81. Jahrgang.

Erscheint tätlich mit Ausnahme de» von«- «nd Festta-e.

Preis vierteljährlich hi« 1 «it Träger«

!oh« 1 .S 0 ^,tm«r,ir»' und io luv-Verkehr I.s5 im ädrigen

Württemberg 1.M »41 MonatSabonnementS

nach Verhältnis.

Ms- nd Mche-M stl de» Odmmls-Scftk Wld.

Aernfprecher Ar. «S. Fernsprecher Ar. 2V.

Anflage 248V.

Anzeigen-Eebühr 1f. d. Ispalt. Zelle an» gewöhn!. Schrift oder dnen Raum bei Imal. Einrückung 10 bei mehrmalig« entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen und

Vchwäb. Landwirt.

^ 3

Magokd, Areitag den 4. Januar

1907

Jur geff. Weuchtung!

3« heatiges P1a«h-rftü»ch-« begiuneu wir «tt dem Abdruck der «r,»hl«»g

Kerrnelshausen

vou

Friedrich Gerftäcker.

Diese schlichte Bolkkerzählnug darf getrost riebe» de« beste» erscheinen, wa» unsere deutsche Erzählerkuvst hervor- gebracht hat.

UM- Vteneintretenve Abannente« erhalte» den LSanvkalender gratis uachgeliefert.

A«t!icheS.

Bekanntmachung der Landeswahlkommission

betreffend die Vorschläge für die Wahl der acht Abgeordneten des zweite« Landes­wahlkreises (Schwarzwald- n. Donaukreis).

Grmäß Art. 44 Abs. 7 des LandtagSvahlgesetzeS vo« 16. 3alt 1906 (R-g.'Bl. S. 185) wirdee sie vou der ge« «einsamen Laudeswahlkommtsstvu für gültig erklärten Wahlvsrfchläge für die a«

«tien»»ch »e« v. Jannar 1S07

tu allen AbstimmunJSdistriktm LrS zwettm LsudeSwahl- keeiseS (Schwarzwald- und Doriauktik) tzleichMig statt« fiadeudr Wahl vou acht Abgeordurteu hiemtt öffentlich be« raunt genacht.

I. Wahlvorfchlagr Deutsche Partei:

Nikolaus Bautleo«. Otksuo«irrat tu Ul«,

Erust Fischer, So««rrz.eurat «ud Bemeiuderat iv Reutlingen.

Dr. Otto Kehn, HaadelSka««ersek!etSr io Ul»,

vr. )ur. Paul RilezewSky, Rechtsanwalt uud stell« vertreteuder BürgerauSschußvbwar» iu Stuttgart, i Jakob Scholl, Schultheiß in Uaterreichevbach, Ober» a«t« Lalw,

Karl Nebel, Gchreiuermeistkr, Borfitzmder der Hand« wrrkSkammer U!« uud drS SrwrrbrderetvS tu Btberach,

Max Walter, Lradwirt «nd Schultheiß io Aach, Obrramts Fkeudevstadt,

Karl Wandel, Oberlehrer, Borfltzeuder des Württ. LaudrSvereiuS für Bicnevzucht, iu Kirchhei» o. L.

II. W«hlv»rfchl«-r K,»seevative P«rtei «nd Band der 8«>dwtrte:

Friedrich Adlung, Orkouo«ierat iu Siudliugeu, Over« amtS Herreaberg,

JohauueS Bolltager, Laadwirt aad Schultheiß iu Nellingen, Obrra«LS Llaubrureu,

Gustav Fahrtou, Landwirt ans Hof Dicke, Oberamts Lalw,

Friedrich Keppler, SägvrrtSbefitzrr tu Calmbach, Over« amtS Neuenbürg,

Theodor Köryer, Redakteur tu Stuttgart,

«udrea» Lemppeuau, Landwirt uud Schultheiß iu Escheubach, Oberamts Söppiugeu,

Rudolf Raser, Kaufmann ta Hrdelfisgev, Oberamts Cauußatt,

JohauueS Ziegler. Direktor drS KaabeuiustitatS Wil- helmsdors, OSeramLS Ravensburg.

