8L. Jahrgang.

Erscheint täglich mit NuSnahm« der Gon»« und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger«

lohn I.M^t.im Bezirks» und 10 kw-Berkehr 1.SS im übrigen

Württemberg i ss MonatSabonnemrntS »ach Verhältnis.

Der

AM- mi> Liijchk-M str de« Sbrnmls-Syirk il-gsld.

»«fl«-- 2S8«.

Anzeigen-Grbühr f. d. Ispalt. Zeile a»S gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem

. Plauderstübche» und

Gchwäb. Landwirt.

Akerrrfpvechev A*. SS.

As-vnspvecher Mr. LS.

24

Magokd, Dienstag den 29. Januar

1907

Amtliches.

Beka»«t««ch»»g de« Königliche» B««-ewerk- schmle, die A««elb««- betreffemb.

Die Anmelduogm für da» SomkersWeftiL habe« vor de« 1. März zu erfolge«. Später eirttrefftudk Anftahmr- grsnche haben keinerlei Anspruch auf KeLückfichiiguux.

StLtlgatt, üm 21. Iauuar 1907.

Schmohl.

«» die Ortsbrhörde«,

betr. die Vorlage von Gesuche« um Berwillizoug eiaeS

Staaisbeitta S zu dem im Jahr 1906 erwachseueu Aufwand der BiehverstcheruuMrreiue.

I« Ealw-irf des HauptfiaavzrlatS für 1907 ist ei« Betrag von SO V0V M«rk z»x Förde«««- des Vieh- vnfichs«N»-rwefe«r vorgksrhes.

Dich: Betrag soll vorbrhültttch der ständische« Veradschteduag drSseldeu zur UvterßLtzuus solcher Bietz- (Pferde-, Rindvieh«, Ziegen-) Beksichermng-veeeime verweudet werde», welche durch dir m Geschäftsjahr ISO« eiugetrete«e« Gch«de«sälle siStker belnftet W«rde« find.

Soweit hienach noch Mittel zur BersÜWNg stehe», köaam ««ch de« »i«derdel«ftrte» Beret«e» Gt««ts» beiträge zu dm ihnen d«rch die tierärztliche Behend I««- der versicherte« Ltere erw«chfe«e» Keßte«, sowie zu de» Zweck gewährt werden, u« ihnen die An- s«««l««U -Lne- Reservef,«ds Zu erssögltchru.

Nach dm in der Sitzung des SesamLkollegiamS der Zeutcalstelle für dir Landwirtschaft vom 28 Febrnar 1901 ausgestellten Gmvdsützkn solle» «icht «nr Btehverfiche- enng-verein- mit «eldwirtfch»ft, f»»der» ««ch Bereise mit Netnrniwirtschnft (be;w. mit gemischte« System) StsatSbeiträgs er Hallen.

Die EchnllheitzenSnrLr» wellen ««» die Bieh- verficher»«-sverei«e ihrer Gemeinde«, welche ans einen StaaMe trag rechne?, z«r Berlcrze ei«r» f»lche« GefnchS di- spätsfte»» L. März d. I. ««her ver «ml«sie« vnd Sen Kereiuen bei Ausstellung des Gesuchs behilflich sein.

Die Gef«che h«de« felgende Angnde» unter vkuütziluz der heute den Scharthrchmämteru zusegaogeneu Formulare über die GrfchäMrgeLvifse i« letzten Berfiche- ravgsjshr (1906) zu ruthaittu:

1. Zahl der Mitglieder;

2. Zahl der versicherten Ltrre (Pferde, Rindvieh, Ziegen);

Zahl der EaischSdiguvgSfälle und zwar:

bei Pferde«: Zahl der vmgestandrmn oder ge­töteten Tiere; bei Rindvieh:

a, Zahl der vmgkstaudeven Tiere; v. Zahl der uotgeschlachteteu Tiere, deren Fleisch i« ganzen als ungenießbar erklärt worde» ist; o. Zahl der not geschlachteten Tiere, deren Fleisch ganz oder teilweise genießbar war, bri Ziegen: wie bei Rindvieh s, bis v;

4. Gesamivrttag dertzrwährbcvEnlschäbtßuugen. nudzwar:

bet Pferden: für u«g-stand;ve Md getötete Tiere; bei Rindvieh: a. für umgestaudkue Tiere; d. für votgrschlachtete Ltere, bereu Fletsch im ganzen als ungenießbar erklärt worden ist; v. für uotgeschiachtete Tiere, deren Fletsch ganz oder teilweise genitßbsr war; bei Ziegen: wie bet Rludvi-S s. bis o.

