Auflage 2580.

8L Jahrgang.

Gxscheint täxltch mit Au-nahuke der von»- «»d Festtag«.

Preis vinteljährlich hi« 1 mit Lräger. lohn 1.20 im Bezirk»« und io km-Verkehr i.ss im übrige» Württemberg I.SS MonatSabonnementS »ach Verhältnis.

L»!s- ui, LiykipM D dk» Sdkmls-SkKd AsB-

Anzeigen-Tebühr !s. d. Ispalt. Zeile a«S gewöhn!. Schrift oder deren Raum bet Imal.

Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauverstübche» und

SchwLb. Landwirt.

Mernfpvschev Mr. LS.

Asevnfpvechev Hlv. LS.

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Bekanntmachung der K. Zentralstelle.

Kurs für Schneider.

Di.' K Zeulralstküe för Gewerbe und Haube! beab- fichtigt, vo« 11. Februar 1907 ab einer- oder mehrere Kurse für Schneider t« Masterzricham aad Zafchueideu mit drei­wöchiger Dauer i» Stuttgart zu vsra-istalre«. Der Unter­richt findet an dm Werktages von «orgmS bi» abend» statt. Eia UuterrichtSgelb wird v.cht erhöbe». Zugelcsseu werden l« Laude ausäsfige Echmider »ud ä!t«re Schneider« gesellen, von letziereu tu erster Livre solche, welche i« Be­griff stad, sich demnächst selbständig zu machen. Minder­bemittelten Teilnehmern kann Ersatz der Reisekosten vo« Wohnort nach SLutgarL aas Antrag gewährt Md solchen auswärtigen Teilnehmern, welche nachgewiesenermaßen in besonders bedürftigen Verhältnisse!! leben, kann auf Ansuchen noch eine weitere llaterstütznug zur Deckung der Soßen deS Aufenthalts tu Stuttgart gereicht werden. Solche Unter- stützovgSgesuche stad gleich bei der Aumeldaug avzubriugeu; nachträglich etukommrvde Gesuche können in der Regel nicht mehr berücksichtigt werden.

Anmeldungen zur Teilnahme an de« Kurs wollen durch Vermittlung des OrtkbchSrdm oder der Vorstände der örtlichen aewerblicheu Bereinigungen bis spätestens 1. Februar 1S07 bei der S. Zentralstelle für Bewerbe und Handel etugereicht werden. Die OrtSbehörde« und Lor- stände der gewerblichen V-remigargeu werden ersucht, bei der Vorlage der Aumeldnugeu sich darüber zu äußern, ob die Aagemrldetm «ach ihrer Ausbildung Md ihren Fähig­keiten in der Lage sind, mit Erfolg sich au de« Kurs zu beteilige»; wevu die Augemeldetes n« Uattrstützuug zu den Kosten des AnseuthaltS in Stuttgart uachsncheu, wolle auch über ihre Vermögens- und StukommrnLveryältviffe nähere Auskunft erteilt werden. AuS den Aumeldnugeu sollen er- stchtlich sein: Namen, Wohnort, Beruf, BernfLstelluug (ob selbständig oder Geselle), Md Alter der Augemeldeteu.

Stuttgart, dm 20. Dezember 1906. Mofthas.

Bekanntmachung betreffend die -teich-t«,<wahl.

Unter Bezugnahme auf den oberamtltche« Erlaß vo« 3. dS. MtS. Gesellschafter Nr. 5 Bestellung der Wahlvorsteher und ihrer Stellvertreter für die einzelnen Gemeinde- bezw. Wahlbezirke betreffend wird hiemit bekannt gemacht, daß für den «emrinde- bezw. Wahlbezirk Nr. 8« Gffrittge« au Stelle des Schultheißen Höhn ber Ge««t»bepfle>er Dürr «lt Wahlvorsteher m»b al- Stellvertreter an Stelle des Gemetudepfleger» Dürr der Gemeinderat Nikolan« bestellt worden ist.

Nagold, dm 9. Januar 1907. K. Oberamt. Ritter.

A» dt« K. OrtSfchnlinspektorate.

Die Beiträge zur Lehrerlesegesellschaft find au Herrn Oberlehrer Jetter in Nagold einzufrudm.

Alteustrig-Dorf. 9. Jaunar 1907.

K. Bezirks schuliuspektorat Schott.

Magokd, Donnerstag den 10. Januar Aernöurg üöer die kolonialen Iragen.

