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geben. In die Geburtslisten sollen von nun an auch die im betreffenden Jahr auswärts gebornen, im Familienregister enthaltenen Söhne solcher Fami- lien, welche das württ. Staatsbürgerrecht besitzen und sich auswärts aufhalten oder aufgehalten haben, unter der Rubrik „Bemerkungen" ausgenommen werden, damit bei Ausstellung der Rekrutirungsstammrollen solche Militärpflichtige nicht übersehen werden.
Den Kemeinderäthen
wird aufgegeben, bei Prüfung der Geburtslisten die Familienregister der Standesämter in obiger Richtung einer Durchsicht zu unterwerfen.
Calw, den 11 . Dezbr. 1888. K. Oberamt.
Supper.
Tages-Weuigkeitsrr.
Calw, 12. Dezbr. Viehmarkt. Der Handel auf dem heutigen Markt ging durchweg flau. Zugeführt waren 65 Pferde und 691 Stück Rindvieh. Dem Schweinemarkt waren 74 Körbe Milchschweine zugebracht, Erlös 10—18 Mk. pr. Paar.
Nagold, 8 . Dez. Gestern, am Tage des Landtagsschluffes, begab sich eine Abordnung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins, unterstützt durch Mitgliedschaft des Gewerbevereins, nach Stuttgart, um den seitherigen Landtagsabgeordneten, Regierungspräsident v. Luz in Reutlingen, zu bitten, ein Mandat des Bezirks wieder annehmen zu wollen. Soviel wir in Erfahrung gebracht, fiel die Besprechung zur Befriedigung des Bezirks aus, indem sich Hr. v. Luz trotz der Bedenken der Geschäftsarbeitslast, zu einer event. Wiederwahl gewinnen ließ. Hiedurch ist dem Bezirke eine Sorge hinsichtlich eines Wahlkampfes genommen, indem der seitherige Abgeordnete (geborener Bezirksangehöriger) keinen Gegner hat und jeder etwa zum Auftreten gesonnene Neubewerber lediglich keinen Boden finden würde. Im Anfang des kommenden Monats wird L. seine Wahlbesuche außer in der Oberamtsstadt in den Bezirksstädten Altensteig, Haiterbach und Wildberg machen; es dient uns zur großen Befriedigung, neben dem Umstand, daß wir von einem erbitterten Wahlkampfe verschont bleiben, einen erprobten Vertreter des Bezirks wieder in den Halbmondsaal entsenden zu dürfen.
Stuttgart, 10. Dez. Am 4. d. M. wurde ein Fuhrmann aus Cannstatt wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt vom K. Schöffengericht zu 1 Monat 15 Tagen Gefängnis verurteilt. Derselbe ist am 22. Oktober d. I. mit einem zweispännigen Fuhrwerk ohne Beleuchtung abends 6 '/^ Uhr durch die Wolframstraße gefahren und hat sich hiebei dem Schutzmann, der ihn anhielt, um seinen Namen zu konstatieren, in gröblichster Weise widersetzt; der Schutzmann war dabei von einem Pferde getreten, vom Fuhrwerk überfahren und ca. 100 Meter weit geschleift worden.
Spaichingen, 7. Dez. Gestern abend 8 V 4 Uhr brach indem Fabrikgebäude der Spaichinger Holzwarenfabrik und zwar in dem sogen. Trockenraum Feuer aus, dessen Entstehungsursache bis jetzt nicht ermittelt werden konnte; dasselbe ergriff rasch die weiteren Räume des Gebäudes, welches mit seinen Vorräten an fertigen Waren und sonstigen brennbaren Materialen dem Brande wesentlichen Vorschub leistete. Etwa eine Viertelstunde vor dem eingetretenen Ereignis hatten einzelne Arbeiter die Geschäftslokale verlassen, ohne das geringste Verdächtige wahrgenommen zu haben. Das Haus brannte in der Hauptsache nieder und die meisten Maschinen gingen zu Grunde oder wurden wesentlich beschädigt. Obgleich Gebäude und Maschinen in der Landesbrand-Versicherungs-Anstalt, die Mobilien und Waren aber bei der Magdeburger Gesellschaft versichert sind, so erleiden die Fabrikinhaber — der eine von ihnen befand sich auf Reisen seit einigen Wochen — wohl dadurch einen sehr großen Schaden, weil der Fabrikbetrieb unterbrochen ist, während die Fabrik bedeutende Aufträge zu realisieren hatte. Gegen 30 Personen sind außer Brot und Verdienst gesetzt. Der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf das Fabrikgebäude zu beschränken, obgleich die Nachbarhäuser, insbesondere dasjenige des Uhrmacher Miehle, sehr bedroht waren.
