80. Jkshrzssz.
Erscheint täglich «it Ausnahme der Tonn, und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 ^ mit Träger» k»hn1.A>^.im«e,trtr. «nd 10 Wv-Terkeh« i.W im Sbrige» Württemberg Ronatrabonnement»
»ach Berhältni».
Der GesklMter.
Ms- M Lszche-SlÄ fir im Wemüs-SeD AsgM
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»njktgen'Tebühr f. d. ispalt. Zeile an» gewöhn!. Tchrist oder deren Ran« bei 1«ml> Einrückung 10 bei mehrmalige» entsprechend Rabatt,
«tt dem Planderstübchrn «nd
Gchwäb. Landwirt.
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AAtliches.
Bekanntmachung,
betr. dis Gäuber«ng der Obstb仫r i«»bef»«dere der Gtei«»dftdärrme vo« Raupe«.
Die Besitzer von Obstbäumen, insbesondere von Stein» odstbäumen, werden htemil ausgefordert, ihre Obstbäume von den in diesem Jahr wieder massenhaft auftretende« Raupen ohne Verzug zu reinigen und dir Reinigung in angemessenen Zeitabschnitten solange zu wiederholen, als sich bisse Insekten auf des Bäumen -»eigen.
Die Herren Ortsvorsteher wollen diese Anordnung in ortsüblicher Weise bekannt Wachen, die Barrmbefitzer ev. entsprechend belehren, die Ausführung dieser Auordnsvg überwachen und die Säumigen zur Verantwortung und ev. zur Strafe ziehen, (ekr. § 367 Ziff. 2 R.-St.-G.-B).
Nsgold, den 31. Mai 1906.
K. Obrramt. Ritter.
Bekanntmachung,
A«tsversa»mlu«z betreff.
Die dttsjähr. AmtSversammluvg findet vorauLfichtlich am 23. Juni d. I. statt. Etwaige Anträge oder Gesuche au dieselbe wollen in aller Bälde anher eingerrich! werden. Nagold, de« 31. Mat 1906.
K. Oberamt. Ritter.
Zum 25jährigen Jubiläum des Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg
bringt das „Larrdw. Wochenblatt' eine« Festartikel, in welchem de« Mhewußten Leiter des Verbandes, Universt- tätsprsftffsr vr. v. Lee manu, früher m Tübingen, jetzt in Sluttgart, warme Worte der Unerkennnng gezollt werden.
Der vom Verbaudslriter verfaßten Festschrift entnehme« wir tm Auszug folgendes über die Entwicklung des Verbandes nsd seine heutige Kasgestattmitz: Bis 1890 waren die de« Verbände beigetretenen DarLehLLSkLsfeuversiue auf die Zahl von 278 «it 23 089 Mitgliedern a»gewachseu, 1900 ani 855 mit 77 700 Mitgliedern. Der erste Beitritt von Molkereigenossenschaften erfolgte 1898, 1900 waren 35 MolkMigenüsfinschastru mit 3040 Mitgliedern beigr- tretev. Heme find de« Verbände neben 1041 Darlehens» kafieLveremm 152 Molkereigenossenschaften, 9 Mingärtner- gensfssnschasteu, 3 GttreidevLTkansZgeussserrschasteu, 8 sonstige Genossenschafter-, 1 Käsereiverhand nnb die Gcuosseuschafts- zeutralkaffe zugehörig, zusammen 1215 Eenoffeuschafteu mit 122500 Mitgtiederu.
Dis GeschSftscrgebniffs der DarlehenAkafienvereine haben, entsprechend der zunehmenden Anzahl derselben und de« erweiterten Geschäftsbetriebe, eine rasche Steigerung erfahren. Nach dem vorliegenden Berichte Häven am Jahres- schluß 1905 bet 1033 Darlehenskassen!) meinen insgesamt betragen:
Magokd, IreiLag den 1. Zum
der Umsatz.148 000000
der JahreZgewiuu . . . „ 295 000
die GeschästSguthabe«. . „ 1830000
die ReservefondZ . . . „ 2 230000
Diese Jahr um Jahr erheblich anwachseudeu Zahlen gewinnen au Bedeutung, wenn mau in Betracht zieht, daß dk Darlehesskaffenvereine fast ausnahmslos ans nur 1 politische oder kirchliche Landgemeinde .fich erstrecken und weder großen Umsatz noch hohen Gewinn erstreben sollen. ES ist i« Verbände stets daran festgehalteu worden, daß die Vereine am nützlichsten wirken, wenn ße ans Gewährung von BstriebSkredit in der Hauptsache fich beschränken und die Schranken eiuhalteu, welche ihnen als Institute für deu Personalkredit naturgemäß gezogen stab. Annähernd die Hälfte der Darletzenskaffeuvereine haben Sparkassen eingerichtet.
