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Juni
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UoMische MsSerficht.
DaS ikouzil der französische» Bischöfe wird am 30. d. M. tu Parts beginnen. Dem Konzil werden 79 französische Bischöfe beiwohnen. Die sieben Bischöfe in den Kolonien werden au de« Konzil nicht teilnehmea, da das Konkordat in den Kolonien vorläufig noch Kraft Hot.
Der schwedische NeichSta- hat mit großer Mehrheit eine von der Regierung beantragte Verschärfung der Strafbestimmungen gegen Aufreizung zu Gewalt, Bedrohung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und ähnliche Delikte, sowie gegen mMärseindliche Agitation augensmmeu. Diese Agitation ist in Stockholm besonders heftig. In öffentliche» Brrsam-slungen, zu denen die zu den Hebungen eingcrafeuea Wehrpflichtigen etngeladen und zahlreich erschienen waren, wurde« diese wiederholt aufgefordert, dm Offiziere« nicht nur den Gehorsam zu verweigern, sondern sie uiederzuschießeu; die juags« Soldaten wurden vor Religion und Vaterlandsliebe gewarnt und ermahut, sich nicht so wett wegzuwerseu, daß sie ihr Vaterland gegen Angriffe verteidigten.
Die Programmatische Erklärung de- r«sfische« Mi»ifterpräfide«te« vor der Reichsduma fit a« Samstag erfolgt. Die Antwort ist in psfttivm Zusagen sehr uabekimmt gehalten nud bestimmter nur in der Ablehnung der Forderungen der Duma. ES heißt in der Erklärung: Nicht gerlugr Bedeutung mißt der Mtuisterrat dem angeregten Gesetz, brtr. die Unantastbarkeit der Person, des Gewissens, der Preß-, Brrsammluugs- nnd VrreiuSfretheit, bei, doch hält er es für nötig, bei der Umarbeitung solcher Gesetze die Verwaltung mit wirksamen Mitteln auszurüsten, damit die Regierung dem Mißbrauch der gewährte» Freiheiten vorzubeugen bezw. entgegeriwakeu kann. I» bezug auf die Lösung der Agrarfrage mit Hilfe der Apanagen-, der Kabinetts-, der Kloster- und der Kirchenländereiru nnd zwangsweiser Enteignung deS Privatgrundbefitzcs, wozu auch der Prtvatgrundbefitz der Bauern gehört, hält es der Miuisterrar für seine Pflicht, zu erklär e, daß eine derartige Lösung unbedingt unzulässig ist. Die Regierung kann das Besitz recht nicht einem nehmen und dem andern
Aer Koßentwiet.
Ein Wort zn den Festspiele«.*)
„Geboren einst aus Feuerfirom Und dann erstarrt zum Riesendom, Steht dort ein Becg im Schwabenland Und wird der Hohe Twiel genannt"
So siagt der Säuger des BoLensees Scheffel, und sein Name und der des Hohentwiel find dnrü- seinen „Ekkehard" für i«»er verbunden. Etwas nordwestlich von Konstanz, bei Singen, hebt sich aus niedrigem HLgellauds der hohe Dom des Berges empor, ein Markstein des Landes. Hier mögen schon in uralter Zeit Stämme, vou denen keine Sage uns kündet, Wachtposten ausgestellt, eim Pfahlburg erbaut, sich gegen Ueberfälle geschützt haben, nun wohl mögen auch deutsche Völker hier schon eine Burg gee-ünhet Laden. Als der römische Kaiser Baleutinian I (364—375) Rhätien durch Schanzen nud Wälle befestigen ließ, dürfte seinen Pionieren der stattliche Berg nicht entgangen, der Platz zu einer Römerburg geworden sein. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts besitzt die Bergburg Herzog Burkhard II von Schwaben. Der heiratet in spätere« Alter die Tochter des Bayeruhrrzogs Heinrich, eine Nichte des
*) Am Sonntag begannen die Hohentwiel-Spiele, die von 500 Personen auS dem Hegau in Eingen am Fuße des Hohentwiel in 15 Spieltagen bis zum September aufgeführt werden. Das festliche Volksschaujpiel von Rudolf Lorenz, der vor einigen Jahren auch das „Lichtensteinfestspiel" aufführte, hat den Titel „Unrer der Reichssturmfahne". Die Red.
