Yro. 152.
68. Jahrgang.
unä Intekkigenzbkatt für äen Aezir^.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
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Amtliche Bekanntmachungen.
AmLtiche Bekanntmachung,
betreffend die Umlage des Gebäudebrandschadens für das Kalenderjahr 1889.
Nachdem durch Minist.-Verfüqung vom 12. Dez. d. I. Reg.-Bl. S. 367 die Umlage des Gebäudebrandschavens für das Jahr 1889 in oer Weise bestimmt worden ist, daß bei Gebäuden III. Cl. der Beitrag von Einhundert Mark Brandversicherungsanschlag
neun Pfennig
zu betragen hat, erhalten die Gemeindebehörden die Weisung, in Gemäßheit der bestehenden Vorschriften für den rechtzeitigen Abschluß der Kataster- revistonsgeschäfte und Anlegung der Einzugsregister Sorge zu tragen.
Da je die Hälfte der Umlage auf 1. April und 1. August nächsten Jahres an die Branvversicherungskaffe abzuliefern ist, ist der Einzug der Beiträge, sowie deren Ablieferung an die Amtspflege ordnungsmäßig zu betreiben.
Die Aenderungsübersichten sind unter Beischluß des Umlagekatasters sowie des Gebäudeschätzungsprotokolls bis spätestens
1. Februar 1889
hieher einzusenden.
Calw, den 21. Dezember 1888. K. Oberamt.
Supper.
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An die Artsvorsteher.
Die K. Centralstelle für die Landwirthschaft erwünscht möglichst voll, ständige Notizen über die in den Kalenderjahren 1887 und 1888 im Bezirk zu Stande gekommenen oder in Vorbereitung, bezw. in Angriff genommenen bedeutenderen landwirthschaftlichen Verbesserungen, wie Ent- u. Bewässerungen, Flußcorrektionen, größere Obstpflanzungen, Kultivierung und Regulierung von Allmanden oder sonstigen bisher ertragslosen Fläche«, Bepflanzung größerer öder Flächen mit Holzbäumen, Anlage von Sammelgruben für Fäkaldünger u. s. w. Die Ortsvorsteher werden beauftragt, bis längstens 15. Januar 1889 diese Notizen für ihre Gemeindemarkungen hieher zu liefern oder Fehlanzeige zu erstatten. Hiebei wird es sich empfehlen, die No- tizen durch den Techniker, welcher die Verbesserungen ausgeführt hat, auch zusammenstellen zu lassen.
Bei den Allmandregulirungen u. s. w. ist der Flächengehalt, die Zahl der Theike vor und nach der Regulierung, sonstige Verbesserungen mittelst Weganlagen, Planirung, Ansaat kahler Stellen u. s. w., bei Obst- und Wildholzpflanzungen die Fläche, über welche sich die Pflanzung erstreckt, und bei Sammel gruben für Fäkaldünger der Ort der Anlage, der Gehalt der Grube, der durch ihre Herstellung verursachte Kostenaufwand und ob derselbe von der Gemeinde, einer Genossenschaft oder einem einzelnen Privaten bestritten wird, anzugeben.
Calw, den 22. Dez. 1888. K. Oberamt.
Supper.
An die Artswahlkommisstonen.
Dieselben werden wiederholt aufmerksam gemacht, daß die Frist zur Vorbringung von Einsprachen gegen die Wählerlisten zur Landtagswahl am 26. Dezember zu Ende geht, daß die Wahlkommission alsbald und längstens binnen drei Tagen, von Erhebung etwaiger Vorstellungen gegen die Wählerliste an, Beschluß über solche zu fassen hat und daß die Wählerlisten spätestens am 31. Dezember beim Oberamt einzukommen haben. (Vgl. Amtsblatt Nr. 147). Es empfiehlt sich, wenn von Gemeinden, in welchen Einsprachen nicht erhoben werden, die Wählerlisten unter Benützung des in den Nutzest« bogen enthaltenen Vordrucks gleich am 27. Dezember abgeschlossen und mit der hinausgegebenen Urkunde (Form. 7) alsbald dem Oberamt eingesendet werden.
Bemerkt wird noch, daß sowohl die Abschlußurkunde der Wählerliste .(Form. 3), als die Uebergabsurkunde (Form. 7) von der ganzen Ortswahl- kommission, also dem Ortsvorsteher, dem Gemeindepfleger und den drei weiteren gewählten Mitgliedern zu unterzeichnen sind.
Calw, den 24. Dezember 1888. K. Oberamt.
Supper.
Die A. Atanäesämter
werden unter Hinweisung auf § 45, Ziffer 7. lit. d der Ersatzordnung daran erinnert, den vorgcschriebenen Auszug aus dem Sterberegister des Jahres 1888, enthaltend die Einträge von Todesfällen männlicher Personen, welche das 25te Lebensjahr noch nicht vollendet haben, längstens bis 15. Jannar 1889 hieher einzusenden. Die Formularien sind den Standesämtern mit der Post zugeganqen.
