81. Jahrgang.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Trägerlohn 1.20 im Bezirksund 10 Lm-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
er GcsklllWtt.
Ms- Li!ki-e-§lÄ flir i>m "' ' -Wrk LlPÜ.
Kevnfprecher: Wr. 29.
Ilevn sprechen Wr. 29.
Auflage Z600.
Anzeigen-Gebühr
f. d. Ispalt. ZE auS
gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
96
Magotd, Donnerstag dm 25. April
1907
Bestellungen
auf den
Gesellschafter
für die Monate
Mcri und Zuni
nehmen alle Postanstalten. Postboten, sowie unsere Austrägerinnen entgegen.
Amtliches.
Bekanntmachung,
bctr. die Maul, und Klauenseuche.
Im Beobachtungsbezirk Pfrondorf mit den Gemeinden Emmingen, Mindersbach und Rotfelden ist die Seuche bis jetzt auf Pfrondorf beschränkt geblieben und eine weitere Verbreitung von letzterem Orte aus wohl nicht zu befürchten.
Die Polizeiliche Beobachtung der Gemeinden Emmingen, Mindersbach und Rotfelden wird daher aufgehoben; Pfrondorf bleibt bis auf weiteres «nter Beobachtung.
In den beteiligten Gemeinden ist dies ortsüblich bekannt zu machen. Im übrigen gilt der Erlaß vom 16. d. Ms.
Nagold, den 24. April 1907.
K. Oberamt. Ritter.
politische Hlebersicht.
Gegen die Heilschwindler sollen unter Umständen reichsgesetzliche Maßnahmen ergriffen werden. Im Reichsamt des Innern ist ein entsprechender Gesetzentwurf ausgearbeitet worden. Es handelt sich hierbei nach der Dtsch. Med. Wochenschrift zunächst um eine für das Reich zu bewirkende Ausdehnung und gesetzliche Festlegung des in einzelnen Punkteen erweiterten Erlaßes des preußischen Kultusministers vom Jahr 1902 betreffend die Beaufsichtigung der nichtapprobierten Krankenbehandler. Auch das Geheimmittelwesen soll jetzt auf reichsgesetzlichem Weg neu geordnet werden. Bisher kamen in dieser Beziehung in der Hauptsache nur die auf Grund des Bundcsratsbeschlusses vom 23. Mai 1903 in den einzelnen Bundesstaaren erlassenen Bestimmungen in Betracht.
»Eine fürchterliche Rache hat sich das Zentrum für den Frevel des katholischen Pfarrers Grandinger ersonnen, der es gewagt hat, sich im untersränkischen Wahlkreis Naila
den Liberalen als Landtagswahlkandidat zur Verfügung zu stellen. Es hält Umschau nach einem protestantischen Bauern, der sich auf das konservative Programm einschwören läßt, und will ihn dem liberalen katholischen Geistlichen als Kandidaten gegenüberstellen.
Die Angelegenheit der Jeanne d'Arc-Feier in Orleans ist im Begriff, sich zu einer Komödie auszuwachsen, durch die Art, wie Clsmenceau sich in die Notwendigkeit versetzt sieht, der Kirche schrittweise das Terrain abzutreten. Jetzt hat er der Geistlichkeit das Tragen von Kreuzen im Jeanne d'Arc-Festzug gestattet, doch nimmt der Bischof noch an der eventuellen Teilnahme der Freimaurer an dem Festzug Anstoß. Und Clömenceau wird wohl weiter klein beigeben.
Der Einführung von Reformen in Mazedonien stellen sich fortgesetzt große Schwierigkeiten entgegen. Der Kommandant der 18. türkischen Division, Divisionsgeneral Schensi Pascha, erhielt infolgedessen den Befehl, nach Preschnowo abzugehen, um die dort fortdauernde reformfeindliche Bewegung zu unterdrücken. Wie aus Belgrad gemeldet wird, bereiten sich die Albanesen in Altserbien vor, selbst mit Gewalt die Einführung von Reformen zu verhindern. Die Lage ist besonders in den Bezirken Gilane, Kumanowo und Preschowo sehr bedrohlich. — Nach Meldungen der Wiener „N. Fr. Pr." haben die englische und die italienische Regierung dem griechischen Kabinett den freundschaftlichen Rat erteilt, alles mögliche zu tun, um die Unterstützung griechischer Banden aus dem Innern des Königreichs zu verhindern und die Bildung dieser Banden und deren gewalttätiges Treiben einzudämmen.