Die gemeinschaftlichen Einkäufe werden durch die Dar- lehenSkasseuvereille besorgt, dies in steigender Ausdehnung, so daß die Einkäufe von 692 GeWffeuschasten im Jahre 1904 zusammen des Betrag von 1776122 erreichten.
Die ersten 2 Molkereigenossenschaften find dem Verbände 1898 beigetreten. Weitere folgten bei der zutage tretenden Nsiweudigkeit, die bisher al» fogruarmte freie Vereinigungen vorhandenen Sammelmolkereien zu organisieren und der Vorteile des Zusammenschlusses teilhaftig zu machen. Auch hier ist drr unbeschränkten Haftpflicht der Vorzug etugrräsmt. Bon den zurzeit bei« Verband befindliches Molkereigenossenschaften haben 141 unbeschränkte und nur 11 beschränkte Haftpflicht. Diese sämtlichen Genossenschaften haben i« Jahr 1904 zusammen verarbeitet: 34664522 Kilo Milch und daraus hergkstkllt 1357602 Kilo Butter im Brekaufssert von 2 829 454 und 276 546 Kilo Käse i« BerkaufLwert von 278742 »T. Nach Fettgehalt bezahlen die Milch 22 Genoffevschasten.
Erfreuliche nene Gestaltungen auf genossenschaftliche« Gebiete erkennen wir in dev dem Verbände augehörendes 9 eingetragenen WelngärtnergenoffeuschaftM, von welche« 4 mit gemeinschaftlicher Kellerung und Verlauf von Wein fich befasse«, den 8 de« Verband arrgehöreud-m eingetragenen GetrridkvkrkLufSgevossenschaftm, weiteren bisher nur einzeln bei dem Verbands befindlichen Genossenschaften, wie namentlich 3 DreschgeLSsseuschaftev, 1 MÜchorrkausSgerofieuschasL und andere. Von denselben heben t« Jahre 1905 die Weis» gärtnrrgenoffenschafteu. Ma-nmen 5960 Hektoliter Wein erzeugt und davon 4326 Hektoliter mit eine» Erlös von 153269 ^ während des Herbstes verkauft, und find von deu Getreidsverkanssgenossenschasteu i« Betriebsjahre 1904/05 zusammen 90024 Zentner Körner ausgenommen und verkauft und daraus 715 093 «St erlöst worden. Nach» de« bisher die oberschwäbischen KäkreigLuoffcuschaftes dem Verbands angehörte«, ist ihnen hierin nun auch der Käserei- Verband, „Bereinigte Käsereien deS schwäbischen Atgäus", gefolgt.
Mit freudiger Genugtuung kövm» die Begründer deS Verbandes aus die 25 Jahre zsrückblick n. Die ländliche Geuofsenschaftsbewegurrg hat in Württemberg dazu geführt, daß heute in zwei Drittel der in Frage kommenden Land»
1966.
gemeinden Darleheuskaflenvereiue bestehe. Nahezu in allen
LaudeSgegeuden find sie zu wichtigen Faktoren des Wirt» schastslebeuS geworden. Auch sonst hat fich ein Zusammen- schluß der Landwirtschaft in eingetragenen Genossenschaften für Betriebszwecke vielfach, insbesondere auf deu Gebieten des MolkeretwesenS, des Weinbaues und deS Getreidever- kaufs augebahut. Die GenoffeuschaftSstatistik erweist bei der wachsenden Zahl der Genossenschaften auch ihre innere Erstarkung. Hervorragend find au diesen Erfolge« die Gruoffeuschastszevtralkaffe und die Sausstelle des Verbände- beteiligt. De« genossenschaftlichen Ausbau eine unantastbare, sichere Grundlage zu geben, haben von Leemans vud seine Mitarbeiter fich besonders angelegen sein lasten. Liese Absicht ist in der bestehenden Organisation voll verwirklicht, und es ist damit auch der weiteren Entwicklung des Genossenschaftswesens aüsS beste vorgearbeitet. L.
