81- Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20 im Bezirks­und 10 Km-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

Jernsprechev Wr. 29.

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Jernspvecher Wv. 29.

Auflage 2600 .

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnt. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

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Amtliches.

Die Frühjahrskontrollversammlungen

tm Jahre 1907 finden im Kontrollbezirk Nagold wie folgt statt:

1. Kontrollstatton Wildberg am 8. April 3 Uhr nach mittags beim Bahnhof für die Gemeinden Effringen, Gült« lingen, Rotfelden, Schönbronn, Sulz, Wenden, Wildberg.

2. Kontrollstation Nagold am 9. April 8^/« Uhr vor­mittags in der Turnhalle für die Gemeinden Ebhausen, Emmingen, Mindersbach, Pfrondorf, Rohrdorf.

3. Kontrollstation Nagold am 9. April 10*/, Uhr vormittags in der Turnhalle für die Gemeinden Jselshausen, Nagold.

4. Kontrollstation Haiterbach am 9. April 3 Uhr nachmittags bei der Kirche für die Gemeinden Beihingen, Bösingen. Haiterbach, Oberfchwandorf, Obertalheim, Schie­tingen, Unterschwandorf, Untertalheim.

5. Kontrollstation Altensteig-Stadt am 10 April 9'/« Uhr vormittags in der neuen Turnhalle beim Stadtgarten für die Gemeinden Altensteig-Stadt, Altensteig-Dorf, Berneck, Ebershardt, Egenhausen, Garrweiler, Gaugenwalo, Spiel­berg, Ueberberg, Walddorf, Wart.

6. Kontrollstatton Simmersfeld am 10. April 20, Uhr nachmittags im Rathaussaal für die Gemeinden Beuren, Enz- tal, Ettmannsweiler, Fünfbronn, Simmersfeld.

Zn den Kontrollversammlungen haben zu erscheinen:

1 Die Herren Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten der Reserve und Landwehr I. Aufgebots.

2. Sämtliche Reservisten und Landwehrleute I Aufge­bots, sowie sämtliche Ersatzreservisten einschl. der zeitig als seld- »nd garuisoudieustuufShlg und der zeitig oder dauerud al« uur garuisoudirustfähig bezeichnet««! Mauuschafteu.

3. Die zur Beifügung der Truppenteile und der Ersatz- behördeu entlassenen Mannschaften.

4. Diejenigen Mannschaften, welche als zeitig Halb- uud Giuttnvaliden anerkannt sind.

Diejenigen Mannschaften der Jahresklasse 1895 welche in der Zeit vom 1. April bis 30. September ins stehende Heer eingetreten sind, werden im letzten Jahre ihrer Dienstpflicht in der Landwehr l. Aufgebots, bei den Herbstkontrollver- sammlungen zur Landwehr II. Aufgebots überführt und find von der Teilnahme an den Frühjahrskontrollversamm­lungen d. Js. entbunden. Dieselben haben bei den He.bst- kontrollversammlungen d. I. zu erscheinen.

Sämtliche Maauschaftea haben bei Strafvermeidung mit sauber gereinigte« Füße« zu erscheinen, weil letztere gemessen werden (auch diejenigen, welche bereits gemessen sind.)

Militärpässe nebst den darin befindlichen KriegSbrordrr- »ugeu bezw. Paßuotizev, sowie Führungszeugnisse find mit zur Stelle zu bringen.

Stöcke, Schirme, Zigarren rc. sind vor Beginn der Kontrollversammlungen abzulegen.

Orden und Ehrenzeichen sind anzulegen. Unentschuldigtes Fehlen, sowie verspätetes Erscheinen wird mit Arrest bestraft.

Anzug der Herren Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten der Reserve und Landwehr:

Ueberrock oder Waffenrock mit Mütze.

Calw, den 14. März 1907.

Königliches Bezirkskommando.

Die Ortsbehörden werden beauftragt, Vorstehendes in den Gemeinden wiederholt auf ortsübliche Weife losten- - bekannt z« gebe».

Nagold, den 16. März 1907.

K. Oberamt. Ritter.

Parlamentarische Nachrichten. Württembergtscher Landtag.

