SL. Jahrgang.

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Der Gesrllschasttt.

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Anflag« 2SC0.

»«reigen-Srbühr f. v. Ispatt. Z»U» mW ,,wbhnl> Schrift od« drr«l Raum d»t Imal. «tnrLcku», 1V bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübche« und

GchwLb. Landwirt.

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Magokd, Ireilag dm 8. Ieöruar

ISO?

Nach den Reichstagswahleu.

Widersprüche

in der sozialdemokratischen Wahlagitation?

Las den vorwarf de- .Beobachter»* gram die Partei» lrituag der Sozialdemokratie, daß letztere »ffen* und ge» hei«« Parolen für den 7. Wahlkreis auSgegeben habe, erhielt die Redaktion de» Beobachters folgende Zuschrift:

LaudeSvorstaud der Sozialdemokratischen Partei Württemberg».

Stuttgart, den 5. Februar 1907.

LU. Redaktion de» Beobachter hier.

In heutiger Rom»» de» Beobachter veröffentlichen Sie unter der Spitzmarke .Die Hiaterlist der sozialdemo­kratischen Parteileitung* einen Brief, unterzeichnet: .Der LaudeSvorsiand. J.A.: Carl Oster*, worin unsere Partei­genossen im 7. Wahlkreis, entgegen der für do§t festgesetzten, anfWahleuthaltnug lautenden Stichwahlparole, aasge- fordert werden, gegen den Lolksparteiler SchwetShardt und für den Konservativen Ndlrmg zu stimmen.

EL ist leider Tatsache, daß dieser Brief von de« i« Parteibmeau beschäftigten Hilfsarbeiter Oster au Partei­genossen des 7 W ihlkrrise» geschrieben wurde. Davon hatte jedoch weder der Parteisekretär Wakuer, noch sonst irgend ein Mitglied de» LaudeSvorfiavde» Kenntnis. Die dem Schreiben augefügte Unterschrift war deshalb nach jeder Richtung «ubsrechtizt. Wir stehen auch nicht au zu erklären, daß wir diese» eigenmächtige vergehen de» Genoffen Oster entschieden verurtrNe« nnd ersuchen Sie, Ihren Leser« dnrchNbdrrck dieser Zeilen hiervon Kenntnis »» geben.

Für die Mitglieder ds8 LaudeZvorstatides der

Sozialdemokraten Württemberg»:

Es. Steiubrenuek, Friedr. Fischer, Wilh. kowald,

S. Harder, Wilh. Schweh.

8. A. der Sekretär: Otto Warner.

(?. 8. Der Sen. «g. Reichel war wegen XbvesesheU leider nicht zu erreichen. W.)

Ulso wäre der Genoffe Oster ei« Fälscher und für künftige Kandidaturen sowohl für Reichstag al» für Land­tag hoffentlich nicht »ehr in Betracht kommend.

Merkwürdig ist hiebei ur-r, daß der Wahlanfrnf des LandeSvorstauds der Sozialdemokratie Wärt- tembergS «it der Bitte an die soz aldewokrattsch« Wähler sich bet der Stichwahl s« 5. Februar der Stimmabgabe zu euthalte» tu der gleichen Nummer des .EuztüierS* enthalte« ist, dk auch üru folgenden Wahlaufruf enthält: Zur Stichwahl! Bau d:r sozialdemokratischen Partei wurde auf gestern eine Ksnferenz nach Neuenbürg e!s-

beroseu, welche von 56 Partregrvdffru defucht war. Solche

fanden bereit» im Lasse der letzten Woche tu de« andere» Oberämterv de» 7. Wahlkreise» statt. Die Parole lantet einstimmig: keine Stimme einem volkspartekle«. Al» Wetterfahne ist dir BslkSpartri von jeher bekannt, bei den letzten Land- und ReichStagSvahleu ging ihr an­der politische Charakter vollend» verlor«. Die DolkSpartei kann nicht genug frohlocken über die Niederlage der Sozial- demokratie bei der Hanptwahl zu« Reichstag, wobei speziell die LolkSpartri die Hsvptmacheriu war. Wie Du m'r, so ich Dir, heißte» jetzt. Dt«sozialdemokratische Parteileitung legte Herrn Oekoaomlerat Adlung folgende» vor: Sind Sie i« Fall einer Wahl bereit: 1) gegen jede Brrschlechter- nag deS allzemriarn, gleichen, geheimen und direkten Wahl­recht» zu stimmen? S) Jede» Versuch, der da» SoaltttsuS- -echt eiuzuschrSkiken geeignet, unbedingt zmückzuwetse»? 3) Sich gegen jede» wie immer geartete »uSnahmegefetz entschied« zu erklären? Diese 3 Punkte wurden von Herrn Orkouomterot Adlung sutttschrirben und dem sozialdemo­kratischen Partrivorßaud zugesandL. Wir fordern hierair sämtliche sozialdemokratische Wähler de» Oberamt» Neuen­bürg auf, morgen den 5. Februar de» Stimmzettel de» Kandidaten KLlsnü in Ue WuMrne zu wirsen.

