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A»sl«ge »SSO.
Erscheint täglich «il ««-nähme der Tonn« «nd Festtage.
Prei- vierteljährlich hi« 1 mit Lräger. loh» Bezirks,
und 10 tw-Berkehr 1.LS t« übrige« Württemberg I.sv ^ MonatSabonnements «ach «erhältni-.
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N« 1 »igen.»»bühr st d. Ispalt. gell» au» gewöhn!. Schrift ob« deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmalig« entsprechend Rabatt.
Mit de« Plauderstübche« und
«chwLb. Lavdwttt.
L 26
Hlagotd, Donnerstag den 31. Januar
1907
««tliches.
^Di- OrtSbehörde« f. ». «rbeiterv-rfich-r«»,
wsllea dir km letzten Vierteljahr bei thnes «»K-t«»scht-«
Q»itt»«grk«rt-» b unru Lv T«ge» hieher vorlegea uub zwar als portopflichtige Dienstsache »titelst eingeschriebenen Briefs.
Nagold, 30. Januar 1907. _ K. Obera»t. Ritter.
A» di- Heere« OrtSverfteher ««dsWahlvarfteher.
Reichstags-Stichwahl betreffend.
Da nach der am 29. d. Mrs. vorgevommemu Ermittlung des EigrbniffiS der ReichStagswkhi vom 25. d. Mts. eine absolntkiMrhrheit der i« VII. Wahlkreise abgegebenen gültigen StirnÄku fich nicht herouSgistellt hat, so wurde gemäß 8 12 des Wahlgefttzes vo« 31. Mat 1869 die Boruahme einer e«gere« Wehl (Gttchwahl) auf Dte«tt«i de« s. Fedrxar d. I. von vor'Uitiags 10 Uhr bis abends 7 Uhr auberaumt.
I« die rugrre Wahl kommen nur die zwei Kavdidatev:
Heinrich Echweickhardt, Kaufmann in Tübingen und Friedrich Adl»«g, Ottonomierat in Sindlingen, welche bei der Wahl am 2b. d. M. die «eißrv Stimmen erhalten habe». Alle auf andere Kandidaten bei der Wahl am 5. Februar ds. IS. falleudeu Stimmen flud «»gültig, woraus htemit besonders hingevteseu wird.
Die Schultheiß r«ä«t»r, sowie Anwälte de» Teil gemeind er« haben BorstehcudeS alsbald in den Ge- «etvdm in ortsüblicher Weise und durch Anschlag am Rathaus bezw. Wahllokal unter Benützung des ihnen zugehrn- de« Plakats, Formular Ne. 18 bek««»t ««che« z« lasse» »ad den Vollzug unfehlbar bt- Montag den 4. Februar d. I. hieher anzuzeigeu, zugleich ist eine vom Ge- «eiuderat bezw. Teilgemetuderat auszustellende Bescheinigung hierüber dem Wahlvorsteher zu übergebeu (Formular 19), welcher solche di« Wahlprotokoll beizulegeu hat — (8 31 Nbs. 4 des Reglements). —
For»ulare z« dich« Bescheinigungen und Plakate werden den SchEheißerrämtern nud Anwälten -«geschickt.
Die Wählerliste», Formulare zu Wah Protokollen und Gegenlisten, sowie die erforderliche Anzahl Wahlumschläge gehen den H. Wahlvorsteher» zur Benützung bet der engeren Wahl a« 5. Februar d. I. zu — die Wählerlisten durch Bermitilnug des SchrrttheißkMMS — mit besonderem Schreibe» and angedogeur« Formular für die Empfangsbescheinigung, welche sofort als psitopfl chtige Dienstsache anher eiuzusenden ist. Eine wiederhottk Auslegung der Wählerliste stützet nicht statt; auch darf eine Berichtigung derselben j-tzt nicht «ehr vorgeuommu werden. (8 31 Schlußsatz des Reglement?.) Die Wahlbezirke, Wahllokale und die Wahlvorsteher bleiben unverändert.
Der Eintrag der am 5. Februar ds. IS. abgegebenen Stimmen findet in Spalte 8 der Wählerliste statt. Die Richtigkeit dieser Vermerke ist vom ganzen Wahlvorstaud am Schluß der Wählerliste mit folgendem Vermerk auf Seite 2 des AnhrftbogeuS zu beurlauben:
Die Richtigkeit der bei der heutigen engeren Wahl in
Rubrik 8 gemachte« Abstimmuugkvermerke beurkundet
.. den 5. Februar 1907.