3. April. Fiuanzkommissiou. Bei den Land- postboten wurde em Antrag Braf-Liesching einstimmig angenommen, der dahin grng, die Regierung zn ersuchen, die Belohnungen für die Landpostboten unter Berücksichtigung der täglichen Dauer der dienst- uchen Inanspruchnahme und der pekuniären sowie strafrechtlichen HAsMg durch Bewährung eines nicht unerheblichen Zuschlag- zum ortsüblichen Taglohn zu erhöhen. " °

. ... 3". der Finanzkommission gelangte am Mittwoch rin Antrag «nstlmnng zur Annahme, an Stelle der geforderten zwei Oberrats- ftellen zwei Ratsstellen zu nerwillgen. Weiter wurden 4 weitere Oberkontrolleurstellen, eine weitere Kopistenstelle und 4 wettere Bau« amtswerkmeisterstellen genehmigt.

Nagold, Samstag den 6. April

Gcrges-Meuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 6. April.

Gedächtnisfeier. Zur Erinnerung an die große Trauer, die der 5. April des vorigen Jahres über unsre Gemeinde gebracht hat, wird am nächsten Sonntag nach­mittag, als am Jahrestag der Beerdigung unserer Toten, auf dem Friedhof eine kirchliche Feier stattfinden. Sie be­ginnt um 4 Uhr; eine Viertelstunde vorher wird durch Zu­sammenläuten der Glocken der Stadtkirche das Zeichen dazu gegeben werden. Die Feier findet auf dem noch unbenutzten oberen Teil des erweiterten Friedhofs statt. (Bei ungün­stiger Witterung würde die Feier in die Stadtkirche verlegt und in letzterem Falle würde erst um 4 Uhr, wie zu andern Gottesdiensten, zusammengeläutet.)

Ans dem neuesten Staatshandbuch. Nach der Ueberstcht über den Flächengehalt der Gebäude- und Ein­wohnerzahl hat unser Oberamtsbezirk einen Flächengehalt von 284,34 qkw. Auf den 1. Jan. 1906 betrug die Ge­bäudezahl zusammen 7374 und zwar an Hauptgebäuden 4627 und an Nebengebäuden 2 747. Die ortsanwesende Bevölkerung hat nach der letzten Volkszählung am 1. Dez. 1905 26125 betragen; darunter 12350 männliche und 13 775 weibliche Personen. Auf 1 qftiu kommen durch­schnittlich 92 Einwohner. In Beziehung auf die Bevölke­rungsdichte nimmt unser Oberamtsbezirk unter den 64 Oberämtern des Landes die 40. Stelle ein. Nach dem Religionsbekenntnis und der Staatsangehörigkeit verteilt sich die Bevölkerung unseres Oberamts wie folgt: Es sind evangelisch 24145; (römisch-)katholisch 1782; israelitisch 2 und von anderen Bekenntnissen bezw. ohne Religion 196. Von den Einwohnern sind 26 016 Reichsangehörige. An Ausländern waren am Volkszählungstage (1. Dezbr. 1906) 109 im Oberamtsbezirk anwesend. Der Ueberstcht über die württ. Staatsdomänen entnehmen wir, daß deren Ge­samtmeßgehalt am 1. April 1906 2669,7 ftL betragen hat. Nach Külturarten nehmen die Aecker mit 1681,7 b-r die erste Stelle ein; dann folgen die Wiesen mit 466.3 fta und die Weiden und Wechselfelder mit 291,4 ka und oie Baum­güter mit 103,9 da.

-ss- Untertalheim, 5. April. Die Wirtschaft zur Sonne" wurde um den Preis von 14 500 ^ von Martin Schermann, Schreiner hier, käuflich erworben.

Herrenberg, 5. April. (Korr.) Gestern abend wurde von Spaziergängern eine eigenartige, von Norden nach Osten sich bewegende Lichterscheinung beobachtet. Dem Lichtkern folgte in östlicher Richtung ein rötlich-weißer Lichtglanz von seltener Schönheit und Pracht. Die Erscheinung beobachtete man etwa 20 Sekunden.

r. Calw, 5. April. Infolge Aufhörens des Oktrois kostet hier Ochsenfleisch 82 -H, Rindfleisch 78 Kalbfleisch 84 ^ und Schweinefleisch 70 resp. 66 per Pfund. Die Spar- und Vorschußbank hier erhöhte den Zinsfuß für Depositen auf 4 vom Hundert.

