französische Revolution vor 100 Jahren ist der Grundsatz der Gleichberechtig­ung Aller zur Anerkennung gekommen. Ehre verdient jetzt jeder, der arbeitet, der seinen Platz nach den Anforderungen der Pflicht und des Gewissens ausMt.

Das 19te Jahrhundert freilich sieht gewaltige Strömungen gegen diesen Mittelstand auf wirthschaftlichem Gebiete: es hat sich eine Aristokratie der protzen Industrie gegen den Handwerkerstand gebildet und nicht einmal der Schuster und Schneider ist vor ihrem Druck gesichert. Die Maschinenarbeit bemächtigt sich jetzt aller Zweige der menschlichen Thätigkeit, kein Gewerbe ist davor sicher und die Wohlfeilheit ihrer Produkte läßt kleine Mängel der Arbeit übersehen. Eine jede Berufsstatistik zeigt auch, daß die Zahl der selbstständig Arbeitenden abgenommen und die Zahl der Lohnarbeiter in dem­selben Verhältniß zugenommen hat.

Sind denn nun die Vorteile der Maschinenarbeit überhaupt so, daß sie von keiner Handarbeit erreicht werden können? Die Maschine ist etwas todtes und entbehrt der lebendigen, geistigen Kraft, sie macht im ewigen gleichen Einerlei nur das, wozu sie eingerichtet ist, während die menschliche Hand, vom Denken und Wollen geleitet, mit ihrer Arbeit immer wechseln kann, nur sie kann dem Geschmack und Schönheitssinn Entsprechendes schaffen, nur an der Handarbeit erkennt man den denkenden und empfindenden Menschen, die Handarbeit allein ist die Trägerin und Vermittlerin des Kunstgewerbes mit seinen herrlichen Mustern aus dem 15ten und 16ten Jahrhundert, die wir heute noch bewundern. Jakob von Falke in Wien sagte, daß jedes Hand­werk Kunstgewerbe sein kann. Selbst beim Schlächter und Bäcker ist dieß nicht ausgeschlossen und kann sich die Kunst und der Schönheitssinn in der geschmackvollen Zurichtung und Auslage der Waare zeigen, wie man dieß z. B. in den Läden Hamburgs sehen kann. Beim Schneider und Schuster kommen ebenfalls gewisse Rücksichten des guten Geschmacks zur Geltung, und es wird ein Kunde, der auf gutes Paffen und Sitzen der Kleidung und des Schuhwerks sieht und bessere Stoffe verwendet wissen will, nicht aus dem Magazin kaufen, wenngleich die Preise dort billiger sind. Die Preise freilich sind für Viele sehr maßgebend und bestimmend für die Handlungsweise und es führt dieß auf denjenigen Teil der Volkwirthschaftslehre, der von den Ausgaben handelt. Diese unterscheidet nämlich nötige, entbehrliche, angenehme und schädliche Auslagen. Während in der notwendigen Reihenfolge der Aus­gaben die nölhigen in erster Linie stehen sollten, ist aber leider in den meisten Fällen die Stufenleiter derselben eine verkehrte, sie beginnt bei den schädlichen (beim Schnaps) und steigt sehr langsam zu den nötigen auf, zu denen zuletzt die Mittel fehlen. Leider ist das Sparen keine deutsche Erfindung und es ist höchst nothwendig, daß wir wirthschaftlicher werden, daß wir bei unfern Ausgaben die unentbehrlichen obenan stellen, nämlich die Ausgaben für Unter­kunft, Nahrung und Kleidung. Hiebei darf aber auch das Auge, das Em­pfinden einige Befriedigung erfahren, wie z. B. in Holland, wo Alles so schön und gediegen ist, freilich in Folge seiner Kolonialpolitik, die das Land so wohlhabend gemacht hat. (Schluß folgt.)

Wevmifchtes.

Nach derFrkf. Ztg." verlautet in kolonialpolitischen Kreisen, daß Hauptmann Wißman einige dreißig Offiziere nach Ostafrika mitnehmen werde.