III Wehlverfchleg: G,zi«lde«»ke»tische Perl ei:

Hermann Mattutat, Arbeitrrsekretär, BürgerauSschuß« Mitglied tu Stuttgart,

Friedrich Gbhriug, Maler iu Mm,

Andreas Losfeler, Grmeiuderat iu Schwwuiugeu, Wühe!» «owald, Buchdrucker iu Stuttgart,

Karl Ott, Schreiner iu vtbrrach a. R.

IV. Wehwerschleg: Velk-Pertei:

Enge» Reihltsg, Adlerwirt «ud Landwirt iu Bern« loch, OLrramtS MünSugeu,

Eugev Nägele, Ghmuafialprosefsor iu Tübingen,

Karl Platz, Sägwrekbesttzer und Landwirt Lu Saulgau, Richard Bürk, Fabrik ot in Schweuatugeu.

Wilhelm Fischer, StatiouSkasstrr iu Stuttgart, Hack- straße 39,

Friedrich Bühl er, Kaufmauu uud Grmeiuderat, Guts« befitz r aus Rsmerhos, tu U!» a. D.

JohauueS Fischer, BerbaadSsrkcrtär der evaugelischeu Arbrttrrveretu» iu Reutlirgeu.

Emil Sietsel, Kaasmaua iu Neurubärg.

V. Wehlverschleg: Württembergische Ze>tr»«3

pertei r

Dr. Karl Joses Späth, Stadlpfarrer iu Biberach a. R., JohauueS Weber, Lehrer tu Heilbrorm,

Gustav Hauser, Redakteur tu Stuttgart,

Dr. Benedikt Sporer, Professor und Haudwerkerauvalt iu Ehingen a. D.,

Thomas Laumauu, StrtiouS« uud Postbrrwalter iu Loßburg-Rodt, ObrramtS Freodeustadt.

Namen, welche iu keim« dieser süus Wahlvorschläge eulhalteu find, werden Sri der Etimmeuzähluug auf de» Stimmzettel» für ungültig gestrichen.

Der I. Wahlvorschlag: Deutsche Partei ist mit de« II. Wahlvorschlog: Souservattvs Partei uud Bund der Landwirte, verbunden worden, ebenso der III. Wahlvor« schlag: Ssziald'mskratische Partei, «it dr« IV. wahlvor« schlag: Bolkspartek.

Di verbuudruen WahlvorfHISge find daher vou der Lau'eeSvahrkommisfiou bet der Bertetluvg drr Abgrordueteu- fitze unter - ie Wahlvorschlage, jedoch sur deu audereu Wahlvsrschlägkv gegenüber. je alS ein einziger Wahlvor«

schlag anzuseheu uud zu behaudelu (Art. 38 Abs. 7, Art. 34

Abs. 5 uud Art. 43 des LaudtagSvahlgesetzeS). Stuttgart, deu 31. Dezember 1906.

Der Vorsitzende der Laudekwahllommisfiou. RegieruugSdireklor Scheurleu.

vorstehe»de Bekauutmach«»- der Laudeswahlkommisfio» bettrsse»d die Vorschläge für die «»hl der acht «bgeord. «eteu des zweite« LaudeSwahllreise« (Lchwarzvald« u»d DouaukreiS) wird hiemit zur all,e«ei»e» «e»»t»1S gebracht; zugleich werde«

hi» Her»«» Ort3v,rftehr unter Brzuguahme aus Ziffer IV, 4 drr Lersügavg de» K. Ministeriums de» Jaurru beer. die Lorvahme d-r Wahl der Abgrordueteu der LaudeSvahtkreise vom 6. Dezbr. 1906 (Reg.-Bl. S. 745) uud deu oberamtl. Erlaß vom 13. De,, v. I. («esellsch. Nr. 2S4) Ziffer II, 4 ««gewiese», die vsrfteheud bezeichuetku vou oer Lauveswahlkommissiou sur des ,wetten Wahlkreis für gültig erklärter, Wahlvorschläg, io ihren Ge>rindeu sofort i» »rtstdlicher Weife bekauut zu machru.