Der Wahlvorstand:
Wahlvorsteher Beisitzer Protokollführer
(Ramr). 1). .
2).
Die Herren Wahlvorsteher haben die Wahlprotokolle mit den bet der Wahl benützten Wählerlisten und sämtlichen zSgrh-rlgen Schriftstücken ««ch Schlmß der W«hl alt. halst und zwar versiegelt an des Wahlk»««iffSr Hrrr« Htezter»»gtrat Bvetter t« G«Iw zu befördern, jrde«f«üt f» zeitig, daß stie Akte« «»fehlst«» «« V. Fe»r««r v»rmitt«gg 8 Uh» de« WahU»««tffLv z«k»««e«.
Das Wahlergestait ist lvoch am S. Fedr««r unter Beachtung der Weisung vom 18. d. Mrs. Gesellsch. Rr. 16 fvfvrt nach Feststell»»- d;L AbstimmnngSrrsuttatZ dr« Osteramt N«g»kd durch Teletzhe» bezw. Bervendnug von Sxtrastote« bis zn der nächstgelegeneu TelepZonstelle auzuzeigtn.
Die Sri der Stichwahl «icht ste»Stzte« Wahl««- schläge find nach der Wahl durch BeZmitlluvg der Schult- tzetßesämter de« Osteramt z»rütkr«gebk», während di» det de» Wehle« z«r Berwe«d«»g gelaugte» U«fchläge, ssfeiu sie nicht nach 8 20 deS WrhlreglrmeutS den Wahlakten auzasükeu find, nach § 21 des Wahlregle- ment« s» la«g« versiegelt a»ft«stewahre« find, bis der Reichstag die Wahl für gültig erklärt hat, worauf auch diese Umschläge an das Obrramt ewzusevdku find.
Die Herren Orttv»rst,her «»d Wahlvarstehe» find für ge«««e A»sführ«»g ter BossLriftcu ver««t- Wvrtlich und wollen i« A«sta»sttf«ll i«Sdef,«dere, wenn dir Akten und Formulare nicht vollstävdrg nud rechtzeitig eiaki ffm sollten, sofort durch telrphauische A«fr«g« um Bescheid uachsuchru.
Nagold, den 30. Ja«. 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Zwischen Haupt- und Stichwahl.
Uttramoutaue Wahlente.
«ertt», 29. Jan. Die Nordd. Nllg. Ztg. schreibt:
Eine flägeltahme Wahlente versuchte die Köln. Volks- zeitnuß heute fliegen zu lasten. Noch gerade zur Stichwahl hat stch eine geheimnisvolle Person gefunden, die ihr folgenden Plan verrate« hat: SS solle im Reichstag eine -gefügige" Regierungsmehrheit dadurch geschaffen werden, daß «su die wegen der Zunahme de« Bevölkerung eigentlich mehr zu wählenden ReichStaeSabgrordveten durch die Einzellandtage wählen laste. Man suche nach Mitteln und Wegen, wlr dies ohne eine Aeudrruug des bestehenden ReiHStagkwahlrechtS geschehen könne. Unter der »gefügigen" Regierungsmehrheit versteht die .Köln. Volks ztg.", wie eS
scheint, eine in allen nationalen Frage« zuverlässige Mehr
heit. Für eine solche sorgt aber die Nation schon selbst; da bedarf eS keiner WahlrechtSküusteleieu. War den vo« der.Köln. BoHSztg." enthüllten Plan insbesondere betrifft, so können wir ftststelles, daß er au keiner amtliche« Stelle existiert.
_Di« Gtichwahlparele de- Ze»tr»«t.
