwischen Deutschland und Frankreich in Marokko vermieden werden. Uebrigens hat man sich auch im englischen Unterhaus nicht versagen können, die Angelegenheit zur Sprache zu bringen. Auch hier hat aber der Staatssekretär des Auswärtigen auf die Frage eines sehr interessiert erscheinenden Konservativen nur antworten können, daß die Angelegenheit zweifellos auf der Stelle ihre Erledigung finden werde, gemäß den Bestimmungen der Akte von Algeciras, welche aufrecht zu erhalten alle Regierungen bestrebt seien. -- Nach Meldungen aus Tanger ist die Bevölkerung von Casablanca durch den Aufenthalt des französischen Kreuzers „Lalande" vollständig beruhigt worden. Man erwartet den gleichen Erfolg von dem Erscheinen der Kreuzer „Forbin" und „Gloire" vor Mazagan.
Parlamentarische Nachrichten.
Deutsche« Reichstag.
Berlin, 24. April.
Militäretat.
Bebel (S.) Der Kriegsminister habe gestern gesagt, Ersparnisse beim Militär-Etat würden eintrcten, sobald erst die Umbewaffnung von Artillerie und Infanterie sowie die notwendigen Neubefestigungen vollendet sein würden. Die Botschaft höre er wohl, allein — offen gestanden — so recht glaube er nicht daran. Jedenfalls aber habe ihm die gestrige Erklärung des Kriegsministers bester gefallen als die neu- liche Rede des Herrn Müller-Meiningen. Notwendig sei vor allem eine Abkürzung der Dienstzeit. Auch die Land- i Wirtschaft sollte doch diesen Wunsch hegen. Man solle die Mannschaften von den vielfachen Arbeiten, die mit der eigentlichen Dicnstausbildung gar nichts zu tun haben, befreien. Geschehe dies, so lasse sich die Dienstzeit sehr leicht abkürzen. Redner exemplifiziert dann auf eine Anzahl besonders markanter Mißhandlungsfälle. Der sozialdemokratische Antrag wegen Erhöhungen der Löhnungen der Mannschaften und Unteroffiziere solle den Mannschaften das
Leben in der Kaserne erleichtern. Es gebe sehr viele
Eltern, die außer Stande seien, den Söhnen einen Zuschuß zu schicken. Freilich schaffe der sozialdemokratische Antrag etwa 27 Millionen Mark Mehrausgaben, aber diese seien mindestens so nötig, wie die Erhöhung der Zivilbeamtengehälter. Weiter übt Redner Kritik an dem Militär-Boykott gegenüber Lokalen. Das sei auch eine Beeinträchtigung des Versammlungsrechtes. Solche Verbote seien einer Behörde völlig unwürdig. Bei den Wahlen habe man von diesem Boykott besonders eifrig Gebrauch gemacht. Protest lege er vor allem auch ein gegen die politische Betätigung der Kriegervereine, der Militär- und Flottenvereine. Militärvereine könnten machen was sie wollten. Das sei ein Messen mit zweierlei Maß. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten).
von Oldenburg (Kons.) Seine Freunde blickten voll Vertrauen auf die Armee und auf die Armee-Verwaltung. (Bravo). Was die 13 Hauptleute anlange, so wolle auch seine Fraktion, daß jeder Offizier das Gehalt seiner Stelle beziehe. Sie würden daher auch alles Notwendige bewilligen. Die Resolution Hompesch wegen der Porto-Vergünstigung nähmen seine Freunde an, die Resolution Ablaß gegen die Soldaten-Mißhandlungen lehnten sie ab, weil sie das Vertrauen zu dem Kriegsminister hätten, daß er auch ohne die Resolution auf die Verminderung von Mißhandlungen hinwirken werde.- Auch gegen die Resolution Albrecht wegen Erhöhung der Löhnung würden seine Freunde stimmen, denn sie hätten auch da das Vertrauen zu der Heeresverwaltung, daß sie es auch ohne Resolution an Fürsorge für die Mannschaften nicht fehlen lassen werde. Redner polemisiert dann nach links und widerspricht der von Bebel verlangten Abkürzung der Dienstzeit. Zu dem Friedens- Kongreß soll man den Kriegsminister schicken. (Beifall). Er solle zu den Herren sagen: Deutschland gibt für Heer und Marine pro Kopf aus 13,40 Frankreich 23,21 ^ und England 30,68 Er soll da Frankreich und England sagen: Reduziert Eure Aufwendungen erst einmal auf unser Niveau, dann werden wir weiter mit uns reden lassen.
Müller-Meiningen (srs. Vg.), namens der Freisinnigen: Wir werden nach wie vor alles bewilligen was nötig ist und werden alles nach bestem Wissen und Gewissen prüfen. Wir stellen die Interessen der Nation über die Partei. In Bezug auf Ersparnisse sind wir pessimistischer als der Kriegsminister. Wir glauben nicht, daß sich gerade hier in nächster Zeit werden Ersparnisse machen lassen. Wir werden die Ersparnisse doch wohl auf anderen Gebieten suchen müssen. Was die Resolutionen anlangt, so nehmen wir die Resolution Albrecht wegen Erhöhung der Löhne an. Auch dem Anträge Hompesch wegen Porto-Vergünstigung werden wir zustimmen. Redner empfiehlt dann den eigenen Antrag (Resolution) Ablaß in allen seinen Teilen, namentlich auch und in erster Linie die Forderung betreffend strengere Maßregeln gegen die Aufwendungen deutscher Offiziere. Der Grund des Schuldenmachens liege in dem Luxus zumal bei den Kavallerie-Regimentern. Auf Aufhören des Luxus müsse hiugewirkt werden. Weiter befürwortet Redner die Resolution Ablaß, insoweit sie sich gegen die Mißhand-
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbour.