Horb, 4. April. Der vor kurzem in Weitingen gemachte Münzenfund ist der Zahl der Stücke nach einer der größten, die je in Württemberg gemacht worden sind. Der wissenschaftliche Wert des Fundes liegt darin, daß es kein Mafienfund mit wenig Geprägen, sondern ein Mischfund ist, und zwar ein internationaler. Die außerordentlich zahl­reiche Scheidemünze im Fund, besonders württembergische, spricht trotz der vielen französischen Taler und der spanischen Goldstücke dafür, daß der Besitzer nicht etwa ein durchziehender französischer Offizier, sondern ein Ansässiger gewesen ist, der teils selbst gereist sein, teils von Durchziehenden fremdes Geld im Wechselverkehr eingetauscht haben muß. Im ganzen umfaßt der Fund 2913 Münzen: zu unterst 28 Goldstücke, jedes sorgsam in Papier gewickelt, dann das Silber, die größeren Stücke in ein Leinwandsäckchen gehüllt, die kleineren frei im Topf liegend. Das älteste der datierbaren Stücke ist ein Nürnberger Fünfkreuzer von 1622, eine Kippermünze mit sehr starker Kupferlegierung. Der Gesamtbestand der Württemberger im Fund beträgt 613 Stück, dazu kommen noch 60 Montforter, 2 Hohenloher und 6 Ulmer, also aus dem schwäbischen Münzgebiet 681 Stück. Sodann wurden gefunden 412 Pfälzer verschiedener Linien und Regenten, 260 Bayern, 572 Hessen-Darmstädter, 90 Stück der Graf­schaft Hanau-Lichtenberg, 27 der österreichischen Erblande; von geistlichen Prägungen ist vertreten das Erzstist Mainz mit 160, Trier mit 34, Salzburg mit 77, von Städten Augsburg mit 63, Konstanz mit 6, Freiburg i. B. mit 25, Straßbnrg mit 31, Regensburg mit 24, Nürnberg mit 12 und Frankfurt a. M. mit 63 Stück. Es folgt die Schweiz

1907

mit 11 Stücken, Holland mit 7 Dukaten, Spanien mit 10 Gold- und 1 Silberstück, und den Schluß machen die Fran­zosen mit 159 Stück. Dazu kommen noch 40 infolge schlechten Erhaltungszustands nicht lesbare Stücke. Der Fund bildet somit eine interessante Illustration zu der Zerrissenheit Deutsch­lands im 17. und 18. Jahrhundert.

r. Stuttgart, 5. April. Die im Staatsdienste an- gestellten ehemaligen Landjäger haben sich mit einem Gesuch an das Ministerium des Innern und an die zweite Kammer gewendet, in dem sie um teilweise Belastung ihrer ruhenden Pension neben dem jetzigen Gehalt bitten. Sie ersuchen um Aufhebung der Bestimmungen, auf Grund wel­cher ihnen die bei ihrer Jnvalidierung ausgesprochene Pen­sion vorenthalten wird. Das Gesuch ist begründet mit dem Hinweis, daß ein Teil der Pension zur Bestreitung der jährlichen Aerzte- und Apothekerrechnung für im Dienst zu­gezogene Leiden verwendet werden muß. Die Petenten hoffen umso mehr auf Berücksichtigung, als den aus dem Heere hervorgegangenen Angestellten Militärpensionen tatsächlich ausbezahlt werden.

r. Stuttgart, 5. April. Der verstorbene Obermedi­zinalrat Dr. v. Burkhardt hat dem LndwigsspitalChar­lottenhilfe" die Summe von 10 000 ^ mit der Bestimmung zur Verfügung gestellt, daß die Zinsen daraus alljährlich an Weihnachten an arme Kranke des Spitals verteilt werden sollen.

