Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20 im Bezirks­und 10 Lm-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

Jevnfprecher Wr. 29.

4

Jernsprechen Wv. 29.

Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderftübchen und

Schwäb. Landwirt.

»s

Amtliches

An die K. Ortsschnlinspektorate.

Die Oberschulbehörde beabsichtigt auch in diesem Jahr, falls sich die erforderliche Zahl von Teilnehmerinnen findet, in Stuttgart einen Lehrkurs für ländliche Arbeits­lehrerinnen abzuhalten. Derselbe soll am 3. Juni be­ginnen und am 19. Juli d. I. schließen. Die Teilnehmer­innen werden im Charlottenheim (Büchsenstr. 36) Wohnung und Kost bekommen.

Bei den bedeutenden Kosten, die ein solcher Lehrkurs verursacht, können in der Regel nur solche Bewerberinnen zugelassen werden, bei denen die betr. Gemeinden einen ent­sprechenden Beitrag zu den Kosten des Kurses bewilligen. Auch können nur solche Mädchen und Frauen zugelassen werden, die schon Arbeitslehrerinnen sind, oder sichere Aus­ficht auf Anstellung für den Handarbeitsunterricht haben. Denselben sollen in der Regel eigene Aufwendungen nicht zugemutet werden. Die Bewerberinnen müssen durchaus gesund sein

Bei der Wichtigkeit des Handarbeitsunterrichts auf dem Land und im Blick auf den neuen Lehrplan werden die Ortsschnlinspektorate beauftragt, geeignete Persönlichkeiten auf Vorstehendes aufmerksam zu machen. Bitten um Zu­lassung zu diesem Kurs sind bis 1. Mai d. I. vorzulegen. Dieselben müssen über Namen, Alter, Familienstand, Beruf, Gesundheitsumstände der Bewerberinnen Auskunft geben. Auch ist jeder Bitte eine Aeußerung über den von der Ge­meinde bewilligten Kostenbeitrag beizufügen. Derselbe soll nicht in einer Bruchzahl (z. B. ein Drittel der Kosten), sondern in einer bestimmten Summe ausgedrückt sein. Dabei wird bemerkt, daß die Kosten (außer den Reisekosten) sich für die einzelne Teilnehmerin auf mindestens 90 ^ belaufen.

Altensteig-Dorf, 18. April 1907.

K. Bezirksschulinspektorat. Schott.

H'oLitische MeSerficht.

Der Kaiser traf am Mittwoch vormittag in Homburg ein und wurde am Bahnhof von der Kaiserin empfangen. Außer dem Kaiserpaar und der Prinzessin Viktoria weilen auch Prinz August Wilhelm und dessen Braut Prinzessin Alexandra Viktoria zu Holstein-Glücksburg in Homburg. Ueber den bevorstehenden Aufenthalt des Kaisers in den Reichslanden sind folgende Dispositionen getroffen worden: Der Kaiser trifft am 27. d. M. in Straßburg ein. Bald nach der Ankunft findet im Kaiserpalast ein Diner statt, bei dem 600 Sänger des elsaß-lothringischen Sängerbundes vor dem Palais eine Serenade darbringen werden. Für Sonn­tag ist ein Ausflug nach der Hohkönigsburg vorgesehen. Am Montag werden größere militärische Besichtigungen vorge­nommen. Am Dienstag erfolgt die Rückreise nach Berlin.

Den durch die rumänischen Unruhen geschädigten Landwirten wird nun doch noch aufgeholfen, und zwar in der Weise, daß ihnen im Maß des erlittenen Schadens unter Staatsgarantie bei der Nationalbank Kredite eröffnet werden gegen eine sechsprozentige Verzinsung und eine drei­jährige Rückzahlung. -Die Hilfsaktion betrifft indessen nur die stärker geschädigten Landwirte der Walachei.

Die Finanzlage in Mazedonien hat sich durch die Verzögerung der Realisierung der dreiprozentigen Zoll­erhöhung bedenklich verschlechtert. Der Präsident der Finanz­kommission hat erklärt, daß er die weitere Verantwortung ablehnen müsse. Die Militärlieferanten seien seit drei Mo­naten, die Zivilgehälter seit zwei Monaten nicht bezahlt, und auch der Reformgcndarmerie habe das Gehalt für März nicht gezahlt werden können.