KSl», 30. Januar. Rach einer Meldung der Köln. BolkSztg. fand hier gestern eine Besprechung über bie Reichs- tagSstichwahle« statt, au der die Vorstände deS LandtS- bezw. P.ovtnzkolasrschüffe der Rhetuprovivz, ferner vo« Westfalen, Hefsen-NHan, Hessen, Rheivpfalz, sowie eine Anzahl weiterer LertrasesSmäiuer der ZrntrumSpartet teil- nahmen. Nach eingehender Beratnng wurde beschlossen, den WahIkomtteeS zu empfehle«, alle diejenigen Kandidaten z» unterstützen, die fich verpflichten, eiuznttete»; 1) für die SnsrechMhaltimg des gelten sea RetchStagSwahlrechts, gegen jede Beschränkung d» Koalitionsrecht-, für die Forttühr- uug du Eozialreform-Gesetzgebung, sowie gegen jede- Aas- uahmegesetz a«f politischem Gebiet; 2) für die Sicherung der vollen Religionsfreiheit in allen deutsche« Bundesstaate« l« Sinne deS Toleranzantrages, sowie gegen jede» Ans- uahmegesetz ans religiöse« Gebiete.
MSvche«, 30. Jan. Da» Zintra« hat für die Stichwahlen die Parole noch nicht aaSgezebeu. Lein hiesige» Parteiorgan rät de« Parteigenossen an, die Parole abzuwarteu; diese wird fich, wie au» alles übrigen Ausführungen hervorgeht, gegen die Liberalen richten. Das Zentrum wird di« Sozialdemokratie voranSfichtlich tu beiden Münchs»« Wahlkreisen unterstütze»; dafür werde« die Sozialdemokraten dem Zentrum in Jmmeuftadt und Würzburg ihre Hilfe leihen.
Die Nordbentschr zur Stichwahl.
«erlt», 30. Ja». Die «Nordd. «llg. Ztg." schreibt zur Stichwahl:
Line Schlacht ist geschlagen, nicht die letzte. Nnu geht e» zu« entscheidende« Kampf. Bon de« Ausfall der Stichwahlen wird es abhängen, ob der Sieg, den die bürgerlichen Parteien am 25. Januar über die Sozialdemokratie feierten, zur völligen N ed rlage der Gegner führen wirb. Für sriue besonderen politische« Anschauungen hat jeder bei den Havptwahleu gekämpft. Das war sei« gutes Recht. Jetzt gilt eS, znrückzustelleo, wa» die bürgerlich«» Parteien von einander trennt und hervorzuheben, was sie eint. Rationales Empfinde«, religiöse Uebrrzeugnug, ernste Sorg« für das wahre Wohl de» LolkeS fordern eine grmetusame Tat, auch wenn sie mit Opfern verbunden iß. Nicht Stimm- enthah'.iuog, nicht bkqiemeS Geschehenlaffeu, sondern etu- helltge Abgabe aller Stimmen gegen di, Sozialdemokratie sei die Losung für die Stichwahl!
Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt ferner unter der llrder- schrist: „Nicht erlahmen":
„Geht eS utcht mit Kraft, so geht'» vielleicht mit List", denkt dir Sozialdemokratie. Während der »»tt »lHKt NN» Ute iartaldemo»
Kann«.
Rsma« von Heinrich Stenkteviez.
Autorifirrte Uebrrsetzung aus dem Polnischen
Rach der zweiten Flasche. a!8 fich mir und Seli» de Sapf schon ein wenig dreht;, «ad selbst die Wangen unsere Lehrers in höherem Feuer erglänzten, kam eine große Rühr uug nud eine Neigrmg zn GesützlSergösten über uns. Unsr Lehr» und Reister sprach: »So, jetzt seid thr Mensche geworden, »eine JungruS, nud die gorze Welt steht eui offen. Ihr kövot euch jetzt Bergrügnugev jeder Art « laude«, emr Geld verputzen und die großen Herren spielrr Auch verlieben könnt thr evch, aber ich sage euch, es i alle« Unstnn. Ein solch äußerliches Leben, »Zue Zweck uu ohne Ziel, ohne einen Gedanken, für den «an arbeitet ou ringt, ist und bleibt ein Unsinn. Um veruSvftig zu lebe uub des Kamps mit dem Leben verständig za führen, «u «an die Dinge nüchtern betzmchtev. Ich gkavbe nichts was ich nicht selbst mit Händen greisen kan», und kmm eni nur raten, eS ebenso z« mache«. Es gibt Gott wüß wi viele LrbenSauschaunugen und -anMffungkv in der «el> uad alle find so verworren, daß «an der Teufel weiß wa für eine« Kopf haben müßte, u« klug daran» zn Werder Deshalb halte ich «ich an die «iffeuschaft and laste «i< mit de« andern Kram gar «icht ein. DaS Lebe» ist «tu kolossale Dnmmheit, auch wenn ich niemand eine Flasch