Dabei find die Fleischerlös- in Spalte» 16 und 19 des Formulars außer Betracht za lassen, dagegen unter Bemerkungen unter Spalte 22 besonders auf- zusühreu;

5. Betrag der vom Bereiu bestritteueu Koste» für tier­ärztliche Behandlung;

6. Betrag der Reservefonds bezw. des BermögeuS des BereinS.

Den Gesuchen sind die zar Prüfung der Richtigkeit der verlangte« Angabe» erfordkrlicheu Belegs und das cM- gesüllte Formular auznschließm, welchrS heute de« bctr. Schultheißcuämteru zugegaugeu ist.

Etwa weiter erforderliche Formulare können von de« Oberamt b-zogen werde«.

, Nagold, den 28. Januar 1907. _K. Obera«t. Ritter.

Bekanntmachung. _

Herr Fleischerm-ister JehnnneS «Sntzle in N«,,ld, Freudenstädtttstr. 95. ist zu« ftellverlretende« Bee- tr»«e«-««nn der Fleischeeei-Bernfsgrneffenschest

in Mainz mit Wt kung dir 30. September 1910 bestellt worde«, «achde» Herr Flrkschermetstrr Frirbr. Maier auS diese» Amt aaSgeschtedeu ist.

Dies wird »kt de« As fügen zur öffentliche» Kenntnis gebracht, daß dar Amt de» Bertrm engwann» wte seit­her vo» Herrn Fleisch-rWitster Herma»» Müller iu Rngeld, Bahuhofstr. 44, vrrsehrn wird.

Nagold, 28. Januar 1907.

K. Oberamt. Ritter.

Die Reichstagswahlen.

Ein Wort zum Frieden

von eine« Unparteiische«.

AnS de» .Crlwer Bezirk* wird aus geschrieben: GS ist gekommen, wie eS zu erwarten war: erst die Stich­wahl wird die Eutscheiduug bringe«, welch« der beide« Bewerber, die in Frage kommen, den bieg davoutrageu wird. Dis Eutschetdrmg ist ia die Hand der Arbeiter ge­legt. Möge str auSfalleu, wie sie wolle, so wolle« wir alle uuS darüber freuen, daß uuser Wahlkreis einen Vertreter bekommen wird, der mit Entschiedenheit für die Ehre nnd Macht deS Reiche- eiotretk« wird. Wir wolle« darum der Stichwahl mit Rahe eutgegrugeheu, tu der Ueberzmgrmg, daß der eine wie der audere eS mit de« Wohl des Volkes gut meint, und ia der Freude über die wohl begründete

Aussicht, daß der kommende Reichstag die Regierung iu

dm Stand setzen wird, das schmähliche Joch abzvschüttrlu, das str bisher drück ud empfunden hat. Dieunberechen­bare* Partei, wie der Reichskanzler sich schonend auSge- drückt hat, wird die seitherige KahhaudrlSpslttik «icht mehr fortsrtzru können, die Roereu m»d Erzberger werden nicht mehr dominiere«. Die ReichSfelude, die allzulange ihren Wetzen Siüheu sahen, werden sich daran gewöhnen müssen, etwas bescheidener zu werden. Wen» sich herausstelle« wird, daß das Gespenst eines neuen Kulturkampf», da» man den willens- nab urteilslosen Schafen als drohend vor die Augen zu malen suchte, ein bloßes Gespenst ist, daß Intoleranz den Grundsätzen des PcotestautirmnS ebenso widerspricht, wie sie wefentlich zu« Prinzip des Utramou- taairmuS gehört, so wird allmLhltch der ZutrumStvr» gebrochen, und mancher frühere ZeatromSanhSuger wirb patriotisch fühlen, wenn er erkennen darf, daß der katholi­schen k-rche der Schutz, den ste bisher unter den Fittigen deS Reichsadlers gesnnverr hat, auch tu Znkaust richt ver­sagt wnden »Kd.