* *
Stuttgart, 80. Mai. *Zu der am 7. Juni i« Festsaal der Liederhallt stattfindevde« Jubelfeier des Verbandes landwirtschaftlicher Gevoffenschastru hat der König sei« Erscheine« zugesagt.
Uokitische HleSerstchi
Der ««« vertagt« Reichstag war a« K8. November 1S08 z«fa««e»getrete«. Bet seinem Zusammentritt fand er bereits 35 Vorlage«, darunter die neues Steurrvorlageu, vor und erhielt i« Lauf der Tagung noch 18 Vorlage». Diese 53 Vorlagen hat er in 113 Sitzungen erledigt. In deu sechs Arbeitsmouateu hat der Reichstag folgende Gesetzentwürfe verabschiedet: ReichSfinauz- reform.Etat, Fiottknnovelle.Militärpeustousgesetze, Kamera«- behuvorlage, deu englischen, amerikanischen, abesfiuisches «nd schwedischen Handelsvertrag, fünf Nachtrags- und zwei Ergäuzrwgsetats und die Diäteuvorlage; von kleineren Vorlage«: Entwürfe betreffend Abänderung von Reichstags- Wahlkreisen, betreffend Wohunngsgeldzuschsffe au Reichs- beamte, betreffend Entlastung des Reichrivvaltdeusouds, betreffend die Statistik des Warenverkehrs d-s deutschen Zollgebiets »it de« Ausland, betreffend die Ausgabe vo« Reichsbaukuoten zu 50, 20 und 10 deu niederländisch- deutschen Niedrrlaffnugsvertrag, Entwürfe betreffend Wert- bestimmnug der Etufuhrscheise, betreffend Ueberleitung von Hypotheken des früheren Rechts, betreffend SrrviStarif mb Klasseneinteilung der Orte, betreffend Naturalleistungen für die bewaffnete Macht i» Frieden, ReichSstempslnovelle. I« erster Lesung hat das Plenum erledigt und an Kommissionen überwiesen folgende Entwürfe: betreffend Abänderung der Gewerbeordnung, betreffend den Versicherungsvertrag und die Vorschriften über dir Seeversicherung, betreffend Unter- stützsugswohufitz, HilsLkaffeugesetz (KommisstouSberatuug erledigt), Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und Photographien (KemmisfionSberatsvg erledigt). Maß- und GcwichrSordnrrug (KommisfionSberatnug erledigt), den Entwurf betreffend Haftpflicht der von Automobilsahrern au- gerichtrieu Schäden. Ferner find in erster Lesung erledigt, einer Kommtsfion aber nicht überwiesen worden: Entwurf
In der Mairie verlassen.
Bon Br et Harte. (Nachdr. verb.)
Uebersetzt aus dem Englischen von Emmy Becher.
(Fortsetzung.)
Clarence vermißte ihn, seinen Führer, nicht, ja, eS ist anzMrhmes, daß er sogar des ganzen Zweck dieser Reise vergessen hatte über den neuen Eindrücken, die mit eiaem- »al auf ihn einstürmtes, nud dem kaabeshasten Ausblick in die Zukunft, der fich vor ihm anftuinu schien. Es schwindelte ihm und er war wir betäubt. So viele Bücher hatte er nie im Leben gesehen nud von d v- Vorhandensein so reizender Bilder sie eine Ahnung gehabt, und doch wollte eS ihn schier bedävkes, als ob er einst vou solchen Dingen geträumt hätte. Er war auf einen Stuhl gestiegen und starrte wie von eine« Zauber umsaugcu Ws die Darstellung einer Seeschlacht, als er plötzlich FlyuuL Stimme hörte.