Vollzugsbericht hierüber wolle di»»e» drei Tageu au« her erstattet werdeu.

Nagold, deu 3. Ja». 1907. _

Die Proporzwahl.

Endlich find die Vorschläge für die Wahl der 17 Ad« geordneten tu deu zwei LaudeSwahlkreiseu i« StaatSaezeig» verLffeullicht;(vgl.hrvaebeu.)eiueUeb«raschakg,allerdtug»zu« gleich etae B.stättguag mancher dunkler Gerichte, habe« st« ge­bracht: Der I. Wahlvorschlag .Deutsche Partei" ist «it de« II. .Sousrrvative Partei uud Lund drr Landwirte" verbuudev, deSgletchru drr III. .Sozialdemokratische Partei" »it de« IV. .BolkSpartet"; der als V. aufgesührte ist der der Württembergischeu Zentrums. Diese Partei braucht keine Unterstützung, fie fühlt fich stark genug, allein z» kämpfm uud zu siegen, uud weuu dir «oalvsia militkms ihre Pflicht tut, wird es deu andern Parteien auch recht schwer werdeu, gegen daS Zentrum aufzukommev.

Inwieweit iu de« Kamps die eiuzesneu Partei« Nutzen vou der Verbindung ihrer Wahlvorschläge haben werden, läßt fich noch nicht sagev; jedeufaÜS aber muß jeder utchtuitramoutaue Wähler, jeder Deutsche, der will, daß unser Reich uud seiuc Regieruug geuau so wie auf» engeres Vaterland deu Einflüsse» der römische» Kirche ent­zogen werde, am 9. Januar seine Pflicht erfülle» uud seine« Wahlzettel i« die Urne lege».

Rauche« dürft« e» willkommen sein, uoch einmal i« Kürze daS Wichtigste über die Proporzwahl uud dir Tätig­keit des Wählers dabei zu erfahren.

Der neue Landtag wird fich zasammeusetzeu 1) mrS deu 68 Bertretero der Oberämtrr, deu 6 Abgeordveteu der .gute» Städte" Lübtugm, LadwigSburg, Ellwaugeu,

Kann«.

Roma» vou Heinrich Steukiewicz.

Autorist,rte Uebersetzung au» drm Polnischen von E Nrickmeyrr.

Erstes Kapitel. Der alte Diener.

Wie die charakteristischen Gestalten der früheres OeL «o«ru, Verwalter a»d GatSförster aus dr» hrutigeu grsel schaftltchru Libra immer «ehr verschwinde», so wird auch d Erscheinung des einstigen treuen altrn Dieners eine tm« seltenere. Bald wrrdeu die letzten Urberreftr dieser altei liebru Grstaltra nur uoch auf alten Friedhöfen zu stad« fein, and nur noch der der Dichter, odrr der Lharakte darsteller wird die Erinnerung au fie brlebe» «ud fie a u»d za au» de« Staub der Vergessenheit hervorziehen.

Hanse mei irr Eltern lebte uoch ein solch v« Wesen, deffeu ich mich aus meiner Kiuderze « I^rre; es war die» ein alter Diener, uame» ein Szlache e an? de» freien Dorl ?c» er oft erzählte. Mein Vater hat- ^de drS Großvater»geerbt, beide, des Krieges gegen Napoleon als Ordor Urb» den Zeitpunkt, au welche» « ^^^aterS Dieüst getreten war, wußte der Ali !,-»« drscheld. Fragte «au ihn darrach, s

»ahm er bedächtig eine Prise und erwiderte: .War »o>

»icht trockru hinter dr» Ohre» dazumal, uud auch der Herr Oberst der Herr sei seiner Seele gnädig hatte die Kinderschuhe uoch nicht ausgetreten."