Zur Untersuchung der Kolonialsä lle

schreibt die Frkf. Ztg.: Der dem Reichstage erstattete Be­richt des Kolonialdirektors über die Ergebnisse der Unter- suchung der sogenannten Kolonialskandale, das heißt der öffentlich erörterten Fälle behaupteter Verfehlungen von Kolonialbeamten, ist bei der offiziösen Bekanntgabe mit Er­läuterungen versehen worden, welche das Ergebnis als be­sonders günstig hinstellten, da nur 27 Fälle bei über 2000 Beamten in der Berichtszeit in Betracht kämen, und auch von diesen noch ein Teil ausscheide. Das heißt doch die Sache etwas leicht beurteilen. Es kommt nicht bloß auf die Zahl an, sondern auch darauf, wie die einzelnen Fälle geartet sind, und was auch die Untersuchung im einzelnen ergeben hat. In dieser Beziehung liefert aber der Bericht einen recht unzureichenden Aufschluß. Es wird keineswegs genauer auf die einzelnen Beschuldigungen eingegangen und dargetan, was es damit auf sich hat, sondern 'in kurzen Bemerkungen wird lediglich der Ausgang der Untersuchung

Nagold, Samstag dw 20. April

mitgeteilt, ohne daß man Anhaltspunkte dafür gewinnt,

wie sie eigentlich geführt ist. Daß man sich nicht ohne weiteres mit solchen Entscheidungen zufrieden geben kann, hat sich bei manchen früheren Fällen gezeigt. Der Reichstag wird daher eingehendere Berichte fordern müssen, die eine ausreichende Unterlage für eine selbständige Beurtei­lung bilden.

Parlamentarische Nachrichten.

Württembergischer Landtag.

r. Stuttgart, 18. April. Die Fiuauzkommisfiou erledigte bei der Fortsetzung der Eisenbahnetatsberatung die Petition der Beamten des niederen Dienstes, welche die Streichung der niederen Gehalts­stufe mit 1500 sowie der Gehaltsstufe mit 1700 und Schaff­ung einer Höchststufe mit 2SV0 ^ wünscht. Unter Ablehnung eines Antrags Seil, der die Bereitwilligkeit ausspricht, der Regierung die Mittel zur Streichung der 1700 ^I-Stufe noch in diesem Etat zu unwilligen, wurde ein Antrag Kiene, diesen Teil der Bitte der Regierung zur Berückstchtigung zu empfehlen ange­nommen. Die Bitte um Beseitigung der untersten und Anfügung der höchsten Stufe wurde der Regierung zur Erwägung übergeben. Die Bitte der Kanzletasfistenten um Anfügung einer Gehaltsstufe von 2800 wurde der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen, wie die der Zugführer um Befeitignng der untersten Stuf« mit 1300 ^ Die Bitte der Schaffner um Anfügung einer wiiteren Stufe mit 1500 wurde der Regierung zur Erwägung übergeben. Die von der Regierung vorgeschlagenen Gehaltserhöhungen der Eisenbahngehilfinnen durch Steigerung der untersten Gehaltsstufe, der Bahnhofoberaufseher durch Streichung der Gehaltsstufe von 1800 der Portiere durch Streichung der niedersten Gehaltsstufe von 1000 Mark und Anfügung der Höchstgehaltstufe von 1400 der Ober­zugführer durch Streichung der Stufe von 1800 der Schaffner, der Wagenwärter je durch Streichung der niedersten Stufe von 1000 der Güterschaffner und Bremser je durch Streichung der Gehaltsstufen von 850 und 950 die Bitte der HilfSbremser um Vermehrung der etatsmäßigen Bremferstellrn wurde der Regierung zur Berücksichtigung empfohlen. Die Bitte der Lokomotivführer um Beseitigung der Gehaltsstufe vo' 1800 wurde der Regierung zur Berücksichtigung, diejenigen der zweiten Maschinisten der elektrischen Anlagen um etatmäßige Anstellung der Regierung zur Kenntnis­nahme übergeben.

Tcrges-Neuigkeiten.

Aus Stadt md Laud.

Nagold, 20. April.