Calw, 24. Dezember 1888. K. Oberamt.
Supper.
AeMletsn.
Nachdruck verbot-n.
Uerschkungene Jaden.
Roman aus dem Englischen von Hsrmine Fr a n k c n st c i n.
(Fortsetzung.)
„Ich — ich weiß kaum, wie ich beginnen soll," stammelte sie, ihre Finger in nervöser Unruhe in einander verschlingend.
„Erlauben Sie mir. Ihnen zu helfen," sagte er rasch. „Ich war soeben bei Ihrem Herrn Vater, und er sagte mir, daß er Sie bereits von den Gefühlen, die ich für Sie hege, in Kenntnis gesetzt habe. Darf ich hoffen," er rückte etwas näher und versuchte, ihre Hand zu erfassen, „daß Sie meine Bewerbung im günstigen Sinne beantworten, werden? Glauben Sie mir, Natalie, ich liebe Sie, und will alles nur erdenkliche thun, um Sie glücklich zu machen!"
Ihre Hände wichen den seinen geschickt aus.
„Mr. Farquhar, erlauben Sie mir, ehe wir weiter sprechen. Ihnen die Sachlage, so weit sie mich betrifft, klar und deutlich auseinander zu setzen," erwiederte sie, entschlossen, in keinerlei Täuschung in Bezug auf ihre Gefühle zu überlassen. „Es ist ganz unmöglich, daß ich die Neigung, welche Sie für mich zu hegen vorgeben, erwiedere, denn mein Herz ist nicht mehr frei!"
Seine Züge verfinsterten sich; er biß sich auf die Lippen, sagte aber ruhig:
„Darf ich fragen, wer der Begünstigte ist?"
„Ich will zwar keineswegs zugeben, daß Sie ein Recht zu dieser Frage haben; aber nichtsdestoweniger will ich Ihnen die Antwort nicht vorenthalten. Der Begünstigte, wie Sie es nennen, ist Mr- Hugh Cleveland!"
„Der Künstler? Ah, ich kenne ihn, wenngleich nicht in seiner Eigenschaft als Maler. Ich glaube, er hat es als solcher noch zu keiner sonderlichen Berühmtheit gebracht," fügte er etwas spöttisch hinzu.
„Das kommt hier nicht in die Frage," versetzte Natalie kalt. „Ich wünsche
nur, daß Sie die Unmöglichkeit meinerseits einsehen, Ihnen eine andere als die verneinende Antwort auf Ihren schmeichelhaften Antrag zu geben."
„Meine liebe Miß Egerton, ich kann das Ueberzeugende in ihrer Behauptung keineswegs einsehen," sagte er schmeichlerisch, während er sich die Enden seines Schnurrbartes drehte. „Sie sagten. Sie lieben Mr. Cleveland; ich verlange aber nur, daß Sie mich heiraten sollen."
Sie schaute ihn mit einem Blick unbegrenzten Erstaunens an.
„Wollen Sie etwa damit sagen, daß Sie bereit wären, ein Mädchen zu heiraten, dessen Herz einem Andem gehört?"
„Ganz gewiß bin ich das und daß eben Sie das fragliche Mädchen sind. Ich kann nicht leugnen, daß es weit schmeichelhafter für mich wäre, wenn ich der Mann Ihrer Wahl wäre; aber," fügte er philosophischen Tones hinzu, „wir können eben nicht Alles haben, was wir uns im Leben wünschen, und müssen dämm mit dem zufrieden sein, was wir haben können. Sie sind jung, Ihre Neigung für diesen Künstler ist nichts weiter, als ver Ausfluß mädchenhafter Schwärmerei, die sich unter der ernsteren Verantwortlichkeit der Frauenwürde verflüchtigen wird, und jedenfalls bin ich bereit, die Sache zu wagen."
Sie schwieg eine Weile, dann sprang sie plötzlich auf und blieb mit vor Erregung blitzenden Augen und zuckenden Lippen vor ihm stehen.
„Mr. Farquhar, hören Sie mich einige Augenblicke an. Wenn wir uns heiraten, fügen wir uns gegenwärtig ein schweres Unrecht zu. Ich war mein ganzes Leben lang ehrlich, offen und wahrheitsliebend und will es auch bleiben. Wenn ich Sie heirate, so geschähe es einzig um meines Vaters und meines Bruders willen und die gezwungene Braut würde Ihnen immer nur eine unglückliche, widerstrebende Gattin sein. Wollen Sie nicht großmütig handeln und davon adstehen, mich zu einer Handlungsweise zu zwingen, die mir im Grunde meines Herzens verhaßt ist und die nur zu namenlosem Janimer für uns Beide führen würde, so wie es eine Schande für ihre Mannesmürde wäre, dabei zu verharren?"
Er schaute sie voll Bewunderung an, während sie vor ihm stand, und ihre Auflegung ihre Schönheit nur noch leuchtender erscheinen ließ, und er schwor es sich
Das Donnerstagblatt fällt der Christfeiertage wegen aus.