In Spanien fanden am Sonntag die Cortes-Wahlen statt. Die Erregung war teilweise schon während der Agitation sehr groß und führte z. B. in Barcelona zu einem Ueberfall auf mehrere ehemalige Deputierte, die durch Revolverschüsse verletzt wurden. Am Wahltag selbst war es überall ziemlich ruhig bis auf Barcelona, wo bei der Zählung der Stimmen Tumulte entstanden. Eine Person fand den Tod, zwei Personen wurden verwundet. Der Ausgang der Wahl dürste dank unerhörten Wahlmachenschasten (Stimmenkauf, Gewissenszwang u. a.) einen Sieg der Reaktion bedeuten. Bis vorgestern waren gezählt: 180 Konservative, 50 Liberale, 30 Republikaner, 8 Karlisten und 2 Unabhängige. Es fehlten noch 134 Wahlergebnisse. In Madrid warfen die Republikaner der Regierung Fälschung der Wahlergebnisse vor.
In der japanischen wirtschaftlichen Bereinigung zn Tokio hielt der japanische Finanzminister eine optimistisch gehaltene Rede. Die Bank von Japan, sagte er, enthalte zurzeit 50 Millionen Pfund Sterling in Gold. Die Regierung bemühe sich, der nach dem Krieg ausgetretenen Neigung zu einer übermäßigen Expansion entgegenzutreten, habe damit aber nur teilweise Erfolg. Glücklicherweise seien alle bedeutenderen Banken von den jüngsten Kursstürzen unberührt geblieben und sähen nun mit vollen Tresors der gesunden Reaktion entgegen, die fraglos auf das Verschwinden unsolider Geschäftsgesellschaften folgen werde. Der Minister wies mit Befriedigung aus die zunehmende Gründung von
Fabriken in Japan durch Ausländer hin, was voraussicht
lich mit den für das Jahr 1911 in Aussicht genommenen Zolländerungen zusammenhänge. Diese Aenderungen würden aber keineswegs von einem Geist der Abschließung diktiert sein, wenn auch naturgemäß durch sie der japanischen Produktion ein gewisser Schutz verschafft werden solle.
Parlamentarische Nachrichten.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 23. April.
Etat.
Kreth (kons.) Man greife hier immer mit Vorliebe Preußen an. Er müsse darauf aufmerksam machen, daß in einem so großen Staate mit großen Aufgaben, die Regierung nicht immer so rasch Beschlüße fassen könne, wie in einem kleinen Staate die dort entscheidende eine Exzellenz. Redner spricht sich sodann gegen die Immunitäts-Resolutionen aus und dankt dem Minister dafür, daß man jetzt endlich Hoffnung habe auf beschleunigten Gang der amtsgerichtlichen Verhandlungen. Zum Schluß polemisiert Redner lebhaft gegen den Abgeordneten Heine und betont dabei u. a. wie die sozialdemokratische Presse alles herunter mache, was der Mehrheit des Volkes heilig sei. Habe doch der Vorwärts sogar die Königin Luise eine intrigante Persönlichkeit genannt. Das sei eine Schamlosigkeit. (Stadthagen ruft: Sehr richtig.) Sie sollten sich schämen, Herr Stadthagen. (Stadthagen ruft: Unverschämtheit). Von einem Stadthagen unverschämt genannt zu werden, ist nur eine Ehre. (Lebhafter Beifall rechts, Unruhe links).
Präsident Stolberg, lebhaft die Glocke schwingend, nachdem er endlich Ruhe geschasst, mft den Abgeordneten Stadthagen zur Ordnung wegen des Zwischenrufes „Unverschämt".
Prinz Karolath (N.) befürwortet die von seinen Freunden eingebrachte Resolution wegen Regelung des Automobil-Verkehrs.
Staatssekretär Ni eberding. Die Regierung teile die Auffassung, daß neben einer Regelung des Automobilverkehrs auch die Regelung der Hastpflichtftage notwendig sei. Es sei ja dem vorigen Reichstage auch schon ein Entwurf vorgelegt worden, aber hier unerledigt geblieben. Auf Grund der in Vorbereitung befindlichen Statistik, die im Herbst wohl vollständig vorliegen werde, werde die Regierung über neue Haftpflichtvorschläge Stellung nehmen können.
von Oertzen (Rp.) erörtert die Notwendigkeit, die Behandlung geisteskranker Personen, die sich strafbar gemacht haben, zu regeln. Was den Zeugniszwang für Redakteure anlange, so stehe er auf dem Standpunkt des Abgeordneten Müller-Meiningen.
Die Resolution Bassermann betr. Haftung des Staates für Versehen von Staatsbeamten wird mit 130 gegen 128 Stimmen abgelehnt, da Rechte und Zentmm geschlossen dagegen stinlmen. Die Resolution Hompesch betr. Haftung des Reiches für Versehen von Reichsbeamten wird mit großer Mehrheit angenommen. Wester gelangt zur Annahme die Resolution von Maltzahn betr. Automobilhaftung, Resolution
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbour.
Autorisiert. — Nachdruck verboten.
(Forttetzun,.)