a» den Kopf werfe, um eS za beweisen; trotzdem ist e» reich an Wissen. Wenn da» Wiffeu »icht wäre, hätte ich «kr längst eine Kagel durch des Kops gejigt, wozu »einer Meinung nach jeder das Recht hat. und wa» ich «uzvrisel. Haft auch täte, fall» ich in dieser Hinsicht Schiffbrvch leiden würde — doch dazu ist keine Gefahr vorhanden. — Mau täuscht fich in allem. Da li«dst, und dar W:ib, das du liebst, betrügt dich; du glaubst, und schon naht der Augen- blick, in dem du zu zweifeln beginnst. Ander« ist eS in der «iffeuschaft. Vertiefst du di« zn« Beispiel in die Beob- ach'ULg der RahrungSorgaue der Weichtiere, so kannst du dich bis an dein Lebensende damit abgeben, ohne zu merken, wie es langsam trüber und dunkler um dich wird; merkst du eS endlich, so ist such schon das Ende da — eine Todesanzeige, eine Abtlduvg in der .Jllnstitutru Welt", eine einfältige LekenSbeschreibmg uvd finita eowokdiai So ist'S und nicht anders JongevS, ich gebe er« »ein Wort darauf. Ihr braucht all den Unsinn, dev »au euch erzählt, nicht zu glauben. Die Wissenschaft, müßt ihr wiffeu, ist der einzig feste Loben, auf de» »an svßeu kann, uvd daneben hat «an noch den Vorteil, wen« man stch mit wissen, schaftliche« Dingen beschäftigt, ruhig in zerrisse«« Stiefeln hrwmlauftll vud ans eine« Strohseck schlafen zn können. - «erseht ihr mich?'
.«ns« Wohl der «iffeuschaft nvb Ihre Gesundheit!" rlef Selkm. dessen Augen wie zwei glühende Kohle« leuchteten.
Unser Reißer fuhr mit der Hand durch seine ungeheure wollige Mähne, leerte da» Weinglas, tat einige Züge
aus seiner Zigarre nud blies zwei große Ravchwoiku durch
die Rase heranS; daun sprach er Vetter: .Neben den post- tiveu Wissenschaften — Seli«, du bist ja schon betrunken —, »eben den positiven Wiffenschaftev, sage ich, gibt eS «och die Philosophie und de« freien Gedanken. Auch dielst mehr als genug, um ei» Menschenlrde« avSzusvllrv. Ich ziehe jedoch die positiven «tffeuschasten der Philosophie vo» und mache «ich einfach über diese lustig, eS ist alle» leeres Geschwätz; sie hascht unr scheinbar nach dev Wahrheit, wie ein Hund nach seine« eigenen Schwanz. Ich kann lerrrS Geschwätz i« allgemeinen utcht leiden, sondern hatte »ich lieber an die Tatsachen. Lus Wasser kann mau keine Käs« machen. Mit de« freien Gedanken dagegen verhält es stch ganz ander-; für eine Ueöerzeugvsg muß »an jeder Gefahr die Stirne bieten. Ihr HM tobrffm wie eure Väter ein,» falschen «eg eingefchlage« — da liegt der Hase im Pfeffer! - ES lebe die «edaakeusrethrttl"
Die dunkle Weinstube schien an» noch devkler zu wer- beu, das Licht auf dl« Tische noch trüber zu brennen; der Rauch verschleierte die Bilder an den Wänden. Bor de» Fenster auf de« Hofe sang ein Bettler de« Ehoral .Heilige Himmelskönigin" uub spielte dazu eine traurige Melodie oaf der Geige. Ein eigentümlich^ Srfühl erfüllte »eine Br »st. Ich schenkt« de» Worten unsere» Lehrer» volle« Glauben, und doch schien eS mir, daß da», »a» rr gesagt hatte, doch nicht der Inbegriff de» Leben» fein könne. ES fehlte «tr etwa»; wider ««tuen Willen bemächtigte stch «einer ein Gefühl der Sehnsucht, und von dem Wein und «einen augenblicklichen Empfindungen beherrscht, sagte ich