Berlin, 8. Jan. Die von hervorragenden Vertretern der Kauft, Wissenschaft und Literatur, darnuter ersten Pro­fessoren der Berliner Hochschulen, Männern wie Bergmann, Sterke, Hamach, Jastrow, Joachim, Lenz, Riffel, Serivg, Wagner, Erich Schmidt und LiSfst eiuberufeue Versammlung, welche Propaganda für eine großzügige Koloutalpolittk mache« sollte, erfreute sich eines beispiellosen Zulaufs. Der Saal der Hochschule für Musik war bis auf den letzten Platz gefüllt. Prof. Schmolle» erläuterte karz den Zweck der Versammlung Md erteüte daun dem Solonialdtrektor Der« bürg daS Wort, der mit nicht mdmwollmde« Bei­fall begrüßt, Notwendigkeit und Zweck der Kolonial-

Politik tu eine«'/Madigen sachliche» Vorträge erläuterte.

Deruburg betonte zunächst, daß die Frage der deutschen Kolonien ganz unabhängig sei vo« der Stellung, die «au i« deutschen politischen Leben als Part et Politik er eiuuimmt. ES handele sich vielmehr für die dmtsche Nation im gegenwärtigen Augenblick um die Frage: fühlt sich die Nation innerlich kräftig und stolz genug, eine einmal be­gonnene Kultnransgabe nicht auszugkSm, fühlt fie sich reich gmug, weitere Ausgaben zu machen, dis nicht unmittelbar rentieren, oder will fie sich in Kleinmut, unter allerhand Aeugstltqkeitm und gedeckt durch deu Dampf, den die Ka­noniere der Kolonialskaudale erzeugen, zurückziehen?

Die allgemeine Aufgabe jeder Kolonialpolitik for­mulierte Deruburg sodann durch folgende These: Koloni­sation. ganz gleichgültig» ob eS sich um Plantagmkolouim oder n« Aufirdeluugskolontm bandelt, heißt die Nutzbar­machung deS Bodens, seiner Schätze, der Flora, der Fauna und vor allem der Menschen zugunsten der Wirtschaft der kolouisterevdev Nation und diese ist dafür-m der Gegengabe ihrer höheren Kultur, ihrer sittlichen Begriffe, ihrer bkfferm Methoden verpflichtet. Der Kolonialdllektor führte dann i» einzelnen aus, wie die Anwendung dieser Satzes dar Bild des in Kolonisation genommenen Laubes von Grund MS ändert. Dies gilt zunächst von der Fauna und Flora der Kolonie, vor allem aber von ihrer Bevölkerung. Lausende von Jahren Laven jene Eingeborenen gelebt vom Krieg und der Skalvenjagd, vo« Jagd und dom Liersavg, von der okkupatorischeu Sewivuuug wilder Früchte, in den wenigsten Fällen von sehr mühelos wachsende« Pflanzen- kultureu. Jahrtausende habe« ste ihre eigenen ThesS und deren Gerichtsbarkeit gehabt, Jahrtausende war es ganz in der Ordnung, baß man die Rache am Feinde nah« an- mittelbar, daß «an Frauen hielt, so viele »au bezahlen konnte, daß »au die Feinde nicht nur tötete, sondern auch fraß. Jahrtausende hat «an au die Fetische und die Erdgeister geglaubt. Nun verlangen gr wisse deutsche Kolo­nisatoren, daß innerhalb 30 Jahren oder riue» ähnlichen Zeitraum nun diese Rmscheo alle umgewaudelt werden, zivilisiert md produktiv werden nach europäischer Methode, Handel treiben und kovsumkräftig werden solle». Daß dieses eines der schwersten Probleme ist. zeigt die Gesuchte der Ber­einigten Staaten. Dort haben Sie seit 100 Jahren und mehr