Der blutige Vorfall hei Gültlingen erhält durch die gerichtliche Untersuchung gegen den im hiesigen Amts­gericht inhaftierten Kronenwirt Mann, als mutmaßlichen Täter, eine mildere Beurteilung. Darnach ergab die Sektion, wie wir schon gestern mitteilten, Verblutung infolge Oeff- nung einer Krampfader: außerdem sei nach Darstellung des Verhafteten der Verunglückte der Angreifer gewesen, sodaß sich sein Bruder wehren mußte, zudem dieser sein mitge­führtes Stück Vieh habe beaufsichtigen müssen.

(Sträflich ist und bleibt allerdings die unverantwort­liche Sorglosigkeit des Verhafteten, niit welcher er sich zu Hause angekommen ins Bett legte, statt nach dem Zurück­gebliebenen, der in seinem Rausch vollends hilflos war, zu sehen. D. R.)

Aus der Statistik der Geburten, Eheschließ­ungen und Sterbefälle im Oberamtsbezirk Nagold für das Jahr 1»«« entnehmen wir folgende Zahlen: Es betrug die Zahl der lebend geborenen ehelichen Kinder 421 männl. und 392 weibl. zusammen 813; der unehelichen Kinder 37 männl. und 20 weibl. zusammen 57, gegenüber 442 männl. und 407 weibl. zus. 849 bezw. 33 männl. und 43 weibl. zus. 76 im Jahre 1905. Die Zahl der totge- Lorenen ehelichen Kinder 21 männl. und 14 weibl. zus. 35; der unehelichen Kinder 3 männl. und 1 weibl.,zus 4, gegenüber18 männl. und 14 weibl., zus. 32 bezw. 3 männl. u. 5. weibl. zus. 8 im Jahre 1905, zusammen also 482 männl. und 427 weibl. 909 im Jahre 1906 und 496 männl. und 469 weibl. 965 im Jahre 1905. Hievon entfallen auf die Oberamts­stadt im Jahre 1906 47 männl. und 55 weibl., darunter uneheliche 3 männl. und 1 weibl., zusammen 102 ^ 11,21 > und im Jahre 1905 62 männl. und 51 weibl., darunter uneheliche 4 männl. und 5 weibl., zusammen 113 ^ 11,71°/°. Die meisten Ander, nämlich 97 10,67° °, wurden im Monat März geboren, während auf den Monat Dezember die geringste Zahl mit 57 --- 5,27 > entfällt. Getraut wurden im Jahre 1906 201 Paare gegen 200 im Jahre 1905 und es entfallen hierauf auf die Stadt Nagold 35 ^ 17,41'.° im Jahre 1906 und 27 13,5 °,° im Jahre 1905. Die meisten Eheschließungen weist der Monat Oktober auf mit 31 15,42 ° °, die wenigsten der Monat Dezember mit 5 2,48°-°. An Todesfällen sind im Jahre 1906 570, nämlich 326 männliche und 244 weibliche Personen zu verzeichnen, worunter 24 männl. und 15 weibl., zus. 39 Totgeborene. Im Jahre 1905 belief sich die Zahl der Todesfälle auf 310 männl. und 327 weibl., zus. 637 Per­sonen, darunter 21 männl. und 19 weibl., zus. 40 Totge­

1907

borene. Auf die Oberamtsstadt kommen hiervon im Jahre

1906 84 männl. und 33 weibl., darunter 6 männl. und 1 weibl. Totgeborene, zus. 117 --- 20,52°/° gegenüber 56 männl. und 41 weibl., darunter 4 männl. und 2 weibl. Totgeborene, zus. 97 15,22°/° im Jahre 1905. Im Jahre 1906 starben die meisten Personen nämlich 100 17,53°/° im Monat April (dem Monat des Hirscheinsturzes), die wenigsten nämlich 30 5,26 °/° im Monat September, im Jahr 1905 dagegen die meisten nämlich 69 10,83 /« im Monat März und die wenigsten und zwar 35 5,49 /» im Monat Februar. Trotzdem durch die Hirschkatastrophe 51 Personen den Tod fanden, war die Sterblichkeit un Jahre 1906 gegenüber derjenigen des Jahres 1905 um 67

Personen geringer. -

r. Stuttgart, 16. April. Die Württembergischen Staatseisenbahnen vereinnahmten im Monat März d. I. 5447000 98863 ^ mehr als im gleichen Zeitraum

des Vorjahrs. In der Zeit vom 1. April 1906 bis 31. März 1907 betrugen die Einnahmen 66786000 gegen 63125718'-^ in der vorhergegangenen Rechnungsperiode, demnach 3660182 ^ mehr.

