»T. Jahr-««,.

«-scheint täglich «tt Ausnahme d« Von»« »nd Festtage.

Hrei» vierteljährlich hier 1 mit Träger» tsh» 1.8KB. tm»r,k». »«d 10 illv-Brrlehr 1.88 i« Ädrige« Württemberg 1.S8 MonatSabonnementti nach «erhält»».

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»q«ig»».Gebühr s. h. ifpalt. geile a«» gewährü. Gchrist oder der«» «an« bei 1«al «isrüSnng 10 -k, bet mehrmaliger »»tsprechend Rabatt,

Mt de« Vlauderftübchr« «nd

Tchwäb. Landwirt.

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Votitifche Hleberstcht.

Di. s»,I»ld.»»Ir««Ichn,

werde« «al wieder recht scharf beleuchtet. Die Preßkom- »tsstoa für dcuVorwärts" hat beschlossen, de« «enge» gründeten Metaüardeiterverbaud die Spaltes des sozial» demokratischen ZeutralorganS zu sperre». Der neue Ver­band sollßalso von vornherein »undtot gemacht werden. Die politischen wie die gewerkschaftlichen Organe der Sozial­demokratie find sämtlich vollkommen abhängige Blätter, die der Kontrolle hier der Parteileitung, dort der Gewerkschafts­leitung unterstehen. Die Preßkommisfionen, die die Ueder- wachuag der Redaktionen zu besorgen haben, walten in größter Strenge ihres Amtes. KeinGenosse" ist in der Lage, andere als von derPartei" d. h. von diesen Aasstchtsmßavzeu anerkannte Blätter sozialistischer R!ch- tuug za lesen. In ftder anderen Partei besteht eine ganze Reihe selbständiger Zeitungen. Jeder Anhänger der bürgerlichen Parteien kann sich also seine Zeitung nach eigene« Ge­schmack aussuchen und hat in größere« Städten, besonders in Berlin, die Auswahl unter mehreren Parteizettnugen. Bon einer Sperre bürgerlicher Blätter für mißliebige Leser oder Vereiue ist also »icht die Rede. Die bürgerliche» Leser nud Organisationen können gar nicht mundtot gemacht werden, sondern haben volle Bewegungsfreiheit. Der sozial­demokratischen Partei derFreiheit, Gleichheit »nd Brüder- ltchkeit" allein ist dieseKnechtung" der politischen Sestns» vng Vorbehalten.

Der bayrische Landtag wird keine Nachsesfion er­leben und das ist sehr erfreulich. Freilich wird daS Wasser- grsrtz kau« zur Verabschiedung gelangen und das ist be­dauerlich. Der Landtag hat aber tu der zch» Monate dauernden Session nicht ein einziges gesetzgeberisches Werk von Bedeutung fertig gebracht. Hoffentlich wird der neue Landtag ein Parlament der Arbeit sei», bau» brauckirn die Bayern de« jetzigen Parlameut der Rede keine Tränen uachznweiuen.

B»r de« »«dgetam-schnß de- österreichische«

Ndge»rd»ete«ha»se- erschienen am Donnerstag die früheren Minister v. Körber, Frhr. v. Eall «nd v. Böhm- Bawerk uud gaben ausführliche Bufkläruugko iu Beaut- wortuug des von de« Subkomitee ausgestellten Fragebogens betreffend die Triester Hafeubävteu. Die früheren Minister Viesen nach, daß die damalige Regierung unter dem Druck der Notwendigkeit der Sicherstellung der Hafenbaute« iu durchaus korrekter, gesetzmäßiger Weise Vorgängen sei. daß seruer die abgeschlossenen Berträge für den Staat in finan­zieller Hinsicht günstig gewesen seien, und daß weder in formaler noch iu materieller Hinsicht irgendwelche Gesetzes- Verletzung vorltege. Der Obmann des Ausschusses dankte den früheren Ministern für ihre interessanten uud klare« Ausführungen, worauf diese den Sitzungssaal verließen.