Die Vertrau mSmäuaer der sszaldsmokratlscheu Partei Württembergs für des 7. N.ichSLagSwahlkreik.

Demnach wäre Oker nicht allrlu der Schuldige oder Sünden- Lock, sondern die BertraaenSmäuuer der, soziatdemokr. Portes für den 7. Wahlkreis haben sich eine EOratosr geleistet.

r. B»» V. Wahlkreis, 7. Febr. So hcißamstrittev wie diesmal war das Reichstag? «avdat LeS 9. Wahlkreises «och nie. A!S die Parole der Sozialdemokratie: Für Schell- Horn gegen Hantzman»! bekauut gegeben,war, entbrannte rin erbitterter Kampf. BsMpartei und deutsche Partei taten ihr Möglichstes und roch tu letzter Eturde wurde von diese« Parteien der redegewandte b dische LaudtagSadgeord- nete Rufer aus Offtuburg zu Hilfe gerufen. Das Zentrum rntfalttte in den Bezirken Epaichingen und Luitlkogrv, auch in Kottweil elue äußerst rege Tätigkeit, nur t« Baliuger Bezirk wa? die Agitatsou flau. Um so energischer setzte in diesem eigensten Gebiete HaußmauuS die BolktPartei ei». Da» Endresnltat war das bereit» gemeldete, überraschende. Dir SozialdemekreLe« hatten die Wahlparole zu« großes Teile nicht befolgt, in rein evangelischen Orte« gingen fie truppweise ins Lager der Kolli Partei über; etne AaSuahme «achtens hievon nur die organisierte» Sozialdemokraten de» Tuttlivger Bezirk». Daß ln Balingen die Genosse» sich nicht an die Parole hielt«, brachte der BolkkPartei den Sieg. I» ganzen Wahlkreis ist etwa die Hälfte der Sozial­demokraten umgefalleu. Diese Lockerung der Disziplin i» sozialdemokratische» Lager mag auch eine Folge der RaodatSvttlnste vom 25. Januar fei».

Pretzüntzernngr« übe« de« Wahlansfaü

t« WSrtt««»-r,.

