81. Jahrgang.
Erscheint täglich «it ««»nahm» de« Gönn« «nd Festtage.
Preis vierteljährlich hie« r mit Träger» lohn 1.20 X. im Bezirk», und 10 km-Verkehr 1.SV ^r. im übrige« Württemberg i.ss ^ WsaatSabonnemint» «ach Verhältnis.
In GchlWstn.
M LHchk-Sl«» ft dm WaMs-SeB Wild.
Mevnfpvchew Hl», »v.
M«»nfp»eche» M». LS.
Auflage SS8V.
Aeqetgen-G^üh» d. Ispatt. Zell, an» gewöhnt. Schrift' oder deren Raum bet Imal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mt de« Plauderstübche« und
«chwäb. Landwirt.
^ 19
Magokd, Mittwoch den 23. Januar
1907
««INche«.
Athaltuug «tue» Geuefseuschaftskurse- für d«S BStkertzaudwerk.
SS iß beabstchtigt. t« April d. I. einen UsterrichtSkur» für EjukanfSgeuoffmschastku de» BäckergewerbeS abzuhalte», in welche« einzelne Handwerker behufs künftiger Errichtung «euer Gmoffeuschaste» «it des für deren GrLuduug, Sln» richtuug uad Geschäftsführung erforderliche« Keuutviffeo aus- gerüstet werden solle«, gleichzeirtg «Ser auch Geschäftsführern, Vorstands' und AssstchtLratSmitglitdern bestehender Genossin- schäften S-legeuheit zsr Erweiterung ihre« Kevntniffe tu Be» ziehang aas die Einrichtung und Verwaltung ihrer Genossen- schäften gegeben sein soll.
Dieser Nur», welcher in Stuttgart abgehalteu »erden und dessen Dauer sich voraussichtlich auf etwa 14 Lege er» strecken wird, soll a« Montag den 15. April d. I. beginnen. Der Unterricht wird folgende Fächer »«fasset!:
1. Buch- und Rechnungsführung und SrschästSpraxiS der »äckrr-EiükaafSgmoffmschaftm als Hauptfach;
2. Aulettuug zur Errichtung und Einrichtung von Hand, werkergmoffrsschaftm;
S. Wichtigste »rftt««uugrn d«S deutschen SeuoffenschaftS. rechts;
4. Wirtschaftliche Bedeutung der ErwrrbS-undWtrtschastS- geuoffeuschafteu für das Handwerk.
Den Aufwand fstr die Lehrevbelohnuugeu, Lehrmittel, Heizung, Beleuchtung und Reinigung der Unter: ichtSrssmS und für sonstige «it der Veranstaltung de» Kurse» verbu«. deue NebmauSlagm wird ebenso wie den Ersatz der dm aus» wärtigru SarStetlushmeru bet einmaliger Hie» und Rückfahrt ervschsmdm Fahrtkostm die Zentralstelle für Bewerbe und Handel ans ihren Mitteln bestreite».
Außerdem weroeu regelmäßig den a« Kur» teilnehmenden, außerhalb Stuttgart» wohnenden Handwerkern, ohne daß hierzu der Nachweis einer besonderen Bedürftigkeit erforderlich wäre, an» Mittel» der Handwerkskammern und Gemeinden BrldeutschSdtgungru für ZeitvrrsSumut» während der KarSdaner und für erhöhten LebenSanfwand »ährend der Abwesenheit von Mm Wohnort in der Höhe von täglich 7—8 gewährt.
La dem de« Hauptteil des Kurses bildend» Unterricht io der gmosseusHkftlicheu Buch, und Rtchu»ug»sühruug und GeschäftSpreriS können uurselbstäudigtHaudwerkerdeSBäcker- gewerbe» teiturhmeu. Dagegen kann zu den au zwei Kar», tagen statlfiadeudeu, einen Teil des Korse» bildende« gemein, verständlichen Borträgru über BeuoffkuschastSrecht, Anleitung znr Errichtung von Haudwerkergenefsiuschasteu und Wirtschaft, liche Bedrutuag der Erwerb»- und WiltschastSgenoffeuschafttn für das Handwerk (oben Zff. 2—4) außerdem «och eine beschränkte Anzahl weiterer Teilnehmer — insbesondere vor« staadSmltglleder und Sekretäre von Handwerkskammern, Ge. meiude- und Staatsbeamte sowie sonstige Freunde de» Handwerks — zngelassm werden.