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eine meistens vou der afrikanischen Westküste bezogene schwarze Bevölkerung. Seit 1864 hat »au diesen Reger« die volle« Bürgerrechte einer republikanischen Gemeinwesens verliehen. Aber wen« »au heute fragt, wo kann eine Gefahr für dm Bestand der vordamerikauischeu Republik Md ihrer politischen Berbältmffe liegen, so wird ausnahmslos htugedeutet aus jene Masse vou 9 Millionen viertel- Md halbgebildeter Reger, die ihre ererbten Eiemschaftm nicht verloren, vou der Kaltvr our diejenige« angenommen haben, die ihre Rechte vermehren, Md deren Seibstbewußtselv in dev meisten Fälle» in eine« umgekehrte« BerhölivtS zu ihrer Intelligenz ««d ihrer Leist- «ug steht, Md da» stud arrSvahmSloS christliche Reger in der dritten «»d vierte« Generation, freie Amerika«» iu der zweite«. Hier liegt das kulturelle Problem, da» ethische Problem, welches wohl wert ist. daß «an seine beste« Kräfte eiusetze. Wm« «an mit gewalttätiger Havd eingreist iu vralte Leben»- gevohuheitm, FamiltmrechLe, wenn mau iu aller Ehrlichkeit Md »kt alle« Wohlwollen zv Felde zieht gegen deu Aber­glaube«, wen« »au NechtSbcgriffe aufpfropft, wo das ent- jprechmde RechLSempfiudm fehlt, wmu «an deutsch verwaltet mit der Pünktlichkeit de» hohen RrchunsgShofS t» Potsdam, werw «au die Neger, drre« Leistungsfähigkeit iu dm Trope» teils durch die Usgewohuheit zur Arbeit, teils durch da» furchtbare Klima eine beschränkte ist, zu stark avspauut, und wmu »an, ich sage das mit aller Uebrrlegung, über manche üblen md grausame« Gewohnheiten nicht unter Umständen wegsehm kann, so kommt »au natürlich in deu Zustand LeS beständigen Konflikte». Hier hist nur lang­same. verständige, überlegte Tätigkeit besonders befähigter und vorgebildeter Leute, deren BrwegungSsähkgk-it nicht zu stark eingeschränkt werden darf. Nicht zn diel Vorschriften, keine Brrrearrkeatte, sondern Männer mit gesunde« Menschen­verstand, freier Sufchammg, die nicht zu viele Ziele zugleich t« Auge haben Md deu Druck der «men Regierung nur da auSübeu, wo es eben zur Erfüllung jener beschränkten Aas- geben absolut «otwwdig ist.

Der Redner wies daun auf dev Gegensatz zwischen jäherer Md heutiger Kolonisation hin, den er darin er­blickt, daß »au früher mit ZerstvruugSmitteln kolonisiert habe, während mau heute mit ErhaltnugSmitteln kolo- « st««» könne. Hierzu seien der Missionar wie der Arzt, die Eisenbahn wie die Maschine iu gleiche« Maße berufe». Durch die Ugaudabahu seien dort die wilde« Stämme jetzt vollständig für -te Arbeit gewönne«. Als etue der wich­tigste« HtlfSwiffmschaftm des Kolonisator» bezeichnte der «olouialdtrektor die Technik. Bon de« «ohrtechntter und de» Windmotor könnten wir mit Sicherheit erwarte», daß ste da» füdwestafrikauisch, Schutzgebiet in denselben blühenden Zustand versetzen werden, tu de« sich zur Zeit die englische Kapkolonie befindet.

Deruburg kam daun auf dle fiuaozielle Beden- tuug unserer Kolonien zu sprechen. Er schätzt, daß vir iu den letzten 22 Jahren jährlich durchschnittlich SO Millio- neu für die Kolonien anSgegebm haben, und hält de« eat- grgm, daß sich da» deutsche Kolouialvermbgm i« gleichen Zeitraum um mindestens 30 Milliarden vermehrt Hove.

Dn«>^e »ln» w»ik» n,»tl»»»» Snk>l»»nnf<i,Nnn«rn svchte er

Kann«.

Noma« vou Heinrich Steuktewiez.

Autorisierte Übersetzung auS dem Polnischen

von E. Krickmeper. . .

(Fortsetzung.) ^-chdr. oerb.)

,Ukld wa» hast du denn während deiner Abveseuhel gegessen?" fragte MikolaiS Herr.

»Na, was ist denn dabet, wenn ich auch seit gester nichts gegessen habe? Leide ich etwa Hunger? Gönnt«« mir vielleicht mein Essen nicht? Hab' ich gestern nicht gegessen, so ess' ich halt heute etwas."

Seit dieser Zeit hütete man sich wohl, ihm zu b> stimmte Befehle za geben; wurde er irgend wohin geschick so sagte «an ihm genau, was er im Falle der Abveseuhel der betreffenden Person tun solle.

Einige Monate nach dem eben berichteten Abentem fuhr Nikolai in die benachbarte Stadt, um neue Ackergäui

zu kamen er verstand sich nämlich »etsttthast auf de Pserdekauf.