6. Febr. Die LnSgabe einer doppelten Wahlparole im 7. Wahlkreis für die sozt«ldem»> kratische« Wähler wird heut« in der .Schwäv. Tag- wacht* zngegebeo, aber dahin aufgeklärt, daß der i« Partei- bnrraa beschäftigte HilfSarbetter Oster diese »rief« auf eigene Faust hiuauSgeschickt habe. Weder der Parteisekretär, «och sonst ein Mitglied de» LandrSvorstandr» habe davon Kenntnis gehadt. Nach dieser Aufklärung de» sozialdemo­kratische» Blattes liegt also eia« grobe Fälschung vor. Der Beschuldigte gehört übrigen», soviel «u» ln Erinnerung, selbst der Parteileitung ar. Er var sozialdemokratischer Kandidat i« 7. ReichStagkwahlkckiS, vorher LaudtagSkandidat. In foz!a!demsreattschen Versammlungen Hot cr fich öfter» durch seine sehr scharfe Sprache gegen die BolkSpartet hervorgetan. Seine polnische Rolle wird er wohl unn auigespielt habe«. Der Ausfall der Stichwahlen in Württemberg wird von der sozialdemokratischen.Tagwacht* al» ein Rack nach recht» bezeichnet, dru die BslkSpartri >auf de« Gewissen habe. DaS ist eia starker S.ück angrstchtS der Tatsache, daß die Sozialdemokratie er gewesen ist, die da» Mandat deS 4. Wahlkreise» an den Bauernbund auSgeUefert hat und be­müht war, auch den 7. Wahlkreis dru Agrariern und de« 9. de« Zentrum auSzulirfkrp. Sovrad Haußmanv, so führt die .Tagwacht* aus verdankt sein Mandat nur de« Umstande, daß die sozialdemokratische Parteileitung e» unter­lassen habe, eine Agitation für die Beachtung ihre« Wahl­parole zu entfalten. Bei eine« ernsthaften Stichvahlkampse wäre da» Ergebnis erzielt worden, baß Haußmav« tu den nächsten fünf Jahre» nicht nach Berlin fahr« würde. Einen Denkzettel habe Haußmanu bekommen, der ihm zeigen swerde, d»ß eS tatsächlich in der Macht der Sozialdemokratie liege, sriüer ReichStag-mehrheit ein Ende zu bereiten. La» stutz großsprecherische Phrasen, die über die schwere Blamage der sozialdemokratischen Parteileitung nicht hiuwkgzvtönschtv ver­mögen. Dir sozialdemokratische und ZmirumSpreffe haben in 'brüderlicher Eintracht mit Sicherheit eine »ufehlbore Niederlage Haußmanu», und zwar als ein Strafgericht der Wähler »orauSverkSoset. Die .Tagwacht* besonder» hat erklärt, wir werden Wunder der sozialdemokratisch« DiS- z Plis erleben. Aber diese Wunder stob »no ganz ander» ausgefallen. Auch das vltramoutane .Deutsche Lolk»- tzlatt* ist ziemlich kleinlaut »vd schützt wieder dru Durch­fall seiner Kandidaten aus eine angebliche konfessionelle Hetz«, die bekanntlich immer -erhalt« «, wenn da» Zentrum irgendwo naterltegs. Di« agrarisch-konservative.Deutsche RekchSpost* stellt sich an, al» ob fie zufrieden sei, aber der Verlust von Heildronn veranlaßt fie zu einigen bitter« Brmerkangm gegen die Deutsche Partei, die ihr die Wahl- Hilfe in Cannstatt und Eßlingen schlecht vergolten habe, »er .Schwäb. Merkar* bezeichnet de« Sttchwahltag al»

Berthold Auerbach Ln Nordstetten.

(Sortfttzung.)

Fünf Wegstunden von Hechlugeo, sieben von Tübingen «tferut, «N Svotevpuvtt der Straßen »ach de« Hohen- zollrrn'sch« und KUwürtiimbergischen, liegt aus freier, breiter Hochebene Auerbachs Geburtsort. Weit streift der Blick von dm fruchtbaren Gebreitm nach de«« hinüber, nach dm Hügelketten der schwäbisch« Aid, zu de« BasaUkegel, «ms de» sich das Stammschloß der HoheuMern erhebt. Wir ein Bilderbuch des schwüb scheu Hrrrgöttle ist die Lindschaft vor de« Wanderer aufgeschlag« »it ihrer bunt- gewürfelt« Mufierkarte von Atcknu «ad Brachland, von Wirs« und Waldbkstäud«. Schlanxenwtge nnd Fußsteige führ« an kühlen Bierkelleru Nordstet.eu ist nicht um­sonst der Schauplatz der Dorfgeschichte .Hvps« und Gerste* hinauter in iraS liebliche Ta!, wo der Neckar noch jung »ad der Schwarzwald noch nicht alt oder, streng g«»««ev, «och gar nicht vorhanden ist. Denn gehört Nordstetten auch zum ehrmalig« rrtchSritt-rschastlichrv kreise Neckar-Schwarz- »ald, für Lavdrkkmder beginnt der echte Schwarzva'.d erst ein paar Reil« weiter »nt«, um Freudrvstadt herum. Dle Literaturfreunde freilich werden eS fich nicht nehmen kaffen, Nordstetten als vollwichttgrS Schwarzwalt-Dorf voa NaerbachS Gnaden gelten za lass«, obgleich auch die Bau- art der Häuser dies.« Typus wenig «tspricht. Fast nir- grudS sehen wir Strohdächer, Söller, Gallert« und die charakrrrist'scheu Heubühu«. Nirgend» auch Schutzwehrer: gegen die Natur-Romantik, welch« die Bewohner rauherer Schwariwrldgrgend« um des knirbi» und Feldberg mit »tldwafftru und Schneewehe» helmsacht. Satte, gediegene Behäbigkeit offenhart die ganze über 1000 Einwohner zäh-

lende Ortschaft, die unr au» Bosheit, wie Aaerbach scherzt, «och immer .Dorf*, nicht geziem,»dermaßen Marktflecken oder Städtle tituliert wird. In Wahrheit hat auch nur die nahe, j de« Leser der Dorfgeschichten wohlbekannte SmtSstadt diese Rangerhöhung verhindert.