I« Hause meiner Eltern hatte der alte Nikolai die verschiedenartigsten Obliegenheite«; er war Diener uud Auf­seher in einer Person. I« So»«» versah er auch die Stell« eines Orkonomen uud beausfichtigte die Erutearbetteu; im Winter half er Seim Dreschen. Daneben führte er aber auch die Schlüffe! zu« Wein« und Gemüsekeller uud zu den Wirtschaftsgebäuden «ud zog alle Uhrm im Hause auf. Seine hervorragendste Fähigkeit bestand aber im Schelten. Ich kann «ich seiner nicht anders als bkummmd uud zankend erinnern; er brummte uud schalt über jedermann, «einen Vater und «eine Mutter nicht ausgenommen. In der Küche lag er «kt de« Koch iu beständiger Fehde, uud die Küche« jungen zog er an den Ohren im ganzen HauS herum. Der alte Nikolai war überhaupt niemals uud «it uiemaud zufrieden. Hatte er setueu Rapptlaufall was jede Woche mindestens einmal der Fall war, so ging ihm die übrige Dienerschaft soviel als möglich aus de» Wege, nicht etwa, weil er die ander» bei de» geädigeu Herr» ober der gnädigen Frau verklatschte, sondern veil er deu Unglück­lichen, deu er sich gerade zu« Opfer auSersehru hatte, vou «orgeuS bis abeudS scheltend uud keifend verfolgte. Lei Lisch faßte er hinter de« Stuhl »einer voterS Posto, er bediente zwar nicht selbst, aber er beausfichtigte den Diener uud befand ein besonderes Vergnügen darin, druselbe« znr Verzweiflung zu bringen.

.«uspaffev, auspaffeu," schalt er, .oder ich »erbe biih

auspaffeu lehren! Da steh einer deu Kerl an! er kann fich nicht rühre», er zieht die «eine nach vir eise alte «uh bei« Hereivtreibeu. Steh di- doch um! Kannst dich nicht umsehen» Hört der «kl nicht einmal, daß ihn dev Herr ruft! Die Teller wechseln! WaS hältst dn deu« Maulaffe» seil» Da steh einmal einer! Sieh doch einer deu Tölpel an!"

Ja da, Tischgespräch pflegte er fich stet» zu mische» uud hatte dabei beharrlich seine eigene Meinung. ES kam wohl vor, daß fich «rin Later bkekt au ihn waudte und sagte: .Nikolai, sage nach Lisch de« Matthäus, er solle etuspauueu, vir vollen ausfatzren."

Daun brach der Alte aber lo«: .Fahren» warum nicht gar! Ei freilich, wozu wären denn sonst die Pferde da» Weuu fie auch die Füße brechen aus den schlechte« Wege« was liegt daran! Will »au Lesnche machen, so »acht «au eben Lesnche! Der gnädigen Herrschaft ist ja alle» erlaubt! Kanu ich'S ihr vielleicht verwehren» Will'- ja auch gar nicht verbieten! Warum nicht fahren» Die Abrechnung kau» ja warten, uud das Dreschen eben­falls! Die Besuche find ja unendlich wichtiger!"

.ES ist doch kaum zu« Aushalten »it de« Nikolai!' konnte «ein Vater zuweilen ärgerlich anSr^feu, worauf der Alle dauu erwiderte:

.Sag' ich'« nicht immer, daß lch etu Dummkopf fei» Weiß wohl, daß ich'S bin! Warum soll die «uädtge Herr« fchast nicht auifahrru» Ist doch auch der Oekouo« «ach Ntewardow gefahren, um der Haushälterin der Fra« Färsti» dev Hof za machen. Soll die Herrschaft weniger tun dürfe»