Hlagold, Mittwoch den 30. Mai
1908.
zugeftehm. Das Recht des PrtvatgruudbefitzrS bestreiten hieße überhaupt das Recht der PüvatdefitzeS bestreiten. Die Unantastbarkeit des Eigentums bilde in der ganzen Welt und auf allen Stufen der Entwicklung des bürgerlichen Lebens den Eckstein des Volkswohlstandes nud den Grundpfeiler des StaatSlebeus. Bei den dem Staat noch zsr Verfügung stehenden Mitteln könne die Agrarfrage zweifellos ohne Untergrabung der Kräfte des Vaterlandes erfolgreich gelöst werden. — Weiter wird gesagt, die Forderung der Miuisterverautwortlichkcit gehöre nicht zu den Befugnissen der Duma. Die Ausnahmegesetz e müßten bestehen bleiben. Wenn sie in letzter Zeit in vielen Gegenden angewandt würden, so liege die Ursache ausschließlich in den andauernden Morde» nud Gewalttaten nnd in de» Bewußtsein der Verantwortlichkeit vor dem Land. Der Mi- uisterrat erklär«, daß, so lauge die Wirren andauern uvd die Regierung nicht über durch neue Gesetze geschaffene wirksame Mittel verfüge, der Gesetzlosigkeit entgegeuzutreten, die Wahrung der Ordnnng und Ruhe mit dev vorhandenen gesetzlichen Mitteln erfolgen werde. Zu der Amprstiesrage führie Goremyliu aus, die Begnadignug vom Gericht Verurteilter, welcher Art ihr Vergehen auch sei, bilde die Prärogative des Monarchen. Der Minister rat finde, daß eS nicht das Wohl der Gesellschaft fördern würde, wenn bet Andaner der Wirren au Morden und Gewaltätrgkeiten beteiligte Personen amnestiert würden. Was die auf administrative« Weg der Freiheit beraubten Personen betreffe, habe der Miutsterrat Maßnahmen angeordnet, damit Personen, welche die öffentliche Sicherheit mcht bedrohen, frei- gelassen würden. — In der sich an die Erklärung anschließenden Debatte sagte Avg. Nabokow, die Haltung der Regierung sei eine Herausforderung der Volksvertreter, die diese avvähmeu. Er weise ans das kovßttuüonelle Absurd«« in der Programmrede hin, die die Grundbedingungen der Volksvertretung verneinte. Die ansöberrdk G Walt werde sich der legislativen LNterwerfrn müssen. Die übrige» Redner äußerten sich noch bedeutend schärfer. Schließlich wurde mit allen gegen sieben Stimmen eme Reso ntlon angenommen, die dem Ministerium das Mißtrauen der Duma ausspricht und die Bildung eines neuen Kabinetts, das Vertrauen genießt, aus der Duma-Mojölttär verlang!. Nach den scharfen Reden gegen das Ministerium und die ministerielle Erklärung ergriff der Jastizmiuißer das Wort und gab zu, daß die bestehenden Gesetze Mängel und Lücken hätten, sie seien jedoch Gesetze, nach denen man richten müsse, bis neue Gesetze gegeben seien. TaS Ministerium könne nicht zugrbeu, daß ein gesetzloser Zustand Platz greife. Er hoffe, mit der Duma neue Gesetze aliSzmrbetten. Daß Haus nah« die in versöhnliche« Ton gehaltene Rede «it tieft« Schweigen ans.