Abend» berichtete der Oekouom, daß Mikolai zurüä gekommen, auch die Pferde gekauft habe, aber so grün uu blau geprügelt sei. daß er stch vor niemand sehen laste könne. Rein «ater begab stch sofort ,a ihm.

.War ist denn das mit dir, Rikolai?" fragte er.

»Sch habe mich geprügelt." war die launische «ui wort.

»Schäme dich, Alter! In deinen Jahren noch s

dumme Streiche auf de« Jahrmarkt zu machen! Haft du denn ganz deu verstand verloren? So alt Md noch so dumm! Einen andern würde ich nach einer solchen Auf- führuug fortjagev. Schämen sollst du dich! Statt deu andern Dienstboten mit gute« Beispiel doraszngehev, der- dirbst du ste mir auch noch!"

Mein Later war ernstlich böse ans Mikolai, Md wenn er ln Zorn geriet, war nicht mit ihm zu spaffeu. Aus­fallend war nur der Umstand, daß Mikolat, dtffeu Ge- wohnheit e» sonst nicht war, stumm zu dulden, iu diese« Fall auch nicht ein Wort der Erwiderung fand. Der Alte schwieg hartnäckig; vergebens fragten alle nach de» Her­gang der Sache er antwortete nichts.

ES war ihm übel mitgesplelt worden, am audrru Lage war er so krank, daß mau deu Arzt bolm mußte, und dieser brachte endlich Licht ia die Sache. Rei« Vater hatte eine Woche vorher den Oberknecht auSgescholtev, vorauf dieser am nächsten Lage davovlief und bei eine« Herrn vo« Z ll, der ein erklärter Feind «eiueS Later» war, kn Dienst trat.

Ra« traf rS stch, daß auch Herr von Zell mit »userm früheren Oberkuecht und andern Knechte«, die Mastochse» zu» Verkauf triebe«, deu Jahrmarkt besuchte. Herr vo« Zell erblickte Rikolai zuerst, ritt auf dessen Wage« zu und begann über »einen Vater zu schimpfen, woraus ihn Riko­lai einen Schuft nannte; als Herr vou Zell aber trotzdem eiue «ene Niederträchtigkeit über »eine« Later sagte, ver­setzte ihm Rikolai einen Peitschenhieb. Natürlich fiele« mv der Oberkuecht Md die andern Leute Herr« vo» Zell» über deu Alten her und prügelten ihn, bis er blatend liegen

blieb. AlS «ein Later dies erfuhr, traten ihm dt» Träne» iu die Augen; er konnte rS stch selbst nicht vergebe», daß er Mikolat so auSgeschoiten, während dieser doch vor an» Räckstcht über den Vorgang geschwiegen hatte. Als Miko- lat wieder genesen war, »achte ihm «ein Vater Lorvürse über dies Schweigen; erst wollte derselbe mit der Sprache nicht heranßrückeu md brummte in gewohnter Weise vor sich hin, schließlich wurde er aber doch weich md um stuge« beide, «ein Later md Rikolai an zu »eine« wie Kinder. Meto Vater sandte Herrn von Zrll etue Forderung und das Duell sollte demselbe» noch lauge in Erinnerung bleibe«.

Oüur da» Dazwischeukommeu de» Doktors wäre der ganze Opfermut MikolaiS nicht zu Lage gekommr». Diesen Arzr haßte aber Mikolat lauge Zeit aus rixe» audrru Grund.

Eine hübsche junge Laute, die Schwester «eine» Vaters, wohnte bei uv» i« Hanfe. Ich hatte st« sehr lieb, denn fie war ebenso gut al» schön. ES vnvderte «ich auch nicht i» geringsten, daß alle Mensche« sie liebten, unter andern auch der Doktor, ein junger, kluger und in der ganzen «egend höchst angesehener Manu. Rikolai hatte den Doktor früher sehr gern gehabt, ihn sogar einen präch­tigen Kerl genannt und gerühmt, daß er anSgezetchuet za Pferde fitze. Als aber der Doktor öfter und zwar mtt nicht miß,»verstehenden Absichten auf Tantchen Rarynka ins HauS kam, begann Mikolai ihn mit andern Auge» zu betracht«, vou uu« au Segnete er ihm höflich aber kalt, al» ob er ihm völlig fremd wäre. Früher hatte Rikolai