Hko. 6.

64. Jahrgang.

Amts- unä Intekkigenzbkatt für clen Aezir^.

Erscheint Alenstag, Sonnerrtag L Samstag.

Die Kinrückungsgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

nuar 1889.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Wahlberechtigte.

Abstimmende.

Giltige Stimmen.

Uebertrag 3715

2434

2377

Simmozheim

199

142

125

Sommenhardt

82

75

7r>

Speßhardt

64

47

46

Stammheim mit Waldcck

und Dicke

305

195

191

Teinach

56

44

39

Unterhaugstett

52

46

46

Unterreichenbach m. Dennjächt 133

54

51

Würzbach

67

43

43

Zavelstein

61

50

49

Zwerenberg

45

39

39

4779

3169

3081

Herges-Wertigkeiten.

Calw. In den für die Stadt bestimmten zuletzt gedruckten Blättern der letzten Nummer konnte noch die Abstimmung von den beiden hiesigen Wahlbezirken ausgenommen werden. Heute folgt das gesammte Wahlergebnis:

Wahlberechtigte.

Abstimmende.

Gütige Stimmen.

Calw, südliche Hälfte

454

300

287

Calw, nördliche Hälfte

316

232

216

Agenbach

38

36

36

Aichhalden mit Oberweiler

48

40

40

Altbulach

84

70

67

Altburg mit Weltenschwann und Spindlershof

149

93

92

Althengstett

222

137

137

Vergölte, Aichelberg, Hüner- berg,Meistern u. Rehmühle

66

55

54

Breitenberg

84

66

65

Dachtel

92

69

68

Deckenpftonn

260

195

194

Emberg

31

25

24

Gechingen

284

90

89

Hirsau mit Ernstmühl

163

98

97

Holzbronn

81

57

57

Hornberg

40

35

35

Liebelsberg

71

68

68

Liebenzell

173

57

57

Martinsmoos

60

45

45

Monakam

49

29

27

Möttlingen

104

85

83

Neubulach

114

75

74

Neuhengstett

73

44

43

Neuweiler mit Hofftest

97

74

74

Oberhaugstett

76

35

29

Oberkollbach

77

60

60

Oberkollwangen

40

36

33

Oberreichenbach

58

41

41

Ostelsheim

160

83

81

Ottenbronn

71

49

49

Röthenbach

53

40

40

Schmieh

27

15

15

3715

2434

2377

Hienach ist Herr Stadtschultheiß Haffner mit 3081 Stimmen gewählt.

8 Calw, 11. Jan. Gestern Abend hielt Hr. Dr. Fränkel aus Berlin im Dreiß'schen Saale vor den sehr zahlreich erschienenen Mitgliedern des Gewerbevereins und eingclaoenen Gästen den angekündigten Vor­trag überMittel und Wege zur Erhaltung eines kräftigen Mittelstandes". Dieser vollkommen frei und in schöner, fließender Sprache gehaltene Vortrag, der mit kurzer Unterbrechung bei gespannter Aufmerksamkeit der Zuhörer nahezu 2 Stunden dauerte, war einer der interessantesten, den wir se hier gehört haben, und werden wir deßhalb des Nähern daraus zurückkommen. Der Redner gehört dem Verein für Verbreitung von Volksbildung in Berlin an, der seine Redner auf Verlangen in alle Theile Deutschlands entsendet, und es ist keine Frage, daß das Ziel, das^ sich dieser gemeinnützige Verein gesteckt hat, in keiner bessern Weise, jedenfalls weit besser, als durch d»s gedruckte Wort, er/eicht werden kann. Was unmittelbar und in solch packen­der Weise zum Ohre dringt, hastet zweifellos viel fester im Geiste des Hörers als das oft nur flüchtig Gelesene und so dürfen wir hoffen, daß das gestern Gehörte in Manchem einen guten Gedanken angeregt und vielleicht da und dort den Keim zu bleibendem Nutzen gelegt hat.

Stuttgart. Zu dem Einbruchsdiebstahl in der Feuer« leinschen Fabrik in Feuerdach, erfährt die W. Landesztg., daß die Kassette am Montag beim Fischen aus dem Neckar bei Hochberg gezogen worden ist. Die Kassette war gesprengt und ihres Inhaltes beraubt.

Mainz, 7. Jan. Der Eisgang im Rhein hat heute be­deutend abZenommen. Das Maineis blieb ganz aus, weil es sich an ver­schiedenen Stellen sestgcstellt halte, während Rhein- und Ncckareis bei der gelinderen Witterung schwächer sind. Den Unterwegsschiffen wird damit Ge­legenheit eröffnet, ungefährdet den nächsten Hafen zu erreichen.