I» der A«ttv»rt der serbische« Negier»»- ««s die De«kschrift Oesterreich-U»g»r«S wird erklärt, daß dis Bestellung von Geschützen in Oesterreich-Ungarn aus Grund des Berichts der Uttersuchllngkks««isston ausgeschlossen sei uvd daß für dev Bezug der Geschütze nur Creu-ot und Krupp in Betracht kämen. Dagegen wird versprochen, daß die übrigen Bestellungen, 100000 neue Mauftr- geweyre mit Munition und Abänderung von 120 000 alten
Gewehren, sowie Lieferung von Elseubahumaiertal, w Oester
reich gemacht werde» sollten.
Die Unruhe» auf G«rdi«ie« find d«»ch Teuer- «»- Hervargerufe». Die Ausständigen verlangten außer geringer Lohnerhöhung Maßregeln gegen die Aufkäafer und Zwischenhändler. In Gonnesa wurde» unter den Rufen: „Tod den Aussaugeru des Volkes!", „Nieder mit den Wucherern!" und unter Borautrageu einer roten Fahne die Läden geplündert. Die wenigen Karabinier!, Mit eine» Steinhagel und Schöffen aus den Nüstern angegriffen, wurde» völlig umzingelt und muhten, das schlimmste gewär- tigc«d, feuern. Etwa zwanzig Angreifer, darunter Frau«, wurden verwundet, mehrere getötet. — In Beueftere tu Calabrieu versuchten etwa 1000 Laudlmte, welche die Neubildung der Gemeindeverwaltung verlangte«, das Rathaus zu stürmen. Die Karabinier! «ahnten zur Ruhe; die Bauer« griffen sie jedoch «it Waffen au und suchten sie zu entwaffnen. Ein Brigadier nnd zwei Karabinieri wurden verwundet. Die Karabinieri gaben darauf Feuer, durch das eine Person getötet und acht verwundet w urden, darunter zwei schwer.
Parlimeutattsche Nachrichten.
Deutscher Reichstag.
Vertagung.
Berlin, 28. Mai. Der Reichstag setzte heute die dritte Beratung des Etats bei« Koleuialamt fort. DaS HauS beschließt, eine« Antrag Gröber, anstatt erneS RelchS- kolouiolamiS tu den Etat r'mznsetze« „Etat des Auswärtigen Amts, Kslouialabteiluug", zu beraten.
Bass ermann (natl.) bedauert die überraschende Ab- lehuupg des selbständigen KolouialamtS, das seine Freunde für unbedingt nötig erachten, um die schweren Mtßstäude des bisherigen Systems zu beseitigen. Seine Partei werde sich der Stimme enthalten.
Spahn (Ztr.): De« Antrag Gröber muß schon deshalb zugestimmt werden, damit die Beamten ihre Gehälter erhalten. In dieser Legislaturperiode kan« der gefallene Titel nicht wieder hergrstellt werden. Gerade die V-rhaud- lungen am Samstag haben unsere Stellung zum Titel veranlaßt. Dieser Tag war ei« äiss nek^tees für die Kolouialverwaltuug.
Staatssekretär Graf PosadowSky: Ich «nß die Au- nähme ablehuen, als ob etwa ei« Handel gemacht werden sollte mit der Bahn und der Zurückziehung der Truppen. Durch die Ablehnuug vom Samstag ist die Ueberzeugung des Reichskanzlers nud der verbündeten Regierungen von der unbedingten Notwendigkeit, die Kolouialverwaltuug selbständig zu machen, nicht erschüttert.
v. Rtchthofeu (koas.): Seine Partei werde sich der Abstimmung enthalten.
Müller-Sagau (srs. vp). erklärt sich für den Antrag Gröber.
Tiedemauu (Rpt.) will sich ebenfalls der Abstimmung enthalten, desgleichen
Lattmanu (wirtsch. Bgg.)