Darüber kann k.ta Zweifel bestehe«, daß Souservativ» und Liberale ehrlich zusammruarbetku müsse«, damit da» ia den Sattel gehoheue Reich stramm «ud furchtlos rcite« karm. ES gehört zu dm erfreulichsten Aszricheu einer be­ginnenden Gesundung unserer politischen Verhältnisse, daß die BolkSpartei eingeseheu hat, ste «kffe die «vsrnchtbare Rolle, die fie bisher t» Reichstag gespielt hat, anfgeSen und positiv Mitarbeiten au den großen Aufgaben, die der deutsche« Nation gestellt find. ES schrtvt, daß die Periode überwunden, da mau in Prevßevhaß schwelgte und die abgedroschenen Phrasm.RilitariSmuS, userloseiFlottevpläne, AbsolntikmnS v. s. v. bis zu« Uebrrdmß immer wieder repetierte. Gewiß wird die BolkSpartei, zu der «an das Zatramn haben kann, daß fie in nationaler Beziehuv- ehrlich halten wird, war fie versprochen hat, rin bedeuten­des Gewicht in die Wagschale werfen können, wen» fie de« Standpunkt des öden BeruetueuS verläßt. Kritik, scharfe Kritik an Personen und Verhältnissen ist heilsam und nötig; aber wer sich zur Kritik berufen fühlt, hat die schärfste Kritik an sich selber zu «bev. Das ist ein fundamentaler sittlicher S uudsatz der nicht ungestraft außer acht gelassen wird. Entgleisungen, wie z. B. i« Fall Epple, sollten »icht Vorkommen; ste find um so bedauerlicher, wenn der- jmige, der die staatsbürgerlichen Rechte einer anders devkeu- den verkümmern will, von Berufs wegen ein Vertreter de» Rechts ist.

Aber anch den Kandidaten deS Bandes der Landwirte und der konservativen darf «an das Zutranru schenken, daß er nicht einseitig die KtaudtSivteressr« für srive etwaige Tätigkeit als Abgeordneter maßgebend sein lassen wirb. Ein Liebäugeln mit de« Zentrum haben wir bri ihm nicht zn besorgen. Drr schwäbische Pietist und Orthodoxe ist, tu löbliche« Ualerschled von der Richtung drr krenzzettnng, »icht so naiv, daß er von de« schlauen Jesuiten sich ködern ließ«, durch das heuchlerische Borgebeu von der Solidari­tät der konservativ!« Jatuesse«; er ist Rom gegevüber ab­solut zuverlässig uub protestantisch bis auf die ««scheu.

Kcrnncl.

Romen von Heinrich Sienkieviez.

Autoristerte Uebersetzung auS dem Polnischen von E Krickmeyer.

(Fortsetzung.)

(Nachdr. verb.)

SrUm «ad ich standen, «« NN» zu unserer Abreise zu rüsten, schsu um sechs Uhr, noch bet Nacht, auf. Ach, in meinem Jaurro sah e8 noch dunkler, trüber und stürmischer auS, als jenes Wintersorgen war. Auch Selim war schlecht gelaunt; schou beim Aufstehe» erklärte er, die Welt sei dumm and auf§ dümmste eingerichtet, worin ich gavz mit ihm übereivstimmte. Da«u kleideten tv',r ms beide an «nd begaben uns von der sLgkuanulen .Herberge* tu das Wohu- Haas zu« Frühstück. Auf de« Hsf Var eS «och ganz dunkel, der scharfe Wind trieb ovS prickelnde Schneeflocken luS Gesicht, dir Fenster des Spe srzimmers waren bereits erhellt, vor der Hanstüre hielt schon der Schlitten, der uuS wegsühres sollte n»d aus de« unser Gepäck eben untelge- bracht wurde, die Pferde schüttelte» ihre Glöckchen und die Huade sprangen bellend um den Schlitten herum. Sll dir» zusammen «achte einen so aseudttch traurigen Elodlnck, baß sich »eia Her, krampfhaft zusammen,og. MS wir in den Speisesaal traten, fanden wir »eine« Later «ud Pater Ludwig dori; beide ginge« mit ernster Miene auf und ab. Hanna war nicht da.