Ebingen, 8 . Dez. Der Oktoberschnee hat in unserer Nachbarschaft noch nachträglich ein Menschenleben gekostet. Im Staatswald Schalksberg ist man gegenwärtig damit beschäftigt, die vom dermaligen Schneedruck beschädigten Buchen zu fällen. Letzten Montag nun fiel eine derselben auf den hiebei beschäftigten Christian Bierle von Burgfelden, drückte ihm 6 Rippen und die Brust ein und verletzte das Rückenmark, so daß er hoffnungslos von seinen Kameraden weggetragen werden mußte. Heute früh ist der Unglückliche diesen schweren Verletzungen erlegen. Ihm folgt das Lob eines braven fleißigen Bürgers.
Heilbronn, 9. Dez. Wie die „Heilbr. Ztg." meldet, will Oberbürgermeister Hegelmaier einen zweimonatlichen Urlaub nach Italien zur Stärkung seiner angegriffenen — Gesundheit antreten.
Heilbronn, 10. Dez. Dem Vernehmen nach traf heute Herr Regierungsdirektor v. Rüdinger hier ein, um einer besonders einberufenen Sitzung des Gemeinderats anzuwohnen. In derselben erklärte der Herr Oberbürgermeister, daß er im Interesse des Friedens in der Gemeinde seine Stellung als Hauptmann der Landwehr niederlege und außerdem entschlossen fei, seine sämtlichen noch anhängigen Strafklagen zurückzunehmen.
Crailsheim, 6 . Dez. Eine Unvorsichtigkeit hat gestern ein Unglück herbeigeführt, das aber noch schlimmer hätte enden können. Ein Schlosser hatte ein schmiedeisernes Gartenthor in der Nähe seiner Werkstatt aufgestellt. Einige Kinder spielten in der Nähe und scheinen schließlich an demselben emporgeklettert zu sein. Dasselbe fiel um und schlug emem 4—5jährigen Mädchen einen Fuß unterhalb des Knies ab. Zum Glück kam ein jüngeres Brüderchen unter dasselbe zu liegen und blieb dadurch verschont.
Wahlen in den Landtag. Se. Exzellenz Staatsminister des Innern v. Schmid hat die ihm von den Wählern des Oberamtsbezirks Ehingen angetragene Kandidatur für den Landtag nunmehr definitiv an
genommen und ist seine Wahl ohne Zweifel dort glänzend gesichert. Für Bezirk Nagold ist Regierungspräsident v. Lutz in Reutlingen in Aussicht genommen und hat derselbe die Annahme bereits zugesagt. Oberamt Balingen wählt Malzfabrikant Keller, nachdem Privatier Schwarz, der seitherige demokratische Abgeordnete eine Wiederwahl abgelehnt hat.
Konstanz, 10. Dez. Aus bester Quelle hört die „Konst. Ztg.", daß der Erfinder der Weltsprache, Herr Pfarrer Schleyer, von den reichen irdischen Glücksgütern, die ihm nach Sigl's „Bayer. Vaterland" zugefallen sein sollen, bis jetzt nichts zu sehen bekommen habe.
Kaufbeuren, 8 . Dez. Heute morgen 2 Uhr fand hier in der Gasfabrik im Kesselhause eine Explosion statt, welche von verheerender Wirkung begleitet war. Da« Dach des Kesselhauses wurde vollständig abgetragen, gegenüberlieg'nde Ziegeldächer gänzlich zerstört und die Fenster der umliegenden Häuser durch den kolossalen Luftdruck zertrümmert. Leider ist auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Der Heizer, welcher ungeachtet der schweren Verletzungen und mit brennenden Kleidern am Leibe fortlief, um die Feuerwehr zu alarmieren, ist mittags gestorben. Der Betrieb der Gasanstalt erleidet jedenfalls eine mehrtägige Unterbrechung.
Elberfeld, 6 . Dez. In dem benachbarten Remscheid ist heute früh, wie man dem „Hamb. Gen.-Anz." meldet, der Postdirekior ermordet worden. Die Mörder haben die Kasse beraubt.
Berlin, 10. Dez. Der „Post" zufolge ordnet der Kaiser an, daß diejenigen Prinzen, welche unter der Regierung Kaiser Wilhelms I. in die Arme eingetreten sind, sowie dessen General- und Flügeladjutanten auf der linken Brust in Zivil und in Uniform ein medaillensörmiges Ordenszeichen tragen, dessen Mitte ein Lorbeerkranz mit dem Namenszuge Wilhelms l. ausfüllt. Der Kaiser und die Prinzen erhalten diese Abzeichen in Gold, die früheren Generale s la suite und die Flügeladjutanten in Silber.