Der älteste Mann in Deutschland ist ohne Zweifel der Rentier Markus Jordan in Bielefeld, der im Oktober 1888 sein 109. Lebensjahr vollendet hat. Er erfreut sich verhältnismäßig großer körperlicher und geistiger Frische, hat noch alle seine Zähne, liest kleine Schrift ohne Brille, hat guten Appetit und hat bis vor Kurzem bet gutem Wetter noch seine täglichen, mehrstündigen Spaziergänge gemacht. Nur das Gehör hat seit einigen Monaten gelitten und die Geisteskräfte lassen insofern eine Ab­nahme wahrnehmen, als er häufig nach einem begonnenen Satze sich nicht erinnert, was er hatte sagen wollen. Aus dem Civilkabinet Sr. Majestät des Kaisers kam vor Kurzem eine Anfrage an den Oberbürgermeister von Bielefeld, ob die in den Zeitungen enthaltenen Nachrichten über den alten Jordan thatsächlich richtig seien und nachdem dieses bejaht worden, ist dem­selben im Dezember 1888 eine goldene Mevaille mit dem Bildnisse Kaiser Wilhelms l. in vorzüglicher Prägung durch den Oberbürgermeister Bennemann überreicht worden, wodurch der ehrwürdige Greis hoch erfreut und sichtlich gerührt wurde. Von der außerordentlichen Lebenskraft des Mannes zeugt auch, daß er an dem jüdischen Versöhnungstage jedes Jahr ohne jede Be­schwerde fastet, d. h. über 24 Stunden lang weder Speise noch Trank zu sich nimmt. Arzt und Apotheke kennt der alte Mann nicht, wenn er einmal glaubt sich den Magen verdorben zu haben, so fastet er einfach 24 Stunden und alles ist wieder in Ordnung.

Verfehltes Abschreckungsmittel.Aber Peter, wie kommen Sie dazu, von diesem Stoff versuchen zu wollen sehen Sie denn nicht, daß hier deutlichGift" darauf steht?"Dees kenn' i' schon von meiner vorigen Herrschaft, gnä' Frau da is immer 's Beste drin!"

Ein Finanzgenie. A.:Sie sind mir die Ihnen geliehenen hundert Mark bereits drei Jahre schuldig, ohne daß Sie daran denken, mich zu bezahlen. Ich will Ihnen einen Vorschlag machen: bezahlen Sie mich sogleich, und ich erlaffe Ihnen fünfzig Prozent I" B.:So annehmbar Ihr Vorschlag ist, will ich Ihnen doch einen anderen machen. Warten Sie noch drei Jahre und wir sind quitt!"

Nehme man doch stets gleich das öeste Wittes. Mnterrekchenöach, O.-A. Calw. Ihre Schweizerpillen kann ich als reelles Hausmittel empfehlen. Indem ich Ihnen dafür meinen besten Dank ausspreche, erlaube ich mir hinzuzufügen, daß ich nach dem Ergebnisse einzelner mit den Apotheker Rich. Brandt'fchen Schweizerpillen angestellter Versuche das Präparat für ein gutes und zweckmäßiges Abführungs­mittel halte. Hauptsächlich bin ich durch Ihre Rich. Brandt'schen Schweizerpillen vom Druck in der Magengegend, S chwindelanfällen, Kopfschmerz, Ver­stopfung befreit und verdient daher Ihr Präparat das in weiteren Kreise» erworbene Vertrauen. Johs. Hespeler.

Mmtkicke Ae^anntmaeüung

betresfenä Aenäerung einer Masterwerksankage.

Die Firma Schill K Wagner in Calw beabsichtigt hinter der Rad­einlaßfalle ihrer Werksanlage unmittelbar vor dem im Jahre 1873 neu ein­gesetzten Wasserrad einen beweglichen Aussatz in zwei Teilen einzusetzen.

Der Aufsatz ist mit Aufzugsvorrichtung versehen und hat eine Gesamt­höhe von 0,44 m.

Dies wird mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntnis gebracht, etwaige Einwendungen gegen das Unternehmen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen. Nach Ablauf dieser Frist, welche ihren Anfang nimmt mit Ablauf des Ausgabetages dieses Blattes, können Ein­wendungen in diesem Verfahren nicht mehr berücksichtigt werden.

Zeichnungen, Beschreibung und Pläne liegen während der Einsprachefrist auf der Oberamtskanzlei zur Einsicht auf.

Calw, den 14. Januar 1889. K. Oberamt.