Zur neuen Gemeindeorduung. Das Ministerium des Innern hat die jetzt im Entwurf fertiggestellte Voll­zugsverfügung zur neuen Gemeindeordnung dem Verein der württ. Körperschaftsbeamten zur Meinungsäußerung zugehen lassen. Die Vorstandschaft des Vereins wird die ihr zugehenden Wünsche in einer zusammenfafsenden Eingabe dem Ministerium unterbreiten.

r. Reutliuge«, 18. April. Das Bankgeschäft von Emil Ruoff hier ist an die Aktiengesellschaft Stahl und Federer in Stuttgart übergegangen und wird als Filiale der letzteren von Herrn Ruoff weitergeführt.

Rotenberg, 17. April. Die meteorologische Zentral­station hat neuesten? hier eine Station für Niederschlags­messungen und Gewittermeldungen errichtet, die am 14. d. Mts. ihre Tätigkeit begonnen hat.

r. Rottweil, 19. April. In Altstadt wurde dem verheirateten 40jährigen Fuhrmann Weißhaar von einem ausschlagenden Pferde die Schädeldecke zerschmettert. Es soll wenig Hoffnung für Erhaltung seines Lebens bestehen.

r. Göppingen, 18. April. Eine Benzinexplosion entstand gestern hier in der Hasenstraße beim Kupferschmied Böhringer. Ein Geselle und ein Lehrling waren mit der Reparatur eines leeren Benzinfasses beschäftigt. Plötzlich explodierte scheinbar ein kleiner Rest Benzin, wodurch der Geselle so schwer verletzt wurde, daß er sofort ins städtische Krankenhaus verbracht werden mußte. Der Lehrling erlitt leichtere Verletzungen. Die Explosion war so stark, daß sämtliche Fenster der Werkstatt demoliert wurden.

r. Tuttlingen, 18. April. Infolge eines unglücklichen Sturzes starb nach wenigen Stunden der Müller Johannes Storz, Besitzer der schwarzen Mühle bei Weilheim, an einer klaffenden Wunde am Hinterkopf.

r. Blaufelden, OA. Gerabronn, 19. April. Den erst kurz verheirateten 28jähr. Landwirt Wägner, gebürtig aus Mäusberg OA. Künzelsau, fand man gestern früh in einem nahen Walde erhängt. Was den Unglücklichen in den Tod getrieben hat, ist unbekannt.

Landeskarten. Nachdem die Württ. Regierung ihren früheren direkt ablehnenden Standpunkt in der Landeskarten- Frage verlassen hat und neuerdings zu dem Beschlüsse kam, (trotz der am 1. Mai ac. in Kraft tretenden neuen Personen­tarife) die Landeskarten bis Ende September 1907 beizu­behalten, ist anzunehmen, daß dieses Entgegenkommen der Regierung nicht nur allseitigen Beifall im Lande gefunden hat sondern auch berechtigte Hoffnung aus fernere Erhaltung der Landeskarte Hervorrufen mußte. Aus diesem Grunde hat bereits eine lebhafte Agitation für die Erhaltung der Landeskarte eingesetzt. Wie wir erfahren haben, find von einem in Ulm bestehenden Komitee folgende Schritte unter­nommen worden. An Landtag und Regierung wurde eine Eingabe gerichtet, mit der Bitte, das Verlangen weiter Volkskreise um fernere Beibehaltung der Laudeskarten zu unterstützen. In dieser Eingabe ist neben der verkehrs­fördernden und für bestimmte Berufskreise sozial wirkenden Seite besonders auch auf die gute finanzielle Wirkung der Landeskarte für den Staat auch bei den schon bestehenden Preisen hingewiesen. Um jedoch einen Wegfall der Landes­karte zu vermeiden, würde eine mäßige Preiserhöhung in Kauf genommen werden. Ferner hat das Komitee mit sämtlichen Vereinen des Landes, wie Handels- und Hand­werkskammern, Handels- und Gewerbevereinen, Kaufmänni­schen Vereinen, Fremdenverkehrs-, Bodensee-, Schwarzwald- und Schwäb. Albvereinen behufs weiterer gemeinsamer Förderung der schwebenden Frage zum Zwecke der Samm­lung von Unterschriften für eine Massenpetition an Landtag