Berlin, 10. Dez. Die Frage, ob jetzt nach Abschluß der Voruntersuchung die Anklage gegen Geffken erhoben wird, gilt, der „Frkf. Ztg." zufolge , in Kreisen, die darüber unterrichtet sein können, für durchaus noch nicht entschieden.
— Die Weihnachtsferien des Reichstags sollen vom 15. Dezember bis zum 8 . Januar dauern.
Berlin, 9. Dez. (Kaiserin Friedrichs Weihnachtsbaum.) Nicht weniger als siebenunddreißig Schreiben sind in den letzten Tagen an die Adresse der Kaiserin Friedrich gelangt, in welchen deutsche Gutsbesitzer um die Erlaubnis nachsuchen, den Weihnachtsbaum der Kaiserin aus ihren Waldungen nach England senden zu dürfen. Die Kaiserin ließ all diesen Spendern wissen, daß sie bereit sei, die Bäume aus deutschen Wäldern zu empfangen, sie werde einen davon für sich behalten, die übrigen aber für arme, verlassene Kinder schmücken lassen und nicht ermangeln, diese zu verständigen, daß es deutsche Männer waren, denen sie die Christabendfreude in erster Linie zu danken haben.
Werrnrifchtes.
— Telegraphendienst während desKaiserausent« Halts in Italien. Auf Grund früher gemachter Erfahrungen durfte man während der jüngsten Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Italien einen sehr lebhaften Austausch von Staatstelegrammen und ein außerordentliches Steigen des Zeitungsverkehrs mit Sicherheit erwarten. Es wurden denn auch in den Tagen vom 11 . bis einschließlich 19. Oktober unmittelbar an Rom befördert 1260 Telegramme, von dort empfangen 1272 Telegramme. Unter diesen 2532 Telegrammen befanden sich 410 von größerer Länge mit zusammen 51557 Worten, lieber Basel, München und Wien sind annähernd gegen 1700 Telegramme befördert worden. Die BesörderungSarbeit ging ohne Verzögerung der Telegramme so glatt vor sich, daß bezüglich dieser Korrespondenz Berufungen von irgend welcher Seite bis jetzt nicht erhoben worden sind, obwohl die italienischen Telegraphenbeamten bei der Uebermitte- lung der nach Deutschland gerichteten, meistens in deutscher Sprache und zum Teil auch mit deutschen Schriftzeichen niedergeschriebenen Telegramme keine geringe Mühe gehabt haben. Dieses Ergebnis gereicht den beteiligten Verwaltungen zur Ehre und den betreffenden Beamten zur Freude und Genug- thuung.
Wenn man kurzsichtig ist. „Es ist hier auf der Soiree entsetzlich langweilig. Gehen wir, Freund Julius." — „Ich heiße zwar nicht Julius, aber Sie haben recht, und ich ginge auch gern mit Ihnen, wenn ich nicht der — Hausherr wäre!"
Wie schnell kommt man um die Erde? — Mit einer Eisenbahn würde man in etwa 35—40 Tagen um die ganze Erde fahren können, während man auf einer Fußtour im Schnellschritt 1 Jahr, 63 Tage nötig hätte. Der Schall dagegen braucht nur 62^ Stunden, das Licht Via Sekunde, und der elektrische Telegraph noch weniger als >/io Sekunde.
Die Markt
Paul liebte schüchtern eine Maid
In namenlosem Sehnen
Und weil er nicht zu sprechen wagt',
So griff er zu den Tönen.
Ein Spielwerk kauft' er, sandte es Der schönen Maid in's Haus.
Sie zog es auf — welch' Liederstrom Quoll da aus ihm heraus.
.Ich kenn' ein Aug", so fing es an,
.Hab' ich nur dich" ging's weiter,
„Ich schnitt's in alle Rinden ein",
»Ich bin so ernst, so heiter."
Dann klang's: „Ach wie ist's möglich dann, Daß ich dich lassen kann".
äer Mufik
„O, wenn du wärst mein Eigen",
So klang eS weiter dann.
Die Maid verstand der Lieder Sinn Gar bald, in kurzer Zeit,
So kam's, daß eines Tages Paul Um ihre Hand gefreit.
Und als er am Altäre stand,
Da lispelt es für sich:
„DaS Glück, 0 Meister Heller, ja Es kam mir nur durch dich!"
Drum ist's gewiß ein guter Rat,
Dem Alles folge gern:
Ein Spielwerk kaufe jeder sich Bei I. H. Heller. Bern!