Amtmann Bert sch.

Calw.

Gerichtstag

wird vom K. Amtsgericht Calw am Montag, den 21. ds. Mts., Von vormittags 10 12 Uhr auf dem Rathaus zu Neuweiler abgehalten. Den 14. Januar 1889.

Amtsgerichtsschreiber Keller.

Liebelsberg.

Miegen^ckm^ts-Verkau^.

Aus der Verlaffenschaftsmaffe des Ulrich Rentschler, Bauere dahier, kommt am

Montag, ven 21. ds. Mts., nachmittags 1 Uhr,

in hiesigem Rathaus folgende Liegenschaft erstmals im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:

Gebäude:

Nr. 1. Ein zweistock. Wohnhaus mit Stallungen, gewölbtem Keller und angebauter Scheuer, Brandvers.-Anschlag 7000 « 4 L Anschlag 2500 «4L Nr. 1 4. Eine zweistock, von Holz erbaute Scheuer mit Stallungen dein» Wohnhaus, Brandvers.-Anschlag 1800 Anschlag 1500 ^lL

»i«»

nr. i o.

rrouure «scyeuer mir gewounem «euer Wohnhaus, Brandvers.-Anschlag 3400 «4L Anschlag 3000 «4L Ein von Holz erbautes Waschhaus mit Holzschopf und Obstdörre, Brandvers.-Anschlag 260 «4L Anschlag 150 «« Gärten:

1 » 64 qm Gemüsegarten beim Wohnhaus, Anschlag 30 60 a 88 qm Gras- und Baumgarten mit Backofen daselbst,

Anschlag 1500 -4L

A e ck e r:

PN. 140. 1 bs 4 a 49 qm (worunter 33 a 8 qm Laubwald) in Maiz.

Nr. 1 6.

PN. 66. PN. 67.

PN.

PN.

143.

190.

PN. 257. PN. 359.

PN. 351. PN. 142. PN. 411. PN. 635.

äckern,

4 ka 72 s 34 qm daselbst.

4 bs 11 s 17 qm im Lehen,

29 kl 93 qm in Lochäckern,

76 kl 87 qm auf dem unteren Bühl, Wiesen:

36 kl 34 qm auf dem oberen Bühl,

1 bkl 30 kl 34 qm beim Wohnhaus,

88 kl 38 qm in den Mädern,

Anschlag 1800 «4L Anschlag 7000 «4L Anschlag 3500 «4L Anschlag 250 «4L Anschlag 700 «4L

Anschlag 500 «4L Anschlag 2000 «4L Anschlag 700 «4L

PN.

Die Hälfte PN. 859.

700 -4L

42 » 95 qm die Beilwiese, am Teinachbach,

Anschlag

699. 1 bkl 46 kl 14 qm in den Thalwiesen, am Teinachbach,

Anschlag 2300 «4L

PN. 390, 391: 65 a 1 qm am Teinachbach, Markung Breitenberg, Anschlag 400 «M

58 a 36 qm die obere Teinachthalwiese, Markung Altbulach,

Anschlag 800 -4L

Waldungen:

5 bkl 73 kl 91 qm Nadelwald in der Badschleiche,

Anschlag 6500 -4L

1 bs 57 a 77 qm Nadelwald auf den Beiläckern,

Anschlag 1800 -4L

3 ka 99 a 27 qm Nadelwald im Steppersberg, mm Anschlag 1800 «4L

PN. 605/2. 74 a 46 qm gemischter Wald im Erbenwald, Anschlag 1500 -4L

PN. 610, 611. 3 bs 96a 7 qm Nadelwald in der Suchte, Anschlag 5000 -4L

PN. 1597. 75 a 3 qm Nadelwald im Mädich, Markung Schönbronn,

Anschlag 600 «16

Die Gärten, Aecker und ein großer Teil der Wiesen liegen in der Nähe der Gebäulichkeiten und gehören zu den Grundstücken bester Qualität der Markung. Auf den Gärten und den Aeckern in den Maizäckern befindet sich eine größere Zahl ertragsfähiger Obstbäume.

Tein ach, den 17. Januar 1889.

K. Amtsvotariat.

S ch m i d.

PN. 591.

PN. 592.

2/g an PN. 594.