«»ch i« Sr««kreich s»ll di- T»de-str«se «b- S«sch«fft werde«; ein entsprechender Antrag wurde bereits in der Kammer Angebracht. I« Hinblick auf die An­griffe, welche gemäßigte radikale Parlamentarier in der

Magold, Montag den S. Juli

Presse gegen dev Buogctrntwnrf für 1907 erhoben haben, äußerte Ftuauzmiuister Psiucarö gegenüber eine« Mit­arbeiter des Malis, daß er diesen Entwurf nicht für etwas durchaus Unantastbares halte. Ueder die sozialistischen Vor­schläge betreffend die wettergehesde progressive Besteuerung der Erbschaften erklärte der Minister, er werde niemals, für welche BermögeuSziffer es auch sek, LeraubuugSsteueru znlaffeu, denn er wolle keinerlei Maßnahmen zvstimmev, die als eine Verletzung drS individuellen Eigentums aus- gelegt werden könnten.

I« der österreichische« Delegati»« erklärte ans eine Anfrage der Minister des Aenßeren Graf v. Soln- chowski:Die etugetroffeue serbische Note ist durchaus un­befriedigend. Serbien hat uns einerseits gar keine Er­mäßigung bezüglich seiner Tarifpofitioneu in Aussicht ge- stellt, andererseits betreffs der von uns erhobenen, durchaus berechtigten Forderungen auf Berücksichtigung bei Lieferungen keine befriedigenden Erklärungen abgegeben. Bei diesen Forderungen haben wir uuS keineswegs ans die Lieferung von Skodageschützen versteift, sondern nur Berücksichtigung Set anderen Armeelieferuvgeu, sowie bei der Lieferung von Eiseubahumaterial Md Salz verlangt. Dagegen hat Ser­ble» gewisse Forderungen auf Zulassung seiner Produkte gestellt. Ich halte die Vorschläge Serbiens für unannehm­bar, da wir bei Annahme derselben jede Waffe aus der HauS geben würden, und befürchte, daß ein vertragSloser Zustand eiutreteu wird. I» übrigen werden die beider­seitigen Regierungen Gelegenheit haben, über die jüngste serbische Note Beschluß zn fassen." Die Delegation ver­handelte sodann über das HeereSertraordiuariu«, welches angenommen wurde.

Die Pariser Zeit«»--» melden, daS sranzösisch- evglische Abkommen betreffend Abessinien, dessen Abschluß bevorstehe, werde die Unabhängigkeit und Integrität Abes­siniens, sowie den Grundsatz der offenen Tür bekräftigen und allen Ausländern Arsche wirtschaftliche Rechte znrrkeuuen. ES bestimme außerdem/ daß die Bahn bis Addis Abeba in frauztfifcheu Händen sein solle.

I« -«-lisch-« Unterhaus fragte am Freitag der Abg. Dilke, ob zwischen Frankreich Md England hivstchtlich der abesfinischkn Eisenbahn eine vorläufige Verständigung erreicht worden sei. Der Staatssekretär des Auswärtigen erwiderte, die Verhandlungen seien noch i« Gang nud er könne gegenwärtig keinerlei Erklärung abgebrn. Der Staatssekretär für Indien, Morley, machte de» HauS die Mitteilung, daß de« ForschungSreiseude« Sven Hrdin die Erlaubnis, von britische« Gebiet aus nach Tibet zu gehen, verweigert worden sei. Die britische Regierung habe aus Gründen der Politik beschlossen, daß es nicht einmal britischen Reisenden gestattet werde« könne, Tibet zu er­forschen und was englischen Staatsangehörigen verweigert worden sei, könne natürlicherweise »icht Ausländern zugr- kanden werden. Ueder dies bestebe kein Anlaß zu glauben, daß di« tibetanische Regierung Püffe zu bewilligen geneigt sei.

I« sp«»tfche« Mi«isterrat traf der König am Freitag noch keine Maßnahmen zur Lösmg der Krisis. Er nahm die Darlegungen der Minister über die Notwendigkeit

1SV8.

der Auflösung des Parlaments entgegen uud erklärte, den

Vorschlag iu Erwägung ziehen zu wollen.