Kaisers Otto I, Hadwig. Ihr Rane ist durch Scheffels herrliche Dichtung durch alle deutschen Saue bekannt. Bon ihr hat der Klosterschreiber von St. Gallen, der Mönch Ekkehard, genauut der Vierte — andere gleichen Namens hatten dasselbe Amt vor ihm — gar vielerlei erzählt, auch daß st; dem ältere» Herzog sich angetrant habe, weil sie begeistert war von seine» Kriegsruh«. Der Mönch berichtet ferner: „Hadwig, verwitwete Herzogin von Schwaben, war, als sie zu» Hohentwiel ihren Sitz hatte, eine sehr schöne, aber gar streuge Frau nud weit und breit in den Landen gefürchtet. Al« Witwe kam sie einst in das Kloster Sankt Gallen. Abt Burkhard nah« sie, zumcl ste seine Nichte war, höflich auf nud wollte sie »it Geschenk.'n beehren. Da wollte sie keine anderen Geschenke anuekmen. als daß er ihr den Ekkehard als Lehrer nach Twiel mitgäbe. Wohl erlaubte es der Abt ungern, und Ekkchard? Ohsi« widerriet es, aber demuugeachtet führte er durch, was »an so schön von ihm verlangt hatte." Ekkeha d wird geschildert als rin Mann von großen Körper- wie GristsSgaben, und er war so schön, daß «an ihn vur scheu avsehcu kovute. Otto II sagte von ihm: „Keine« hat je die Kapuze des Benediktiners besser gesessen." Der Klosterschreiber schildert daun, wie die Herzogin ihren Gast «it Ehren empfing und ihn selbst in sein Gemach führte, wohin sie sich auch täglich mit einer Magd begab, um von ihm Lateinisch und Griechisch zu lernen. Ekkebard IV berietet weiter, iride« er durchbllckm läßt, daß die Herrin kn dev schöne» Mönch heftig verliebt gewesen sei. Hadwig habe ihren Lehrer oft bis aufs äußerste gereizt und erbittert, so drß er oft fort-
gewollt habe, ja, einmal habe sie ihn t« Zorne peitschen lassen, auch wollte sie ih« da« Haar kurz scheren lassen, nu. ihn, den Freien so zu beschimpfe». „Wenn er aber auf einen Festtag nach Hause ging, so war eS merkwürdig, wie große Gaben sie für ihn aus Schiffen gen Steinach voran- schickte." Auf diese« Bericht der KlosterschreiberS von St. Gallen hat Scheffel seine wuuderherrliche Dichtung ausge- darrt.
Der Berg und die Burg fielen nach dem Lode der Herzogin von Schwaben an Kaiser Otto III, daun au Heinrich II, der ein Neffe Hadwig» war, und i« Jahre 1094 kam Twiel an das Geschlecht der Hohenstanfeu, in deren Besitz es zweihundert Jahre blieb. Noch vor de« Tode des letzten StauferS, Konradi« auf de« Blutgerüste zu Neapel war ein Edler Herr von KUugevberg — von Alteu- kltugrn i« Thurgau — Besitzer der Feste geworden, und ste blieb nun an dreihundert Jahre Eigentu« des reichen, «ächtigeu Geschlecht». Zu Beginn des 16. Jahrhunderts schloß Herzog Ulrich von Württe«derg, gegen den sein Land fick zu empören begann, ins gehet« »it eine« HauS von Slingeuberg einen Vertrag, wonach ih« gegen 200 Gulden jährlich der Twiel zur Verfügung gestellt wurde. Später erwarb Herzog Ulrich von Kasper von Kltugevberg den Hohentwiel „u« 12000 Gulden in Münz, je 12 Batzen für einen Grüben gerechnet, tu gemeiner Laudwähruvg". So kam die Feste an Wüttemberg. de« ste »och gehört.
Elve sehr bewegte Zett erlebte der Hohentwiel i« Dreißigjährigen Kriege. Württemberg ging mit den Protestanten. Nach der Niederlage der Schweden bei Nörd-