In ganz Nordstetten gibt e» nicht einen Bettle?, allerdings auch keinen einzigen Großbauer, durchweg aber ela« tüchtigen Mittelstand. Dle »eisten Bauersleute treiben heute, wie in Auerbachs Jugendzeit, neben ihre« Acker- unk Hvpfenbau ein nahrhaftes Handwerk, viele Familien­väter wandern gegenwärtig, wie ehedem, zur Sommerszeit nach dr« nah« Elsaß, wo fie zumeist als Maurer und Schreiner ein schönes Stück Selb verdien«, llad einen Vetter« Sufschwvvg Hab« die wtrtschastlicheu Z»stände seit der Eröffnung der Eisenbahn groomm«: «au kört heute i« Zeitalter der Freizügigkeit fast nichts mehr von Au»- Wanderung nach Amerika, während ehedem kein Hau» im Dorfe war, das nicht Augehörige an die neue W-lt abge­geben hätte. Nordstetten ist so bekräftigt« mir Pfarrer »nd Schullehrer eis Master dsrf.

Der Meascheuschlag, der hier gedeiht, fird kernschwab«, ein weutg uScht«, doch aufgeweckt, gotteSsürchttg, doch frei von jeder Gehässigkeit gegen Audtrkgiäubigr. Scho« in Auerbachs kiaderzeit galt Christ und Jud gleich t« Nord- stetteu. In Handel nad Winde! vertrugen fich L hr-, Wehr- und NLZrstsnd oder wie der Dichter lustiger und avschonlicher gliedert kkh-, Ochser- und Pferde- bauern friedfertig «it ihr« Hofbaukiers, den jüdischen Makl ru und Hausierern. Während der uapolcouisch« Feldzüge rettete der Matter Witz, die Bsrschlogenhrit jüdischer Lieferant« das Dorf wiederholt vor Plünderung uud Brandschatzung. Zuvor aber hatte dar Loleranzpatmt Kaiser Joseph segensreich in Nordstetten gewirkt: den« Auer­

bach» Geburtsort stand btS 1806 unter österreichischer Ober­hoheit nnd auch «ach der Abtretung dieser Gebiete an Württemberg kam« zvmal in b« Jadengesetz« vielfach die für Böhm« erlassen« Bestimmungen kn Betracht.

Noch ein auderer traurigerer Grund mag schon vor­her die Duldung tu Nsrdstett« gefördert heben. In der patriarchalischen Zeit war der Bauer vielfach rechtlos: vor elaem Jahrhundert konnte Christian Garvr deshalb kn sein« Schilderungen de» Bauernstände» d« Charakter de» Laub- mauueS mit de» de» Jaden vergleich«, weil Beide, nuter demselben Drucke lebend, ihr« Machthabern gegenüber die­selbe Rischusg von Trotz »ud Schlauheit nötig hatte». Wie die Nordstetter Gutsherr« mit ihr« Uotertaucn ver­fahren, das hat Auerbach» Mutte« de« kleinen Berthold oft berichtet in der gleichfalls i« Nachlaß aufbehaltenm Geschichte .vom Mädchen, da» auf dem Berg fischte/'

.Ja, Kinder, in ult« Zeiten, da hat'» keine Gerecht!»- kkit gegeben, lauter Gunst. Meine Matter hat mir- oft erzählt. Str hat» von ihrer Mutter gehabt, wie rS in alt« Zeit« geves-a ist. Damals war der Gutsherr such der Richter, nnd da hat mau nicht appellier« können »ach Tübingen nad nach Reutlingen. Der Sp.uch hat gegolten und wenuS auch himmelschreiend llu:echt gew-feu ist. Also, da ist hier eia Bauer gewesen, der war in de anderer Gunst beim Hrn. p. Schleustet« ich weiß nicht warum. Nun war Markt tu Harb, uud da ist ein Mann mit rlner Stute und eine« Saugfüllru. Uud de» Gutsherrn Günstling ist auch da mit ein paar Ochsen. Da geht da» Füllen von seiner Mutter weg zu dm Ochs« und ist nicht wegzubiingw. Der Mann kommt uud will sein Füllen; da sagt der Güust- liag, drr Ochsevdaoer: DaS ist «ein Füllen, da» hat mein Och» geworfen. Der Pferdbooer lacht. Aber da» Lach« vergeht ihm bald: der Gutsherr kommt dazu, hört d«