Anmeldungen für diesen Kurs sind bi» spätestens 1. März d. I. beim Sekretariat der Zentralstelle für Gewerbe und Handel eioznrekchev, wobei — falls e» sich nicht nur
um die Teilnahme an den für einen weiteren Zahörerkret» bestimmten gemeinverständlichen Vorträgen über Genossen- schastsrecht ns», (öden Ziff. 2-4) handelt — auzugrbm ist, ob der Asgemeldetr selbständiger Handwerker ist, ob er einer am Ort bestehenden Fachvereinkgung seine» Gewerbe» augehört, und ob er früher schon Unterricht in der gewerblichen Buchführung gmoffm hat.
Stuttgart, den 5. Januar 1907. _ Mostbaf.
B»?«»mtm«ch»»U
der S. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betr. die LandeSschasschau tu Heilbron« a. N.
Am Mittwoch, den 27. März d.J.,wtrd iu Hetlbrouu ans dem Ltehmarktplatz die jährliche StaatSprümierung für ausgezeichnete» Schafvkeh dorgeuommen.
Für diese Prämierung gelten folgende Bestimmungen:
1. Um Preise können sich württembergische Schafzüchter -ewerbeu, welche die vorgeführteu Tiere entweder selbst gezüchtet oder zu Zuchtzweckeu erworben haben.
2. Wenn 2 Schafzüchter gemeinschaftlich die Schäferei betreiben, z. B. »ater und Sohn, so kann nicht jeder derselben auf der LandeSschasschau sich mit Schafvieh um Preise bewerben.
5. Für Preise find SSO auSgesetzt, welche in Abstufungen von 120, 100, 80 und 60 von dem Preisgericht vergebe» werden.
4. Zs« PreiSbewrrb find nur Sammlnnges zugelasfm, bestehend aus 1—2 »bckm,
10 Mutterschafen mit ihren Lämmer»,
10 Ktlberjährlingeo.
-5. Die PkeiSbewerber haben obrigkeitlich beglaubigte Zengutffe beizubringm, daß sie Besitzer einer Zucht- schäsrrei find, und daß die vorgrsührte» Tiere von ihnen znr Zucht verwendet werde».
6. Die PreiSbewerVer müssen ihre Tiere am 27. März dS. I»., vormittag» 8 Uhr, in Heilbroon ans dem MasteruvgSplatz ausgestellt haben.
Stuttgart, den 14. Januar 1907. _ v. Ow.
Nagold.
An dt« H. Ortsv»rft-h-r b-zw. Wnhlvnrfteher Steich»t«g-W«hl betreff«»».
Da» Adfttmmn»gsNes*lt«t brr der bevorstehenden ReichStagSwshl ist «och «m Ade»d des KA. I«»»», snfnrt nach Feststellung des Wahlergebmff«» durch »er- Wendung von «xtrabote» dezw. Teleph,» de« Oder««t «»r«,et,e».
Sxtr»d»te» stad ««r bis »» der nächst gelegenen Tel« pH »»stelle z» verwenden.
A«r»z«is-» tstr Dir Gesamtzahl der gültig abgegebenen und die Zahl der auf jede» Ra«did«te» gefallenen Stimmen.
Di« erwachsenen K»ste» find fpüteste»s dis »0. d. Mts. dei de« Oder««t zn l qatdieren.
Für dte A»r*ch«»»s der B»te» find die Be
stimm»»,«» der Ztff. « de» Mtuist.°Erl. d. 26. Mat 1880 (Mt»rft.-«mtr Statt s. 154) maßßede»d, wonach für Erlrabote« 25 ^ pro Kilometer etnichl. de» Rückweg» zu verrechnen stad, sofern nicht besondere Fälle eine hbhere Anrechnung rechtfertigen.
Für teleph»»ische Mitteil»»ße» »erdm die «irö- Nche» A»sl«,e» vergütet.
Nagold, den 18. Ja». 1907.