Autorisiert. — Nachdruck verboten.
(Forrjetzuug.)
Der Anwalt verbeugte sich und sagte geschäftsmäßig kurz: „So würde ich vor allen Dingen bitten, Sorge zu tragen, daß niemand das Haus verläßt und mir Frau La Grange hierhergeschickt wird. Ich muß sie sprechen."
„Gut, dann wollen wir Sie allein lassen," erwiderte Ralph. „Ich werde alles anordneu." Er entfernte sich, begleitet von seinem Vetter, und befahl einem auf dem Korridor wartenden Diener: „Frau La Grange soll sogleich zu Herrn Whitney nach der Bibliothek kommen, und Wilson sowie der Kutscher hieher zu mir."
Der Mann schritt eilig davon. Bald darauf erschien John Wilson, der langjährige Diener Ralphs, und Brown, der Schöneicher Kutscher.
Mainwaring redete zuerst den letzteren an: „Brown, begeben Sie sich vor das Portal und halten Sie nach Möglichkeit das Volk zurück. Es darf vorderhand niemand das Haus betreten außer dem Coroner, nebst seiner Begleitung und dem Arzt. Haben Sie mich verstanden?"
„Sehr wohl."
„Für Sie, John," fuhr er fort, nachdem sich der Kutscher entfernt hatte, „für Sie habe ich einen Auftrag, den ich keinem anderen geben mag, weil dazu eine Ver- traueusperson gehört und ich Ihre Treue und Verschwiegen
heit kenne. Es handelt sich mir darum, zu erfahren, was hier im Hause vorgeht. Das verlangt scharfe Beobachtung, feines Gehör und Geschicklichkeit. Alles das besitzen Sie Ich wünsche also, daß Sie alle zum Hausstand gehörigen oder hier verkehrenden Personen im stillen genau beobachten darauf achten, was gesprochen wird, und mir alles melden, was Ihnen in dieser oder jener Richtung, besonders in Beziehung zu dem Vorgefallenen auffällig erscheint. Außerdem haben Sie mit Strenge darüber zu wachen, daß niemand von dem Dienstpersonal ohne meine spezielle Erlaubnis das Haus verläßt. Ich erwarte, daß Sie mein Vertrauen rechtfertigen werden."
„Wcrd's schon machen, gnädiger Herr."
„Als Wilson eben fortgegangen war, kehrte der zu Frau La Grange entsandte Diener zurück und meldete, sie wäre von dem Schreck über den Mord noch zu sehr außer Fassung, um augenblicklich erscheinen zu können, würde aber, sobald sie sich einigermaßen erholt hätte, Herrn Whitney aufsuchen.
Ralph machte mit dem Kopfe eine entlassende Geberde, und Thornton, der inzwischen auf dem Korridor hin und her gewandelt war, trat wieder zu ihm.
„Meiner Seel', Mainwaring, mir will es, seit wir gestern den Inhalt des Testamentes kennen lernten, nicht mehr aus dem Kopf, daß doch wohl noch etwas zum Vorschein kommen wird, was auf dieses Weib Bezug hat — hm — hm etwas ganz Besonderes, weißt du."
„So? Und mir scheint es," erwiderte Mainwaring, auffallend langsam und jedes Wort betonend, „mir scheint
es, daß vielleicht mit dieser Frau La Grange sogar etwa? sehr .Besonderes', wie du es nennst, ans Licht kommen wird. Whitney denkt wohl ebenso."
„Wie meinst du das? Hältst du es am Ende gar für möglich, sie könnte in irgendeiner Art mit dem Morde in Verbindung stehen? Wenn es überhaupt Mord ist."
„Nun, unzweifelhaft hat Whitney auf jemand im Hause Verdacht, und uns steht es vorläufig frei, Schlüsse zu ziehen. Ich muß offen gestehen, diese Verfügungen im Testament, auf die du anspielst, finde ich höchst sonderbar und auf- ! fällig. Meiner Ansicht nach bestätigen sie nicht allein das, l was wir mutmaßten, sondern geben auch einen sehr deutlichen Fingerzeig betreffs der Personen, die möglicherweise mit Ansprüchen auf den Besitz hervortreten werden. Vielleicht sogar sind sie nicht ohne Bedeutung für die Auffindung eines Fadens zur Lösung des Rätsels, vor dem wir augenblicklich stehen."
„Meiner Seel', es sieht beinahe so aus! Aber sollte die Frau wirklich rechtskräftige Ansprüche erheben können?"
„Rechtskräftig oder nicht, jedenfalls scheint sie irgendwelche Rechte geltend machen zu können, denn wenn ein Mann vom Schlage Hughs für seine Haushälterin und ein Vermächtnis im Werte von fünfzig- oder fünfundstebzigtausend Dollars macht, so gibt das wohl zu denken und kann für einen Beweis gelten, daß-"
Auf einen warnenden Blick Thorntons brach Ralph plötzlich ab, und sich umwendend, sah er Frau La Grange geräuschlos den Korridor heruntergekommen. Sie war mit noch ausgesuchterer Sorgfalt als sonst gekleidet; herrliche