Das 8. Stuttgarter Musikfest wird bekanntlich in den Tagen vom 25.-27. Mai stattfinden. Als Diri­genten sind gewonnen Hofkapellmeister Pohlig, Prof. S. de Lange, Prof. E. H. Seyffardt. Den geschästsführenden Ausschuß bilden die Herren: Baron zu Putlitz, Geheimer Kommerzienrat Doertenbach,, Kommerzienrat Effenberger, Geheimer Hofrat v. Pfeiffer, Geheimer Kommerzienrat Spe- mann. Alter Ueberlieferung getreu, wird der erste Abend durch ein Händelsches Werk, den Messias, eingeleitet; die Hauptwerke des zweiten Abends sind eine Kantate von Bach und Bruckners 9. Sinfonie und Tedeum. Am dritten abend kommen auch zeitgenössische Tondichter zu ihrem Recht: R. Strauß mit dem Chorwerk Taillefer und Professor E. H. Seyffardt mit dem Schicksalsgesang.

Tübingen, 5. April. Schwurgericht. Spruchliste der Geschworenen für das 2. Quartal: Wilhelm Hermann Maus, Friseur in Reutlingen; Michael Friedrich Schaible, Stiftungspfleger in Simmersfeld; Christian Heinrich Leib­fried, Werkführer in Herrenberg; Karl Wenzelburger, Löwen­wirt in Neckartailfingen; Gottlieb Stoos, Bauer in Holzel­fingen; Friedrich Höll, Gemeindepfleger in Arnbach; Philipp Krauß, Gutsbesitzer in Altnuifra; Franz Holzherr, Privatier in Rottenburg; Johannes Knoblich, Schneidermeister in Wannweil; Michael Pflumm, Zementfabrikant in Dußlingen; Johann Ludwig Hummel, Bauunternehmer in Dobel; Ernst Friedrich Glaußer, Bauer in Gräfenhausen; Karl Friedrich Breunlin, Flaschnermeister in Pfullingen; Ludwig Belser, Bauunternehmer in Tübingen; Johann Ecker, Kauftnann in ^ Langenbrand; Gottlieb Kocher, Hofwerkmeister in Tübingen; Ludwig Friedrich Herrmann, Bauer in Frickenhausen; Karl Hiller, Landwirt in Bondorf; August Beck, Kauftnann in Metzingen; Michael Den gl er, Löwenwirt in Sulz, OA. Nagold; Johann Georg Renz, Bauer in Ohmenhausen; Theodor Klemm, Fabrikant in Pfullingen; Wilhelm Egerter, Fabrikausseher in Bodelshausen; Ernst Göhring, Gemeinderat in Pfäffingen; Johannes Lamparter, Privatier in Reut­lingen; Heinrich Bernhard, Buchbinder in Pfullingen; Lud­wig Kappelmann, Kauftnann in Wildbad; Richard Hertkorn; Gemeinderat in Eckenweiler; Johannes Platz, Bauer in Tailfingen; Karl Friedrich Kostenbader, Privatmann in Calw.

r. Tübingen, 4. April. Unser erstes Bataillon ge­dachte gestern mit einer würdigen Feier des zehnjährigen Bestehens seines Regimentes Nr. 180. Hervorgegangen aus den Regimentern der ersten württ. Jnfanteriebrigade (den Regimentern 119 und 125 in Stuttgart) nimmt es berech­tigten Anteil an den ruhmreichen Gedenktagen seiner Mutter­regimenter. Der Bataillonskommandeur, Major Frhr. v. Ziegesar, führte zur Einleitung der Feier, vor dem in Paradeaufstellung haltenden Bataillon in kurzen Auszügen die Geschichten der Mutterregimenter aus und schloß die von soldatischem Geist durchwehte Ansprache mit einem Hurrah auf den Landesherrn. Hierauf nahm der Batail­lonskommandeur den Parademarsch ab. Im festlich ge­schmückten Exerzierhaus wurde das Bataillon bewirtet. Die sämtlichen abkömmlichen Offiziere, an der Spitze Oberst Noell, beteiligten sich an der Feier. Musikstücke der Regiments­kapelle, Sängerchöre und Waffenspiele boten reiche Abwechs­lung. Major von Ziegesar sprach den Regimentsangehörigen, die dem Regiment bereits 10 Jahre treu dienten seine An­erkennung aus, dankte den Mitwirkenden bei dem Festtag und brachte einen Toast auf sie aus.