K. Oderamt. Ritter.
Für die ordentlichen Sitzungen der Schwurgericht, de-1. Qu«»
tal» ISO? bei dem Schwurgericht in Tübingen wurde der Laudg». rtchtSdireltor Dr. Kap ff ernannte - Die ordentlichen Sitzungen daselbst werden am Montag den 18 . Februar 1007, vormittag- 0 Uhr eröffnet.
Die Reichstag-Wahlen.
Z»r K«»dtd«te»»»fstell»»,. Im 2. württemb. Wahtkrei» (Laanstatt vsw.) stellt da» Zentrum de» Aba. Erzberger (nicht Gröber wie s. Z. gemeldet warbe) ans. — Im 10. »Srtt. Wahlkreis(Söpptgen usw.) hateiue am Sonntag stattgefnudeoe vkrtranensmäunerversaUmlnos de» Bunde» brr Landwirte beschlossen, die Zählkandtdatur de» Schultheißen Lemppeua» in Escheubach zurückzuziehe« oud gleich im 1. Wahlgaug für Schreiaermetst« Wieland- Göppingen (Lp.) eiuzuttete». — Ueber Zie liberale Zähl- kaudtdatur im 15. Wahlkreis (Blaasenreu usw.) wird jetzt «och gemeldet, daß der LaadkagSsLgrorduktte Maier- Blaubenreu al» ZätzUaudidat ausgestellt wurde, nachdem Freih. v. Stauffeuberg-Rißtiffm, der zunächst al» gemeinsamer Kandidat der Deutschen Partei, der BoUspattei und de» Bunde» der Lauswirte vorgesehen war, in einem sehr freundlichen Schreiben dte Annahme der Kandidatur gegen Glöber ab-elehnt hatte. — Im 17. Wahl kreis (Raveurbnrg usw.) hat dt« Deutsche Partei beschlossen, Kommerzienrat Sch war--Ravensburg als liberale« Zähl- kandtbatm auszustellm.
W«tblt»,e», 22. Iau. Ja eluer sehr stark besuchte« Versammluug sp ach gestern Professor Dr. Hi «der unter begeistertem Beifall. An die Rede schloß sich eine sehr lebhafte Erörterung au, au der sich die Sozialdemokratie and Vertreter de» Bauernbund» und der LolkSpartei beteiligte«. »ährend der Vertreter de» Banerubnndk rückhaltlose Unterstützung seiner Parteifreunde zvfichcrte, sprach stch der Borsttzrnde der LolkSpartei, Flafchuermetfter Laude», im Sinne der Sozialdemokratie au». Diese Haltung de» Vertreter» der LolkSpartei wurde in Kreisen der Deutsche« Partei und wett darüber hinaus mit wahrer Entrüstung ausgenommen, da sie einen offeufichtltcheu Bruch der Vereinbarungen zwischen den Partrim bedeutet. Mau darf »ohi erwarten, daß die Leitung der LolkSpartei entsprechende Maßnahmen ergreift, um auch für Waidliugm die Verein- damageu zur Durchführung zu bringe«.
Stuttgart, 21. Jan. Dte sozialdemokratische Partei verbreitet gegmwürttg t» großen Mengen ein Flugblatt, tu welchem ihre Auhüager Mfgeforbert »erdm, ourch Ab-
Kcmncl.
Roman von Heinrich Stenkiewiez.
Lutoristert« Urbersetzung au- dem Polnische» von S. Krickmryer.
(Fortsetzung.)
(Nachdr. vrrb.)
Wiede» waren wir, von Dunkelheit umgeben, schweigend «nd allein bet einander; der Mond allein warf sein silberhelles Licht herein. Hanna schien stch noch immer zu fürchte», wenigsten» schmiegte sie stch noch dichter au mich und hielt meine Hand fest in der ihren. Selim saß ou» gegenüber auf einem Stahl und verfiel, seiner Gewohnheit nach, vom Uebermut in Sinnen und Trüumrs. Liese» Schweigen herrschte unter uns, -S war nn» bange und doch wohl zu Mut.
»Soll ns» Selim ein Märchen erzählen? Er kann e» so schöa! Willst du'S, Hanna?'
.Gern,' antwortete da» junge Mädchen.