Die Pf»rte nimmt von de« ihr von der Volksver­tretung der Insel Samos «ttgetetlteu Beschluß, betreffend die Entsetzung des Fürsten LtthynoS, keine Kenntnis, sondern entsendet eine unter Leitung des SlaatSratS Hassan Ley stehende UutersuchMgSkommifston nach Samos. Infolge der Gerüchte, daß die Ansprüche der Kreter teilweise erfüllt werden sollten, hat die Pforte von den Schutzmächteu aus Anfrage die Zusicherung erhalten, daß der stntns i«o aufrecht erhalten werden solle. Die Pforte ist trotzdem nicht ganz beruhigt und plmt eine weitere Verwahrung.

Parlamentarische Nachrichten.

Wörttembergischer Landtag.

r. St«ttg«rt, 7. Juli. Die Kammer der Abge­ordneten hat sich heute nochmals mit dem Landtags- Wahlgesetz beschäftigt, zu 7 Artikel« de« Beschlüssen Le­andern HanseS zugesttmmt uud, nach de« noch festgestellt worden war, daß «au bet der VerfassuugSrevifiou vergessen hatte, einen Termin für das Inkrafttreten des Gesetzes zu bestimmen, was nun Sache der 1. Kammer sei» soll, das Gesetz mit 7b gegen eine Stimme (v. vrettschwert) a u- genommen. Sodann wurden die abweichenden Beschlüsse der Kammer der Abgeordneten zur Gemeivdeorduung beraten. Hier knüpfte sich wieder an den Art. 40 betr. die Abschaffung der LebeuSläuglichkeit Md deren Rückwirkung aus die mit de» 1. Januar 1905 gewählten Ortsvorsteher eine längere Debatte. Die Rückwirkung war früher mit sehr großer Mehrheft beschlossen, von der 1. S. aber als ungerecht abgelehut worden. Die Minderheit der 3. K. (mehrere Ortsvorsteher) gelaugten um iu der Kommission zu einer Mehrheit uud beschloß, de« Beschluß des andern Hauses betzotrete». Demgegenüber beantragte heute der Abg. Hautz manu-Balingen, auf der Rückwirkung zu be­harren. und er wurde dabet von dev Abg. Rembold-Aalen, Gröber, Hkldeubraud uud Dr. Wolff unterstützt, während der Minister v. Pischek, sekundiert von den Abg. Kraut, Röder und Freiherr v. Seckendorf, den Standpunkt der 1. Kammer vertrat. Der Antrag Haußmauu wurde schließlich mit 49 gegen 1 Stimmen bei 3 Stimmen» euthaltungeu angenommen. Eine lauge Debatte knüpfte sich auch au den Art. 40» betreffend Bestätig­ung des wiedergewählteu OrtSvorsteherS. Hier wurde, nachdem der Minister v. Pischek wiederhott davor gewarnt hatte, das Zustandekommen des Gesetzes durch die Schaff­ung weiterer Schwierigkeiten zu gefährden, dem Beschluß des anderen HanseS zugestimmt, welcher dahin geht: Hat ein unmittelbar nach Ablauf der erste« oder einer späteren Wahlperiode Wiedergewählter zwar nicht zwei Drittrile, aber «ehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen aus sich vereinigt, so darf die Bestätigung nur versagt werde«, wenn daS Ministerium de» Innern unter Berufung ans Tatsachen die Annahme für begründet erklärt hat, daß die Gemeindeverwaltung oder die de« Ortsvorsteher gesetzlich übertragene« Geschäfte unter der Amtsführung des Wieder-

Mittmeister Mruyn und Iran

von E. MnuSmanu.

Autorisierte Uebrrsetzung. Nachdr. verb.

(Fortsetzung.)

Der Krimiualrichter blickte auf, uud sei« Auge traf de» Blick drSWntSbesttzerS. Brüh« erhob stch unwillkürlich usd trat an die Schranken.

Im Auftreten des Richters war nichts Steifes, Be­amtenmäßiges. Er war i» Gegenteil geradeaus Md na­türlich und erweckte nuwillkärlich Bertraue».

Wir kennen uuS ja schon, sagte er in gleichgültigem Tone, aber so, als wen« er eS für selbstredend betrachtete, daß der Geladene nicht weiter darauf eiuging. Dann fuhr er fort: Heute habe ich amtlich mit Ihnen zu sprechen.

Nachdem die Personalien des Gutsbesitzers ausgenom­men waren, begann der Krkmlvalrichter: Kommen wir jetzt zur Sache. AuS dm Protokollen ersehe ich, daß Ihr Guts- Hof a« 33. Mai 1866 uiedergebramt ist. Stimmt daS?