Mit laut pochendem Herzen hielt ich die Türe des grünen ZimmercheuS i« Auge. Würde ste nicht mehr zu«

Vorschein kommend Sollte ich str ohne Abschied verlassen müssend Na» begannen auch noch mein Later and der Pater uns gute Lehren und Ekmahmwgen mit aus den Weg zu geben, die sie mit der Bemerkang eiuleiteteu, wir feien Seide ia eine« Alter, ia de« mau uns nicht mehr zu sagen brauche welchen Wert Fleiß und Arbeit für un» hätten trotzdem wiederholten fie es uuS beiden in einem fort. Bei mir ging alles zu eine« Ohr hiseiu und zu» andern wieder Hinaar. Ich kaute an «einem gerösteten Weißbrot herum uub schluckte mit zusammeugeschuürter kehle mtiuev Glühwein. Plötzlich fuhr ich auf, ich hatte tu HaunaS Z mmer ein Geräusch gehv t, »eine Aufregung steigerte stch, ich konnte »ich kan» «ehr ruhig ans «eine« Stahle halten. Endlich öffnete stch die LSr und herein- trat tu «türm Rorgeurock, mit anfgevickerten Locken Madame d'AoeS, die mich herzlich umarmte und der ich für die zugnägte Enttäuschung gern mein WelvalaS an den Kopf geworfen hätte. Anch ste sprach die Hoffnung aus, daß so ausgezeichnete lange Leute wte wir auch Ausgezeich­neter leisten würden, worauf Selim erwiderte, die Erinner­ung an ihre Haarwickel werde ihm die vötige Kraft und Ausdauer dazu verleiden. Havua blieb noch immer un­sichtbar.

Indessen war es mir nicht bestimmt, den LrideuSkelch bis auf die Hefe zu leeres. Al» wir vo« Frühstück aus- standeu, trat Hanna ivS Zimmer. Sie sah zwar noch et­was verschlafen, aber rosig au», uub die Haare umgaben das Köpfchen iu malerischer Unordnung. Ihre Hand war heiß, al» ich ste ihr zu« Morgeugruß drückte. Sofort Ia»

ich ans den Gedanken, Hanna habe am «einer Abreise

willen Fieber bekommen, und schon spielte stch tu »einen Gedanken die schönste LiebeSseeue ab, doch blieb dieselbe ein Traum. Nun gingen der Later und Pater Ludwig hinaus, um Briefe za holen, die vir »ttnehmes sollten, und Selim ritt anf eine« große» Hunde, der kurz vorher tzertiugrlaufeu war, zur Türe hinaus, so daß ich mit Hanna allttu blieb. Träne» traten mir iu dte Asgeu uod die zärtlichsten Liedes- warte lagen mir auf der Zange. Ich wollte ihr «eine Liebe nicht gestehen, aber ein Etwas iu mir trieb »ich a«, ihr ins Ohr zu flüstern: .Teure, geliebte Hanna,* «ud ihre tzüude mit küssen zu bedecken.

Der einzige für ein solche» Geständnis günstige Sogen- blick war gekommen, denn in Gegenwart anderer Hütte ich r» ui« fertig gebracht, selbst wenn ich eS hätte tun können, ohne Aufmerksamkeit zn erregen. I- verscherzte ab» diese günstige Gelegenheit ia unverzeihlicher Weise. Schou trat ich näher au fie heran, schou streckte ich die Hand nach ihr aus, doch ich tat eS so ungeschickt, so unnatürlich «ud sagte .Hanna* mit einer mir selbst so fremden Stimme, daß ich sofort ivuehielt und schwing. Ich Hütte «ich gern selbst gl- ohrfeigt:

Hanna begann indessen selbst zn reden:Mein Gott, wie traurig wird e» birr sein ohne Ste, junger Herr!* .Ich komme au Oüeru wieder,* antwortete ich mit einer leisen, aber rauhen und fremden Baßstimme.

Ach, e» iS «och so lange bi» Oster» l*

.Gar nicht lauge,* brummte ich wieder.

In diese« Augenblick stürmte Selim in» Zimmer;