Selim wandte seine Blicke nach oben und saun einen Augenblick nach. Der Moad beleuchtete fein schöne» Profil; daun begann er mit einer angenehmen, etwas zitternden Stimme halblaut zn erzählen:
»In der Krim, hinter den Bergen, in den Wäldern lebte «tue gute Fee namens Lala. Es geschah einmal, daß ein Sultan au ihrer Hütte vorübrrsuhr. Er hieß Harun «nd war sehr reich; er bewohnte einen Palast au» Korallen- und Diamantsäale« mit einem Dach aus lauter Perlen; diese» Dach war so groß, daß man rin ganze» Jahr gehen
mußte, um von einem Ende an» andere za gelangen. Der Sultan trug einen Turban ans Souumstrahleu «t rechten Sternen besetzt, oben aus dem Larbau war eine Mondsichel angebracht, dte ein Zauberer abgeschvitten »nd dem Sultan geschenkt hatte. Dieser Sultan fuhr als» an Fee LslaS Hütte vorüber und weinte so bitterlich, daß die Träum aus den Weg herabsirlm, und wo eine Träne hin-esalleu war, entsproß eine weiße Lilie.
„Warum weinst du, Sultan?' fragte dte Fee Lala.
„Wie sollte ich nicht »eine»?' sprach der Sultan, ,habe ich doch nur eine einzige Tochter, eine Tochter so schöa wie die Morgenröte und die soll ich dem schwarzeu Domsa mit dm Feuerarm geben, der jede» Jahr —
Selim brach plötzlich ab und flüsterte: „Schläft Hanna?"
.Nein«, ich schlafe nicht," antwortete da» Mädchen mit schlaftrunkener Stimme.
„Wie sollte ich nicht »einen/ sprach der Sultan znr Fee (so erzählte Selim weiter), ,ich habe nur eine einzige Tochter and diese soll ich Domsa geben/
„Weine ukcht, Sultan/ sprach Lala, ,besteige da» Flügelpftrd und reite znr B»rg drS Borach. BbsrWolkm werden dich unter Wtg8 verfolgen; du aber wirf mit diesen goldveu Mohnkörnm nach ihnen sud sie werden eiuschlasm.'"
Usd so erzählte Selim noch weiter, bi» er stch v»ch einmal unterbrach und «ach Hanva hinfah. Da» Kind war, von Kummer uad Tränen ermattet, uvn wirklich fest ein- geschlafen. Wir wagten kaum zu atmen, au» Angst sie zu wecken. Ihr Atem ging regelmäßig uad wurde nur ab und zu von schweren Seufzern unterbrochen.
Selim stützte seine Stirne tu di« Hand «nd war in Gedanken versunken; ich dagegen sah zum Himmel aus und e» war mir, al» od ich aus EugelSfitttcheu zu jenen himmlischen Gestirnen emporgehobm würde. E» ist mir nicht möglich, da» süße Gefühl tu Worte za Heiden, da» mich ergriff, al» da» teure kleine Wese» so ruhig «nd vertrauensvoll au meinem Herzen schlummerte. Ein leise» Zittern überkam mich und in meinem Herzen »nrden noch nie gehörte, überirdisch« Stimme» de» Glücke» last.
Ach, wie liebte ich Hanna! Damal» liebte ich sie «och mit der Liebe eines Bruders Md Beschützer» und dennoch schon grenzenlos.
Ich beugte mich zu ihr hinab Md berührte ihr Haar mit meinen Lippe». Keine sinnliche Regung lag tu diesem Kusse, der so unschuldig war wie ich selbst.
Plötzlich schreckte Selim empor Md erwachte an» seium Trüumrreie«.
„Wie glücklich du bist, -üurich!" flüstert« er.
„Ja, Selim, sehr."
Wir konnten aber doch nicht ewig so fitzen bleibeul
„Wir wollen fie nicht wecken, sonder« sie in ihr Zimmer tragen," schlug Selim vor.
„Ich trage sie allein, mache nur dis Türe auf." er- widerte ich.
Var sichtig zog ich meinen Arm unter dem Köpfchen der Schlafenden hervor und ließ fie ans da» Sopha gleit«. Dann hob ich Hanna auf. Ich war zwar noch ein halbes Kind, allein ich stammte ans riurm ungewöhnlich starke« Geschlecht Md da» juuse Mädchen war sein Md zart ge-