Jawohl! eutgegnete der Gutsbesitzer sreimütig. Er sah ja aus der ganzen Art und Wrise, wie der Richter auf­trat, daß dieser nur volle Klarheit über alle Einzelheiten haben wollte, uud er hatte sich vorgesommeu, die reine Wahrheit zu sagen.

Ja. ja, dar Leben war sicht immer so leicht für Sie wir jetzt, sagte der Richter in liebenswürdigem Tone.

Sch nein, antwortete der Gutsbesitzer.

Ich weiß, daß Sie Ihre Familie in ziemlich Hohr«

Maße unterstützt haben. Namentlich Ihre Fräulein Schwestern.

Der Gutsbesitzer vnrde über diesen Ausspruch beinahe gerührt. Selbst wenn der Mensch tu aller Stille Gutes stiftet und die Rechte nicht wissen läßt, was die Linke tut, so hat er doch nichts dagegen, wenn halb gegen feinen Willen festgestellt wird, daß bei ihm daS Herz auf der rechten Stelle fitzt.

ES ist richtig. Ich habe «einen Schwestern eine jähr­liche Unterstützung zukommen lassen, bin aber erstaunt, daß Sie, Herr Krimiualrichter, eS wissen.

Dergleichen interessiert «ich, sagte dieser lachend, nud ich maß gestehen, daß dies Ihrerseits außerordentlich hübsch nud edel war, eS hat aber doch wohl Zetten gegeben, wo Sie die Unterstützung nicht leistes konnten. Daß so etwas vorkommt, weiß ich ans eigener persönlicher Erfahrung. DaS Leben ist nicht so leicht, uud das Los des LaudmauueS ist nicht immer das beste.

Gewiß nicht, «einte der Gutsbesitzer, de« die Art und Weise, wie der Krimiualrichter die ganze Angelegenheit behandelt, außerordentlich zusagte. Einige Jahre habe ich die Unterstützung allerdings nicht zahlen können.

War dies tu letzterer Zeit?

Nein, iu der Mitte der Sechziger.

Der Protokollführer blickte unwillkürlich auf, als wolle er seinen Blick fangen. Brohu hatte es aber schon ver­gessen, daß er stch t« GerichtSsaal befand. Er hatte den Ellbogen leicht auf die Schranke gestützt Md betrachtete daS Verhör als eine Art Pcivatnuterhattuvg zwischen Leuten,

die stch schon einige Zeit kennen und gemeinsame Beziehungen haben.

Der Krimiualrichter hatte sich »tt übereinander ge­schlagene« Knien ihm gegenüber gesetzt. Sr spielte Munter- brachen mit eine« kurzen Lineal.

Ich kann eS mir schon denken, daß Sk damals Ihre Sorgen hatten. Sie waren große Verpflichtungen ringe- gangen. Hatten Sie nicht auch für etueu Ihrer Freunde gutgesagt?

Der Gutsbesitzer erhob stch ein wenig. Sein biederes Gesicht nah« plötzlich einen mißtrauischen Ausdruck au. Er hatte das Gefühl, als sei er zu weit gegangen, als hätte er sein Herz diese« Manne nicht anSschStteo dürfen, der ihm keineswegs wohlwollend gestaut war.

Diese Kenntnis seiner persönlichen Verhältnisse, die i« ersten Augenblick sein I »Kresse uud seine Offenherzigkeit erregt hatte, weil er glaubte, daß seine Gutherzigkeit doch nur zu seinen Gunsten sprechen würde, versetzte ihn jetzt in die ärgste Besorgnis und erschien ihm als Beweis dafür, daß «au ihm nachspioukrt habe.

Ja, antwortet« er zögernd, ich hatte für einen alten Schulfreund gutgesagt. DK Sache drehte sich um bOOO Kronen. Hätte ich ihm nicht geholfen, s» wäre der Mann verloren gewesen.

Ich kenne die Sache. ES handelt stch um den Inten­danten Oluf Srove.

Der Gutsbesitzer sprang auf. Sein Antlitz nah« eine blosse, matte Farbe au.

Woher wisse» Sk dies?