„Also muß Raub die Veranlassung zum Morde gewesen sein!" rief der junge Mainwaring und sein Vater, fügte mit einem Blick auf den Geldschrank hinzu: „Da müssen wir uns überzeugen, ob nicht noch mehr fehlt!"
„Gewiß," fiel der Anwalt schnell ein, „aber nicht eher, als der Coroner da ist, bis dahin muß alles liegen bleiben, wie es ist."
„Wann waren Sie zum letztcnmale in diesem Zimmer, Herr Skott?" fragte Ralph der aufgestanden war und forschend umherblickte.
„So um Mitternacht." Und die Ueberraschung auf den Gesichtern aller Anwesenden erkennend, setzte er hinzu: ,Zch kam auf Verlangen von Herrn Mainwaring, der mir noch einige Anweisungen für den heutigen Tag zu geben wünschte."
„War er zu jener Zeit allein?"
.Ja"
„Welchen Eindruck machte er auf Sie?"
„Er schien sehr abgespannt zu sein."
„Empfing er Sie in diesem Zimmer?"
„Nein, er befand sich in der Bibliothek."
In diesem Augenblick ließen sich Stimmen auf dem Korridor hören, und Ralph wandte sich schnell an seinen Sohn:
„Die Damen kommen! Sie dürfen nicht hier herein. Gehe ihnen entgegen. Thornton, du unterstützt ihn wohl?"
Beide begaben sich sofort hinaus und trafen die Ankommenden schon dicht an der Tür.
Mit entsetzten Gesichtern eilten sie herbei, noch unfähig, die ihnen von ihren Dienerinnen zugetragene Schreckensnachricht fassen zu können. Herr Thornton, mit Fragen bestürmt, antwortete, so gut er vermochte, und als es ihm endlich gelungen war, die Aufgeregten zu bereden, init Hugh in das Frühstückzimmer zu gehen, kehrte er in die Bibliothek zurück.
Inzwischen hatte sich das Gerücht von dem Morde mit blitzartiger Schnelligkeit verbreitet. Schon sammelte sich auf der Straße eine Volksmenge, wie sie ja immer durch den besonderen Zauber eines derartigen Verbrechens angezogen wird.
In der Bibliothek traf Thornton seinen Vetter mit dem Anwalt in leisem Gespräch.
„Ja, wie Sie sagen," antwortete Ralph soeben, „Mord ist es zweifellos und meiner Meinung nach Raub der Beweggrund. Diese Ansicht scheinen Sie aber nicht zu teilen."
Herr Whitney schüttelte entschieden den Kopf. „Wenn wir nicht sehr starke Beweise dafür auffinden, glaube ich nicht, daß wir es hier mit einem gewöhnlichen Raubmord zu tun haben."
„Aber, ich bitte Sie, auf welchen anderen Beweggrund wollen Sie das Verbrechen zurückführen?"
„Solange nicht weitere Tatsachen enthüllt sind, welche ein Licht auf die Sache werfm, fühle ich mich nicht berechtigt, irgendwelche Meinung darüber zu äußern."
„Sie hegen also offenbar einen Verdacht," sagte Ralph erstaunt, und Thornton, der dasselbe fühlte, fragte:
„Hatte denn unser Vetter Feinde?"
Herr Whitney antwortete nur mit einem jener Blicke, die nicht ja, nicht nein sagen und dem Fragenden die Auslegung überlaßen. Thornton fuhr deshalb fort:
„Könnten ihm nicht vielleicht geschäftliche Manipulationen die Feindschaft von irgend jemandem zugezogen haben?"
„Nein," erwiderte der Anwalt bestimmt, „davon ist mir durchaus nichts bekannt. Herr Mainwaring hatte zwar wenig vertraute Freunde, stand aber bei allen, die mit ihm verkehrten, in Achtung. Wenn er Feinde besaß," setzte er mit Betonung hinzu, „so sind diese hier in seinem Hause zu suchen."
Ralph sah den Anwalt groß an, Thornton aber rief: „Sagen Sie um alles in der Welt, Sie hegen doch nicht etwa Argwohn gegen einen der augenblicklichen Hausgenoffen?"
„Wie ich schon «klärt habe," entgegnete Whitney ernst, „bin ich nicht berechtigt auszusprechen, was ich vermute, bevor nicht Dinge zutage treten, die meine Vermutung zur Gewißheit machen."
„Natürlich, das können Sie nicht," stimmte Mainwaring bei, „Sie werden es uns aber nicht versagen, 'sich als unseren Rechtsbeistand und Ratgeber in der Sache zu betrachten und uns als solcher, sobald Sie es an der Zeit halten, wissen lassen, worauf sich bei Ihrer genauen Kenntnis der hiesigen Verhältnisse Ihr Verdacht gründet."
(Fortsetzung folgt.)