AeuiULlsn.

Nachdruck verboten.

Werschtungene Jaden.

Roman aus dem Englischen von Her m ine Frankenste in.

(Fortsetzung.)

Lionel antwortete einige Minuten Nichts, sondern verharrte in Gedanken ver­sunken. Er Hatto geglaubt, Otto Lynwood's Charakter ganz genau zu kennen, und daraus gefolgert, daß die Wut des jungen Offiziers über die Heirat seines Onkels eine grenzenlose sein würde. Demgemäß hatte er keineswegs erwartet, ihn in Lynwood- Hall zu sehen- Und nun war er doch hier, seine Enterbung scheinbar mit größtem Gleichmut ertragend und anstatt eine Feindseligkeit gegen die Frau, die ihn verdrängt hatte, zu verraten, sie mit der größten Rücksicht und Aufmerksamkeit behandelnd."

Das gab gewiß zu denken, aber Lionel kam zu dem Schluffe, daß er seinen Jugendfreund entweder früher falsch beurteilt hatte, oder daß dessen Charakter seit­dem eine große Wandlung durchgemacht habe. Noch solchen Gedanken nachhängend, ließ ein leises Geräusch ihn plötzlich aufschauen und er sah Otto Lynwood mit Sir Ralph herankommen.

Sie blieben stehen, als sie noch einige Schritte entfernt waren und der junge Offizier sagte lachend:Sehen die Beiden nicht wahrhaft idyllisch aus? Sie könnten fast zu einem Bilde als Liebespaar sitzen."

Sir Ralph war sichtlich über den Vergleich keineswegs erfreut; seine Züge heiterten sich schnell jedoch wieder auf, während er neben seine junge Frau trat.

Bist Du schon lange hier?" fragte er.

Nicht sehr lange, vielleicht eine halbe Stunde."

Das ist ziemlich lange," sagte er mit sich wieder verfinsternder Miene.

Wirklich?" versetzte Adrienne unschuldsvoll.Mir erschien es nicht so, die Zeit verging sehr schnell."

Der Baronet bot ihr etwas hastig den Arm, Otto und Lionel folgten den Voraufschreitenden.

Haben Sie in diesem Sommer schon fleißig gerudert?" fragte Lionel den jungen Offizier nach einer Pause.

Nicht viel; ich bin kein geschickter Ruderer, wie Sie wissen. Adrienne sagte dieser Tage, daß sie sehr gern rudern lernen möchte, und ich war in der Er­kenntnis meiner eigenen Untüchtigkeit zu bescheiden, um mich ihr als Lehrer anzu­tragen. Sie aber sind ein sehr gewandter Fährmann, nicht wahr?"

So ziemlich. Sie wissen, daß ich in Kings-Dene durch die Nähe des Flusses sehr viel Uebung hatte."

Nun, die Gelegenheit zur Uebung märe bei uns auch vorhanden. Sie sollten Lady Lynwood einige Nuderlektionen erteilen," sagte Otto leichthin, und Egcrton erklärte selbstverständlich seine Bereitwilligkeit, dies zu thun.

Dem entsprechend fand er am nächsten Tage, als er nach Egerton-Hall kam. Lady Lynwood seiner wartend, sowie Otto Lynwood mit seinem Fischzeuge beschäftigt.

Es thut mir sehr leid, daß ich Euch nicht begleiten kann," sagte Sir Ralph mit leichtem Mißmut,aber ich bin zu meinem Leidwesen genötigt, einer Gerichts­verhandlung als Geschworner beizuwohnen. Gebt Acht, daß Euch Nichts geschieht!"

Sie brauchen sich nicht zu fürchten, Sir Ralph," entgegnete Lionel.Ich stehe Ihnen gut dafür, daß Lady Lynwood unversehrt zurückkommen wird."

Die Haushälterin hat eine Menge Mundvorräte für Euch cingepackt. Ihr könnt also auf der Insel eine kleine Mahlzeit halten; wenn der Tag so schön bleibt wie jetzt, so wird Euer Ausflug sehr angenehm sein."

Der Tag blieb schön und der Ausflug war äußerst lohnend. Da der Fluß die Besitzung von Lynwood durchschnitt, brauchten die Drei nicht weit zu gehen, bis sie das elegant gebaute Bootshaus erreichten, wo eine sehr schöne, ganz neue Barle angekettet lag. Otto setzte sich ans Steuer, Lionel zu den Rudern und Adrienne auf die Bank hinter seinem Platze, von wo aus sie genau aus jede seiner Beweg-