Sein Freund war geräuschlos wieder ins Zimmer getreten, aber nicht allein, sovdern in Begleitung eines ältlichen, de« Anscheu nach bald ausländischen Herrn — offenbar sein Verwandter. Da Clarence keine Erinnerung besaß, die er hätte zn Hilfe rufen können, keine Möglichkeit, einen Vergleich allzustellen, und nur seine eigene unklare Idee, der Letter werde ungefähr anSsehev, wie er selber, stand der Knabe ziemlich trostlos vor ihm. Er war i« stilles ganz darauf vorbereitet, daß ihm wieder ein Verhör über seinen Vater und seine Familie blühen werde, und eS war ihm sogar schon der Gedanke gekommen, die Lücken seiner un
vollständigen «nd unbefriedigenden Erinnerung durch em paar frei erfundene Einzelheiten anSznfülleu, allein zn seiner großen Ueberraschnng entdeckte er Sei» ersten Blick in deS Vetters Gesicht, daß dieser mindestens ebenso verlegen war, wie er selber.
„Natürlich habt ihr keine Erinnerung aneinander," legte fich Flyn« in seiner gewohnten herrischen Weise ins Mittel, „und vou Forrültengrschichtm weiß der eine so wenig, wie der andere, denke ich mir. Da dein Vetter fich überdies Don Ina» Robinson ne»vt," setzte er zu Cla- revee gewendet hinzu, „so wird eS am besten sei», du läßt den .Jackson Braut' ganz beiseite. Ich kenne ihn besser als du, aber du wirst dich bald au ihn gewöhnen und er sich au dich — wenigstens wäre es das Gescheiteste, was ihr Lnn^ könnt," schloß er mit der eigentümlichen ernsthaften Würdet dir gelegentlich in seine« Wesen lag.
Da er «ne Bewegung machte, als ob er das Zimmer sofort «it ClarerreeS Votier verlassen wollte — was augeu- scheiulich diesem Herrn eine große Erleichterung gewesen wäre — sah der Knabe zn diesem auf »vd fragte schüchtern: „Erlauben Sie, daß ich mir die Bücher ausehe?"
Der Vetter blieb stehen und betrachtete deu Knaben zu« erstenmal mit eine« Avflag vou Teilnahme.
„Ach! Du kannst lesen — hast dü Freude au deu Büchern?"
„I»," erwiderte Clarence snd setzie, da de? Leiter ihn «och immer «achdeoklich anfah, rasch hinzu: „Mftoe Hände sind zwar rein, aber wenn es Ihne« lieber ist, will ich fie erst noch einmal waschen."
„Sieh dir die Bücher nur an," versetzte Don Juan lächelnd, „und da fie sehr alt find, wirst dn gut tun, deine Hände nachher zu waschen."
„Ich will Ihnen sagen, was ich tun werde," wandte er sich dann plötzlich ganz erleichtert an Flyn«, „ich werde den Jungen Spanisch lehren!"
Die beiden Herren verließen nun miteinander das Zimmer, und Clarence «achte fich eifrig an die Bücherbretter, die mit alten, zu« Teil sehr alten, wunderlich gebundene«, wurmstichigen Bänden gefüllt waren. Einzelne waren Bücher in fremden Spr«chru, aber andere kn kräftige«, kühne» englischen Druck «it seltsamen alten Holzschnitten und Illustrationen. Eines schien eise Chronik von Schlachten und Belagerungen zu sein mit bunt bemalte« Darstr Lungen, worauf «au «tt Pfeilen gespickte Kämpfer erblick e, während andern die Glieder ganz reinlich vo« Rumpf getreust waren oder ein deoilich sichtbarer Kanonenschuß sie über den Haufen warf. Er war ganz in dies „Schmökern" versunken, als er plötzlich i« Hof Pferdege» trappe! und Flyuvs Stimme vernahm. Rasch lief er ans Fenster und erblickte zu seiner Bestürzung, daß sein Beschützer bereits gestiefelt nud gespornt i« Sattel saß und eben von de« Hausherrn Abschied nah».
(Fortsetzung folgt.)
Gedankensplitter.
Manche Menschen gleichen den Messern, ste find nicht schneidig, weil ihnen der Schliff fehlt.